"Die kleinen Religionen Europas"

Ostfildern | APD

Manfred Böckl, "Die kleinen Religionen Europas. Woher sie kommen und welchen Einfluss sie haben", Patmos-Verlag, Ostfildern, 2011, kartoniert, 165 Seiten, 17,90 Euro, ISBN 978-3-8436-0000-2.

Ostfildern, 10.12.2011/APD Der Autor stellt neun kleinere Religionsgemeinschaften mit jüdisch-christlichen Wurzeln: Waldenser, Tschechische Hussitten, Baptisten, Mennoniten, Methodisten, Adventisten, Altkatholiken, Jehovas Zeugen und Neuapostolische vor. Den islamischen Wurzeln rechnet Böckl die Bahai, Aleviten und Salafisten zu. Vorchristliche Bezüge besitzt nach seiner Meinung der Schamanismus der Samen, zu dem Wicca, Asatru und keltisches Neuheidentum gehören. Ältestes Element der Samenreligion ist vermutlich der Glaube an Geister, welche auf das Leben der Menschen einwirken. Diese Geistwesen sind meistens von tierischer Natur, können aber auch mit Bergen, Felsen, Pflanzen, Quellen, Flüssen oder menschlichen Verstorbenen verbunden sein.

Bei den Siebenten-Tags-Adventisten spielt die Parusie als Naherwartung Jesu Christi eine Rolle, an die auch der Apostel Paulus geglaubt hat. Gegenwärtig leben knapp 17 Millionen erwachsen getaufte Adventisten in allen fünf Erdteilen. Derzeit bekennen sich etwa 110.000 Christen zur Hussitischen Kirche. Die meisten leben in der Tschechischen, eine Minderheit in der Slowakischen Republik in insgesamt rund 300 Gemeinden. Hochburgen der weltweiten Baptisten sind die USA und Kanada, in der sich weit über 20 Millionen Gläubige befinden. Sie lehnen wie die Adventisten die Taufe von Säuglingen und Kleinkindern als nicht mit dem Neuen Testament vereinbar ab. Ebenso wird bei ihnen das Abendmahl in erster Linie als Akt des Gedächtnisses an Jesu Kreuzestod verstanden.

Auch die Mennoniten, von denen rund 40.000 Gläubige in 190 Kirchengemeinden in Deutschland zusammengefasst sind, befürworten die Erwachsenentaufe und lassen Pastorinnen zu. In der Schweiz, in Österreich, den Niederlanden, Belgien und Frankreich gibt es weit über 20.000 Mennoniten, für welche die Freiheit jeder einzelnen Kirchengemeinde geistliches und organisatorisches Grundprinzip ist. Altäre sucht man in ihren Gotteshäusern vergeblich. Ökumene begann bei ihnen im späten 20. Jahrhundert. Die Nachfahren von Menno Simons treten für einen friedlichen Ausgleich zwischen den Religionen ein und sind weltweit bei der Behebung sozialer Probleme engagiert.

Die im 11. Jahrhundert in Frankreich entstandenen Waldensergemeinden widmeten sich vor allem der Bekämpfung der Armut. Sie bestehen nach jahrhundertelangen Verfolgungen durch die römisch-katholische Kirche heute noch, haben in Italien rund 47.000 Anhänger und zählen weltweit durch Auswanderung und Verbreitung über 100.000 Mitglieder. Obwohl Böckl kein Theologe ist, liefert sein Sachbuch fundierte Informationen zum Thema.

Dr. Wolfgang Tulaszewski
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