Vatikan würdigt Dialog mit Orthodoxie

Rom/Italien | APD

Rom/Italien, 20.05.2010/APD Nach den Worten von Kurienkardinal Walter Kasper hat der römisch-katholisch/orthodoxe Dialog eine neue Qualität erreicht. Der Vatikan-Besuch des Metropoliten Hilarion Alfejew, dem Außenbeauftragten der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK), stelle nicht einfach nur eine "neue Etappe" dar, sondern eröffne eine "neue Dimension", sagte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen am 19. Mai in einem Gespräch mit dem Repräsentanten des russisch-orthodoxen Patriarchats.

Kurienkardinal Kasper hob hervor, dass nicht nur der theologische, sondern insbesondere auch der kulturelle Dialog zwischen beiden Kirchen von hoher Bedeutung sei. Der Dissens zwischen Orient und Okzident bestehe heute in erster Linie nicht in religiösen Unterschieden, sondern in einer "kulturellen Entfremdung", sagte Kasper. Zugleich wies er darauf hin, dass die Gemeinschaft mit der orthodoxen Kirche nicht zu einer Nivellierung der Unterschiede führen dürfe.

"Es geht nicht darum, Kirchen zu fusionieren, sondern die gegenseitige Bereicherung zu akzeptieren. Eine solche Kommunion ist nichts Fremdartiges. Sie ist ein Zeugnis des Reichtums der europäischen Kultur und deren christlicher Wurzeln. Heutzutage hingegen wird dieser Reichtum in Europa verneint und sogar bekämpft," betonte Kasper bei der Pressekonferenz.

Metropolit Hilarion hob hervor, dass die Annäherung zwischen römisch-katholischer und orthodoxer Kirche in den vergangenen Jahren insbesondere durch die Wahl Papst Benedikts XVI. begünstigt worden sei. Das katholische Kirchenoberhaupt genieße unter orthodoxen Christen als "Verteidiger traditioneller christlicher Werte" ein hohes Ansehen.

Der römisch-katholisch-/orthodoxe Dialog darf sich nach den Worten Hilarions jedoch nicht allein auf Gespräche zwischen Theologen beschränken. Dieser müsse vielmehr auch die normalen Gläubigen einbeziehen. Es nütze wenig, wenn sich die Fachleute über Streitpunkte in Lehrfragen einigten, diese Übereinkunft aber nicht vom einfachen Kirchenvolk mitgetragen werde, sagte der Metropolit.

Im Hinblick auf einen möglichen Besuch des Moskauer Patriarchen Kyrill im Vatikan wollte sich Hilarion nicht festlegen. Man "wünsche" und "hoffe" auf ein solches Treffen, vorher seien aber noch grundlegende Fragen zu klären. Eine solche Zusammenkunft sei nur sinnvoll, wenn sie auch Ergebnisse zeitigte, sagte Hilarion. Ein bloßes Treffen um seiner selbst Willen sei nicht erstrebenswert, bestätigte er die bisherige Haltung zu einem Gipfeltreffen.

Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, trifft am 22. Mai zu einem zehntägigen Besuch in Russland ein. Der Besuch finde auf Einladung des Oberhaupts der Russisch-Orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I. von Moskau, statt. Geplant sind nach Angaben der Russisch-Orthodoxen Kirche Stationen in und um Moskau und St. Petersburg sowie ein Besuch des Klosters Walaam im Nordwesten des Landes. Ziel der Reise sei eine weitere Verbesserung der Beziehungen zwischen den orthodoxen Patriarchaten von Moskau und Konstantinopel, hieß es.

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