Adventisten gedenken erster Kapelleneinweihung in Europa vor 130 Jahren

Tramelan/Schweiz | APD

Am 22. Oktober haben die Siebenten-Tags-Adventisten der ersten Kapelleneinweihung vor 130 Jahren in Tramelan sowie der Anfänge ihrer Kirche in der Schweiz gedacht. Auf der Veranstaltung, die aus Platzgründen sowohl in der Kirche der Mennoniten am Ort als auch in der ehemaligen Kapelle der Adventisten stattfand, nahmen rund 200 Personen teil.

Am Morgen gab René Frauchiger einen geschichtlichen Überblick zur Vorläuferbewegung der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz. Michael Belina Czechowski, ein ehemaliger polnischer Priester, der in den USA mit den Siebenten-Tags-Adventisten in Kontakt gekommen war, verkündete ab 1865 in den Städten des Jurabogens die baldige Wiederkunft Jesu Christi sowie den Sabbat (Samstag) als biblischen Ruhetag. Das war der Grund, weshalb seine Bewegung („Mission évangélique européenne de la seconde venue du sauveur“) und deren Mitglieder kurzerhand als „Sabbatarier“ bezeichnet wurden. Im Februar 1886 taufte er nachts zwei Personen im Neuenburgersee, denen in den folgenden Monaten weitere folgten, sodass 1867 in Tramelan eine erste Gemeinde gegründet und Albert Vuilleumier zu deren Gemeindeältestem eingesegnet wurde. Im Dezember 1883 wurde daraus eine offizielle Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten. Am 25.12.1886 fand die Einweihung der ersten Kapelle der Adventisten in der Schweiz und in Europa im Beisein von Ellen G. White, der amerikanischen Kirchenmitbegründerin, in Tramelan statt. Das Gebäude war aber nicht im Besitz der Adventisten, sondern gehörte der Familie Roth.

Jim Nix, Leiter des Ellen G. White Estate, der Nachlassverwaltung der Kirchenmitbegründerin Ellen G. White, schilderte anschließend im Überblick deren Aktivitäten in Tramelan, wo sie unter anderem 1886 in der Kirche der Baptisten Vorträge hielt.

Der Wissensdurst des Schweizers Ademar Vuilleumier, der damals ohne jegliche Englischkenntnisse an der adventistischen Gemeindeschule in Battle Creek, Michigan/USA, startete und lernte, habe eine auschlaggebende Wirkung auf die Entstehung des weltweiten adventistischen Bildungswerks gehabt, so Nix. Es sei den adventistischen Pionieren am Beispiel von Ademar Vuilleumier klar geworden, dass sie Bildung und damit Jugendliche fördern mussten, um das Evangelium weltweit zu verbreiten.

Am Nachmittag gab Pastor John Graz, ehemaliger Leiter der Abteilung für Außenbeziehungen und Religionsfreiheit der adventistischen Weltkirche, einen Einblick in die Entwicklung der evangelischen Freikirche. Aus kleinen Anfängen sei diese weltweit zu einer 19,5 Millionen Mitglieder zählenden Kirche geworden, die in über 205 Ländern und Territorien der Welt tätig sei. Der Einsatz für das Menschenrecht der Religionsfreiheit sei zentral für Adventisten, so Graz. Eine Luftballonaktion und ein klassisches Konzert rundeten die Veranstaltung ab.

Adventisten in der Schweiz und in Deutschland
Heute gibt es rund 4.500 erwachsen getaufte Mitglieder der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz, die samstags in 52 Kirchengebäuden Gottesdienst feiern. In Deutschland gibt es rund 35.000 Adventisten. Die ersten Gemeinden in Deutschland wurden im Jahr 1876 in Solingen und Vohwinkel (Wuppertal) gegründet.

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