Kirchen rufen in Myanmar zum Gebet für Frieden im Land auf - Sicherheitsagenten durchsuchen kirchliche Einrichtungen

Rangun/Myanmar | APD

Rangun/Myanmar, 02.10.2007/APD Die christlichen Kirchen in Myanmar rufen landesweit zu Gebetsversammlungen auf, um für Frieden und Gerechtigkeit in dem südostasiatischen Land zu bitten. Zu den Initianten gehört unter anderen der anglikanische Erzbischof Samuel San Si, der Generalsekretär der römisch-katholischen Bischofskonferenz in Myanmar, Charles Maung Bo, und die Leitung der Myanmar Baptist Convention (MBC).

Während den seit zwei Wochen andauernden Protestdemonstrationen seien verschiedene christliche Kirchen, darunter auch die Räumlichkeiten der MBC und des nationalen Kirchenrates von Myanmar (MCC) von Sicherheitsagenten der Regierung durchsucht und Mitarbeitende ins Kreuzverhör genommen worden, verlautet aus zuverlässiger kirchlicher Quelle in Rangun. Seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung 1988 überwacht der Staat die Tätigkeiten und Kontakte der Christen. Jede Art von Publikationen, Internet und E-Mail-Verkehr unterliegen der staatlichen Zensur.

Rund 89 Prozent der über 50 Millionen Einwohner sind Buddhisten. Sie gehören mehrheitlich der ältesten noch existierenden Schultradition, dem Theravada-Buddhismus an. Die Christen bilden eine fünfprozentige Minderheit. Mit über 1,2 Millionen stellen die Baptisten in Myanmar mehr als die Hälfte aller Christen. Die andere Hälfte sind Katholiken, Reformierte, Siebenten-Tags-Adventisten, Methodisten sowie Gläubige anderer christlichen Gemeinschaften.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) sind in Myanmar systematische Menschenrechtsverletzungen seit Jahren weit verbreitet. Dazu gehören auch Zwangsarbeit und die Rekrutierung von Kindersoldaten. Gesetze des Landes stellen die friedliche Äußerung politisch abweichender Meinungen unter Strafe. Ende 2006 waren die wichtigsten Oppositionsführer per Gerichtsurteil oder durch administrative Verfügung in Haft oder unter Hausarrest, zusammen mit über 1.160 politischen Gefangenen, die unter den sich zusehends verschlechternden Haftbedingungen in Gefängnissen einsitzen. Häufig werden Personen ohne Vorlage eines Haftbefehls eingesperrt und der Kontakt zur Außenwelt wird ihnen verwehrt. Folter und andere Formen einer grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung sind besonders bei Verhören und während der Untersuchungshaft an der Tagesordnung. International geltende Standards für faire Gerichtsverfahren werden zudem bei politisch motivierten Prozessen routinemäßig missachtet.

Hintergrund:

Protestbewegung buddhistischer Mönche

Erste friedliche Demonstrationen begannen im August dieses Jahres aus Anlass einer drastischen Erhöhung der Benzinpreise und gewannen rasch an Zulauf. Nachdem bekanntgeworden war, dass Mönche in der Stadt Pakokku durch Sicherheitskräfte verletzt worden waren, setzten sich buddhistische Mönche an die Spitze der Protestkundgebungen. Sie forderten eine Rücknahme der Preiserhöhungen bei vielen Gütern des täglichen Bedarfs, die Freilassung politischer Gefangener sowie einen nationalen Versöhnungsprozess, um die tiefe politische Spaltung des Landes zu überwinden. Am Abend des 25. September 2007 begannen die Behörden gegen Demonstranten vorzugehen, erließen für die kommenden 60 Tage eine Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr morgens und drohten der Bevölkerung mit rechtlichen Schritten gegen Teilnehmer an den Protesten.
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