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Dirigent Herbert Blomstedt mit fast 96 Jahren noch weltweit unterwegs

Blomstedt wurde am 11. Juli 1927 als Sohn eines adventistischen Pastorenehepaars in den USA geboren, zog aber im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern in deren Heimat Schweden. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. Später studierte er Dirigieren an der Juilliard School of Music in New York, zeitgenössische Musik in Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik an der Schola Cantorum in Basel und arbeitete unter Igor Markevitch in Salzburg sowie Leonard Bernstein in Tanglewood/USA.

Im Februar 1954 debütierte Blomstedt als Dirigent mit den Stockholmer Philharmonikern. Später leitete er als Chefdirigent bedeutende skandinavische Orchester wie das Oslo Philharmonic Orchestra sowie das Dänische und Schwedische Radiosinfonieorchester, letzteres bis 1983. Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent der Staatskapelle Dresden. In den folgenden zehn Jahren war er Musikdirektor des San Francisco Symphony Orchestra. Von 1996 bis 1998 war er Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters in Hamburg. Von 1998 bis 2005 leitete er das Gewandhausorchester Leipzig. Bis heute dirigiert er regelmäßig Konzerte verschiedener bedeutender Orchester in Amerika, Japan und Europa. So war er Anfang April bei der Staatskapelle Dresden zu Gast und wird vom 24. bis 28. Mai mit dem Chamber Orchestra of Europe in Köln, Dortmund, Luxemburg und erneut in Dresden gastieren, bevor er am 8. und 11. Juni in Hamburg, am 17. Juni in Bad Kissingen und am 18. Juni in Bamberg die letzten Konzerte der Saison jeweils mit den dortigen Orchestern leitet. Die neue Konzertsaison beginnt im September.

Zahlreiche Auszeichnungen

Herbert Blomstedt wurde zweimal mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Jahr 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und am 10. November 2022 das Große Verdienstkreuz mit Stern für sein Lebenswerk.

Herbert Blomstedt ist gewähltes Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie und mehrfacher Ehrendoktor. Dem Gewandhausorchester Leipzig, dessen 18. Kapellmeister er war, blieb er als Ehrendirigent verbunden. Diese Auszeichnung wurde ihm von sechs weiteren Orchestern verliehen: dem San Francisco Symphony Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra in Japan, dem Dänischen und dem Schwedischen Radio-Sinfonieorchester, den Bamberger Symphonikern und der Staatskapelle Dresden, die ihn 2007 bereits mit der Goldenen Ehrennadel geehrt hatte.

2018 erschien im Advent-Verlag Schweiz (Krattigen) eine Biographie über Herbert Blomstedt mit dem Titel Ein großer Gesang. Sie wurde von der freien Autorin Ursula Weigert verfasst.

Unter dem Titel Mission Musik erschien 2017 im Henschel-Verlag (Berlin) ein Buch, das Gespräche zwischen Herbert Blomstedt und der Musikkritikerin Julia Spinola (u.a. Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, F.A.Z.) auf gemeinsamen Reisen dokumentiert. Darin werden seine musikalischen und menschlichen Überzeugungen deutlich.

Seine Vitalität sei „ein Geschenk“

In einem Interview mit der New York Times im Februar 2017 verriet Blomstedt das Geheimnis, wie er dieses Arbeitspensum in seinem Alter bewältigt. Sein gesunder Lebensstil oder der wöchentliche Ruhetag (Sabbat), den er als Mitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten einhält, seien nicht der Grund. „Es ist ein Geschenk“, betonte Blomstedt. Auf seinen wöchentlichen Ruhetag angesprochen, erklärte der Dirigent, warum er am Sabbat (Samstag) nicht probe, sondern mit den Orchestern auftrete: „Ich dachte an meinen Vater [der Pastor war]: Er bereitete seine Predigt während der Woche sehr gründlich vor. Freitags bei Sonnenuntergang schloss er seine Bücher und verbrachte Zeit mit der Familie, aber am Sabbat hielt er die Predigt. Ich liebe es zu proben, mit dem Orchester zu arbeiten. Aber am Sabbat üben wir nicht mehr – wir spielen einfach das, was wir gemeinsam einstudiert haben. Und das ist ein Segen für uns alle“, so Blomstedt.

Zwei Adventisten auf der Bühne eines Spitzenorchesters

Zu einer bemerkenswerten Begegnung kam es Anfang März in Chicago bei einem Konzert des Chicago Symphony Orchestra, wie die regionale adventistische Kirchenzeitschrift Lake Union Herald berichtete. Blomstedt leitete das Konzert als Dirigent und traf dort auf den Solo-Cellisten Andrei Ionita, der aus einer rumänischen Familie stammt und Mitglied der adventistischen Kirchengemeinde Berlin-Waldfriede ist. Damit standen erstmals zwei Siebenten-Tags-Adventisten gemeinsam auf der Bühne eines Spitzenorchesters.

Blomstedt-Preis für Studierende der Hochschule Friedensau

Herbert Blomstedt hat einen Preis gestiftet. Im Gedenken an seine im Jahr 2003 verstorbene Ehefrau Waltraud verleiht die adventistische Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg seit 2008 den „Waltraud-und-Herbert-Blomstedt-Preis“. Mit dem Preis werden Friedensauer Studierende für herausragende Bachelor- oder Masterarbeiten in den Fachbereichen Theologie und Christliches Sozialwesen oder für eine besonders zu würdigende künstlerische Leistung im Bereich Musik ausgezeichnet.




Theologische Hochschule Friedensau verleiht akademische Grade und eröffnet neues Studienjahr

Am Sonntag, 16. Oktober 2022, fand die feierliche Übergabe der Bachelor- und Master-Urkunden an 29 Absolventinnen und Absolventen verschiedener Studiengänge der Theologischen Hochschule Friedensau in der Kapelle Friedensau statt, wie Andrea Cramer, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Theologischen Hochschule Friedensau, berichtet. Die Festansprache hielt Mário Brito, Präsident der adventistischen Freikirchenleitung für West- und Südeuropa (Intereuropäische Division). Darin verwies er darauf, wie wichtig Werte seien, wie sie angeeignet und bewahrt sowie am Vorbild von Jesus Christus ausgerichtet werden könnten. Die beiden Dekane der Hochschule, Alexander Schulze (Ph.D.) für den Fachbereich Theologie und Prof. Dr. Thomas Spiegler vom Fachbereich Christliches Sozialwesen überreichten die Urkunden. Einige Absolventinnen und Absolventen würden ihre Urkunden mit der Post erhalten, so Andrea Cramer. Sie seien bereits an ihren Arbeitsorten angekommen und eine Anreise aus zum Teil weit entfernten Regionen, wie Burundi, Libanon, Ungarn, Ghana, Bangladesch, China, aber auch aus Deutschland, sei nicht möglich gewesen. Sechs Studierende graduierten im Bachelor- und Masterprogramm Theologie sowie im englischsprachigen Master of Theological Studies. 23 Studierende graduierten im Bereich Sozialwesen, wozu die Abschlüsse Bachelor Soziale Arbeit, Master of Arts Counseling, Master of Arts International Social Sciences und Master of Arts Musiktherapie gehören.

Weitere Auszeichnungen

Neben der Graduierung wurden weitere Preise überreicht. Den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD-Preis) erhielt Charles Karorero für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender. Er gehörte zu jenen, die an der Graduierungsfeier und an der Preisverleihung nicht teilnehmen konnten. Er grüßte virtuell aus seinem Heimatland Burundi und bedankte sich für die Auszeichnung.

Aus den Händen der zweiten Vorsitzenden des Fördervereins Freundeskreis Friedensau International e.V. (FFF), Dr. Friedegard Föltz, nahm Emmanuel George Fihavango, Absolvent Master International Social Sciences, den Preis des Fördervereins für besonderes Engagement im Fachbereich Christliches Sozialwesen entgegen.

Dr. Johannes Hartlapp, Studiengangsleiter B.A. Theologie, überreichte den Waltraud-und-Herbert-Blomstedt-Preis. Er ging an zwei Absolventen des 2021er-Masterstudiengangs Theologie: Philip Nern (in Abwesenheit) und Christian Menn erhielten den Blomstedt-Preis für Theologie. Den Blomstedt-Preis für Musik erhielt Itje Zepnik, Absolventin 2022 des Studiengangs B.A. Theologie.

Studienbeginn mit Studierenden aus 25 Ländern

Das Studienjahr begann bereits eine Woche zuvor, am 10. Oktober 2022. Rektor Prof. Dr. Roland Fischer konnte in der Kapelle Friedensau die meisten Studienanfänger begrüßen, einige wenige reisten nachträglich an, so Andrea Cramer. Insgesamt seien es ihrem Bericht zufolge 57 neue Studierende, die sich im Bachelorstudiengang Theologie, in den englischsprachigen Masterstudiengängen Pastoral Ministry und Theological Studies, im Master Counseling (Ehe-, Familien- und Lebensberatung), International Social Sciences, Development Studies (online) sowie im Sprachkurs „Deutsch als Fremdsprache“ eingeschrieben hätten. Sie kämen aus 25 verschiedenen Ländern, die größte Gruppe sei aus Deutschland. Jetzt seien unter den Studierenden die Nationen Äthiopien, Brasilien, Burundi, China, Deutschland, Elfenbeinküste, Ghana, Japan, Kamerun, Kenia, Kongo, Kroatien, Myanmar, Nigeria, Mexiko, Rumänien, Sambia, Schweden, Schweiz, Spanien, Süd-Sudan, Tansania, Togo, Ukraine und USA vertreten.

Ausbildung für FSJ-Programm der Adventjugend

Zeitgleich begann eine Gruppe von neun Teilnehmenden des „1Year4Jesus“-Freiwilligenprogramms des adventistischen Jugendverbandes (Adventjugend) ihre Ausbildung in Friedensau. Dies ist ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), das jungen Menschen nach ihrem Schulabschluss die Möglichkeit gibt, sich sozial-diakonisch und missionarisch in lokalen, aber auch in überregionalen Projekten zu engagieren. Erste theoretische und praktische Grundlagen erhielten sie in bestimmten Zeitabständen im Laufe des Jahres an der Theologischen Hochschule Friedensau, so eine Pressemitteilung der Hochschule.

Theologische Hochschule Friedensau

Die Theologische Hochschule Friedensau ist eine staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Hier können neun B.A.- und M.A.-Studiengänge – zum Teil berufsbegleitend und in Teilzeit – in den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie sowie ein Kurs ‚Deutsch als Fremdsprache‘ belegt werden. Mehr als 30 Nationen leben in Friedensau. Informationen zum Studienangebot und Anmeldung zu „Schnuppertagen“: www.thh-friedensau.de.