Freikirchenvertreter informieren sich über Vernetzung in der Kirchenlandschaft

Karlsruhe | APD

Karlsruhe, 05.12.2012/APD Wie die Freikirchen in der weltweiten Kirchenlandschaft vernetzt sind, war ein Schwerpunktthema der Mitgliederversammlung der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) am 27. und 28. November in Karlsruhe.

Der ehemalige Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Professor Dr. Konrad Raiser, informierte in seinem Referat über das "Global Christian Forum", eine 1998 unter Beteiligung des ÖRK entstandene Initiative. Das Grundprinzip des Forums: Vertreter unterschiedlicher Konfessionen diskutierten bei ihren Treffen nicht über theologische Unterschiede, sondern würden sich über ihre persönlichen Glaubenserfahrungen austauschen. Diese Vorgehensweise ermögliche, so Raiser, in einem Raum des Vertrauens und des gegenseitigen Verständnisses Vorurteile zu überwinden. Die Folge sei, dass den am Prozess Beteiligten deutlich werde, welche Kernpunkte des Glaubens sie über Kirchengrenzen hinweg gemeinsam hätten. Keine andere Initiative repräsentiere die internationale Kirchenlandschaft so umfassend wie das "Global Christian Forum". Das gelte für den konfessionellen Hintergrund und auch für die Herkunft der Kirchenvertreter. So beteiligten sich an den Treffen neben den etablierten Kirchen auch die christlichen Gruppierungen, die beispielsweise im ÖRK nicht vertreten seien.

Pastorin Silke Tosch berichtete den Delegierten in Karlsruhe über ihre Arbeit als freikirchliche Vertreterin im Zentralausschuss der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Als "Schnittstelle der Kirchen zu den europäischen Einrichtungen bis hin zum Gerichtshof für Menschenrechte" bezeichnete Tosch eine Unterorganisation der KEK, die "Kommission Kirche und Gesellschaft". Diese befinde sich auf der offiziellen Lobbyistenliste der Europäischen Union (EU). Die KEK, zu der 126 Mitgliedskirchen und 43 assoziierte Verbände gehörten, befinde sich zurzeit in einem grundlegenden Umstrukturierungsprozess. Noch sei nach Angaben von Tosch unklar, ob die VEF nach der Vollversammlung der KEK 2013 in Budapest weiterhin assoziiertes Mitglied der Konferenz bleiben könne. Tosch setze sich hierfür ein, damit über die VEF auch kleinere freikirchliche Bünde aus Deutschland eine Stimme in der KEK und damit bei der EU hätten.

Auf der Tagesordnung der VEF-Mitgliederversammlung stand auch ein fachlicher Austausch mit dem Juristen Rüdiger Denkers, der als Beauftragter des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) für Datenschutzfragen in dem Kirchenbund zuständig ist. Bei diesem Thema wollen die VEF-Kirchen künftig verstärkt zusammenarbeiten.

Ebenso berieten die Delegierten darüber, wie sich die Freikirchen gemeinsam am Reformationsjubiläum 2017 beteiligen könnten. Im Gespräch seien unter anderem ein wissenschaftliches Symposium und verschiedene Veröffentlichungen über die Rolle der heutigen Freikirchen in der Reformation.

VEF-Präsident Ansgar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (BFeG), berichtete den Delegierten über aktuelle Anliegen der Vereinigung. So setze sich der Vorstand dafür ein, dass der freikirchliche Sitz im Rundfunkrat des Südwestrundfunks (SWR) entgegen aktueller Pläne des baden-württembergischen Landeskabinetts erhalten bleibe. Er betonte, die Freikirchen zeichneten sich durch ihr eigenes Profil und ein starkes gesellschaftliches Engagement aus. Deshalb müssten sie auch weiterhin in dem Gremium vertreten sein, das sich ja aus allen gesellschaftlich relevanten Gruppen zusammensetze.

Peter Jörgensen, der Beauftragte der VEF am Sitz der Bundesregierung in Berlin, informierte über sein Engagement für Asylsuchende in Deutschland. Gemeinsam mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) setze er sich für Asylbewerber ein, denen eine Abschiebung in ihre Heimatländer drohe, obwohl sie dort wegen ihres Glaubens verfolgt würden.

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) wurde 1926 gegründet. Derzeit gehören ihr zehn Kirchen und Gemeindebünde als Mitglieder und vier als Gastmitglieder an. Die VEF sieht ihr Ziel darin, gemeinsame Aufgaben zu fördern, zwischenkirchliche Beziehungen zu vertiefen und gemeinsam freikirchliche Belange nach außen zu vertreten. Sie vertritt etwa 260.000 evangelische Christen in Deutschland. Weitere Informationen: www.vef.de.

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