Olympische Spiele – Präsenz der Religionen

Watford/England | APD

Watford/England, 22.07.2012/APD London ist zum dritten Mal Austragungsort der Olympischen Spiele, die vom 27. Juli bis 12. August stattfinden. Anschließend werden vom 29. August bis 9. September die Paralympics durchgeführt. Zu den olympischen Wettkämpfen werden mehr als 10.500 Athleten aus 200 Ländern erwartet, die um Medaillen in 26 Sportarten kämpfen. Athleten, Funktionäre und Zuschauer werden neben dem sportlichen mit einem breiten Angebot von religiösen Begleit- und Missionsbemühungen konfrontiert.

Interreligiöses Seelsorgezentrum
Im "Interfaith Centre", dem interreligiösen Seelsorgezentrum im Olympischen Dorf, stehen laut Kathpress Gottesdiensträume für die fünf großen Religionen Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus zur Verfügung.

Knapp 200 Seelsorger verschiedenster Religionsgemeinschaften kümmern sich um Sportler und Verbandsfunktionäre. Dazu gehöre laut "BUC News" auch Richard Daly, Pastor der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Croydon, einem Stadtbezirk Londons. "Für mich als ehemaliger Leistungssportler, der auf nationaler Ebene Wettkämpfe bestritten hat, ist es ein Privileg, meine Sportbegeisterung und meine Berufung als Pastor zu verbinden", sagte Daly. Er sei froh, dass die Freikirche der Sieben¬ten-Tags-Adventisten gemeinsam mit anderen Kirchen des Vereinigten Königreichs diesen Seelsorgedienst für Sportler leiste.

Die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) entsende zwei deutschsprachige Seelsorger, die römisch-katholische Deutsche Bischofskonferenz einen, so die beiden Kirchen. Während mehrtägiger sportlicher Großveranstaltungen bestehe häufig Gesprächsbedarf, heißt es in der EKD-Pressemitteilung.

Als Erkennungszeichen würden die Seelsorger im Olympiadorf Ausweiskarten und Anstecker tragen, auf denen das Wort "Faith" (Glaube) mit einem Globus und den Logos der Olympischen und Paralympischen Spiele zu sehen seien, so Kathpress.

Olympia und Ramadan
Eine besondere Herausforderung stellten die Spiele in London für viele muslimische Olympiateilnehmer dar, da die Wettkämpfe in der Zeit des islamischen Fastenmonats Ramadan stattfänden. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ist bekanntlich Muslimen unter anderem das Essen und Trinken untersagt.

Nach Angaben von Kathpress seien spezielle Essenspakete erhältlich, welche die Athleten vor Sonnenaufgang an sich nehmen könnten. Bei muslimischen Organisationsmitarbeitern werde darauf geachtet, dass diese nicht wegen ihrer Tätigkeit extra Flüssigkeit zu sich nehmen müssten. Die Personalleiter seien angewiesen worden, Mitarbeiter, die den Fastenmonat einhalten wollten, nicht während eines ganzen Tages auf einem Parkplatz ohne Schatten einzusetzen.

"Sportler, die das Fasten einhalten, werden sehr früh am Morgen aufstehen müssen, um etwas zu essen", sagte Mohammed Abdul Bari, der als Leiter der größten Moschee Londons auch Mitglied im Religionsbeirat der Olympia-Organisatoren ist. Er sehe die größte Herausforderung für die Athleten denn auch nicht bei der Nahrungsaufnahme, sondern beim unregelmäßigen Schlaf: "Wie sie das beeinflusst, hängt von ihrer individuellen Belastbarkeit und Praxis, aber auch von ihrer Entschlossenheit ab."

Christliche Missionsprojekte
"The Christian Race", heißt die Broschüre, die der adventistische Olympia-Seelsorger Richard Daly im Hinblick auf die Spiele herausgegeben hat. Sie sei während des Fackellaufs der olympischen Flamme durchs Vereinigte Königreich an die am Straßenrand wartenden Zuschauer abgegeben worden, schreibt "BUC News".

Laut EKD und Bischofskonferenz hätten die beiden Kirchen den deutschen Olympiateilnehmern sowie Trainern und Funktionären gemeinsam die Broschüre "Mittendrin" zukommen lassen. Darin fänden sie Gebete und Meditationen, durch die sie eine Auszeit erleben sowie neue Kraft schöpfen könnten.

Mitglieder der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten würden sich laut "BUC News" gemeinsam mit tausenden Christen anderer Konfessionen an der Verteilung des Faltblattes "More than Gold" (Mehr als Gold) beteiligen. Man wolle damit die Besucher der Spiele auf den christlichen Glauben ansprechen. Diese interkonfessionelle Initiative gebe Einzelpersonen und Kirchengemeinden im Zusammenhang mit dem Fackellauf und während der Olympischen Spielen Hinweise, wie sie unter anderem Liveübertragungen, Jugendcafés, Kinderveranstaltungen organisieren und durchführen könnten.
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