Eine antike Stadt in Jordanien kartografiert

Friedensau bei Magdeburg | APD

Friedensau bei Magdeburg, 08.01.2013/APD Seit mehreren Jahren führt die Theologische Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg archäologische Feldforschungen auf dem zentralmoabitischen Plateau in Jordanien durch. Das "Balua Regional Archaeological Project" beschäftigt sich mit der antiken Ruinenstätte "al-Balua", die östlich des Toten Meeres gelegen, das nördliche Moab beherrschte. Die große Anlage stellt eine der bedeutendsten eisenzeitlichen (1200-587 v. Chr.) Städte im gesamten Ostjordanland dar.

In den vergangenen Jahren habe der frühere Rektor der Hochschule, Professor Udo Worschech, sein Augenmerk vor allem auf die eisenzeitlichen Schichten gelenkt, teilte sein jetziger Friedensauer Nachfolger Friedbert Ninow, Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie, mit. Aus Worschechs Forschungsarbeiten hätten wesentliche Aspekte der Siedlungsgeschichte der Stadtanlage während der alttestamentlichen Epochen herausgearbeitet werden können.

Die Bezeichnung "al-Balua" komme aus dem Arabischen und bedeute "Schlund", so Ninow. Das sei eine passende Bezeichnung im Blick auf das tief einschneidende Wadi, das die Stadtanlage an der nördlichen und westlichen Seite umgebe. Die Ruinenstätte könne mit der biblischen Stadt Ar beziehungsweise Ar-Moab identifiziert werden. Im Alten Testament werde in Numeri/4. Mose 21,14c und 15 über die geografische Lage von Ar Folgendes gesagt: "… die Bachtäler des Arnon, die Hochebene, die sich zur Stadt Ar hin senkt und sich an das Bergland von Moab anlehnt". Diese Angaben passten genau auf die Lage von al-Balua am Nordrand des zentral-moabitischen Plateaus am Wadi Mujeb, dem biblischen Arnon. Die moabitische Stadt werde zudem in Numeri 22,36 und Jesaja 15,1 erwähnt.

Ein wichtiger Schritt zur Erforschung dieser bedeutenden Stadtanlage sei die Erstellung einer Karte, betonte der Friedensauer Archäologe. Die Größe der Anlage lasse einen zusammenfassenden Eindruck vor Ort nicht zu, sodass erst durch eine Karte mit allen sichtbaren Mauerresten die Struktur und der Aufbau von al-Balua deutlich würden. Aus diesem Grund habe Ninow mit seinem Team im Jahr 2010 begonnen, die Anlage mit einer GPS-Einheit digital zu vermessen. Die Arbeit sei im Sommer 2012 fortgesetzt und beendet worden. Das Ergebnis der Vermessung unterstreiche die Bedeutung der Stadt – vor allem in der eisenzeitlichen Phase. Sie sei dicht besiedelt gewesen, habe starke Befestigungen gehabt und lasse deutliche Spuren einer Organisation und Stadtplanung erkennen. Al-Balua müsse während der moabitischen Monarchie (1. Jahrtausend v. Chr.) zu einer der Hauptstädte gezählt haben. Neben Dibon (vgl. Numeri 21,30; 32,34) und Kir-Heres/Kir Moab (vgl. 2. Könige 3,25; Jesaja 15) könnte Ar für die Könige von Moab von Bedeutung gewesen sein. "Allein die Fläche der eisenzeitlichen Besiedlung erstreckt sich", laut Rektor Ninow, "auf circa 15 Hektar. Zudem habe Professor Worschech 1986 eine fragmentarisch erhaltene Inschrift von vier Buchstaben entdeckt, deren letzte drei das Wort für 'König' bilden."

Neben der Vermessung der Anlage hätten Ninow und sein Team verschiedene kleinere Probe-Grabungen im Bereich der Stadtanlage vorgenommen, um mehr Klarheit über die verschiedenen Siedlungsschichten zu erhalten. "Als besonders ergiebig erwies sich ein Areal westlich der großen Palastburg. Dort konnten wir eine hellenistische Schicht (3. bis 1. Jahrhundert v. Chr.) ergraben." Hellenistische Schichten seien sehr selten in Jordanien und insbesondere auf dem zentral-moabitischen Plateau. Daher komme al-Balua auch in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. 2014 solle dieser Bereich durch größere Grabungen intensiv ausgewertet werden.

Die Forschungskampagne 2012 in Jordanien sei von Kollegen der University of California in San Diego, der Universität Straßburg, der Mutah-Universität in Jordanien und der Theologischen Hochschule Friedensau getragen worden. Ein besonderer Dank gelte, so Ninow, den internationalen Studenten aus den USA, Serbien, Argentinien und Mexiko.
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