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Beschwerde gegen Verbot von Taufen im Genfer See

Am 29. Mai 2022 beantragte die evangelische Freikirche von Cologny die Genehmigung, am Strand von La Savonnière in Collonge-Bellerive im Kanton Genf eine Taufe zu feiern. Es handelte sich um die Taufe eines Erwachsenen durch Untertauchen in Anwesenheit seiner Angehörigen, Freunde und Familie, mit Erklärung zur Taufe, Glaubenserklärung des Täuflings, Gebet für den Täufling und drei A-cappella-Gesängen. Es war keine Beschallung vorgesehen und die Feier sollte innerhalb einer Stunde an einem Sonntagmorgen stattfinden.

Taufe im Genfer See nur für Religionen, die Beziehungen zum Staat unterhalten

Am 27. Juni 2022 verbot das Departement für Bevölkerungssicherheit und Gesundheit des Kantons Genf die Veranstaltung. Das Departement war der Ansicht, dass die Tauffeier im Genfer See durch kirchlichen Einfluss auf staatliche Belange die Laizität des Staates verletze. Von dieser Entscheidung überrascht, rief die Freikirche den Justizgerichtshof der Republik und des Kantons Genf an. In einem Urteil vom 20. Dezember 2022 bestätigte dieser das vom Departement verhängte Verbot. Gemäß ihrem Verständnis des Grundsatzes der Laizität war die Verwaltungskammer des Gerichts der Ansicht, dass der Zugang zum Strand religiösen Organisationen vorbehalten sein solle, die „eine Beziehung zum Staat unterhalten“.

Die evangelische Freikirche von Cologny lege Wert auf die Unterscheidung zwischen Zivilgesellschaft und Staat. Wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte betrachte sie den Pluralismus als Bereicherung und nicht als Bedrohung des religiösen Friedens. Die Freikirche gehe davon aus, dass ein Laizismus (Trennung von Kirche und Staat), der auf Offenheit, Harmonie und Toleranz ausgerichtet sei, es jeder Konfession erlaube, sich in Respekt vor den anderen, ob gläubig oder nicht, zu äußern. Solange die öffentliche Ordnung nicht gefährdet sei und die Rechte des Einzelnen gewahrt würden, müsse der Staat allen erlauben, sich auf öffentlichem Grund und Boden zu äußern und zu versammeln.

Staat überschreite seine Rolle

Wenn der Staat sich erlaube, bestimmte Glaubensrichtungen auf Kosten anderer auszuwählen, überschreite er seine Rolle. Der See, der Berg oder der Wald gehörten zum natürlichen öffentlichen Bereich und seien auch Räume der Freiheit, so die Freikirche. Aus diesem Grund habe sie beschlossen, den Fall vor das Bundesgericht zu bringen, heißt es in der SEA-Medienmitteilung. Die Klage gegen diese Ablehnung werde wegen Verletzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes, des Diskriminierungsverbots und einer ungerechtfertigten Beeinträchtigung der Religions- und Versammlungsfreiheit erhoben.




Repressionen nehmen zu – Gebetstag für verfolgte Christen am 13. November

Die EAD habe dafür ein spezielles Gebetsheft mit einer Auflage von 19.000 Heften produziert. Es könne in Gottesdiensten, Gemeindeveranstaltungen, christlichen Hauskreisen und im persönlichen Gebet eingesetzt werden.

Seit vielen Jahren gebe es auch zwei umfangreiche Jahrbücher zum Thema „Religionsfreiheit“ und „Verfolgung und Diskriminierung von Christen“, die von Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher für den EAD-Arbeitskreis „Religionsfreiheit – Menschenrechte – Verfolgte Christen“ gemeinsam mit der „Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte“ und weiteren Kooperationspartnern als Dokumentation herausgeben werden, so die Mitteilung der EAD. Die politische Brisanz des Einsatzes für Religionsfreiheit werde auch in diesen Tagen wieder besonders deutlich, so Schirrmacher. Darum wurden die Jahrbücher – so wie in den Jahren zuvor – allen Abgeordneten des Bundestages, christlichen Entscheidungsträgern, Bischöfen und Chefredaktionen/Journalisten übergeben.

Auch die anhaltend schwierige Situation von Konvertiten aus islamischen Ländern in Deutschland dürfe nicht vergessen werden, so die EAD-Mitteilung. Es sei erschreckend, dass in den letzten Jahren immer wieder Migrantinnen und Migranten, die sich für ein Leben in der Nachfolge von Jesus Christus entschieden haben, teilweise in ihre Heimatländer abgeschoben wurden oder werden sollen, obwohl ihnen dort Verfolgung, Gefängnis, Folter und manchmal sogar der Tod drohe. Ungeachtet dessen wurden und werden immer wieder dringende Asylgesuche abgelehnt. „Die Situation dieser Menschen darf uns nicht egal sein“, so EAD-Vorstand Dr. Reinhardt Schink. Daher engagiere sich die EAD mit ihrem Arbeitskreis für Migration und Integration speziell für Konvertiten und fördert die missionarische, diakonische und seelsorgerliche Arbeit mit Migranten in Deutschland.

Das Material zum Gebetstag für verfolgte Christen am 13. November 2022 kann kostenfrei heruntergeladen werden auf der Webseite der EAD www.ead.de/material/

Jährlicher Weltverfolgungsindex zeigt Dynamik von Christenverfolgung

Das christliche Hilfswerk Open Doors bringt setzt sich seit 1955 mit umfangreichen Hilfsprojekten für verfolgte Christen aller Konfessionen ein und bringt jährlich einen Weltverfolgungsindex heraus. Nach eigenen Angaben sei der Weltverfolgungsindex die weltweit einzige Erhebung, für die verfolgte Christen anhand einer differenzierten und von Experten kontinuierlich weiterentwickelten Methodik jährlich direkt befragt würden. Nachstehend werden beispielhaft drei sehr unterschiedliche Länder herausgegriffen, die im aktuellen Weltverfolgungsindex die Plätze 1, 18 und 30 belegen: Afghanistan, Katar und Kolumbien.

Afghanistan

Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan seien besonders Christinnen doppelt gefährdet. Für Frauen seien soziale Kontakte außerhalb der Familie extrem eingeschränkt und würden gegebenenfalls sanktioniert. Der Abfall vom Islam sei für die Taliban ein todeswürdiges Verbrechen. Oft müssten sie in Nachbarländern Zuflucht suchen, berichtet Open Doors.

Katar

In Katar würden ausländische Christen, die oft Arbeitsmigranten sind, ein begrenztes Maß an Religionsfreiheit zugestanden, so Open Doors. Die katarische Regierung betrachte den christlichen Glauben als fremden Einfluss. Das Außenministerium reguliert die Kirchen im Land, räumt aber ein, dass es im Interesse Katars ist, christlichen Gemeinden und Gemeinschaften eine gewisse Freiheit zu gewähren. Anders sehe es mit den Rechten von christlichen Konvertiten mit muslimischem Hintergrund aus. Wer sich vom Islam abwende, gelte als Apostat und habe sich eines in Katar strafbaren Verbrechens schuldig gemacht. Diese Konvertiten würden von der Gesellschaft diskriminiert und schikaniert, und sie riskierten sogar den Tod.

Kolumbien

In Kolumbien stelle sich die Situation anders dar. Dort bilden Christen mit fast 95 Prozent Bevölkerungsanteil die große Mehrheit in der Bevölkerung. Dort leiden die Bewohner des Landes seit Jahrzehnten unter den blutigen Kämpfen zwischen Drogenhändlern, Guerillatruppen und Paramilitärs sowie der kolumbianischen Armee. Weil Christen Korruption und Gewalt anprangerten, sich für Menschenrechte und Umweltschutz einsetzten und sich im Friedensprozess engagierten, gerieten sie oft in die Schusslinie von Kriminellen und militanten Gruppen, so Open Doors.

Weitere Informationen unter:

https://www.opendoors.de/christenverfolgung/weltverfolgungsindex




College-Studierende machen Rolle von Frauen in der Geschichte der Adventisten wieder sichtbar

Maud Sisley, Alma McKibbin, Ruth Temple, prominente adventistische Frauen und Wegbereiterinnen für Mission, Bildung und Gesundheitsversorgung, waren einst bekannte Namen. Aber ihre Geschichten seien in Vergessenheit geraten –„begraben durch die Zeit und gesellschaftliche Veränderungen im kollektiven Gedächtnis der Kirche“, so die Autorin des Presseberichts, Laura Gang.

Während des Studiums des Kirchenarchivs entdeckte Jim Wibberding, Professor für Praktische Theologie und biblische Studien an der PUC, die Namen von Frauen, von denen er noch nie zuvor gehört hatte. Wibberding war überrascht zu erfahren, dass so viele Frauen „eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der adventistischen Kirche, wie wir sie heute kennen, gespielt haben“.

Erstellung einer Liste

Wibberding sammelte 50 Namen von Frauen und konzipierte einen College-Kurs, der deren prägende Rolle für die adventistische Kirche näher untersuchen sollte.  Zu diesem Zweck lud er 14 weitere adventistische Historiker ein, um daran mitzuwirken. Die Entscheidung, welche Biografien von Frauen näher untersucht werden sollten, erwies sich als schwierig. Denn die Historiker fanden durch eigene Recherche weitere vergessene Frauen, die ebenfalls in die Liste aufgenommen werden könnten.

Das Problem der Unterrepräsentation von Frauen in der Kirchengeschichte ist nicht nur in der adventistischen Kirche zu finden. Frauen wurden auch in der allgemeinen Geschichte in vielen Teilen der Welt vernachlässigt. Inzwischen werden weltweit Anstrengungen unternommen, um diese Lücke zu schließen.

Vor seiner Klasse von 25 Studierenden erzählten Wibberding und andere Historiker die Lebensgeschichten der Frauen, zeigten Fotos von mehr als 30 bemerkenswerten adventistischen Frauen und erläuterten ihre oft übersehenen Beiträge für die Kirche und ihre Arbeit. Einige Beispiele:

Maud Sisley verließ ihre Heimatstadt Battle Creek (Michigan) und reiste allein in den US-Bundesstaat Ohio, in die Schweiz, nach England, Südafrika, Australien und darüber hinaus, um die christliche Botschaft und die speziellen adventistischen Inhalte zu verkünden. Sie hat damit dazu beigetragen, dass die adventistische Kirche weltweit bekannt geworden ist.

Alma McKibbin schrieb den ersten adventistischen Grundschullehrplan und wurde Dozentin am Pacific Union College.

Flora Plummer war „die Architektin des Bibelgesprächs im Gottesdienst (Sabbatschule), wie wir es heute kennen“, so Jim Wibberding, und jahrzehntelang die einzige Frau im Vorstand der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz).

Ruth Temple war die erste schwarze Frau, die ihren Abschluss an der adventistischen Loma Linda University (Kalifornien) machte. Sie konzentrierte sich anschließend darauf, den Menschen in einkommensschwachen und unterversorgten Stadtvierteln in Los Angeles eine erschwingliche Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Temple eröffnete die erste medizinische Klinik im Südosten von Los Angeles. Laut dem Historiker Benjamin Baker hat die Rolle, die es dort spielte, mehr als eine Epidemie ausgerottet, einschließlich eines Ausbruchs der Pest.

Kulturelle und religiöse Gründe für die Benachteiligung von Frauen

Warum wurden diese Frauen an den Rand gedrängt? Zum Teil „wegen der [Kultur] der Häuslichkeit und des Aufstiegs des protestantischen Fundamentalismus, der Frauen, die im kirchlichen Dienst waren, in den Schatten gestellt hat“, so Michael Campbell, der Direktor für Archive, Forschung und Statistik der adventistischen, nordamerikanischen Kirchenleitung. Campbell, ein Historiker, der bis vor Kurzem als Professor für Religion an der Southwestern Adventist University tätig war, erzählte in Wibberdings Klasse die Lebensgeschichten von zwölf Frauen. Als Ergebnis dieser Erfahrung schrieb er ein Thesenpapier über die Hauptthemen, die sich aus seiner Forschung ergeben haben.

Laut Campbell heirateten einige der Frauen, die in den Diensten der Kirche waren, und die Geschichten ihrer Ehemänner wurden glorifiziert, ohne dass ihr Beitrag erwähnt wurde. Ana Stahl wurde der Zugang zum Battle Creek College verweigert, weil sie bereits verheiratet war und ein Kind hatte. Die Evangelistin und Pastorin Minnie Sype wurde von ihrer regionalen Kirchenleitung in den Ruhestand versetzt, weil sie im Alter von 61 Jahren erneut heiratete und „einen Mann hatte, der sich um sie kümmerte“.

Manchmal haben diese Frauen jedoch Wege gefunden, die Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts zu umgehen. Viele von ihnen waren besonders erfolgreich darin, Frauen in anderen Kulturen zu erreichen.

Ellen White setzte sich für Frauen ein

Campbell stellte auch fest, dass die „Große Erweckung“ im 19. Jahrhundert in den USA einen Weg für Frauen gebahnt hat, um in einer Leitungsaufgabe tätig zu sein. „[Die Mitbegründerin der adventistischen Kirche] Ellen White war eigentlich Teil einer größeren Gruppe von Frauen, die ihre Gaben und Fähigkeiten auch zur Unterstützung der Verkündigung und für Leitungsaufgaben zur Verfügung stellten.“ Ellen White selbst habe sich für Frauen und ihren Einsatz für Leitungsaufgaben in der Kirche eingesetzt, so Campbell.

Jim Wibberding ergänzt diesen Befund mit der Beobachtung, dass in den Jahrzehnten nach Ellen Whites Tod sich „die Adventisten sich von der Gleichstellung der Geschlechter entfernten und die Lebensleistungen der Frauen nicht mehr erzählt wurden.“.

Die Forschungsleistung der Studierenden

Die Studierenden in Wibberdings Klasse hatten die Aufgabe, die Lebensgeschichte einer der Frauen auf der Liste zu recherchieren und jeweils eine kurze Biographie für die Enzyklopädie der Siebenten-Tags-Adventisten einzureichen.

Ashley Garner, eine Psychologie- und Englischstudentin, sagte, dass sie diesen Teil des Kurses besonders: „Wir hatten die Gelegenheit, die Lebensgeschichte der Frauen nicht nur zu entdecken, sondern auch zum ersten Mal weiterzuerzählen.“ Garner recherchierte und schrieb über Theresa Kennedy. Als Missionarin, Krankenschwester und Dozentin hat Theresa Kennedy die Pflegeabteilungen von drei adventistischen Colleges geleitet. Neben ihrer Berufstätigkeit war sie eine klassische Pianistin.

„Die adventistischen Kirchengemeinden bestanden immer mehrheitlich aus Frauen, von denen viele im Rahmen ihrer Fähigkeiten und ihres Einflusses für den Auftrag der Kirche gearbeitet haben“, so Michael Campbell. „Wir sollten uns ihre Lebensgeschichten ganz bewusst in Erinnerung rufen.“

Zwanzig Studierende in Wibberdings Klasse reichten Artikel in der Online-Enzyklopädie ein und leisteten damit einen bedeutenden Forschungsbeitrag. Durch die Recherche von Primärdokumenten aus der ganzen Welt und die Veröffentlichung der Lebensgeschichten außergewöhnlicher Frauen waren sie aktiv daran beteiligt, diese Namen wieder in die adventistischen Geschichtsbücher einzutragen.

Zur Online- Enzyklopädie der Siebenten-Tags-Adventisten: https://encyclopedia.adventist.org/




Sprecher bei internationaler Onlinekonferenz der Adventisten thematisieren Rassismus

Das Bild von der „ausgetrockneten Seele“
Zu den Rednern gehörten auch Dr. Barry Black, Kaplan des US-Senats, der über den Abbau von Barrieren im persönlichen Dienst sprach. Ebenso Dr. Ella Simmons, Vizepräsidentin der Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten und Rechtsanwältin Jennifer Woods, assoziierte Juristin am Verwaltungssitz der Freikirche in Silver Spring/USA. Sie diskutierten die Geschichte des Rassismus aus sozialer und biblischer Sicht.

Black, dessen Großvater nach dem Bürgerkrieg als Landarbeiter (Sharecropper) seinen Unterhalt verdiente, begann mit der Geschichte seiner Mutter, die er als „dehydrierte Seele“ bezeichnete. Sie habe nur die vierte Klasse erreicht. Sie sei durch ein evangelistisches Flugblatt auf Veranstaltungen aufmerksam geworden. 12 Wochen lang besuchte sie aus Neugier die Abende.  Die Botschaften füllten sie mit „Wasser – dem lebendigen Wasser“, weil ein Botschafter für Christus aus seiner Komfortzone herausgetreten sei.  Black sagte: „Jeder von uns kann dieser Botschafter sein, der die Welt mit Christus versöhnt… Gott befiehlt uns: ‚Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.‘ Aber Gott befähigt uns auch, Getränke für ausgetrocknete Seelen bereitzustellen.“

Black verwies auf den Bericht im Bibelbuch Johannes, Kapitel 4. Die Art und Weise, wie Jesus einer Frau dort am Brunnen begegne, sei eine Blaupause, die uns auffordere: „Mache dich auf den Weg, um andere zu segnen; baue Barrieren ab; zeige Freundlichkeit und vermeide Streit und Zank.“ Weiter meinte Black: „Wir wären viel effektiver in unserer Kirchenarbeit, wenn wir uns um Menschen kümmerten, als theologische Dinge zu zitieren. Die Leute interessiert es nicht, wie viel man weiß, bis sie wissen, wie wichtig sie einem seien“. Unser [himmlischer] Vater sendet uns, um den Gefangenen Befreiung zu bringen, den Blinden das Augenlicht wiederzugeben und den Zerschlagenen die Freiheit wiederzugeben.“

Am Ende seiner Ausführungen präsentierte er die Idee eines Senatskollegen. Um Barrieren abzubauen und Gemeinschaft zwischen Kollegen zu schaffen, beschlossen sie, jede Woche nach dem Kirchgang jemanden nach Hause einzuladen, der nicht wie sie aussah. Black forderte die Zuhörer auf, in den kommenden Tagen „sich bewusst zu bemühen, Barrieren abzubauen. Laden Sie jemanden, der nicht so aussieht wie Sie, zum Essen nach Hause ein.“

Rassismus findet nicht isoliert statt
Woods und Simmons untersuchten im weiteren Verlauf der Diskussion den Rassismus aus einer globalen Perspektive und die Auswirkungen, die er auf die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten habe.

Simmons, die während der Bürgerrechtsbewegung in den 1950er und 60er Jahren im Süden der USA aufgewachsen ist, berichtete ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus. Obwohl es in letzter Zeit bedeutende Fortschritte gegeben habe, sei die Diskriminierung „in den Vereinigten Staaten und in der ganzen Welt in ihren vielen Formen nicht verschwunden, sondern hat neue Dimensionen, Bezeichnungen und Codes angenommen“, sagte sie.

Simmons verwies auf eine Reihe von AbteilungsleiterInnen der Weltkirchenleitung, die über persönliche Erfahrungen mit Rassenprofilen, Vorurteilen und Diskriminierung in ihren Heimatgebieten wie Afrika, Asien, Australien und Europa berichtet hätten. Es sei klar, dass rassistische Ungerechtigkeit jeden Teil des Planeten berühre.

Dem Beispiel Jesu folgen
Woods untersuchte die biblischen Aufzeichnungen und verfolgte die Ursprünge von Voreingenommenheit und Rassismus durch die gesamte biblische Geschichte bis hin zur frühen Kirche. Die Essenz des Rassismus habe im Himmel mit Satans Stolz und Vorurteilen gegen Jesus begonnen. Aus dieser Saat seien rassistische Denkweisen und Verhaltensweisen gewachsen. Diesen Geist würden wir unter den frühen Gläubigen mit einer „Wir gegen sie“-Mentalität sehen. Das hätte sich als schädlich für die Botschaft des Evangeliums erwiesen, wenn sie nicht korrigiert worden wäre.

Um Petrus zu helfen, das tief sitzende Vorurteil zu überwinden, das ihm von Geburt an eingeimpft wurde, habe Gott ihm die Vision von einem himmlischen Laken gegeben, das mit unreinen Tieren gefüllt war. Durch die Vision habe Gott versucht, Petrus zu lehren, dass in den Augen des Himmels alle gleich seien – es gebe keine Vorzugsbehandlung für Mann oder Frau, Jude oder Nichtjude. Petrus habe die Botschaft verstanden.

Die frühen adventistischen Pioniere seien Abolitionisten gewesen – das heißt, sie waren für die Abschaffung der Sklaverei. Im Laufe der Zeit hätten die Adventisten jedoch zugelassen, dass die gesellschaftlichen Normen des Rassismus, der Voreingenommenheit und der Vorurteile „die Kirche infizierten“, so Woods. Die Freikirche in den Vereinigten Staaten hätte die kulturellen Praktiken der damaligen Zeit, wie getrennte Gottesdiensträume für Schwarze und Weiße und den Ausschluss von Schwarzen von Führungspositionen in bestimmten Institutionen übernommen.

Diese Praxis sei gegen alles gewesen, wofür Jesus stand, als er auf der Erde war. „Jesus widersetzte sich der sozialen Ordnung seiner Zeit“, sagte Simmons. „Er bewegte sich jenseits der durch Religiosität definierten Verhaltensparameter. Er riss vorurteilsbehaftete Mauern nieder, die die Art des Miteinanders vorschrieben und er sprach die Sünden des Rassismus in seinen vielen Formen direkt an. Die akzeptierten Normen seiner Zeit hinderten ihn nicht, seinen Dienst zu tun.“ Jesus habe bei der Begegnung mit der samaritischen Frau Barrieren überwunden und ein Beispiel gegeben, dem Christen folgen sollten.

Ein schwieriges Thema
Diskussionen über Rassismus und Vorurteile könnten schwierig sein. Viele Menschen glaubten nicht, dass sie voreingenommen sind, aber sie hielten vielleicht an Vorurteilen fest – eine Einstellung oder ein Stereotyp, dem sie unbewusst erlaubten, das Verständnis, die Handlungen oder Entscheidungen zu beeinflussen. Jeder Mensch habe diese innersten Empfindungen. Woods und Simmons verwiesen dabei auf eine Stellungnahme der Freikirche, die im September 2020 veröffentlicht wurde. Darin werden einige praktische Schritte beschrieben, um „diejenigen zu unterstützen und zu fördern, die aufgrund ihrer Hautfarbe, Kaste, ihres Stammes oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit an den Rand gedrängt und misshandelt werden.“

Simmons schloss ihre Ausführungen mit den Worten: „Wir, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, müssen alles in unserer Macht tun, um uns und die Kirche vom Erbe der ‚biblischen‘ Bigotterie abzugrenzen; von der tief verwurzelten Geschichte des Rassismus und der Trennung, die der Welt vom Christentum und anderen Weltreligionen auferlegt wurden, um Rassisten in ihrem Bemühen zu beruhigen, Illusionen von rassischer oder ethnischer Vorherrschaft, sozialer Kontrolle und wirtschaftlichem Vorteil gegenüber anderen Menschen aufrechtzuerhalten…“

Wir tun dies „…indem wir das wahre Wort verkünden und mehr noch, indem wir das wahre Wort leben“, sagte Simmons. Unter Bezugnahme auf die kürzlich verabschiedete Erklärung der Weltkirchenleitung zu menschlichen Beziehungen erinnerte sie daran, dass „die Liebe Christi“ die Kirche zwinge, die Menschen von ihrem Standpunkt aus zu betrachten und Botschafter Jesu in dieser gespaltenen Welt mit einem „Wort der Versöhnung“ zu sein.

Zur erwähnten Erklärung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten „Eine Menscheit“:
https://www.adventisten.de/fileadmin/adventisten.de/files/downloads/Dokumente_und_Stellungnahmen__%C3%B6ffentlich_/GK_2020-09-15_Stellungnahme_Eine_Menscheit-deutsch.pdf




Erste Gleichstellungsbeauftragte der Adventisten in Bayern

Schutzraum für Mitarbeiterinnen
Es gehe um „eine Gleichstellungsstelle bei Vorfällen von offensichtlicher und versteckter Diskriminierung von weiblichen Mitgliedern innerhalb unserer Freikirche in Bayern“, so der Präsident der bayerischen Adventisten, Pastor Wolfgang Dorn, zu der Entscheidung. Im besonderen Fokus seien dabei Frauen in Leitungsämtern in den örtlichen Kirchengemeinden, im Bereich des Ehrenamts und bei hauptamtlich Angestellten. „Insbesondere gegenüber unseren Pastorinnen mussten wir in den letzten Jahren eine Anhäufung von diskriminierenden Verhalten feststellen“, so Dorn. „Wir wollen hier nicht weiter zuschauen, sondern klar dagegen Stellung beziehen und einen Schutzraum für Mitarbeiterinnen in den Kirchengemeinden schaffen.“

Konsequente Aufklärung – Vermeidung diskriminierenden Verhaltens
Vizepräsident und Finanzvorstand Stefan Rebensburg stellt fest, dass das Thema der Diskriminierung aktueller werde. Positionen, die längst überholt schienen, kämen immer häufiger vor. Sie spiegelten zwar nicht die Mehrheit wider, aber es sei, als „würde man das Rad zurückdrehen“. Dem Leitungsgremium der Freikirche gehe es daher um eine „konsequente Aufklärung der Kirchengemeinden in diesem Bereich und eine klare Vermeidung jeglichen diskriminierenden Verhaltens gegenüber Frauen in unseren Reihen, insbesondere auch in Leitungspositionen“. Der Ausschuss sehe hier einen biblischen Auftrag sowie die Unterstützung adventistischer Lehrüberzeugungen.

Patricia Davis
Als Psychologin berät Patricia Davis Menschen in Alltags- und Lebenskrisen und unterstützt Familien dabei, ihre Stärken zu entwickeln. Für das Religionspädagogische Institut der Freikirche (RPI) ist sie als Referentin und Begleiterin des Ausbildungsgangs „Familiendiakonie“ tätig. Darüber hinaus befindet sie sich in der Endphase einer Weiterbildung in systemisch-integrierter Paar- und Familientherapie und -Beratung (DGSF). Davis ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Mit ihrem Mann lebt sie vor den Toren Münchens.

Mit der Übernahme der Aufgabe als Gleichstellungsbeauftragte möchte sie betroffenen Pastorinnen und weiblichen Leiterinnen in der Kirche eine niederschwellige Anlaufstelle anbieten. „Uns Adventisten verstehe ich als Team, das sich gegenseitig und andere emotional wie tatkräftig unterstützt.  Ein Team, in das alle ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen, ausnahmslos und gleichwertig, egal ob Frau oder Mann. Gott schätzt jeden Menschen ohne Ansehen von Alter, Herkunft und Geschlecht bedingungslos, und ich möchte mithelfen, dass unsere Freikirche ein Ort ist, wo genau das gelebt wird.“

Gemeinden als Ort der Wertschätzung
Mehr denn je, so Davis weiter, sei die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Ortsgemeinde ein dringendes Anliegen der Freikirche in Bayern. „Wir wollen ein selbstverständliches Miteinander von Mann und Frau auf allen Ebenen der Gemeindeämter fördern, damit Gemeinden ein Ort der Wertschätzung und gegenseitigen Unterstützung bleiben.“  Eine religiöse und soziale Herabsetzung von Frauen im Bereich der Gemeindearbeit dürfe keinen Platz haben. Aus diesem Grund sei die Anlaufstelle für Frauen initiiert worden, die sich in ihrer Gemeindearbeit von Diskriminierung und Herabsetzung betroffen sehen. In einem vertraulichen Rahmen könnten sie über diese Erfahrungen sprechen und Hilfe suchen.

Die Kirchenleitung der Adventisten in Bayern verstehe die Gleichstellungsbeauftragte als vertrauliches Ohr für alles, was Pastorinnen und alle Frauen mit Verantwortung in den Ortsgemeinden in ihrer Aufgabe als diskriminierend und ungleich empfinden. Es wird als erste Anlaufstelle gesehen, mit der sich jede betroffene Frau in Verbindung setzen könne. So ergehe der Appell an die Frauen. „Zögert nicht, euch zu melden, wenn ihr euch durch Ungleichheit persönlich in der Ausübung eures Amtes eingeschränkt fühlt. Gott sieht alles, jede Ungleichheit in unseren Gemeinden. Wir noch nicht:“




Rassismus – Thema der Kirchenzeitschrift „adventisten heute“

„Es gibt nur eine Menschheit“
Die adventistische Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) hat am 15. September eine Erklärung zu zwischenmenschlichen Beziehungen, Rassismus, Kastenwesen, Stammesdenken und Ethnozentrismus verabschiedet. Dazu erläuterte Ganoune Diop, Leiter der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Weltkirchenleitung, dass in der adventistischen DNA der Gedanke der Gleichheit angelegt sei, weil Adventisten an die Schöpfung glaubten. Es gebe nur eine Menschheit und Rassismus sei die Verleugnung der Menschenwürde einer nach dem Bild Gottes geschaffenen Person. Die Herausforderung bestehe für Adventisten darin, diesem Ideal gerecht zu werden, so Diop.
(siehe APD-Meldung dazu: https://www.apd.media/news/archiv/14075.html)

Wenn die „Rassismus-Karte“ ausgespielt wird
Andreas Bochmann, Professor für Beratung und Seelsorge an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, schreibt im zweiten Artikel, dass ihm „Wertunterschiede aufgrund der Farbe der Haut, des Passes oder des Sprachklangs fremd“ seien. Er fühle sich aber herausgefordert durch die Frage, ob er nicht zur Gruppe der „alten weißen Männer“ gehöre, die privilegiert seien und die es im Leben besonders leicht gehabt hätten. Wo aber die „Rassismus-Karte“ von Unterdrückten gegenüber angeblichen Unterdrückern ausgespielt werde, zementiere man die Opferrolle. Die Antwort auf Rassismus sehe er in „Empowerment“, dass also Menschen aufgerichtet, gestärkt und befähigt werden, „den Schöpfer des Lebens und aller Vielfalt zu preisen“.

Moderner Rassismus und seine Erscheinungsformen
Rassismus erwachse „zum einen aus einer tiefen Furcht vor der eigenen Bedeutungslosigkeit. Zum anderen wird er aus einem unersättlichen menschlichen Geltungsdrang und dem Wunsch nach Macht und Einfluss angetrieben“ und entziehe sich oft der eigenen Wahrnehmung, schreibt Simret Mahary, Pastor der Adventgemeinde Frankfurt-Zentrum. „Strukturell und sprachlich verortete Rassismen finden im Alltag ihren Niederschlag dort, wo Name, Hautfarbe, Herkunft, Religion und religiöse Symbole mit etablierten inneren Bildern abgeglichen werden und sich in struktureller Benachteiligung, Bevormundung oder auch in Mitleid und Helferdrang übersetzen“, so Mahary. Im zweiten Teil seines Artikels beschreibt der Pastor, wie struktureller Rassismus im Alltag aussehen kann und welche Ansätze es zur Veränderung gibt.

Wie Rassismus wirkt – viele kleine Nadelstiche
Franklin Schultheiss, adventistischer Jugendpastor in Nürnberg, wuchs zwischen zwei Kulturen auf und identifiziert sich heute als Afrodeutscher. Er beschreibt in seinem Beitrag, wie Personen, die nicht dem Normkontext entsprechen, psychischen und physischen Rassismus erleben und wie er sich auswirkt: „Rassismus tut weh und ist anstrengend. Es löst Stress aus und fühlt sich an wie viele Nadelstiche – sie töten nicht, aber machen das Leben ungemütlich und mindern die Lebensqualität.“ Rassismus habe er innerhalb und außerhalb der Adventgemeinde erlebt, schreibt auch Laurent Mutamba, Bezirkspastor in Gießen und Amanda Phyills Benson-Tambo, eine Studentin aus Ghana, beschreibt unter anderem, wie sie in Modegeschäften ständig vom Verkaufspersonal „begleitet“ wird und nicht wie andere in Ruhe shoppen kann.

Systemischer Rassismus
Was ist der Unterschied zwischen Rassismus als Ideologie und systemischem Rassismus, fragt Dennis Meier, Präsident der regionalen adventistischen Kirchenleitung in Norddeutschland (Hansa-Vereinigung). „Kürzeste Antwort: Man muss kein Rassist sein, um rassistische Dinge zu tun oder zu sagen. Systemischer Rassismus ist, dass wir durch Erziehung, einzelne Erfahrungen, Gerüchte, Bilder, die deutsche Kolonialgeschichte oder nur Kinderlieder („Zehn kleine …“) gesellschaftlich daraufhin geprägt sind, Menschen anderer Hautfarbe abzuwerten.“ Der Bibeltext aus 1 Sam 16,7 (NLB) beschreibe trefflich, so Meier, wie menschliche Wahrnehmung funktioniere: „Der Mensch urteilt nach dem, was er sieht, doch der Herr sieht ins Herz.“

„Es gibt keine Rassen!“, so Meier. Die Kategorie „Rasse“ habe keine biologisch-genetische Grundlage. Bei Tieren und Pflanzen sei es „ein reiner Ordnungsbegriff anhand äußerlicher (!) Merkmale“. Mit der Übertragung auf Menschen, habe sich eine Bewertung hinzugesellt, nämlich die „der höheren und niederen Rassen“ und der Absicht, zu beherrschen. Im Schöpfungsbericht heiße es bei den Pflanzen und Tieren, dass sie „nach ihrer Art geschaffen“ wurden, so Maier, und „genau das wird bei der Schöpfung des Menschen eben nicht gesagt. Es gibt den Menschen nicht in verschiedenen „Arten“ oder „Unterarten“ (das Wort und Konzept der Rasse ist der Bibel unbekannt)“. Pastor Meier beschreibt den Mechanismus, der den Rassismus gebiert: „Abwertung anderer zum Zwecke der eigenen Aufwertung und schließlich Bereicherung und Ausbeutung.“

„adventisten heute“, die monatliche Kirchenzeitschrift der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, kann kostenlos online gelesen oder heruntergeladen werden: https://www.advent-verlag.de/media/pdf/70/37/f7/AH_2020_11.pdf




Weiterhin Diskriminierung von Kriegsdienstverweigerern in Europa

Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung offen missachtet
„Für zahlreiche Kriegsdienstverweigerer war 2019 ein Jahr, das in erster Linie von Rückschritten und einem fehlenden politischen Interesse an der Verwirklichung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung geprägt war“, bedauert EBCO-Präsident Friedhelm Schneider (Mannheim), der für die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) dem Europäischen Büro für Kriegsdienstverweigerung angehört. In vielen Ländern spiele das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen, obwohl es als Menschenrecht anerkannt sei, keine Rolle in der Politik, sondern werde stattdessen offen missachtet.

So verfolge beispielsweise die Türkei weiterhin Kriegsdienstverweigerer und ignoriere die seit 2006 zugunsten türkischer Verweigerer ergangenen Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, erläuterte der EBCO-Präsident. Auch Aserbeidschan hätte sein beim Beitritt zum Europarat 2001 versprochenes Gesetz über einen Ersatzdienst zum Wehrdienst bisher nicht verabschiedet. Zuletzt habe im Oktober 2019 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte betont, dass Aserbeidschan damit weiter gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoße.

Verschärfung und Rückschritte

Nach wie vor bestehe auch unter anderem in der Ukraine, in Russland und in Griechenland eine Diskriminierung von Menschen, die aus Gewissensgründen den Militärdienst verweigern würden, kritisierte Friedhelm Schneider. In Griechenland habe sich nach dem Regierungswechsel die Situation wieder verschärft. Gleiches gelte für das türkisch besetzte Nordzypern, wo im vergangenen Januar der dortige Ministerrat einen Gesetzentwurf vorgelegt hatte, der das Recht auf eine Kriegsdienstverweigerung enthielt, nach einem Regierungswechsel nun aber wieder zurückgezogen worden sei.

Das Europäische Büro für Kriegsdienstverweigerung bedauere zudem in seinem Jahresbericht, dass sowohl der Ständerat wie auch der Nationalrat der Schweiz Ende vergangenen Jahres Änderungen des Zivildienstgesetzes befürwortet hätten, die den Zugang zum Zivildienst massiv verschärfen sollen. Es bleibe daher ein ernstes Problem, dass Staaten, welche die EU-Grundrechtecharta oder die Europäische Menschenrechtskonvention oder beide Dokumente unterzeichnet hätten, dennoch ungestraft das Recht auf Kriegsdienstverweigerung verletzen könnten. Das schade der Glaubwürdigkeit europäischer Menschenrechtspolitik, so der EBGO-Präsident.

EBCO
EBCO wurde 1979 in Brüssel als Dachverband für nationale Verbände von Kriegsdienstverweigerern in Europa gegründet, um das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen als Menschenrecht zu fördern. Jedes Jahr veröffentlicht EBCO einen Jahresbericht zur Situation der Kriegsdienstverweigerung in Europa. Friedhelm Schneider, Pfarrer und früherer Leiter der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, ist seit 2011 EBCO-Präsident.

Der EBCO-Jahresbericht 2019 kann in englischer Sprache bei https://ebco-beoc.org/sites/ebco-beoc.org/files/attachments/2020-02-14-EBCO%20_Annual_Report_2019.pdf heruntergeladen werden.




Rassistische Vorurteile - Adventisten in Nordeuropa entschuldigen sich

Die ursprünglich von einer vorwiegend auf den skandinavischen Ländern und britischen Inseln basierenden kirchlichen Organisationseinheit hat sich die Transeuropäische Division (TED) zu einer Einheit entwickelt, die inzwischen 22 Länder in Mittel- und Südosteuropa umfasst und zu der für einige Jahrzehnte auch spezifische Missionen in Westafrika, Pakistan und im Nahen Osten gehört haben. Damit sei die TED zu einer „hochgradig multikulturellen und vielfältigen Einheit gewachsen“, sagte Raafat Kamal, TED-Kirchenleiter. Diese große Vielfalt habe aber nicht zu einer großen Einheit oder viel Verständnis beigetragen.

In ihrer 90-jährigen Geschichte sei die Kirchenregion durch zwei Weltkriege gegangen, habe regionale Konflikte erlebt sowie Verfolgung in der kommunistischen Ära überstanden, was im Rückblick gebührend vermerkt worden sei. Es gebe aber auch andere Bereiche, „für die wir aufrichtiges Bedauern ausdrücken. Wir anerkennen, dass unbewusste Voreingenommenheit, Unwissenheit, Vorurteile, Ängste, Ressentiments und Verdächtigungen die Kirche beeinflusst haben, insbesondere innerhalb der überregionalen Kirchenleitung in Großbritannien“ (Britisch Union Conference / BUC). Obwohl die Geschichte nicht neu geschrieben werden könne, „anerkennen wir als Leiter der Transeuropäischen Division, dass Handlungen unternommen wurden, die nicht im Einklang mit dem Ideal Gottes standen. Wir entschuldigen uns für die Versäumnisse der Kirche in dieser Hinsicht“.

Kamal zitierte die Kirchenmitbegründerin, Ellen G. White, die 1900 zur Rassenfrage in den USA geschrieben hatte: „Wenn die Liebe Christi im Herzen gehegt wird, wie es sein sollte … wird es keine Kaste, keinen Nationalstolz geben; die Hautfarbe wird keinen Unterschied machen.“

Obwohl die Entschuldigung von Herzen komme, „erkennen wir, dass eine Entschuldigung nicht ausreicht. Wir müssen energisch und bewusst daran arbeiten, alle Spuren von Vorurteilen und Intoleranz, die weiterhin bestehen, auszuräumen“, so Raafat Kamal. Gemeinsam mit der TED-Kirchenleitung sowie den Kirchenleitungen in den einzelnen Ländern würden in den nächsten fünf Jahren die Richtlinien überprüft, um Führungs- und Entscheidungsprozesse zu verbessern.

Mehr zur Transeuropäischen Division der Siebenten-Tags-Adventisten:
https://ted.adventist.org/




Adventistische Kirche in Nebraska bittet Farbige um Vergebung

Gemäß OUTLOOK, der Kirchenzeitschrift für die Region des mittleren Westens der USA, sagte Dr. Linda Becker, Gemeindeleiterin: „In der Vergangenheit hat die College View Church Farbige nicht so behandelt, wie wir es hätten tun sollen. Sie wurden gebeten, auf der Galerie zu sitzen oder wurden sogar an der Eingangstüre wieder weggeschickt. Sie wurden nicht so aufgenommen wie die Weißen. Heute bitten wir unsere farbigen Freunde um Vergebung für das, was euch die vorherigen Generationen angetan haben. Es tut uns leid, dass wir euch nicht ebenso als Gottes Kinder gesehen haben, wie uns selbst. Wir bitten euch und Gott, uns zu vergeben. Möge Gottes Liebe alle Menschen erreichen, die in Zukunft in diese Kirche eintreten – unabhängig von Hautfarbe, Status oder Lebensumständen.“

Anschließend wurden die Teilnehmenden an der Feier eingeladen, im Wechsel mit der Gottesdienstleitung an einem speziell für diesen Anlass formulierten Gebet teilzunehmen. Dabei wurde das eigene Zukurzkommen bekannt, um Vergebung gebeten und das Versprechen gegeben, „Gottes Güte für alle Zeiten gemeinsam mit allen Brüdern und Schwestern anzubeten und zu feiern“.

Erklärung der adventistischen Weltkirchenleitung zu Rassismus vom 27.06.1985:
Auf Deutsch: http://bit.ly/2OCPjCG
Englische Originalfassung: http://bit.ly/2QFWg8X