Papst räumt im Fall Pius-Bruderschaft Fehler ein und beklagt Verletzungen

Rom/Italien | APD

Rom/Italien, 12.03.2009/APD Papst Benedikt XVI. wolle sich mit seinem Erklärungsbrief an den Weltepiskopat zur Lefebvrianer-Causa nach Aussage von Vatikan-Sprecher Jesuitenpater Federico Lombardi persönlich der Krise stellen. In der "gewohnten Klarheit und Demut" räume der Papst Grenzen und Fehler in dem Vorgang ein, erklärte Lombardi bei der Präsentation des Papstschreibens am 12. März im vatikanischen Pressesaal. Der Vatikan begleitete die Publikation des vierseitigen Briefs an die katholischen Bischöfe mit einer zweiseitigen Inhaltsangabe, einer ebenfalls zweiseitigen Stellungnahme Pater Lombardis und dessen mündlichen Erläuterungen.

Die vom Papst verfügte Anbindung der Kommission "Ecclesia Dei", die sich um rückkehrwillige Lefebvrianer kümmern soll, an die Glaubenskongregation solle mehr bischöfliche Kollegialität bei den Entscheidungen garantieren, sagte der Vatikan-Pressesprecher. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche antworte damit auf die Einwände, die vor allem von den direkt betroffenen Bischofskonferenzen gegen die Aufhebung der Exkommunikation der lefebvrianischen Bischöfe vorgebracht worden waren. Der Papst räumte jedoch auch ein, dass es bei der Aufhebung der Exkommunikation handwerkliche Fehler der Kurie gegeben habe.

Der Papst verzichte "mit großem Edelmut" darauf, anderen die Verantwortung zuzuweisen, sondern übe Solidarität mit seinen Mitarbeitern, erklärte der Pressesprecher des Heiligen Stuhls. Das Hauptgewicht des Schreibens liege auf der Rechtfertigung seiner Versöhnungsbemühungen. Benedikt XVI. fühle sich "in seiner Verantwortung als Hirte der universalen Kirche tief angesprochen" und wolle seinen Mitbrüdern im Bischofsamt darlegen, mit welchen Prioritäten und in welchem Geist er seinen Dienst ausübe.

Benedikt XVI. erinnere an "schwere Mängel" in zahlreichen Äußerungen der Lefebvrianer, so Lombardi. Einen "gleichen kritischen Realismus" zeige der Papst aber gegenüber denjenigen in Kirche und Gesellschaft, die sich jedem Bemühen um Versöhnung und der Anerkennung positiver Elemente im Anderen widersetzen.

In seinem persönlichen Schreiben an die Bischöfe verteidige Benedikt XVI. zwar die Rücknahme der Exkommunikation für die vier lefebvrianischen Bischöfe. Im Hinblick auf den Stellenwert der Maßnahme betone Benedikt XVI., für ihn als Nachfolger Petri stehe an erster Stelle, "Gott in der Welt präsent zu machen und den Menschen Gott zu erschließen".

Die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe, sei keineswegs eine Anerkennung der "Pius-Bruderschaft", rufe der Papst in Erinnerung. Diese Anerkennung setze eine vollständige Akzeptanz des Zweiten Vatikanischen Konzils von Seiten der Lefebvrianer voraus.

Benedikt bedauere zutiefst, dass seine ausgestreckte Hand gegenüber einer Randgruppe "den Frieden zwischen Christen und Juden wie auch den Frieden in der Kirche für einen Augenblick gestört hat". Indirekt übt er Kritik daran, dass die Äußerungen des Holocaust-Leugners Richard Williamson nicht rechtzeitig bemerkt wurden. Dadurch sei es zu einer Überlagerung mit der Rücknahme der Exkommunikation und zu einem medialen Kurzschluss gekommen. Als Konsequenz werde der Vatikan künftig vermehrt Internet-Quellen auswerten. Gedankt wird in

dem Brief den "jüdischen Freunden", die geholfen hätten, das Missverständnis schnell aus der Welt zu schaffen und die Atmosphäre der Freundschaft und des Vertrauens zwischen Katholiken und Juden wiederherzustellen.

In der Sorge um die Einheit der Christen müssten auch "die kleinen und mittleren Versöhnungen" wie mit den Lefebvrianern Raum finden. "Können wir sie von der Suche nach Versöhnung und Einheit einfach ausschließen wie Repräsentanten einer radikalen Randgruppe?", heißt es in dem Papst-Schreiben. Er habe bisweilen den Eindruck, die Gesellschaft benötige "wenigstens eine Gruppe, der gegenüber es keine Toleranz zu geben braucht; auf die man ruhig mit Hass losgehen darf", so Benedikt XVI. In dem Moment, als er sich mit dieser Gruppe beschäftigt habe, sei auch er selbst anscheinend "des Rechts auf Toleranz verlustig" gegangen, und man habe ihn "ohne Scheu und Zurückhaltung ebenfalls mit Hass bedacht".

Der Papst danke am Schluss des Briefes "all den vielen Bischöfen von Herzen", die ihm in dieser Zeit bewegende Zeichen des Vertrauens und der Zuneigung, vor allem aber ihr Gebet geschenkt hätten. Dieser Dank gelte, so Benedikt XVI. "auch allen Gläubigen, die mir in dieser Zeit ihre unveränderte Treue zum Nachfolger des heiligen Petrus bezeugt haben."
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