20 Jahre Förderverein Freundeskreis der Hochschule Friedensau

Friedensau bei Magdeburg | APD

Friedensau bei Magdeburg, 22.11.2010/APD Vor 20 Jahren, am 18. November 1990, wurde der Förderverein "Freundeskreis Friedensau“ zur Unterstützung der Theologischen Hochschule der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg gegründet. Laut Dr. h.c. Manfred Böttcher, von 1982 bis 1991 Rektor der Bildungsstätte, sei die Gründung des Fördervereins eng mit der Hochschulanerkennung durch die letzte DDR-Regierung im September 1990 gemeinsam mit der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 verknüpft gewesen.

Am 18. November 1990, dem 91. Jahrestag der Gründung des Theologischen Seminars Friedensau, habe es nur eine bescheidene Gedenkstunde in der Aula der Ausbildungsstätte gegeben. "Wir erinnerten uns an die armseligen Anfänge im Jahr 1899", berichtete Böttcher. Auch 1990 habe die Lage in Friedensau trostlos ausgesehen. Niemand hätte gewusst, wie es trotz Hochschulanerkennung weitergehen sollte. "In dieser Situation gründeten von den etwa 50 Anwesenden 23 den Förderverein.“ Ein Jahr später habe es bereits 450 Mitglieder gegeben, heute wären es über eintausend. In den 20 Jahren seien beim Förderverein an Beiträgen, Spenden und Kapitalerträgen mehr als 1,6 Millionen Euro eingegangen. Davon seien an Stipendien und Unterstützungen für Studenten 820.000 Euro und für Projekte der Hochschule 556.000 Euro aufgewendet worden, teilte Böttcher mit.

"Als sich im Frühjahr 1990 nach der ersten freien Volkskammerwahl abzeichnete, dass wir über kurz oder lang einer Wiedervereinigung entgegengehen würden, besuchten uns in Friedensau der Präsident und Schatzmeister der europäischen Freikirchenleitung der Adventisten mit Sitz in Bern“, informierte Böttcher in einer Rückblende. "Wir sind damals mit ihnen durch alle Gebäude vom Keller bis zum Dachboden gegangen und haben uns das ganze Areal angesehen.“ Was die beiden Freikirchenleiter anschließend sagten, klang sehr zurückhaltend, "fast so wie ein Gespräch, das man mit einem Todkranken führt, dem man aber noch nicht die ganze Wahrheit sagen möchte“. Der Präsident und sein Schatzmeister hätten das adventistische Schulzentrum Marienhöhe samt theologischem Seminar in Darmstadt mit einer sehr guten Infrastruktur vor Augen gehabt. "Demgegenüber war für sie aus westlicher Sicht die Friedensauer Wirklichkeit recht armselig. Sie sahen geflickte Dächer, die alte Braunkohlenheizung und die Mensa als Bauruine. Sie spürten in der Nacht in den Betten des Erholungsheimes die harten Metallfedern der Matratzen, und das Wasser in der Leitung roch nach ihrer Einschätzung ein wenig nach Öl.“

Da habe sich unerwartet die Möglichkeit der Beantragung der staatlichen Anerkennung von kirchlichen Ausbildungsstätten geboten, die von der CDU (Ost) in Aussicht gestellt worden sei. "Wenn auch zunächst noch keiner wusste, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben könnten, begann die Seminarleitung sofort mit den erforderlichen Verhandlungen bei den verschiedenen Behörden und reichte Mitte Juni 1990 mit dem Antrag auf staatliche Anerkennung eine umfangreiche Dokumentation beim Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Berlin ein“, so Böttcher.

"Aber bereits mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 standen wir plötzlich vor Problemen, die wir nicht zu bewältigen wussten“, hob Böttcher hervor. So seien beispielsweise durch die Angleichung von Ost und West die bisher staatlich subventionierten Energiepreise über Nacht um das Vierfache gestiegen. Bislang habe die Freikirche in der DDR den Finanzbedarf für das Theologische Seminar getragen. Nun sei die ostdeutsche Freikirchenleitung aber gezwungen gewesen, die finanziellen Mittel für Friedensau drastisch zu reduzieren. "Wir wussten nicht, woher wir die Löhne für Dozenten und Angestellte nehmen sollten. Da die Rücklagen durch die Währungsunion weitgehend verloren gegangen waren, verschlechterte sich die finanzielle Lage in den folgenden Monaten so sehr, dass die Freikirchenleitung in der DDR etwa 40 Pastoren vorzeitig in den Ruhestand versetzen musste.“

Die um Hilfe gebetene europäische Freikirchenleitung in Bern habe von der Friedensauer Verwaltung als erstes die Senkung der Personalkosten gefordert. "Das bedeutete für nicht wenige Mitarbeiter vorzeitige Rente oder gar Entlassung“, berichtete Böttcher. Das Studienjahr 1990/91 habe Anfang September mit der geringsten Studentenzahl seit 1947 begonnen. "Zwei Wochen vor der Wiedervereinigung am 3.Oktober 1990 erhielten wir vom Ministerrat der DDR die staatliche Anerkennung als Hochschule. Doch damit waren die anstehenden Probleme keinesfalls gelöst.“

"Fünf Monate später wurde nach längerem Tauziehen zwischen Ost und West am 17. April 1991 von der Freikirchenleitung in Bern beschlossen, Friedensau zu erhalten und stattdessen das Theologische Seminar Marienhöhe in Darmstadt zu schließen. Die Theologische Hochschule sollte weiter ausgebaut werden, die dafür notwendigen Mittel wurden bewilligt. Die staatliche Anerkennung war inzwischen auch von der Landesregierung in Magdeburg bestätigt worden“, so Böttcher. Friedensau sei die erste und bisher einzige adventistische Theologische Hochschule in Europa, die akademische Grade, ohne von ausländischen Universitäten abhängig zu sein, selbst verleihen könne.

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