Gemeinsam Glauben leben – auch mit Kindern und Flüchtlingen

Friedensau bei Magdeburg | APD

„Unter einem Dach: Gemeinsam Glauben leben“, lautete das Motto des G´Camp 2016 der Freikirche der Siebenten-Tag-Adventisten, das vom 2. bis 7. August auf dem Gelände der Theologischen Hochschule in Friedensau bei Magdeburg stattfand. Dass dazu auch die Kinder gehören, wurde immer wieder deutlich, denn unter den rund 650 Dauerteilnehmern befanden sich zahlreiche Kinder. Zudem waren Flüchtlinge zum G´Camp eingeladen.

„Miteinander wunderbar“
Während der Morgenandacht am Freitag, dem 5. August, wurde die biblische Geschichte vom sinkenden Petrus auf dem See Genezareth nacherzählt und anschaulich gemacht. Die Person des Petrus spielte der Präsident des Süddeutschen Verbandes der Freikirche, Pastor Werner Dullinger (Ostfildern bei Stuttgart). Jeden Tag machte der Freikirchenleiter die Kinder als Petrus mit einer anderen biblischen Geschichte vertraut. Dabei ging es neben dem sinkenden Apostel auch um die Speisung der Fünftausend, den großen Fischfang, das letzte Abendmahl mit Jesus, um Petrus, der geschworen hatte, Christus nicht zu kennen, und um die Himmelfahrt Jesu. Beim Mottolied des G´Camp waren bei den Morgenandachten Kinder die Hauptakteure. Sie sangen zusammen mit den Erwachsenen „Miteinander wunderbar“. Für die Kinder gab es zwar anschließend ein eigenes Programm, doch sie waren, wie die Jugendlichen, immer wieder in die Gesamtgemeinschaft integriert.

Viele Kulturen auf engem Raum
Auch etwa 20 Flüchtlinge aus Stendal waren zum G´Camp eingeladen. Das sei nicht ganz einfach gewesen, denn sie hätten zum Besuch eine besondere Erlaubnis benötigt. Einer von ihnen, Farzard, sagte: „Friedensau ist ein ganz besonderer Ort. Es macht Spaß, Neues zu lernen und auch so viele Kulturen auf engem Raum zu erleben.“ Ihm fiel auf, dass es hier so wenig Sicherheitspersonal gebe. Da habe er schon ganz andere Orte kennengelernt. Laut Aussage des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung von Sachsen-Anhalt gebe es in dem Bundesland keine andere Hochschule, die mit ausländischen Studierenden so viel Erfahrung habe, wie Friedensau. Die rund 200 Studentinnen und Studenten der Fachbereiche Christliches Sozialwesen und Theologie an der dortigen adventistischen Theologischen Hochschule kommen aus über 30 Ländern.

Gemeinsam für Flüchtlinge
In den Morgenandachten wurden auch Sozialprojekte der Freikirche vorgestellt. Der „Knotenpunkt“ Bad Schwartau der dortigen adventistischen Kirchengemeinde in Schleswig Holstein bietet beispielsweise neben einer „Lebensschule für offene Baustellen im Leben“, einem Männerstammtisch, kreativem Kindertanz und „Ehestärkungskursen“ auch Beratungen und einen Deutschkurs für Flüchtlinge an sowie ein gemeinsames schweinefleischfreies Mittagessen am Samstag. In der Bundesrepublik gebe es etwa 80 Flüchtlingsprojekte mit adventistischer Beteiligung, weitere seien in Planung, so Sylvia Kontusch, die ehrenamtlich die Flüchtlingsarbeit im Süddeutschen Verband der Adventisten koordiniert. Sie hielt in Friedensau den Workshop „Flüchtlingsarbeit als Kirchengemeinde“. 2015 gründeten die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA, das Advent-Wohlfahrtswerk und die Theologische Hochschule Friedensau das Aktionsbündnis „Gemeinsam für Flüchtlinge“. Ziel des Aktionsbündnisses ist es, die Kräfte und Möglichkeiten der einzelnen Partner zu bündeln und zu koordinieren, um der gesellschaftlichen Herausforderung in der Flüchtlingshilfe besser begegnen zu können.

Gutes Tun durch ADRA-Shop
Bei einem anderen vorgestellten Projekt ging es um den ADRA-Shop in Lüdenscheid. Unter dem Motto „Gutes Kaufen. Gutes Tun“ bietet der Shop gut erhalten Kleidung für Damen, Herren und Kleinkinder, Hausrat und Deko-Artikel sowie Bücher und Spielzeug an. Die Mitarbeitenden sind alle ehrenamtlich tätig. Mit dem Erwerb der Waren tun sich die Käufer selbst etwas Gutes, schonen die Umwelt und helfen Menschen in Not, so die Initiatoren. 80 Prozent des erwirtschafteten Gewinns würden in die Katstrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit von ADRA weltweit fließen, 20 Prozent seien für Sozialprojekte vor Ort vorgesehen. Weitere ADRA-Shops gibt es in Weiterstadt bei Darmstadt, Bergisch Gladbach, Stendal, Schwedt/Oder und Köthen.

Durch Mikroben Gerüche beseitigen
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland in Weiterstadt bei Darmstadt gehört zu einem weltweiten Netzwerk von über 130 eigenständigen ADRA-Länderbüros, informierte Gabriel Schönfeld, Soforthilfekoordinator von ADRA Deutschland. Das Hilfswerk, welches auch beim G´Camp einen Ausstellungsstand hatte, habe in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt im Bereich Wasser und Sanitär gesetzt. Daher hat ADRA eine mobile Anlage für sogenannte effektive Mikroorganismen (EM’s) angeschafft, die auch in Friedensau zu sehen war. Es handelt sich dabei um eine Mischung von verschiedenen Mikroben. Diese Organismen könnten beispielsweise nach einer Überschwemmung eingesetzt werden, um Fäulnisbakterien in der Landwirtschaft zu beseitigen und unangenehme Gerüche aus betroffenen Häusern und Wohnungen zu entfernen. Es entstehe Fermentierung statt Fäulnis. Inzwischen würden EM’s auch im Agrarbereich, in der Gewässerreinigung, der Tiergesundheit und im Haushalt eingesetzt. Schönfeld demonstrierte die Wirkungsweise am Donnerstag auf dem Friedensauer Zeltplatz durch Einsatz von EM’s in den Toiletten und Biotonnen. Es genügte eine kleine Menge von dieser Flüssigkeit und in Toilette und Biotonne waren die Gerüche nicht mehr wahrnehmbar.

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