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500 Jahre Täuferbewegung von 1525 - 2025

Altes hinterfragen, Neues wagen
Der Initiative gehe es darum, aus der Geschichte für den Glauben und das gesellschaftliche Engagement heute zu lernen, betonte die 1. Vorsitzende des Vereins „500 Jahre Täuferbewegung“, die Mennonitin Privatdozentin Dr. Astrid von Schlachta. „500 Jahre Täuferbewegung lehren uns: Um authentisch Glauben zu leben, muss Altes hinterfragt und Neues gewagt werden in der Verantwortung vor Gott und den Menschen, immer wieder aufs Neue.“ Da die Täufer in ihrem Einsatz sehr mutig gewesen seien, habe man über alle fünf Themenjahre die Überschrift „gewagt!“ gesetzt, erklärte der 2. Vereinsvorsitzende, der Baptist Dr. Andreas Liese: „Die Täufer und Täuferinnen haben es gewagt, gegen große Widerstände nach ihrem Gewissen und entsprechend ihrer biblischen Erkenntnis zu handeln.“

Unter der Überschrift „gewagt!“ geht es in den Themenjahren um „mündig leben“ (2020), „gemeinsam leben“ (2021), „konsequent leben“ (2022), „gewaltlos leben“ (2023) und „Hoffnung leben“ (2024). Für das Jahr 2025 seien mehrere Gedenkveranstaltungen geplant, die an die erste täuferische Glaubenstaufe 1525 in Zürich erinnern.

Mennoniten, Baptisten und ACK gemeinsam
Das Spektrum täuferischer Kirchen sei weit. Zwei von ihnen laden gemeinsam mit dem Verein „500 Jahre Täuferbewegung 2025“ sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zum Auftakt in Hamburg ein: Die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) und der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG), zu dem Baptisten- und Brüdergemeinden gehören. Während die Mennoniten geschichtlich unmittelbar zur Täuferbewegung gehörten, sind die Baptisten im Zusammenhang mit der englischen Reformation zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden, zählten aber zu den täuferischen Kirchen.

Für die AMG-Vorsitzende Doris Hege sind 500 Jahre Täuferbewegung „ein guter Grund, sich mit den Anliegen der Bewegung zu befassen. Es gehe nicht darum, im Rückblick manches zu verklären, sondern erneut diese Themen – wie den Einsatz für Frieden – zu unseren zu machen.“ Auch für BEFG-Präsident Michael Noss geht es darum, „die Gegenwart zu begreifen und zu überlegen, was die Grundwerte unserer Überzeugung für die Zukunft bedeuten.“ Für die Themenjahre wünsche er sich, dass sie „ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Glaubensüberzeugungen stärken und in eine ökumenische Weite führen.“ Diese ökumenische Weite sei auch für den ACK-Vorsitzenden, Erzpriester Radu Constantin Miron, unerlässlich.

In seinem Grußwort zur Initiative schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Jeder soll hier nach seinem Glauben leben können und dürfen – ohne Angst, aber auch ohne Machtanspruch. Dass dieses Verständnis von Religionsfreiheit heute Grundlage unseres Zusammenlebens ist, dazu hat auch die täuferische Tradition beigetragen mit ihrem Beharren auf der Freiheit des Einzelnen, der Begrenzung staatlicher Macht in Glaubensfragen und der Ablehnung von Gewalt.“

Podiumsdiskussion und Gottesdienst in Hamburger Mennonitengemeinde
Die Eröffnung des Täufergedenkens findet am 10. Oktober in der Mennonitengemeinde, Mennonitenstraße 20, in Hamburg statt. Sie beginnt um 17 Uhr mit einer Podiumsdiskussion, bei der Vertreterinnen und Vertreter von Freikirchen mit dem Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit Markus Grübel, Mitglied des Deutschen Bundestages, diskutieren. Nach einem Empfang um 18:30 Uhr folgt um 19:30 Uhr der Ökumenische Eröffnungsgottesdienst. Die Eröffnung wird auch per Livestream übertragen (Gottesdienst: www.baptisten.de/livestream-auftakt-500 und Podiumsdiskussion per Zoom: tinyurl.com/y6d6ocrg).

Nachdenken über Vergangenes, um das Heute und Morgen zu gestalten

„Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung“ lädt zu einem fünfjährigen gemeinsamen Weg ein, über Geschichte, Erinnerung, Tradition und Erbe nachzudenken, um das Heute und Morgen zu gestalten und ökumenische Impulse zu setzen. Begleitet wird das Nachdenken durch jährlich erscheinende Broschüren, die in Gesprächs- und Hauskreisen, Gemeinden, ökumenischen Gremien und Bildungseinrichtungen zu Diskussionen über das jeweilige Jahresthema anregen können. Ausstellungen, Materialien für Schule und Bildungsinstitutionen sowie Tagungen sollen die Auseinandersetzung mit den zurückliegenden 500 Jahren täuferischer Geschichte illustrieren und vertiefen. Weitere Informationen: www.taeuferbewegung2025.de.




Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion

Das Präsidium des BEFG stelle im Rückblick fest, dass die Versöhnung mit den Völkern im Westen leichter gefallen sei als die mit den Völkern im Osten, besonders mit den Menschen in der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten. Hier wirke ein nationalistisches Überlegenheitsgefühl nach. Das rassistische Gift, Menschen und Völker als minderwertig zu betrachten, zeige bis heute Wirkung.

Überfall auf die Sowjetunion begrüßt, zum Massenmord geschwiegen

Baptisten und Brüder hätten damals den Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion begrüßt und zur massenhaften Ermordung von Juden, Russen, Ukrainern, Polen und Angehörigen vieler anderer Nationen geschwiegen. „Etwa 20 Millionen Sowjetbürger starben durch Waffengewalt oder verhungerten durch den Entzug von Lebensmitteln durch die Deutschen.“

In der Zeit der Teilung Deutschlands und angesichts politscher Verfolgung der Christen in der Sowjetunion sei das Thema einer Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion nur zaghaft angegangen worden. Nach der politischen Wende und der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl hätten viele Gemeinden und Einzelne im BEFG beeindruckende Hilfsprojekte entwickelt, „die zur Heilung der Erinnerung beigetragen haben“.

Kritisch wird in der Erklärung vermerkt, dass der BEFG in Deutschland es versäumt habe, „deutlicher für eine Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion einzutreten“. Seit einigen Jahren versuche der BEFG, sich hier stärker zu engagieren. „Wir bedauern, dass wir dem andauernden Rassismus, Nationalismus wie dem Antisemitismus nicht stärker widerstanden haben. Heute sind wir aufgerufen, aktiv für Versöhnung unter den Menschen einzutreten, die unter Fremdenfeindlichkeit und Hass leiden.“ Das gelte für alle Völker und Nationen. Deshalb wolle der BEFG für Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen eintreten, offen nach Außen getragenen Hass widerstehen und ihm in unserer Gesellschaft keinen Raum geben.

Der Text der Erklärung kann im Internet heruntergeladen werden: https://www.baptisten.de/fileadmin/bgs/media/dokumente/Versohnung-mit-den-Volkern-der-Sowjetunion.pdf.

BEFG
Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden ist ein Zusammenschluss von Baptisten- und Brüdergemeinden. Zu ihm gehören in Deutschland über 81.000 Mitglieder in 801 Ortsgemeinden. Weitere Informationen unter www.baptisten.de.