Botschaft des Korans soll in Algerien Umweltbewusstsein fördern

Algier/Algerien | APD

Algier/Algerien, 05.10.2007/APD Mit Koranversen und Aussprüchen des Propheten Mohammed sowie einem besonderen Umwelt-Handbuch für Moscheen haben islamische Geistliche in Algerien eine Kampagne für mehr Umweltbewusstsein eingeleitet, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ).

Imame hätten anlässlich eines landesweiten Aktionstages in 15.000 Moscheen zum Thema Umweltschutz gepredigt. Rundfunk- und Fernsehsender übertrugen dazu Freitagsgebete und Sondersendungen. Ein monatlich erscheinender "Brief der Moschee", welcher in 20.000 Exemplaren an alle Gebetshäusern des nordafrikanischen Landes verteilt wurde, habe das Umweltthema ebenfalls erörtert. Die Imame seien überzeugt, dass die zur Sauberkeit mahnende Botschaft des Propheten Mohammed dazu beitragen werde, das staatsbürgerliche Pflichtgefühl und den Respekt vor der Umwelt zu fördern.

Als wichtigstes Instrument für die Aktion der algerischen Imame diente ein speziell für sie konzipiertes Handbuch mit dem Titel "Die Rolle der Moschee bei der Umwelterziehung". Der Text sei als Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen der GTZ, Imamen und islamischen Rechtsgelehrten im Rahmen eines Umweltpilotprojekts der 400.000 Einwohner zählenden ostalgerischen Küstenstadt Annaba entstanden. "Die Stellung der Imame innerhalb der Gesellschaft bringt es mit sich, dass sie weite Teile der Bevölkerung erreichen. Sie stehen in regelmäßigem Kontakt mit den Gläubigen und sind in deren Augen glaubwürdig", sagte GTZ-Projektleiter Hans J. Karpe.

Für die Imame sei eine Mitarbeit am Projekt selbstverständlich gewesen: "Der Islam ist offen für alles, für andere Religionen und für die moderne Welt. Eine Religion, die gegen die Natur ist, zerstört sich schließlich selbst", erklärte Ahmed Bouzbid, Imam der Moschee Salah Bey in der Altstadt von Annaba.

Das Handbuch erläutert die Stellung des Islam zur Natur und Umwelt anhand von Koranversen und schriftlichen Sammlungen der Handlungen und Aussprüche Mohammeds, so genannten Hadithen. Die Bewahrung der Natur gilt darin als ein Akt der Gottesverehrung, deren Zerstörung dagegen als Sünde. Der Imam wird zudem ermutigt, das Thema Umwelt auch an anderer Stelle zu behandeln: bei den freitäglichen Lehrstunden, den Koranstunden für Kinder und Frauen, durch das Ausloben von Preisen, bei Konferenzen, Seminaren und Ausstellungen sowie bei Auftritten in den Medien und im Internet.

Die Bewahrung der Umwelt, so heißt es unter anderem im Handbuch, sei ein Akt der Gottesverehrung, deren Zerstörung hingegen eine Sünde. Belegt wird das Argument mit dem Wort Allahs: "Seid nicht Verderber der Erde, nachdem ihr sie geschmückt habt!" Dieses Wort motiviere gläubige Muslime mehr als säkulare Gesetze, so die Verfasser. "Der Mensch kann seine Verpflichtungen aufgeben, sobald die irdische Autorität schwächer wird. Jene des Himmels dagegen ist nie geschwächt und Gottes Kontrolle ist immer und allgegenwärtig", so ein weiteres Zitat.

Für das in Eschborn bei Frankfurt/Main ansässige deutsche Entwicklungshilfe-Unternehmen GTZ geht das Projekt in Algerien weit über das Umweltthema hinaus: "Wir betrachten es als eine Notwendigkeit, unseren Beitrag zum Gespräch mit dem Islam dadurch zu leisten, dass wir auf diesem Wege auch Methoden der gewaltfreien Kommunikation, der Konfliktlösung durch Dialog und Vermittlung weitergeben und verbreiten helfen," betonte Hans J. Karpe.
_____________________________________________________________________________

Der Text kann kostenlos genutzt werden. Veröffentlichung nur mit Quellenangabe "APD" gestattet!