Zur Freiheit befreit – 20 Jahre Deutsche Einheit

Alsbach-Hähnlein | APD

Alsbach-Hähnlein, 03.10.2010/APD "Zur Freiheit hat uns Christus befreit!" (Galater 5,1) Diesen Bibeltext haben Christen und Nichtchristen in der DDR buchstäblich erlebt. "Ein Wunder biblischen Ausmaßes" nennt Pfarrer Christian Führer (Nikolaikirche Leipzig) die friedliche Revolution, "die erste, die uns Deutschen wirklich gelungen ist". 70.000 DDR-Bürger waren am 9. Oktober 1989 nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche in Leipzig auf die Straße gegangen, mit Kerzen in den Händen und dem Ruf "Keine Gewalt!" auf den Lippen. Die in 40 Jahren DDR perfektionierte Einschüchterung funktionierte nicht mehr; und auf 70.000 Menschen zu schießen – diese Verantwortung mochten selbst die hartgesottenen Stasi-Kommandeure nicht auf sich nehmen.

Schnell wuchs die Zahl der Demonstranten ins Gigantische, und am 9. November 1989 fiel die Mauer in Berlin. Nun war die Politik am Zug. In einem Marathon aus Sitzungen, Gipfeltreffen, persönlichen Gesprächen und Abkommen gelang es in beispielloser Geschwindigkeit, bis zum 3. Oktober 1990 einen tragfähigen vertraglichen Rahmen für ein vereintes Deutschland zustande zu bringen. "Ohne Gottes Hilfe hätten wir es nicht geschafft", stellte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl rückblickend tief beeindruckt fest, der eine wesentlich längere Übergangsphase angesetzt hatte.

Die Bilanz nach 20 Jahren Einheit: "Im Westen haben sich ein paar Postleitzahlen und Autokennzeichen geändert, im Osten das ganze Leben", so Christian Führer. Pastor Ralf Schönfeld, heute Kassel, vermutet: "Vielleicht dauert es wieder 40 Jahre, bis wirklich zusammen ist, was 40 Jahre getrennt war." Er meint: "Das Bedrückendeste nach 20 Jahren 'sozialer' Marktwirtschaft ist, dass nun in Gesamtdeutschland die Armen immer noch ärmer und die Reichen immer noch reicher werden." Die deutsche Einheit war zweifellos ein Wunder, das niemand für möglich gehalten hätte. Aber damit wirklich zusammenwächst, was zusammen gehört, gibt es noch viel zu tun. Packen wir’s an!

Heidemarie Klingeberg

Hinweis der APD-Redaktion: Heidemarie Klingeberg ist Mitarbeiterin beim Internationalen Bibelstudien-Instituts des Medienzentrums „Stimme der Hoffnung“ der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Alsbach-Hähnlein bei Darmstadt.