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Trotz sinkender Austrittszahlen weniger Mitglieder bei evangelischer und katholischer Kirche in Deutschland

Im letzten Jahr traten 220.000 Menschen aus den 20 evangelischen Landeskirchen aus. Das waren 18 Prozent weniger als 2019 (270.000). Dennoch sank die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder in der Bundesrepublik nach Berücksichtigung der Verstorbenen, Austritte, Taufen und übrigen Aufnahmen, um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ähnlich ist es bei der römisch-katholischen Kirche. Deren 27 deutsche Bistümer meldeten 2020 mit 221.390 Austritten zwar 18,8 Prozent weniger als 2019 (272.771), doch ging auch deren Mitgliederzahl um 1,8 Prozent zurück. Deshalb machten die Katholiken am 31.12.2020 in Deutschland 26,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (22.193.347 Kirchenmitglieder). Insgesamt 20.236.210 Menschen gehörten einer der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 24,3 Prozent. Somit sind nur noch 51 Prozent der Einwohner in Deutschland Mitglied in einer der beiden großen Kirchen.

Viele Feste wurden wegen Corona verschoben

Laut EKD ging zwar die Zahl der Austritte im Vergleich zum Vorjahr zurück, doch auch die Taufen halbierten sich fast auf 81.000. Dazu kamen die übrigen Aufnahmen in die evangelische Kirche, die um 28 Prozent rückläufig waren und bei 18.000 lagen. Die Anzahl der evangelisch Verstorbenen stieg im Jahr 2020 um etwa vier Prozent auf rund 355.000 an. Das entspreche der generellen Zunahme der Sterbefälle in Deutschland insgesamt.

„Es war schmerzhaft für uns, dass in den vergangenen 15 Monaten nur eingeschränkt Gottesdienste, Taufen, Trauerfeiern und Hochzeiten in den Gemeinden vor Ort stattfinden konnten. Die Begegnungen haben uns gefehlt“, stellte der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, fest. Umso mehr sei er von den vielen kreativen und liebevollen alternativen Angeboten der Gemeinden beeindruckt, die digital und vor Ort entstanden. „Ich freue mich, dass es uns jetzt wieder zunehmend möglich ist, in den Gemeinden zusammenzukommen und auch viele der Feste, die aufgrund der Pandemie verschoben werden mussten, nachzuholen.“

Tiefgreifende Erschütterung in der katholischen Kirche

Die römisch-katholische Deutsche Bischofskonferenz beklagt für 2020 ebenfalls rückläufige Zahlen. So gab es nur 11.018 kirchliche Trauungen (2019: 38.537), 104.610 Taufen (2019: 159.043) und 139.752 Erstkommunionen (2019: 166.481). Die Bestattungen sind mit 236.546 leicht gestiegen (2019: 233.937). Im Jahr 2020 traten 1.578 Menschen in die katholische Kirche ein (2019: 2.330), es wurden 4.358 Menschen wieder aufgenommen (2019: 5.339).

Zur Statistik 2020 erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Dr. Georg Bätzing: „Wir stehen in einem weiteren Jahr der Corona-Pandemie. Vieles hat sich im gesellschaftlichen und kirchlichen Leben verändert. Was musste nicht alles verschoben werden: Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmungen und Hochzeiten.“ Bätzing wies aber auch auf „eine tiefgreifende Erschütterung“ in seiner Kirche in Deutschland hin. „Viele haben das Vertrauen verloren und möchten mit dem Kirchenaustritt ein Zeichen setzen. Wir nehmen das sehr ernst und müssen uns dieser Situation offen und ehrlich stellen und Antworten auf die Fragen geben, die an uns gerichtet werden.“ Dazu gehöre an allererster Stelle die gründliche Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs. Und dazu gehöre auch die Frage nach Macht und Gewaltenteilung in der Kirche. Die katholische Laienbewegung Wir sind Kirche weist in einer Pressemitteilung darauf hin, dass die massiven Kirchenaustrittszahlen der letzten Monate aufgrund der anhaltenden Krisensituation im Erzbistum Köln, die sich auch bundesweit auswirke, in der Kirchenstatistik 2020 noch nicht enthalten seien.

Weitere Informationen

Die EKD stellt zum Download ihre Statistik-Broschüre „Evangelische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben“, Ausgabe 2021, unter www.ekd.de/gezaehlt2021 zur Verfügung.

Die DBK verweist auf ihren Flyer „Katholische Kirche in Deutschland – Statistische Daten 2020“, der als pdf-Datei heruntergeladen werden kann: https://www.dbk-shop.de/de/publikationen/sonstige-publikationen/sonstige/katholische-kirche-deutschland-statistische-daten-2020#files




Erneuter Mitgliederrückgang bei evangelischer und katholischer Kirche in Deutschland

EKD: 270.000 Austritte
Der Bevölkerungsanteil der EKD betrage noch 25 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl ihrer Mitglieder um rund zwei Prozent gesunken. 2018 betrug der Rückgang noch 1,8 Prozent. Langfristig wäre davon auszugehen, dass sich die Mitgliederzahlen der beiden großen Kirchen halbieren werden. Das belege eine Studie des Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwig-Universität Freiburg zur langfristigen Entwicklung der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens bis 2060.

Ursächlich für den Rückgang sei auch im Jahr 2019 die hohe Zahl an Austritten. Nach den aktuellen Berechnungen aus den Gliedkirchen auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen wären im Jahr 2019 mit etwa 270.000 Menschen rund 22 Prozent mehr aus der evangelischen Landeskirche ausgetreten als noch 2018. Die Zahl der evangelisch Verstorbenen lag 2019 mit rund 340.000 in vergleichbarer Größenordnung wie im Jahr davor. Auch die Zahl der Taufen und Aufnahmen hätten im Jahr 2019 mit rund 160.000 Taufen und 25.000 Aufnahmen etwa dem Niveau von 2018 entsprochen.

Katholiken ebenfalls mit rückläufigen Zahlen
Die Katholiken machen in Deutschland 27,2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Zahl der Kirchenaustritte sei 2019 erneut angestiegen: 272.771 Menschen hätten die römisch-katholische Kirche verlassen (2018: 216.078). Auch andere Zahlen waren laut DBK rückläufig: Der Gottesdienstbesuch lag 2019 bei 9,1 Prozent (2018: 9,3 Prozent), die Zahl der kirchlichen Trauungen bei 38.537 (2018: 42.789), die Zahl der Taufen bei 159.043 (2018: 167.787), die Zahl der Erstkommunionen bei 166.481 (2018: 171.336) und die Zahl der Bestattungen bei 233.937 (2018: 243.705). Auch im Jahr 2019 musste die katholische Kirche bei den Eintritten und Wiederaufnahmen einen Verlust verzeichnen. So lag die Zahl der Eintritte bei 2.330 (2018: 2.442) und die Zahl der Wiederaufnahmen bei 5.339 (2018: 6.303).