Kriegsdienstverweigerer Bal in der Türkei erneut schwer misshandelt

Instanbul/Offenbach | APD

Instanbul/Offenbach, 13.06.2008/APD Der am 8. Juni in Istanbul verhaftete Kriegsdienstverweigerer Mehmet Bal sei nach ersten Übergriffen bei der Militärpolizei in Besiktas erneut schwer misshandelt worden. Wie die Anwälte Gülseren Yoleri und F. Ahmet Tamer vom Menschenrechtsverein Istanbul mitteilten, habe "ein Offizier Bal zur Zelle begleitet. Dieser instruierte die anderen Gefangenen, zu 'tun was notwendig ist. Ihr wisst, was Ihr zu tun habt. Erinnert ihn an die Gefängnisregeln.' Bal wurde daraufhin sofort von den anderen Gefangenen angegriffen, während sie ihn ausfragten, warum er keine Uniform trage und er sich weigere Soldat zu sein." Mehmet Bal sei mit einem 35 bis 40 Zentimeter langem Gegenstand geschlagen, sowie getreten und unter kaltes Wasser gehalten worden, "bis er halb bewusstlos war".

Bal berichtete den Anwälten zudem, dass er "sowohl sein rechtes Bein, wie auch seine rechte Taille und Nacken nicht bewegen könne. Er spüre Zuckungen in diesen Bereichen und habe heftige Schmerzen in seinem Kreuz, das sich wie gebrochen anfühle. Er habe zudem Hörprobleme auf beiden Ohren."

Die Anwälte konnten Mehmet Bal am 10. Juni im Militärkrankenhaus Gümüssuyu besuchen. Ihr Wunsch, ihren Klienten zu sehen, sei zunächst von den diensthabenden Soldaten abgelehnt worden. Erst nach intensivem Drängen wäre es ihnen gelungen, ihn aufzusuchen. Die Anwälte stellten Prellungen und Verletzungen am ganzen Körper fest. Am Abend, berichteten sie, wurde Bal erneut ins Militärgefängnis Hasdal gebracht. Sie sind in hohem Maße besorgt, dass "er weiteren Angriffen ausgesetzt" werde.

Mehmet Bal habe aufgrund der Ereignisse einen Hungerstreik begonnen, um gegen die Gefängnisverwaltung zu protestieren, welche die Insassen gegen ihn aufgehetzt hätte.

Der Offenbacher Verein "Connection", der sich für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer in Krisen- und Kriegsgebieten einsetzt, protestierte schärfstens gegen die Misshandlungen des Kriegsdienstverweigerers Mehmet Bal. Ein Sprecher des Vereins, Rudi Friedrich, forderte in einem Schreiben das türkische Verteidigungsministerium auf, "Mehmet Bal vor weiteren Angriffen zu schützen. Bal und andere Kriegsdienstverweigerer sind in Übereinstimmung mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte unverzüglich freizulassen, jede Strafverfolgung ist einzustellen."

Zugleich rief "Connection" zu Protestschreiben an das Verteidigungsministerium der Türkei (Fax: 0090-312-4251150), den Menschenrechtsausschuss des türkischen Parlaments (Fax: 0090-312-4205394) und den Staatspräsidenten Abdullah Gül (Fax: 0090-312-4271330) auf.

Ein Vorschlag für ein Protestschreiben ist im Internet unter www.Connection-eV.de/Tuerkei/bal.html zu finden.
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