Neue katholisch-orthodoxe Dialogrunde auf Zypern im Zeichen der Primatfrage

Rom/Istanbul | APD

Rom/Istanbul, 16.10.2009/APD Die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) kehrt in die katholisch-orthodoxe theologische Dialogkommission zurück, die sie im Oktober 2007 wegen eines innerorthodoxen Streits verlassen hatte.

Am 16. Oktober begann in Paphos auf Zypern die 11. Vollversammlung der Internationalen Theologischen Kommission für den Dialog zwischen römisch-katholischer und orthodoxer Kirche. An den einwöchigen Beratungen nehmen 30 orthodoxe und 30 römisch-katholische Theologen teil. Moderiert wird das Treffen von Kurienkardinal Walter Kasper, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, und von Metropolit Ioannis Zizioulas von Pergamon, dem Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel.

Bei der Begegnung wolle man die Rolle des Bischofs von Rom im ersten Jahrtausend weiter erörtern, verlautete aus Rom. Das gleiche Thema war bereits Gegenstand des letzten Treffens im Herbst 2007 in Ravenna. Die Säkularisierung ebenso wie das Vordringen des Islam zwinge die Kirchen zum "Prozess der Wiederannäherung und Versöhnung," erklärte Kardinal Kasper. Diesen Herausforderungen müsse man gemeinsam im ökumenischen Geist begegnen.

In Ravenna kam es 2007 zu einem Eklat, als die Delegation des Moskauer Patriarchats die Gespräche wegen eines innerorthodoxen Streits verließ. Inzwischen hätten die Patriarchate Moskau und Konstantinopel ihre Uneinigkeiten ausgeräumt, erklärte der Eleuterio Fortino, Untersekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel gab der Hoffnung Ausdruck, dass mit einer im Dezember 2010 in Griechenland stattfindenden panorthodoxen Konferenz innerorthodoxe Konflikte der vergangenen Jahre bereinigt werden könnten.

Der Pressesprecher des Ökumenischen Patriarchats, Erzpriester Dositheos Anagnostopoulos, erwartet auch von der am 16. Oktober auf Zypern begonnenen katholisch-orthodoxen theologischen Dialogkommission substanzielle Fortschritte über das gemeinsame Verständnis des Petrusamtes.

Am 13. Oktober 2007 hatten die Vertreter von Orthodoxie und römisch-katholischer Kirche ein Papier verabschiedet, in dem beide Seiten übereinstimmen, dass Rom in der Ordnung der ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends "die erste Stellung einnahm und dass der Bischof von Rom deshalb der Erste unter den Patriarchen war". Er rangierte an erster Stelle der fünf großen Sitze von Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem.

Allerdings bleibe weiter offen, heißt es in dem Dokument, wie dieser Primat auf kirchlicher Universal-Ebene ausgeübt werden sollte. Man sei "uneinig in der Interpretation der historischen Belege aus dieser Zeit über die Vorrechte des Bischofs von Rom als Erster".

Trotzdem wurde das Dokument als beachtliches Ergebnis der Annäherung zwischen West- und Ostkirche gewertet, allerdings mit dem nicht unwesentlichen Schönheitsfehler, dass es von der russisch-orthodoxen Kirche nicht unterzeichnet wurde. Deren Vertreter, der damalige Wiener Bischof und heutige Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Hilarion (Alfejew), und Erzpriester Igor Wyschanow vom kirchlichen Außenamt, hatten die Sitzung in Ravenna bereits am zweiten Tag verlassen.

Damit reagierten sie auf die Teilnahme der "Estnischen Apostolischen Kirche" an den Beratungen. Diese Kirche wird vom Moskauer Patriarchat nicht anerkannt. Sie sei 1996 vom Ökumenischen Patriarchat auf dem kanonischen Territorium des Moskauer Patriarchats gegen dessen Willen errichtet worden, sagte Hilarion. Die Teilnahme von Vertretern der "Estnischen Apostolischen Kirche" an der Erarbeitung von gesamtorthodoxen Positionen würde implizit eine Anerkennung dieser Kirche durch Moskau bedeuten.
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