400 Führungspersönlichkeiten auf dem „Weltgebetstag für den Frieden“ in Assisi erwartet

APD

Assisi/Italien, 13.09.2016 (poi/CBS-KULTUR-INFO/APD) Der Besuch von Papst Franziskus beim diesjährigen „Interreligiösen Gebetstreffen für den Weltfrieden" am 20. September im italienischen Assisi steht einerseits im Zeichen des 30-Jahr-Jubiläums dieser von Papst Johannes Paul II. 1986 gestarteten Initiative, andererseits auch im Zeichen römisch-katholisch/-orthodoxer Freundschaft aus Anlass des silbernen Amtsjubiläums des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Insgesamt werden in Assisi 400 religiöse, politische, kulturelle Führungspersönlichkeiten aus aller Welt erwartet.

Das diesjährige Gebetstreffen für den Frieden, für dessen Gestaltung wieder die Gemeinschaft Sant'Egidio in Zusammenarbeit mit den Franziskanern und der Diözese Assisi verantwortlich zeichnet, steht unter dem Motto „Durst nach Frieden. Religionen und Kulturen im Dialog". Sant'Egidio verfügt über reiche Erfahrung bei der Organisation von Weltgebetstreffen für den Frieden. Die Gemeinschaft veranstaltet seit 1987 alljährlich in einer anderen Stadt ein solches Treffen „im Geist von Assisi".

Das diesjährige Ereignis ist dreifach bedeutsam: Es findet zu einem Zeitpunkt statt, in dem der Weltfriede vielfachen Gefährdungen u.a. durch Terror und Gewalt ausgesetzt ist. Es stellt ein Gegenprogramm zum vielbeschworenen „Clash of civilizations“ dar, der von manchen schon als Alltagsphänomen betrachtet wird. Und es ruft den vor genau 30 Jahren – am 27. Oktober 1986 – von Papst Johannes Paul II. einberufenen ersten „Weltgebetstag der Religionen für den Frieden" in Erinnerung, der damals eine Sensation darstellte.

Beten und Arbeiten
Viele Teilnehmende kommen bereits am 18. September nach Assisi. Auch in diesem Jahr soll in Assisi nicht nur gebetet, sondern auch gearbeitet und diskutiert werden. Einige Themen der vorgesehenen „Panels“: „Religion und Gewalt", „Die Märtyrer von heute", „Muslime und Christen gemeinsam für den Frieden", „Wirtschaft und Finanz im Dienst des Friedens", „Neue Europäer: Mehr Brücken und weniger Mauern", „Solidarität: Schlüsselwort der Gegenwart" sowie „Europa: Die Gründe für das Zusammenleben".

Der Präsident von Sant'Egidio, Marco Impagliazzo, spricht von einer angesichts der heutigen Situation überaus notwendigen Begegnung: „Heute stehen wir vor der großen Frage nach Frieden, die uns all jene stellen, die unter Gewalt leiden und Opfer des Terrorismus und der zahlreichen Kriege unserer Zeit sind. Wir wollen ihre Stimme sein. Bei unserem Zusammenkommen geht es nicht nur darum, das von Johannes Paul II. vor 30 Jahren initiierte große Friedensgebet ins Gedächtnis zu rufen. Vielmehr wird es ein neues Ereignis auf dem Weg mit jenen Menschen sein, mit denen wir gemeinsam den Frieden bauen wollen". In Assisi werden - so Impagliazzo – „hochrangige religiöse und institutionelle Persönlichkeiten“ zusammenkommen, um zu zeigen, dass die Religionen nicht gleichgültig gegenüber dem „Schrei der Völker nach Frieden“ sind, dass sie zu den Hasspredigern auf Distanz gehen und sich für die Integration einsetzen, die „ein Schlüsselwort für die Verteidigung unserer Gesellschaften gegen die Gewalt" ist.

Amtsjubiläum von Patriarch Bartholomaios I.
Die starke Betonung des Amtsjubiläums von Patriarch Bartholomaios I. ist ein besonderer Akzent des Assisi-Treffens. Bartholomaios I. wurde am 22. Oktober 1991 zum Ökumenischen Patriarchen und Erzbischof des Neuen Rom/Konstantinopel gewählt. Er ist der 270. Nachfolger des Apostels Andreas. Als Ökumenischer Patriarch ist Bartholomaios I. Oberhaupt der Weltorthodoxie; seine Befugnisse reichen über einen bloßen Ehrenprimat hinaus (etwa Einberufung von Konzilien, Streitschlichtung in autokephalen orthodoxen Kirchen usw.).

Der heutige Patriarch wurde als Dimitrios Archondonis am 29. Februar 1940 im Dorf Aghii Theodori auf der türkischen Ägäis-Insel Imbros geboren (die Insel Imbros und die Nachbarinsel Tenedos wurden 1923 von der Verpflichtung zum „Bevölkerungstausch" ausgenommen). Er studierte Theologie an der berühmten Theologischen Hochschule in Chalki, an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom sowie in München. Im Jahre 1961 wurde er zum Diakon, 1969 zum Priester geweiht. Drei Jahre später wurde er Leiter der Patriarchatskanzlei im Phanar. 1973 erfolgte seine Weihe zum (Titular-)Bischof von Philadelphia. 1990 wurde er Metropolit von Chalkedon und damit ranghöchstes Mitglied des Heiligen Synods.

Patriarch Bartholomaios engagiert sich sowohl im ökumenischen als auch im interreligiösen Dialog. Er spricht Griechisch, Türkisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch und Lateinisch fließend. Außerdem setzt er sich stark für die Bewahrung der Schöpfung ein (u.a. durch die „schwimmenden Symposien" auf Meeren und Flüssen), sodass er in der Öffentlichkeit immer wieder als „Grüner Patriarch" tituliert wird.

Am 19. März 2013 nahm Bartholomaios I. an der Amtseinführung von Papst Franziskus teil. Zum ersten Mal seit dem Schisma von 1054 reiste somit das Oberhaupt der orthodoxen Kirche zu einer Amtseinführung des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche. Mittlerweile verbindet den Ökumenischen Patriarchen eine herzliche Freundschaft mit Papst Franziskus. Aus Anlass seines silbernen Amtsjubiläums erscheint eine Festschrift unter dem Titel „Bartholomaios I. und Papst Franziskus".

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