Menschen statt Medien vermitteln Werte

Lernen ist Beziehungssache – Technik kann eine gute Unterstützung sein

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Menschen statt Medien vermitteln Werte

Lüneburg | APD

Über die Grenzen der digitalen Bildung schreibt Walter Waniek, Lehrer an der Salomo-Schule in Rastatt, in der Juniausgabe der Kirchenzeitschrift „adventisten heute“. Die Salomo-Schule ist diesjähriger Preisträger des von der DEVK-Versicherung ausgeschriebenen Wettbewerbs „Smarte Schule, Clevere Kids“.

Gemeinsam mit ihrem Lehrer Walter Waniek konnte die Salomo-Schule in Rastatt die Jury mit ihrem Medienentwicklungskonzept überzeugen. Die Jury sah in dem Wettbewerbsbeitrag „eine Realschule, die die Bedeutung von digitaler Bildung als Schlüsselkompetenz für den Arbeitsmarkt beschreibt.“ Für Waniek, Lehrer mit einem M.A. in Media Education, bedeute Digitalisierung zunächst: die Gesellschaft wird undurchschaubarer und unberechenbarer. Die algorithmischen Prozesse und Effekte der Computer, so Waniek, seien für Menschen von außen nicht einsehbar, nicht nachvollziehbar. Computer produzierten Intransparenz, und mit zunehmender Vernetzung präge diese Intransparenz auch unsere Aktivitäten.

Aus Abzählbarkeit, Berechenbarkeit und Steuerbarkeit werde Unüberschaubarkeit, Unberechenbarkeit und Unvorhersehbarkeit. Ein fundamentaler Wandel, auf den unsere Gesellschaft nur unzureichend vorbereitet sei.

Risse dürfen nicht zu Brüchen führen
Die Corona-Pandemie und die so genannte Flüchtlingskrise zuvor hätten gesellschaftliche Risse sichtbar gemacht. Solche Bruchstellen entstünden, wo Interessen, Wertvorstellungen und Menschenbilder aufeinanderprallten. Scheinbar unüberwindbar gewordene Gräben durchzögen selbst Familien und Freundeskreise, wenn es um emotional belegte Themen gehe (z. B. Pandemiebekämpfung).

Wie also, fragt Waniek, lasse sich diese „entfesselte“ Kommunikation kontrollieren? Eine entscheidende Rolle spiele dabei der soziale und kommunitäre Charakter von Schule, in der diese Kommunikation mit Maschinen stattfinde. Das setze ein fundiertes Verständnis der Kommunikation selbst voraus.

Auf uns alle kämen durch die Digitalisierung massive Veränderungen zu, und zwar schnell und weltweit. Wir hätten die Wahl zwischen Selbstmitleid und Resignation oder dem Mitgestalten durch visionäres Handeln. Die Entscheidung hänge in großem Maße vom sozialen und kommunitären Charakter der Schulen und der Lehrerschaft ab. Würden sie es schaffen, Ängste zu nehmen und mit ihren Schülerinnen und Schülern die Zukunft zu gestalten? Ein wichtiges Ziel des schulischen Auftrags sei die Förderung von Kompetenzen im Umgang mit den Unbestimmtheiten des Lebens. Durch die zunehmende Bedeutung digitaler Medien werde auch die Fähigkeit zur Orientierung in unsicheren Lebenslagen an Bedeutung gewinnen. Die Schule bleibe ein Ort der Orientierung und der Welterklärung.

Schule als Ort der Wertekommunikation
Werteorientierung geschehe nach Waniek’s Erfahrung nicht so sehr durch Wertgespräche (Diskurse), auch könne sie nicht rein kognitiv vermittelt werden wie etwa mathematische Formeln. Realistischerweise werde man auch davon ausgehen müssen, dass Wertevermittlung nur bedingt zielgerichtet steuerbar sei. Werte würden vielmehr über Erfahrungen vermittelt. Wertbindung entstehe, wenn wir von Werten „ergriffen“ werden. Werteerziehung in der Schule bedeute, die Schule als einen Ort zu verstehen, an dem wertebildende Erfahrungen gemacht und reflektiert werden könnten. Wertevermittlung und Orientierung in den Unbestimmtheiten des Lebens geschehe – auch in der Schule – durch Menschen. Beispiele, Vorbilder und ihr reales Verhalten zählten mehr als verbale Bekundungen und Informationen.

In der Begegnung mit Menschen und ihrem Handeln würden Werte und Wert-überzeugungen konkret erfahrbar. Ohne personale Bindung könnten Werte keine motivierende Kraft entfalten. Ferner geschehe Wertevermittlung und Orientierung in unsicheren Lebenslagen durch den institutionellen Charakter der Bildungseinrichtung. Dieser Aspekt werde in der Diskussion über Digitalisierung oft sträflich vernachlässigt.

Was im Leben trägt
Die Salomo-Schule ist eine christliche Bekenntnisschule. Waniek verweist auf das 6. Kapitel des Bibelbuches Johannesevangelium. Darin gehe es um das Grundvertrauen zu Gott. Johannes beginne mit der Begebenheit, in der 5.000 Menschen satt wurden, weil sie im Namen Jesu zusammengekommen seien und das geteilt hätten, was sie hatten. Johannes berichte weiter, wie Jesus seinen Jüngern nachts auf dem Wasser eines stürmischen Sees erschien und ihnen die Angst nahm. Danach folge eine lange Rede Jesu, in der es darum gehe, worin Gott Gewissheit schenke. Waniek verstehe es so: „Alles, was zum Leben nötig ist – alles, was wir für den heutigen Tag brauchen, um über die Runden zu kommen – auch alles, was in allen Stürmen des Lebens hält und trägt, das dürfen wir von Gott erwarten.“

Salomo-Schule
Die Salomo-Schule in Rastatt ist eine christliche Bekenntnisschule mit Grund- und Realschule. Ihrem pädagogischen Konzept liegt ein biblisches Weltbild zugrunde, mit einem auf Jesus Christus weisenden biblischen Unterricht und mit Lehrern, die ihren Glauben im Alltag ausleben. Die Salomo-Schule entstand aus einer Initiative engagierter Eltern. Der Träger ist die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Baden-Württemberg, Körperschaft des öffentlichen Rechts.

adventisten heute
„adventisten heute“ ist die Gemeindezeitschrift der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland. Sie erscheint monatlich und ist kostenlos über den Büchertisch der örtlichen Kirchengemeinde zu beziehen oder online abrufbar.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei: adventisten heute.