Langjähriger Krankenhaus-Geschäftsführer mit Festakt verabschiedet

Berlin | APD

Berlin, 15.07.2008/APD Der langjährige, in den Ruhestand gehende Geschäftsführer des von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragenen Krankenhauses "Waldfriede" in Berlin-Zehlendorf, Edwin Scharfschwerdt, "hat Vorbildliches für das Krankenhauswesen in Berlin geleistet", betonte der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Dr. Klaus Theo Schröder (SPD), in seiner Festansprache im Bürgersaal des Rathauses Zehlendorf. Scharfschwerdt habe das Krankenhaus in ein Gesundheitshaus umgewandelt. "Hätte die Gesundheitspolitik bereits vor über 15 Jahren auf ihn gehört, wären wir schon damals so weit gewesen, wie wir erst jetzt durch unsere Gesetze damit anfangen."

Der Staatssekretär erinnerte daran, dass bereits 1989 in "Waldfriede" zum ersten Mal in Deutschland an ein Akutkrankenhaus eine ambulante Pflegestation (Sozialstation) zur Verringerung der Liegedauer und kompetenten Überleitung vom stationären zum ambulanten Bereich angegliedert worden sei. "1992 wurde ein Kooperationsvertrag mit einer niedergelassenen Praxisgemeinschaft geschlossen." In der Gesundheitspolitik müsse die Prävention im Vordergrund stehen und die Eigenverantwortung des Menschen betont werden. Das habe "Waldfriede" schon frühzeitig erkannt und 1993 als erstes deutsches Krankenhaus ein Zentrum für Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation eröffnet. Doch schon seit 1984 seien im Krankenhaus regelmäßig Gesundheitsseminare durchgeführt worden.

"Daher ist es nicht verwunderlich", so Schröder, "dass 'Waldfriede' als erstes Berliner Krankenhaus in das Netz gesundheitsfördernder Krankenhäuser der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen wurde." 1999 habe eine Zeitschrift "Waldfriede" als eines der besten 300 Krankenhäuser Deutschlands bewertet. 2003 sei es für seine hohen Qualitätsstandards nach KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen) zertifiziert worden. Der Staatsekretär würdigte auch das ehrenamtliche Engagement des scheidenden Geschäftsführers als Richter am Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, dessen gesundheits- und sozialpflegerische Bildungsarbeit sowie den Einsatz in seiner Kirchengemeinde.

"Edwin Scharfschwerdt war einer derjenigen, die begriffen haben, dass Gesundheit mehr ist als nur die Abwesenheit der Krankheit. Es ging bei ihm immer um ein ganzheitliches Konzept", betonte Klaus Uwe Benneter (SPD), Mitglied des Bundestages, in seinem Grußwort. "Waldfriede" habe nicht nur die erste Sozialstation an ein Krankenhaus angegliedert, sondern 1997 auch erstmals an einem Berliner Akutkrankenhaus eine Kurzzeitpflege mit 14 Betten eingerichtet und als erstes europäisches Krankenhaus eine "Babyklappe" angeschlossen.

Es sei etwas Wunderbares, wenn man auf eine runde Lebensleistung in der Berufszeit zurückblicken könne, betonte Dr. Friedberg Pflüger, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. "Berlin ist eine plurale, säkulare Großstadt. Doch es ist gut, wenn es auch hier Stätten gibt, in denen der liebe Gott angerufen und aus christlicher Nächstenliebe die Zuwendung zum Menschen großgeschrieben wird." Die Babyklappen seien zwar kritisiert worden, doch bei "Waldfriede" gehöre ein umfassendes Beratungs- und Betreuungsangebot dazu, das schon vielen Frauen in Not geholfen habe.

Norbert Knopp (CDU), Bezirksbürgermeister von Berlin Steglitz-Zehlendorf, würdigte den gleitenden Übergang in der Geschäftsführung von "Waldfriede". Scharfschwerdt habe zwar zum 1. Juli den "Staffelstab" als Geschäftsführer an Bernd Quoß, der bereits seit fast einem Jahr im Krankenhaus arbeite, übergeben, doch werde er noch ein knappes Jahr für die von ihm ins Leben gerufenen Nebenbetriebe, wie Sozialstation, Kurzzeitpflege und Servicegesellschaft, zuständig sein und danach der Klinik beratend zur Seite stehen. Bemerkenswert sei auch die Eröffnung einer Kindertagesstätte mit 65 Plätzen in Zehlendorf durch das Krankenhaus im September 2007 und die Übernahme eines bezirkseigenen Schwimmbades im April 2008 zum Ausbau der Wasserkursangebote des Waldfrieder Gesundheitszentrums "Primavita".

Die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Susanne Kahl-Passoth, erinnerte daran, dass Scharfschwerdt bereits 2005 das goldene Kronenkreuz des Diakonischen Werkes erhalten habe. Pastor Elimar Brandt, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Netzes gesundheitsfördernder Krankenhäuser der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wies darauf hin, dass "Waldfriede" auch auf ökologischem Gebiet aktiv sei. So habe es 2002 als dritte Klinik in Deutschland vom "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland" (BUND) das Gütesiegel "Energiesparendes Krankenhaus" verliehen bekommen. 2005 sei die höchste Auszeichnung als "Rauchfreies Krankenhaus" vom Bundesministerium für Gesundheit gefolgt.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der AOK Berlin, Rolf-Dieter Müller, hob die unternehmerische Weitsicht von Edwin Scharfschwerdt hervor. Auch mittlere und kleinere Krankenhäuser hätten ihre Existenzberechtigung und könnten sich durch Spezialisierung behaupten. Diesen Weg sei auch "Waldfriede" gegangen. Es sei eines von sieben Brustzentren in Berlin und besitze Zentren für Hand- und Fußchirurgie, Darm- und Beckenbodenchirurgie, Minimal-invasive-, Endokrine- und Viszeralchirurgie, Diabetes Mellitus sowie Diabetischer Fuß.

Der Präsident der europäischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit Sitz in Bern, Pastor Ulrich Frikart, dankte dem Geschäftsführer für seinen unermüdlichen Einsatz. Ohne ihn wäre die Entwicklung des Krankenhauses in den letzten 25 Jahren nicht denkbar gewesen. Pastor Günther Machel (Ostfildern bei Stuttgart), Vorsitzender der deutschen Adventisten, wünschte, dass "Waldfriede" auch unter der Leitung von Bernd Quoß, der Stadt zum Segen sein werde.

In seiner Erwiderung sagte Schwarfschwerdt, Erfolg sei nur mit einem guten Team möglich, das ihn bei dem nicht einfachen Veränderungsprozess im Gesundheitswesen begleitet habe. Es wäre gut, wenn die Berliner Regierungskoalition endlich zur Kenntnis nehme, dass die stationäre Versorgung der Bevölkerung nicht nur aus Vivantes und der Charité bestünde, sondern von vielen leistungsfähigen und vor allem wirtschaftlicheren Einrichtungen im freigemeinnützigen Bereich sichergestellt werde. Er wehre sich auch dagegen, ein Krankenhaus in Richtung Hotel zu entwickeln. "Ein Krankenhaus ist ein Krankenhaus und soll es auch bleiben." Die überwiegende Mehrheit der Patienten wünsche sich kompetente und qualifizierte ärztliche Betreuung, professionelle Pflege und menschliche Zuwendung. "Unsere Erfahrung: Der Flachbildschirm am Bett oder das Mittagessen vom Adlon spielen keine Rolle."

Edwin Scharfschwerdt begann 1980 seinen Dienst im Krankenhaus "Waldfriede" als stellvertretender Verwaltungsleiter und Personalchef. 1985 wurde er Geschäftsführer. Sein Nachfolger, Bernd Quoss (45), stammt aus Nürnberg und war rund 25 Jahre in leitenden Positionen bei einer großen Krankenkasse tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er studierte in den USA ein halbes Jahr amerikanische Krankenhausführung und baute eine Kooperation zwischen der Florida Hospital Kette und "Waldfriede" auf.

Das seit 1920 bestehende Akutkrankenhaus "Waldfriede" verfügt über 180 Betten sowie 620 Angestellte und versorgt mit den Fachabteilungen Chirurgie, Innere Medizin, Anästhesie, Radiologie, Gynäkologie und Geburtshilfe jährlich 9.000 Patienten stationär und 12.000 ambulant. Im letzten Jahr kamen dort 928 Babys zur Welt. "Waldfriede" ist Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und im Deutschen Evangelischen Krankenhausverband sowie Teil des weltweiten "Adventist Health System" der Siebenten-Tags-Adventisten.
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