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COVID-19 lässt Mediennutzung von Jugendlichen stark steigen

In diesem Jahr erfuhren die Jugendlichen einen deutlichen Schub in der Ausstattung mit Mediengeräten. Der persönliche Besitz eines Computers oder Laptops stieg von 65 auf 72 Prozent, der eines eigenen Tablets von 25 auf 38 Prozent. Jeder dritte Jugendliche hat inzwischen einen Fernseher mit Internetzugang.

Jugendliche täglich 258 Minuten online
Die tägliche Internetnutzungsdauer ist, nach Einschätzung der Jugendlichen, von 205 Minuten im Jahr 2019 auf 258 Minuten in 2020 deutlich gestiegen. Dabei entfällt mit einem Drittel der größte Anteil der Onlinenutzung auf den Bereich der Unterhaltung. Fast gleichauf liegen die Bereiche Kommunikation (27 Prozent) und Spiele (28 Prozent). Der geringste Anteil der Onlinezeit entfällt mit elf Prozent auf die Informationssuche.

Die höhere Nutzungszeit für unterhaltende Inhalte im Netz spiegelt sich auch in der Nutzung von Streamingdiensten wider. 2020 sehen 87 Prozent regelmäßig Videos auf Streaming-Plattformen (mindestens mehrmals pro Woche), im Vorjahr lag dieser Anteil noch bei 74 Prozent. Bei der Nutzung von Sendungen, Serien und Filmen im Internet stehen bei den Zwölf- bis 19-Jährigen Netflix und YouTube an erster Stelle.

Fernsehkonsum wieder gestiegen
Neben der Unterhaltung im Internet erfuhr das Fernsehen auch bei den Jugendlichen einen Zuwachs. In der Selbsteinschätzung der Zwölf- bis 19-Jährigen stieg die durchschnittliche, werktägliche Fernsehdauer 2020 erstmals wieder auf mehr als zwei Stunden an. Betrachtet man die verschiedenen Ausspielwege für Fernsehinhalte zeigt sich, dass 45 Prozent der Jugendlichen regelmäßig (mindestens mehrmals pro Woche) das klassische lineare Fernsehen nutzen – also Fernsehinhalte zum Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung am Fernsehgerät. Jeder Fünfte sieht sich regelmäßig die Inhalte in Mediatheken der Fernsehsender an. 14 Prozent nutzen regelmäßig aufgezeichnete Fernsehsendungen und 13 Prozent sehen Sendungen per Live-Stream über das Internet an.

Auch die durchschnittliche Nutzungsdauer von digitalen Spielen ist 2020 um 40 Minuten auf 121 Minuten gestiegen. Dabei spielten Jungen mit 159 Minuten fast doppelt so lange wie Mädchen (81 Minuten).

WhatsApp in der Kommunikation vorn

Was die Kommunikation unter Jugendlichen betrifft, bleibt WhatsApp weiterhin der bedeutendste Online-Dienst. 94 Prozent der Jugendlichen nutzen WhatsApp mindestens mehrmals in der Woche, um sich mit anderen auszutauschen. 87 Prozent der Schüler und Schülerinnen haben eine WhatsApp-Gruppe mit ihrer Klasse. Instagram wird von 72 Prozent der Jugendlichen mindestens mehrmals in der Woche mit steigender Tendenz genutzt. Auch bei Snapchat, Pinterest und Twitter lassen sich gegenüber dem Vorjahr Steigerungen feststellen. Zu den größten Gewinnern zählt jedoch die chinesische Plattform TikTok. Hier hat sich die regelmäßige Nutzung um 19 Prozentpunkte erhöht. Aktuell kommuniziert jeder vierte Junge und zwei Fünftel der Mädchen regelmäßig über TikTok. Jeder Zehnte zählt TikTok inzwischen zu einem seiner Lieblingsangebote im Netz.

JIM-Studienreihe

Die Studienreihe JIM wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2020 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar“.




Schülerinnen und Schüler kommen mit Homeschooling meist gut zurecht

Auch das Telefon kam zum Einsatz
Der Ablauf von „Homeschooling“ verlief unterschiedlich: 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler bekamen zu Beginn der Schulschließung Aufgaben und hatten anschließend kaum Kontakt zu ihren Lehrkräften. Gut die Hälfte der Schülerinnen und Schüler beziehungsweise deren Eltern (56 Prozent) erhielten regelmäßig Aufgaben per E-Mail, jeder Zehnte bekam Arbeitsaufträge via WhatsApp. In manchen Klassen wurde auch digital gearbeitet: Jeder Vierte (26 Prozent) nutzte einen Klassenchat, etwa jeder Fünfte (22 Prozent) konnte auf eine Schul-Cloud zugreifen, 16 Prozent trafen sich in Videokonferenzen. Auch das Telefon fand bei zehn Prozent Verwendung im Kontakt mit Lehrkräften, jeder Vierte telefonierte mit seinen Klassenkameraden zu Schulthemen.

Kaum Probleme mit der Technik

Was die technische Seite betrifft, kamen bei den Jugendlichen für die Schule zuhause überwiegend das Handy (82 Prozent) und ein PC oder Laptop (80 Prozent) zum Einsatz. Allerdings musste sich jeder Vierte (26 Prozent) den Computer mit jemandem teilen. Mit den Geräten und der genutzten Software kamen die Schülerinnen und Schüler nach eigenen Angaben gut zurecht (Durchschnittsnote 1,9). Überwiegend haben die Schülerinnen und Schüler es einfach selbst ausprobiert (63 Prozent), 35 Prozent erfuhren Unterstützung durch die Eltern und jeder Fünfte erhielt eine Anleitung von der Schule (21 Prozent). Weiter spielten bei der technischen Unterstützung die Hilfe von Freunden (14 Prozent) und Geschwistern (11 Prozent) sowie Tutorials im Internet (14 Prozent) eine Rolle.

12- bis 13-Jährige lernten mit Hilfe der Eltern
Beim Lernen generell unterstützten die Schülerinnen und Schüler sich meist gegenseitig via Chat (50 Prozent), 45 Prozent nutzten Tutorials im Internet, 43 Prozent wurde von den Eltern geholfen, jeder Dritte erhielt Anleitungen von der Schule (32 Prozent), 35 Prozent probierten es einfach aus. Allerdings bedurften die jüngeren Schülerinnen und Schüler deutlich mehr Unterstützung. Die 12- bis 13-Jährigen gaben zu 90 Prozent an, dass ihnen beim Lernen von den Eltern geholfen wurde.

Als mediale Lernangebote wurde vorwiegend YouTube (83 Prozent) genutzt, gefolgt von Wikipedia (58 Prozent), Dokus und Wissenssendungen im Fernsehen (27 Prozent) sowie explizite Schulsendungen im Fernsehen oder Internet (21 Prozent).

Durch Kontaktsperre mehr Mediennutzung
Die Sondersituation mit Kontaktsperre und Schulschließung hatte auch deutliche Auswirkungen auf den Alltag und die Mediennutzung. So verbrachten die Jugendlichen nach eigenen Angaben mehr Zeit als vorher mit YouTube Videos (82 Prozent), Musikhören (78 Prozent), Streaming-Diensten (71 Prozent), Fernsehen (54 Prozent), Spazieren gehen und Lernen (je 52 Prozent). Das zeigt sich auch in den Nutzungszeiten: Im Schnitt verbrachten Jugendliche pro Tag etwa zwei Stunden (121 Minuten) mit Lernen und Streaming-Diensten (114 Minuten). Musikhören (100 Minuten), YouTube Videos (92 Minuten) und Fernsehen (70 Minuten) wurden ebenfalls intensiv genutzt. Jungen und Mädchen zeigten hier deutliche Unterschiede, insbesondere beim Aufwand für die Schule. Bei Mädchen wurde mit 141 Minuten die meiste Zeit mit Lernen verbracht, gefolgt von Streaming-Diensten (128 Minuten) und Musikhören (106 Minuten). Jungen hingegen verbrachten nach eigenen Angaben die meiste Zeit mit YouTube Videos (105 Minuten), Computerspielen mit Freunden (104 Minuten) sowie Streaming-Diensten und Lernen (je 100 Minuten).

Kontakt zu Freunden via Messenger, mit Großeltern per Telefon
Der Kontakt zu Freunden erfolgte bei fast allen Jugendlichen via Messenger, etwa WhatsApp (90 Prozent). Immerhin fast jede Zweite nutzte das Telefon (48 Prozent), jeder Dritte tauschte sich über Computerspiele/Teamspeak (36 Prozent) oder Videochats (34 Prozent) aus, jeder Vierte nutzte spezielle Apps wie Houseparty, um in Kontakt zu bleiben. Mit den Großeltern oder älteren Verwandten wurde überwiegend telefoniert (69 Prozent), knapp die Hälfte nutzte Messenger (46 Prozent). Videochats waren für 15 Prozent eine Option und 18 Prozent machten Besuche, ohne hierbei direkten Kontakt zu haben.

Nachholbedarf bei digitalen Bildungsanwendungen

Insgesamt zeige sich, so die Studie, dass die Jugendlichen mit der aktuellen Situation auf ihre „privaten“ Erfahrungen mit digitaler Kommunikation zurückgreifen könnten und zumindest nach eigenen Angaben mit der aktuellen Schulsituation meist gut zurechtkämen. Dass bei nur etwa einem Fünftel der Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen eine digitale Lernplattform etwa eine Schul-Cloud zum Einsatz komme, dokumentiere den Nachholbedarf bei digitalen Bildungsanwendungen.

JIM-Studienreihe
Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt rlp (LMK). Die Durchführung der Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR).




JIM-Studie 2019 informiert über die Mediennutzung von Jugendlichen

Laut Studie erweitere sich das Medienrepertoire von Jugendlichen. Aktuell hätten etwa drei von vier Familien ein Abonnement für einen Video-Streaming-Dienst wie beispielsweise Netflix oder Amazon Prime Video abgeschlossen. Auch Musik-Streaming-Dienste seien in zwei von drei Familien vorhanden, etwas seltener wären digitale Sprachassistenten wie Alexa in 16 Prozent der Haushalte vertreten. Beim Musikhören stehe die Nutzung über Musik-Streaming-Dienste wie beispielsweise Spotify an erster Stelle: Zwei Drittel der Jugendlichen hörten mindestens mehrmals pro Woche über Streaming-Dienste Musik. Jeweils etwa jeder Zweite nutze zum Musikhören YouTube oder das Liveprogramm bei Radiosendern. Jeder Zehnte greife auf Smartspeaker zurück. Unabhängig von der Musiknutzung hörten zwei von drei Jugendlichen regelmäßig Radio.

Bei der Frage nach dem liebsten Online-Angebot stehe YouTube mit deutlichem Abstand auf Platz 1 und werde von knapp zwei Drittel in der spontanen Nennung als das Highlight im Netz genannt. Jeweils ein Drittel nominiere WhatsApp und Instagram, nur rund halb so häufig werde Google oder Netflix präferiert, Snapchat folge knapp dahinter. Bezogen auf die Kommunikation sei eindeutig WhatsApp der bevorzugte Kommunikationskanal, 93 Prozent der 12- bis 19-Jährigen tauschten sich hierüber mindestens mehrmals pro Woche mit anderen aus, 86 Prozent sogar täglich. An zweiter Stelle stehe Instagram, das jeder Zweite täglich nutze (regelmäßig 64 Prozent). Jugendliche, die Instagram nutzen, geben an, dass sie mit ihrem eigenen Account im Schnitt 299 Follower erreichten. Weitere Optionen zur regelmäßigen Kommunikation seien Snapchat (46 Prozent) und deutlich seltener Facebook (15 Prozent) und TikTok (14 Prozent).

JIM-Studienreihe
Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2019 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar.

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt rlp (LMK). Die Durchführung der Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR).