Erinnerung an die Verfolgung der Täufer in Augsburg – Susanna Daucher vor 480 Jahren aus der Fugger-Stadt ausgetrieben

Augsburg | APD

Augsburg, 10.04.2008/APD Die Mennonitengemeinde Augsburg erinnert in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Mennonitischen Friedenskomitee (DMFK) an die Verfolgung der Täufer vor 480 Jahren in der Fugger-Stadt. Eine Gedenkfeier findet am 21. April um 19 Uhr in Augsburg, Schleifergasse 10, statt.

Am 21. April 1528 wurde Susanna Daucher, geb. Spitzmacher, in Augsburg unter dem Rathauserker an den Pranger gestellt und nach Verlesung des Urteils aus der Stadt getrieben. Weil sie schwanger war, wurde ihr „aus Gnaden erlassen, mit einem Brand auf die Backen" gezeichnet zu werden; was jedoch bei zwei anderen Verurteilten geschah. Lebenslang aus der Stadt verwiesen, musste sie ihre beiden Kinder im Alter von drei und sechs Jahren zurücklassen.

Ihr „Verbrechen" war, dass sie ihr Haus für Versammlungen der Täufergemeinde geöffnet und sich selbst dieser Gemeinde angeschlossen hatte. Am Ostersonntag, dem 12.4.1528, ließ der Stadtrat das Haus umstellen und verhaftete 88 Versammlungsteilnehmer. Wer kein Bürger Augsburgs war, wurde sofort ausgewiesen, Einheimische kamen in Haft. An den wochenlangen Verhören beteiligte sich auch Stadtschreiber Dr. Conrad Peutinger. Unter Folter sollten die Taufgesinnten gezwungen werden, ihrem Glauben abzuschwören. Zu den Verhafteten gehörten Susanna Daucher und ihre Schwester Maxentia Wissinger. Sie waren sich keiner Schuld bewusst, denn in den Versammlungen, die sie trotz Verbot besucht und beherbergt hatten, sei nur „das Wort Gottes vorgelesen und gelehrt worden".

In Augsburg soll es 1528 etwa 1.000 „Wiedertäufer" gegeben haben. In ihren Versammlungen wurde aufgerufen, Jesus Christus nachzufolgen. Die Täufer wollten sich unabhängig von staatlichen Zwängen als Gemeinde organisieren. Zum Konflikt mit Kirche und Obrigkeit kam es, weil sie die Kindertaufe ablehnten und nach Jesu Gebot der Feindesliebe die Teilnahme an staatlicher Gewalt verweigerten.

Am 25.4.1528, drei Tage nach der Austreibung Susanna Dauchers, wurde der Vorsteher der Augsburger Täufer, Hans Leupold, „aus Gnaden" mit dem Schwert hingerichtet. „Aus Gnaden" deshalb, weil man ihm den grausameren Feuertod ersparen wollte. Als ihm vor dem Rathaus als Urteil verlesen wurde, dass er mit dem Schwert vom Leben zum Tod gerichtet werden solle, rief er aus: „Nicht also Ihr Herren von Augsburg, sondern aus dem Tod zum Leben!", worüber sich die zuschauende Menge verwunderte. 2005 gab es ein Gedenken an seine Hinrichtung am damaligen Richtplatz, dem heutigen Eisstadion.

In Augsburg fand bisher keine öffentliche Erinnerung an diese täuferischen Opfer politisch-religiöser Verfolgung statt. Zum 480. Jahrestag wird deshalb zu einem öffentlichen Gedenken eingeladen. Inzwischen besteht eine Initiative für die Anbringung einer Gedenktafel am Daucherhaus.
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