Die Weltausstellung 2010 in Schanghai und die Religionen

Schanghai/China | APD

Schanghai/China, 30.04.2010/APD Am 1. Mai beginnt in der ostchinesischen Millionen-Metropole Schanghai die nächste Weltausstellung (EXPO 2010) an welcher sich 189 Staaten sowie 57 internationale Organisationen und Industriegruppen auf einem Ausstellungsgelände von 5,28 Quadratkilometern präsentieren.

Zur EXPO 2010 unter dem Motto "Better City, Better Life" (Eine bessere Stadt, ein besseres Leben) erwarten die Veranstalter bis zum 31. Oktober 2010 zwischen 70 rund 100 Millionen Besucher. Auch wenn die erwarteten Besucher in erster Linie aus China kommen werden, hat ein internationales Meinungsforschungsinstitut im Auftrag der Veranstalter einen ausländischen Besucheranteil von rund fünf Prozent ermittelt. Nach Japan (EXPO 2005 in Aichi) ist China das zweite Land in Asien, das eine moderne Weltausstellung im 21. Jahrhundert ausrichtet.

Das EXPO-Thema soll den Wunsch der Menschheit nach einem besseren Leben in den Städten der Zukunft aufgreifen und zu Konzepten für nachhaltige, integrierte Stadtentwicklung auffordern. Während im Jahre 1800 nur zwei Prozent der Menschheit in Städten lebten, ist es heute mehr als die Hälfte. Allein in China gibt es 175 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern, davon sogar sieben mit über 10 Millionen. Zum Vergleich: In Nordamerika sind es 46, in ganz Europa 60 Millionenstädte.

Die Religionen in China bereiteten sich auch auf dieses Großereignis vor. Zwar ist in religionsbezogenen Internetseiten und Printmedien das Thema EXPO 2010 viel weniger präsent als etwa die Olympischen Spiele 2008, dennoch beleuchten die bisherigen Veröffentlichungen kaleidoskopartig das religiöse Leben in China und insbesondere das Verhältnis der Religionen zum Staat.

Die Sinologin und Chefredakteurin des Informationsdienstes "China heute", Katharina Wenzel-Teuber, erinnert daran, dass von den Religionen in China besonders bei Großprojekten, wie die EXPO 2010, staatstragendes Verhalten erwartet werde. So komme es etwa zu Segnungsaktivitäten seitens der Religionen im Rahmen politischer Gremien oder unter Beteiligung von Regierungsvertretern. Gleichzeitig versuchten die Behörden jedoch, den "Risikofaktor" Religion zu minimieren. Religion spiele in China aber auch als Wirtschaftsfaktor eine wachsende Rolle. Deutlich werde vor allem, dass die religiöse Kultur – die christliche Missionsgeschichte eingeschlossen – zunehmend selbstverständlich als Teil des kulturellen chinesischen Erbes gesehen werde.

Die Vertreter der fünf staatlich anerkannten Religionen erwarten, dass unter den EXPO-Besuchern aus aller Welt viele Religionsanhänger sein werden, welche die religiösen Stätten Schanghais besuchen und dort auch eine gepflegte Umgebung, Herzlichkeit und gute Organisation finden möchten. Bereits 2009 hatte die Nationalitäten- und Religionskommission der Stadt Schanghai einen Aktionsplan zur Religionsarbeit während der EXPO 2010 festgelegt. Im Februar 2010 ließ sich die Kommission vom EXPO-Büro über die Maßnahmen informieren, die garantieren sollen, dass innerhalb und außerhalb des Ausstellungsgeländes alles, was ethnische und religiöse Fragen betrifft, "in geordneten Bahnen verläuft".

Wie "China heute" berichtet, sind im Vorfeld der EXPO in Schanghai verschiedene religiöse Einrichtungen renoviert beziehungsweise modernisiert worden: 14 protestantische Kirchen wurden renoviert und teilweise mit Simultandolmetschanlagen ausgestattet sowie kirchliches Personal in EXPO-Wissen, Empfangsetikette und Fremdsprachen geschult. Ferner haben die nationalen protestantischen Gremien zum Gebet für die Weltausstellung aufgerufen. Vor der EXPO wurden auch einige katholische Kirchen renoviert, so unter anderen die Marienbasilika auf dem 30 Kilometer von Schanghai entfernten Berg Sheshan. Der EXPO-Eröffnungstag fällt mit dem Beginn der Wallfahrt zum Sheshan im Marienmonat zusammen. Ferner soll ein katholisches Museum eröffnet werden, in dem das historische Erbe der Kirche in Schanghai sichtbar gemacht werden soll. Auch eine Wanderausstellung zum 400. Todestag von Matteo Ricci, dem größten katholischen Jesuiten-Missionar Chinas, ist bis zum 23. Mai im Schanghaimuseum zu sehen.

Religionen in Schanghai

Die Schanghaier Stadtverwaltung hat zu den fünf großen anerkannten Religionen Zahlen ohne Jahresangaben veröffentlicht. Nach Einschätzung von China-Kennern beziehen sich diese Angaben auf die Jahre 2005 bis 2008.

Buddhisten: 85 geöffnete Tempel, 941 Mönche und Nonnen, rund 370.000 regelmäßige Tempelbesucher. Keine Angaben über die Zahl der Gläubigen.

Daoisten: 19 Tempel, 116 daoistische Priester, rund 110.000 regelmäßige Tempelbesucher. Keine Angaben über die Zahl der Gläubigen.

Muslime: Sieben Moscheen, zwölf Imame, 60.000 Gläubige, die zehn verschiedenen Nationalitäten angehören.

Protestanten: 164 Kirchen und Versammlungsräume, 332 Kirchenangestellte, 180.000 Gläubige.

Katholiken: 104 Kirchen, 158 Kirchenangestellte (Bischöfe, Priester und Ordensschwestern), 140.000 Gläubige.
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