Teures Genf: Umzug des Weltdachverbands der Reformierten nach Hannover

Genf/Schweiz | APD

Genf/Schweiz, 13.11.2012/APD Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) (World Communion of Reformed Churches, WCRC) verlegt ihren Sitz von Genf in die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover, heißt es in einer WGRK-Medienmitteilung.

Die hohen Lohnkosten für die sieben Angestellten in Genf und die Tatsache, dass die meisten Mitgliederbeiträge und Spenden in Euro oder US-Dollar einbezahlt würden, was angesichts des starken Frankenkurses zu einem Kursverlust führe, seien ausschlaggebend für den Wechsel des Sitzes gewesen. Der Umzug sei für den 1. Januar 2014 vorgesehen.

"Wir begrüßen den Umzug nach Hannover", sagte WGRK -Präsident Jerry Pillay, "dies erlaubt es, unserer Mission als Kirchengemeinschaft nachzukommen. Wir bleiben unserem Auftrag verpflichtet, die Einheit der Kirche, Gerechtigkeit in Gesellschaft und Wirtschaft sowie Respekt für die Umwelt anzustreben."

Generalsekretär Nyomi bezifferte die Einsparungen durch den Umzug auf 166.000 Euro jährlich bei einem Gesamthaushalt von 1,4 Millionen Euro, so Kathpress. Der ebenfalls in Genf ansässige Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und der Lutherische Weltbund (LWB) hätten ähnliche Finanzsorgen. Bei der Konferenz der Europäischen Kirchen (KEK/CEC) sei auch ein Umzug von Genf nach Brüssel geplant.

Die neuen WGRK-Büros würden in der Calvin-Stiftung des Reformierten Bundes in Hannover untergebracht. Laut Kathpress hätte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister dem Weltdachverband der Reformierten den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts zugesichert. Die Bundesregierung habe zugesagt, dass die aufenthalts- und arbeitsrechtlichen Fragen in einem staatskirchenrechtlichen Vertrag mit der Bundesrepublik Deutschland geregelt würden.

Kirchenbund: Wegzug der WGRK aus Genf ist ein falsches Signal
In der jetzigen ökumenischen Situation sei der Wegzug der WGRK aus Genf ein falsches Signal, so der Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), der die Präsenz der Reformierten im Ökumenischen Zentrum nun auf anderen Wegen sichern möchte.

Der Rat bedauere den am 5. November beschlossenen Wegzug der Geschäftsstelle der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen WGRK aus Genf, heißt es in einer Medienmitteilung. Der Kirchenbund habe Verständnis für die ökonomischen Überlegungen, die hinter dem Wegzug stünden. Insbesondere sei er dankbar für die große finanzielle und organisatorische Unterstützung der reformierten Schwesterkirchen in Deutschland. In der jetzigen ökumenischen Situation sei der Wegzug aus Genf jedoch das falsche Signal.

"Gemeinschaft lebt von Begegnung. Mit dem Ökumenischen Zentrum besitzt Genf weltweit den wichtigsten Ort des ökumenischen Austauschs", so Kirchenbundpräsident Gottfried Locher vor der SEK-Abgeordnetenversammlung. "Die Weltgemeinschaft läuft Gefahr, sich selbst zu isolieren."

Der Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes sehe sich in besonderer Verantwortung für die Reformierten Kirchen. Er sei deshalb davon überzeugt, dass zwar die Geschäftsstelle aus Genf abgezogen werden könne, nicht aber die gesamte Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen.

"Die Reformierten brauchen weiterhin Zugang zum ökumenischen Austausch in Genf. Der Kirchenbund sucht über seine Geschäftsstelle in Bern und mit den 26 Schweizer Evangelischen Kirchen nun nach neuen Formen, die Präsenz der reformierten Kirchen in Genf zu stärken", so Locher. "Wir wünschen uns, dass die WGRK sobald wie möglich in die Genfer Kirchenfamilie zurückkehren kann."

Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) entstand im Juni 2010 durch den Zusammenschluss des Reformierten Weltbundes und des Reformierten Ökumenischen Rates. Dem Weltdachverband mit Hauptsitz in Genf/Schweiz, gehören 226 reformierte, kongregationalistische, presbyterianische, waldensische, unierte Kirchen mit etwa 80 Millionen Christen in 108 Ländern an, und sei nach eigenen Angaben die größte protestantische Weltorganisation.

Die WGRK koordiniert gemeinsame Kircheninitiativen für wirtschaftliche, ökologische und Geschlechter-Gerechtigkeit. Sie tut dies auf der Grundlage des gemeinsamen Glaubens und der theologischen Basis ihrer Mitgliedskirchen. Das Ziel besteht in der Stärkung der Einheit unter den Mitgliedskirchen und dem Einsatz für größere Gerechtigkeit in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.

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