Erzbischof von Bangui: "Wer den eigenen Bruder tötet, ist kein Christ!"

Bangui/Zentralafrikanischen Republik | APD

Bangui/Zentralafrikanischen Republik, 16.02.2014/APD "Diejenigen, die sich als Christen bezeichnen und zu den Anti-Balaka-Milizen gehören, dürfen nicht denken, dass sie ihrem Glauben entsprechend handeln. Man kann nicht sagen, dass man Christ sei und dann den eigenen Bruder töten, verbrennen oder zerstören", betonte der römisch-katholische Erzbischof Dieudonné Nzapalainga von Bangui, Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), in einem Interview mit "Radio Vatikan". Man könne sich auch nicht als Christ bezeichnen und den eigenen Bruder vertreiben.

Mit Nachdruck habe der Erzbischof die Aktionen der Anti-Balaka-Milizen verurteilt, die oft als "christlich" bezeichnet würden und für Gewalt gegen Muslime verantwortlich seien, was Tausende zur Flucht gezwungen habe, teilte das Presseorgan der Päpstlichen Missionswerke "Fides News" mit.

Ethnische Säuberungen und Lebensmittelknappheit
Demnach beklage Amnesty International "ethnische Säuberungen" im Westen der Zentralafrikanischen Republik, die sich gegen muslimische Gemeinden wendeten, die vor allem aus Zuwanderern anderer afrikanischer Länder bestünden. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) warne vor einer Lebensmittelknappheit wegen der seit einem Jahr anhaltenden Unsicherheit.

Anarchie
Wie der in der Zentralafrikanischen Republik tätige Missionar Pater Aurelio Gazzera gegenüber "Fides News" mitteilte, seien insgesamt 2.500 Muslime aus Bozoum im Nordwesten der ZAR in den Tschad geflohen, wo Muslime den größten Bevölkerungsanteil ausmachten. "Die Flucht von Muslimen und Fulbe", früher ein nomadisierendes Hirtenvolk, "wird schwerwiegende Folgen haben", so Gazzera. "Die Preise für Importgüter sind bereits um 50 bis 100 Prozent angestiegen, während der Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten immer schwieriger wird, da es keine Kundschaft mehr gibt."

Er habe versucht, Muslime in Bozoum vor Gewalt zu schützen und beklagte, dass die wenigen Soldaten der von den Vereinten Nationen beauftragten Internationalen Unterstützungskommission MISCA (Mission internationale de soutien à la Centrafrique sous conduite africaine) abgezogen worden seien. "Wie kann man eine Stadt in diesem Zustand zurücklassen", fragte der Missionar. "Es gibt keine Autoritäten mehr und es gibt keine Möglichkeit, die Gewalt einzuschränken."
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