Evangelische Freikirchen als weltweite Friedensstifter

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Evangelische Freikirchen als weltweite Friedensstifter

Bonn | APD

Im Wirken als Friedensstifter sieht die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die sich wie die anderen evangelischen Freikirchen in der reformatorischen Tradition Luthers, Zwinglis und Calvins, aber auch des täuferischen Flügels, als Erneuerungsbewegung versteht, eine wesentliche Aufgabe ihrer kirchlichen Arbeit. Das betont Pastor Holger Teubert (Ostfildern bei Stuttgart), Leiter des Referats Kriegsdienstverweigerung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, in einem Impuls der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) zum Reformationsjubiläum.

„Weltweit verstehen sich heute die Adventisten als Friedensstifter“, betont Teubert. Er verweist auf die Ausbildung von Pastoren und Laienmitgliedern seiner Kirche in Ruanda zu Leitern von Versöhnungsseminaren nach dem Genozid im Land. Ebenso 1998 auf die Mitwirkung von Adventisten am Zustandekommen eines Friedensabkommens nach jahrelangem Bürgerkrieg auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Bougainville. Bei den Unruhen im Jahr 2000 auf den Salomonen habe der adventistischen Pastor Lawrence Tanabose zwischen den verfeindeten Milizen vermittelt.

„Seit ihrer Gründung im 19. Jahrhundert setzt sich die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten für die Förderung und den Erhalt der Religionsfreiheit ein. Es geht dabei um gegenseitigen Respekt und Frieden zwischen den Konfessionen und Religionen“, unterstreicht Holger Teubert. Zum Frieden stiften gehörten aber auch Armutsbekämpfung, Förderung von Bildung und Gesundheitsvorsorge.

Waffenloser Sanitätsdienst
In seinem Beitrag erinnert Teubert an den waffenlosen Sanitätsdienst der Adventisten während des Amerikanischen Bürgerkriegs im 19. Jahrhundert oder an die Weigerung vieler Adventisten während des Ersten Weltkriegs Dienste mit der Waffe zu leisten. In England seien einige von ihnen in das berüchtigte Gefängnis in Dartmoor gekommen und hätten dort schwere Misshandlungen erlitten. In Russland wären Adventisten wegen ihrer Weigerung, eine Waffe in die Hand zu nehmen, mit Gefängnis oder Arbeitslager bestraft worden.

In Deutschland habe die Kirchenleitung der Adventisten allerdings im Ersten Weltkrieg ihren Mitgliedern den Dienst mit der Waffe empfohlen. „Wer den Dienst verweigerte, den erwarteten harte Konsequenzen. Von den in Deutschland im Ersten Weltkrieg zu Festungshaft verurteilten bekannten 20 Adventisten starben aufgrund von Misshandlungen fünf im Gefängnis oder bald nach ihrer Entlassung“, so Holger Teubert. 1920 habe die Freikirche ihre damaligen Erklärungen zum Militärdienst bedauert. Im Zweiten Weltkrieg hätten viele deutsche Adventisten ihren Militärdienst als Sanitäter ableisten können, ohne von der Waffe Gebrauch zu machen. „Zwei Adventisten verweigerten den Waffendienst und bezahlten ihre Haltung mit dem Tod“, fügt er hinzu.

Kriegsdienstverweigerung und Bausoldaten
Nach dem Zweiten Weltkrieg habe die Kirchenleitung der Siebenten-Tag-Adventisten ihren wehrpflichtigen Mitgliedern empfohlen, von ihrem Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissengründen Gebrauch zu machen und Zivildienst zu leisten, was auch die meisten getan hätten. In der DDR seien die Mitglieder in der Regel zu den waffenlosen Bausoldaten gegangen, obwohl sie dadurch eine Reihe von beruflichen Nachteilen hatten, erläutert Teubert, der auch als Vertreter der Freikirchen dem Vorstand der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) angehört.

Einsatz der Freikirchen für Frieden und Gerechtigkeit
Freikirchen würden immer wieder für Benachteiligte in der Gesellschaft Partei ergreifen und sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Das geschehe unter anderem durch Förderung einer gerechten und nachhaltigen Wirtschaft, durch die Unterstützung von Friedensinitiativen auf internationaler und lokaler Ebene sowie durch auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam Machen. „Jede der 15 in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) vertretenen Freikirchen hat ihre Schwerpunkte, um die Botschaft des Evangeliums von Jesu Christus durch Frieden Stiften anschaulich und wirksam zu machen“, betont Holger Teubert in seinem AGDF-Beitrag.

Impulse als Denkanstöße
Der Impuls „Evangelische Freikirchen als Friedensstifter“ ist der zehnte Beitrag eines von der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) am Reformationstag 2016 gestarteten Projekts „Reformation heute – Gewalt absagen und Frieden wagen“, mit dem die AGDF einen Beitrag zum Reformationsjubiläum leisten, sich kritisch mit der reformatorischen Geschichte auseinandersetzen und dabei einen Fokus auf Gewalt und Gewaltfreiheit legen will. Die Impulse, die dazu veröffentlicht werden, sollen Denkanstöße für eine weitere Diskussion sein.

Der Beitrag „Evangelische Freikirchen als Friedensstifter“ von Holger Teubert findet sich auf der Homepage der AGDF (www.friedensdienst.de). Dort stehen auch die weiteren bereits erschienenen Beiträge dieses Reformationsprojektes der AGDF.

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