Vatikan und UNO für schärferes Vorgehen gegen Menschenhandel

Rom/New York/Genf | APD

Rom/New York/Genf, 23.05.2009/APD Der Vatikan hat die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, schärfer gegen den Menschenhandel vorzugehen. Viele Länder würden sich bisher mit kurzfristig angelegten Bekämpfungsstrategien begnügen, erklärte der Sekretär des Päpstlichen Rates für die Migrantenseelsorge, Erzbischof Agostino Marchetto. Schärfere Einwanderungsgesetze und Grenzkontrollen seien keine Lösung, betonte Marchetto am 19. Mai bei einem Kongress der kirchlichen Hilfsorganisation "Comunita' Papa Giovanni XXIII."

Beim "modernen Sklavenhandel" handle es sich um ein vielschichtiges Problem, das entsprechend vielschichtig zu bekämpfen sei, mahnte der Erzbischof. Dabei müsse das Prinzip der Menschenwürde im Zentrum stehen. Der Menschenhandel beschränke sich nicht nur auf die Sexindustrie, erinnerte Marchetto. Formen von Zwangsarbeit von Kindern, Frauen und Männern sei auch in anderen Sektoren verbreitet, wie im Bauwesen, in der Landwirtschaft und der Gastronomie sowie im Pflege- und Haushaltsbereich. Ursachen seien Armut sowie ein Mangel an Bildung. Vor allem kirchliche Organisationen sollten sich für die medizinische und psychosoziale Versorgung der Opfer engagieren und sie bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft begleiten.

Auch die Vereinten Nationen wollen ihrem Kampf gegen den Menschenhandel mit einem "globalen Aktionsprogramm" zum Durchbruch verhelfen. Die 192 Mitgliedsstaaten erörterten am 13 Mai in der UN-Vollversammlung, dem bereits bestehenden gesetzlichen Rahmen jetzt auch noch ein "praktisches Instrument" zur Abschaffung des Menschenhandels hinzuzufügen.

In seiner Rede vor dem Plenum gab UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Losung aus, "wir wollen, dass Menschenhändler eine Lawine auf sich zukommen sehen mit strikten Gesetzen, weitreichenden Allianzen, konzertierten Aktionen und null Toleranz".

Den Menschenhandel bezeichnete Ban als eine "moderne Form von Sklaverei". In einer Reihe von Ländern quer durch Afrika, Asien, Europa und den amerikanischen Kontinent würden Millionen von Menschen, vor allem Frauen und Kinder, wie ein Stück Möbel erworben und wieder verkauft. Der UN-Generalsekretär forderte von Ländern, die das UN-Protokoll gegen Menschenhandel noch nicht ratifiziert haben, diesen Schritt sofort nachzuholen. "Schluss mit der Straffreiheit", verlangte er. Darüber hinaus sollte jeder Staat die Bürger, die besonders gefährdet sind, über ihre Rechte aufklären und ihnen Extraschutz gewähren.

Um die Zunahme des Menschenhandels aufzuhalten, sei ein aufeinander abgestimmtes Handeln der Regierungen unbedingt notwendig. Das weltumspannende Phänomen zeichne sich durch vielfältige Menschenrechtsverletzungen aus: sexuelle Ausbeutung, Zwangsarbeit oder Formen von Sklaverei wie Ausbeutung durch Betteln, häusliche Knechtschaft sowie Organdiebstahl zu kommerziellen Zwecken.

Gemäß der UNO-Studie "Global Report on Trafficking in Persons" sind weltweit über 78 Prozent der Betroffenen, Opfer von sexueller Ausbeutung. 18 Prozent würden bei der Arbeit ausgebeutet. Über 20 Prozent der Betroffenen des internationalen Menschenhandels seien Kinder, heißt es im UN-Bericht.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass weltweit 2,5 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel sind. Mit der "Ware Mensch" werde nach Schätzungen der Vereinten Nationen jedes Jahr 32 Milliarden US-Dollar (26,8 Milliarden Euro) Profit gemacht, die Hälfte des Geldes werde in den Industrienationen verdient.
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