Englandreise des Papstes wichtig für Rom und Canterbury

Rom/Italien | APD

Rom/Italien, 14.09.2010/APD Der bevorstehende Besuch von Papst Benedikt XVI. ins Vereinigte Königreich hat nach den Worten des Schweizer Kurienerzbischofs Kurt Koch eine herausragende Bedeutung für die Einheitsbemühungen beider christlicher Weltgemeinschaften.

Die Reise vom 16. bis 19. September werde die Fortschritte in den Beziehungen zwischen Katholiken und Anglikanern deutlich machen und bestärken, ohne dabei bestehende Probleme und Schwierigkeiten zu übersehen. Erzbischof Koch wird den Papst auf seiner Englandreise begleiten.

"Ich gehe mit einer großen Hoffnung nach Großbritannien, wo gewisse Vorbehalte gegenüber der katholischen Kirche und besonders gegen den Papst präsent sind. Ich hoffe aber, dass sie spüren können, wie Papst Benedikt XVI. ein sehr sensibler Christ ist, der ökumenisch offen ist und eine gute Botschaft bringen will. Er will vor allem eine Botschaft der Ermutigung bringen. Davon bin ich überzeugt, dass diese Reise Hoffnung geben wird, auch was die Zukunft der Ökumene betrifft," betonte der neue Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen gegenüber Radio Vatikan.

Es handle sich um den ersten Staatsbesuch eines Papstes in Großbritannien. Papst Johannes Paul II. besuchte das Land 1982 nur im Rahmen einer Pastoralvisite. Königin Elizabeth II. habe Papst Benedikt XVI. zu einer Staatsvisite eingeladen, hob Koch hervor.

Die königliche Einladung kommentierte kürzlich Monsignore Andrew Summersgill, der Koordinator für den kommenden Papstbesuch im Vereinigten Königreich, in einem Interview mit der katholischen Agentur Zenit: "Eine Einladung zu einem Staatsbesuch ist einzigartig... Also ich bin mir sicher, dass es sich hier um eine persönliche und warmherzige Einladung handelt, die Ihre Majestät Königin Elizabeth II. verschickt hat. Obwohl natürlich die Königin auch in diesen Fragen nur nach Beratung mit der jeweiligen Regierung handelt. Sowohl die frühere und jetzige Regierung hat sich darauf verpflichtend eingelassen, dem Heiligen Vater als das geistliche Oberhaupt von rund zehn Prozent der britischen Bevölkerung zu begrüßen und die verschiedenen Bereiche der Zusammenarbeit zwischen der britischen Regierung und dem Heiligen Stuhl zu verstärken. Das gilt vor allem im Kampf gegen Armut in der Welt und in der gemeinsamen Verpflichtung zur umfassenden Bildungsarbeit."

Neben der Begegnung mit der Monarchin auf ihrem Sitz im schottischen Edinburgh komme dem Besuch des römisch-katholischen Kirchenoberhaupts beim anglikanischen Primas Rowan Williams im Londoner Lambeth Palace zentrale Bedeutung zu. Gemeinsam würden beide anschließend in der Westminster Abbey bei einem ökumenischen Abendgebet vor dem Schrein des englischen Patrons St.-Edward-the-Confessor beten, der von Katholiken wie von Anglikanern gleichermaßen verehrt werde. Die Botschaft des Papstes richte sich an die gesamte britische Bevölkerung.

Zu den Höhepunkten der viertägigen Papstreise gehöre schließlich die Seligsprechung des ebenfalls von Christen beider Konfessionen verehrten Kardinals John Henry Newman (1801-90), hob Koch hervor. Der konvertierte Theologe, der seinen eigenen Weg zur katholischen Kirche gefunden habe, präsentiere die große Tradition des Glaubens, die intellektuelle Stärke und die Herzenskraft, die zum Erbe des ganzen britischen Volks gehörten, so der vatikanische Ökumene-Chef.

Kritische Stimmen aus der anglikanischen Kirche sind besorgt über das im November 2009 veröffentlichte vatikanische Dokument "Anglicanorum Coetibus", welches die Einrichtung von Personalordinariaten für zur römisch-katholischen Kirche übertretende Gruppen von Anglikanern regelt.

Man müsse deutlich unterscheiden zwischen den Bemühungen um eine ökumenische Annäherung der beiden Gemeinschaften und der vom Vatikan neu geschaffenen Kirchenstruktur für übertrittswillige Anglikaner, betonte Koch.

Erzbischof Koch im Gespräch mit Radio Vatikan wörtlich: "Es hat immer Konversionen gegeben. Es gehört zum Einmaleins der Ökumene, dass man Gewissensentscheide der Einzelnen ernst nimmt. Wenn einer in einer Kirche groß geworden ist, aber in eine andere Kirche gehen möchte, so müssen wir das respektieren. Genauso wie wenn ein Katholik in eine protestantische Kirche geht, müssen wir das respektieren. Neu ist, dass Gemeinschaften und größere Gruppierungen und vielleicht sogar Bischöfe diesen Weg einschlagen können. Deshalb hat der Papst hierfür einen anderen Weg suchen müssen, als bei der Konversion von Einzelnen."
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