Norwegischer Lutheraner neuer Generalsekretär des ÖRK

Genf/Schweiz | APD

Genf/Schweiz, 29.08.2009/APD Zum neuen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) wurde in Genf der lutherische Pfarrer Dr. Olav Fyske Tveit (48) gewählt. Tveit ist damit der jüngste Generalsekretär seit Willem A. Visser 't Hooft, der während der Aufbaujahre und bei der Gründungsvollversammlung vor 61 Jahren an der Spitze des ÖRK stand.

In nichtöffentlicher Sitzung des ÖRK-Zentralausschusses erhielt Tveit eine große Mehrheit der Delegiertenstimmen. Er war einer von zwei Kandidaten für die Wahl zum höchsten Amt des ÖRK. Weiterer Kandidat war Pfarrer Dr. Park Seong-won, presbyterianischer Theologe aus Südkorea. Tveit tritt im Januar 2010 die Nachfolge des aus Kenia stammenden methodistischen Pfarrers Dr. Samuel Kobia an, der Ende 2009 nach sechsjähriger Amtszeit auf eigenen Wunsch aus dem Amt scheidet.

Der neue ÖRK-Generalsekretär Pfarrer Dr. Olav Fyske Tveit ist seit 2002 Generalsekretär des Rates der (lutherischen) Norwegischen Kirche für ökumenische und internationale Beziehungen, Mitglied der ÖRK-Plenarkommission für Glauben und Kirchenverfassung sowie Mitglied des Vorstandes und Exekutivausschusses des Christlichen Rates Norwegens. Er verfügt über langjährige Erfahrungen in der ökumenischen Bewegung. Tveit erwarb 1986 den Master in Theologie und promovierte 2002 an der Norwegischen Schule für Theologie.

Tveit nannte vier Themenbereiche für die künftige Arbeit des ÖRK: Weltweite Solidarität unter Christen, Beziehungen zwischen den Religionen, ein weiterer ökumenischer Horizont und Fragen der Gerechtigkeit. Viele Christen lebten gegenwärtig als Minderheiten oder in einer sehr bedrückenden Situation. Nötig sei an dieser Stelle eine verstärkte gegenseitige Solidarität und Unterstützung von Christen weltweit. "Wir können unsere Stimme erheben, aber auch für andere sprechen. So können wir mithelfen, dass die Stimme von Christen in Not verstärkt und gehört wird."

Im Blick auf die anderen Weltreligionen sind nach Tveits Einschätzung zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Beziehungen zum Islam besonders wichtig. Hinsichtlich der weltweiten christlichen Ökumene hob der neue Generalsekretär hervor, dass der Ruf zur Einheit keineswegs auf die Mitgliedskirchen des ÖRK allein beschränkt sei. Dabei sei für ein gemeinsames christliches Zeugnis die Zusammenarbeit der Kirchen ebenso wichtig wie die Diskussion von Themen "wo wir uns gegenseitig herausfordern können".

Die Auswirkungen des Klimawandels sind nach Tveits Ansicht inzwischen vielen Menschen bekannt. Doch es mache einen großen Unterschied, die Stimmen derer zu hören, die heute bereits die Auswirkungen des Klimawandels erlebten. Hier böten Kirchen einen "einzigartigen Mehrwert", indem sie Räume schafften, in denen die bedrückende Realität des Klimawandels ausgesprochen werden könne. Es stehe für ihn außer Frage, dass es "die Pflicht jedes Christen sei, seinem Nächsten zu helfen".

Im Blick auf sein neues Amt, das er in voraussichtlich vier Monaten antreten werde, sagte der designierte Generalsekretär: "Es ist eine große Herausforderung, aber es ist keine unmögliche Aufgabe."

Für Martin Schindehütte, Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ist der Ausgang der Wahl ein "ganz wichtiger Neubeginn der Arbeit des ÖRK". Er sei sehr froh darüber, dass die Wahl in einer "guten, konstruktiven Atmosphäre" abgelaufen sei. Er werte dies als Ausdruck eines "neu gewachsenen Vertrauens" im Zentralausschuss. Er rechne damit, dass Tveit auch die "inneren Entwicklungen, die der ÖRK vollziehen muss" voranbringen werde.

"Die Stimmung nach der Wahl ist geprägt von Hoffnung", erklärte Dr. Emilio Castro, der von 1985 bis 1992 ÖRK-Generalsekretär war. "Ich bin sicher, dass es bei diesem Prozess weder Sieger noch Besiegte gibt, sondern dass die ökumenische Bewegung gestärkt hervorgegangen ist. Ich bin überzeugt, dass die besten Jahre des ÖRK vor uns liegen."

Dem ÖRK gehören 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Christliche Weltgemeinschaften, wie die römisch-katholische Kirche, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Heilsarmee (sie trat 1978 aus), gehören dem Rat nicht an, unterhalten aber Arbeitskontakte zu einigen ÖRK-Gremien und nehmen als Berater und Beobachter an seinen Sitzungen und Konferenzen teil.
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