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Freikirchenleiter der Adventisten gratuliert Margot Käßmann

Ostfildern bei Stuttgart, 30.10.2009/APD   Der Vorsitzende der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, Pastor Günther Machel (Ostfildern bei Stuttgart), hat Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann zu ihrer Wahl als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) gratuliert. „Es dürfte für viele Christen ermutigend sein, dass diese riesige Aufgabe einer Frau übertragen wurde“, schreibt Machel. Die Herausforderungen unserer Zeit seien groß. Es werde kaum gelingen, den Bedürfnissen der Menschen auf allen Gebieten immer zufriedenstellend begegnen zu können. Aber Jesus habe zugesagt, dass er gerade in diesem Bemühen um das Wohl und Heil der Menschen bei uns sein werde „bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 20).

Der Freikirchenleiter wünschte der neuen Ratsvorsitzenden für ihren Dienst „Freude, Mut, Gesundheit und auch eine Portion Gelassenheit im Vertrauen auf Gottes Führung“. „Im Glauben an Jesus Christus sehen wir uns als Freikirche mit Ihnen eng verbunden.“ Auch dem neu gewählten Rat der EKD wünschte Machel Gottes Beistand und Segen.

Landesbischöfin Margot Käßmann (51) wurde am 28. Oktober in Ulm von der EKD-Synode und Kirchenkonferenz mit überwältigender Mehrheit zur neuen Ratsvorsitzenden gewählt worden. Sie tritt die Nachfolge von Bischof Wolfgang Huber (67) an, der das Amt sechs Jahre wahrnahm und für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stand.
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Auf Wolfgang Huber folgt Margot Käßmann

Erstmals Frau als EKD-Ratsvorsitzende

Ulm, 29.10.2009/APD   Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wird erstmals in ihrer Geschichte von einer Frau als Vorsitzende des Rates der EKD geleitet. Die in Ulm tagende EKD-Synode wählte für die kommenden sechs Jahre mit 132 von 142 Stimmen die Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Kirche Hannovers, Margot Käßmann (51), zur Nachfolgerin von Bischof Wolfgang Huber (67), der für das Spitzenamt nicht mehr zur Verfügung stand. Ihr Stellvertreter wurde der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Scheider (62). Damit hat die EKD mit Rat und Synode eine weibliche Doppelspitze, denn seit Mai diesen Jahres steht die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin, Katrin Göring-Eckardt, der Synode als Präses vor.

Die Führungsrolle von Käßmann hatte sich bereits angedeutet, denn sie erreichte als einzige Kandidatin bereits im ersten Wahlgang die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für den EKD-Rat. Die Wahl gestaltete sich ansonsten zu einem Abstimmungsmarathon. Auch nach zwölf Wahlgängen blieb ein Platz im 15-köpfigen Rat unbesetzt, da sich die Synodalen nicht einigen konnten. Der Sitz ist daher bis zur nächsten EKD-Synode im Jahr 2010 vakant.

Nach ihrer Wahl wies die neue Ratsvorsitzende vor den Synodalen darauf hin, dass sie die begonnenen Reformprogramme weiterführen wolle, und zwar so, dass auch „die Gemeinden vor Ort davon etwas spüren“. Die finanziellen Probleme sollten dabei nicht lähmen, sondern eine Herausforderung sein, „unsere Arbeit zu tun“. Mit dem von ihrem Vorgänger angestoßenen Reformprozess will die evangelische Kirche sich in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen und zurückgehendem Kirchensteueraufkommen profilieren. Dazu betonte der scheidende Ratsvorsitzende, Bischof Huber, vor der Ulmer Synode: „Was jetzt inhaltlich angestoßen wurde und organisatorisch in Gang gesetzt ist, braucht nun Reifezeit und muss sich bewähren.“ Die Ziele des 2006 eingeleiteten Reformprozesses seien für viele Menschen eine wichtige Orientierung. Es gehe um „geistliche Profilierung statt undeutlicher Aktivität“. Huber ermunterte dazu, sich den Menschen zuzuwenden, die den Kontakt zum christlichen Glauben schon lange verloren hätten.

Der Mitgliederverlust in den 22 Landeskirchen hat sich im vergangenen Jahr deutlich verstärkt. Sie verloren durch Austritte und Todesfälle 308.559 Mitglieder. Das waren 48 Prozent mehr als 2007. Damals schrumpften die Landeskirchen um 207.518 Personen. Damit ging die Gesamtzahl der Evangelischen in Deutschland 2008 um 1,2 Prozent auf 24,52 Millionen zurück.

Der von der Synode verabschiedete EKD-Haushalt 2010 mit einem Gesamtvolumen von rund 182 Millionen Euro wird maßgeblich durch Umlagen der Gliedkirchen finanziert. Größter Einzelposten des EKD-Etats ist dabei mit 42 Millionen Euro die entwicklungspolitische Arbeit zur Armutsbekämpfung in aller Welt. Die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit und Publizistik belaufen sich auf knapp 14,6 Millionen Euro. Diese beiden Instrumente würden angesichts sinkender Kirchenmitgliederzahlen immer wichtiger, betonte der Vorsitzende des Finanzbeirates der EKD, Klaus Winterhoff. Außerdem werden Mittel zur Gestaltung des Reformprozesses bereitgestellt. Dazu gehört unter anderem die Einrichtung eines Zentrums für Predigtkultur in Wittenberg und die Unterstützung missionarischer Vorhaben.

Schwerpunktthema der diesjährigen Synode war das Ehrenamt. „Viele Menschen nehmen heute das Engagement als Chance für die eigene Persönlichkeitsentwicklung wahr“, hieß es in dem den Synodalen vorgelegten Textentwurf zum Thema „Ehrenamt evangelisch. Engagiert“. Die neuen „Engagierten“ wollten ihre Interessen einbringen, sich schulen lassen und Kompetenzen entwickeln. Aufgabe der Kirche sei es, sich für diesen neuen Freiwilligentyp zu öffnen. Dabei gehe es auch um eine neue Verhältnisbestimmung zwischen Haupt- und Ehrenamt. Außerdem sollten Geringverdiener, Arbeitslose und Migranten einen besseren Zugang zum Ehrenamt erhalten. Unterschätzt werde auch das Potential der älteren Menschen.

Die neue Ratsvorsitzende leitet seit 1999 die größte deutsche Landeskirche mit rund drei Millionen Mitgliedern. Sie wurde vor zehn Jahren nach Maria Jebsen, Hamburg, als zweite Frau Bischöfin einer evangelischen Kirche in Deutschland. Margot Käßmann war zuvor Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Die promovierte Theologin ist Mutter von vier Töchtern und seit 2007 geschieden.

Der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gratulierte der neuen EKD-Ratsvorsitzenden zu ihrer Wahl. Er wünschte ihr, dass sie ihren Dienst „in den kommenden sechs Jahren in glaubenstreuer, wacher, kluger und kompetenter Weise“ verrichte. Das Grußwort enthielt den Vorschlag: „Lassen Sie uns gemeinsam die ökumenischen Bande weiter entwickeln. Als Christen in einer pluralen Gesellschaft stehen wir vor vielfältigen Herausforderungen. Viele davon betreffen die evangelische und katholische Kirche gemeinsam.“ Es sei wichtig, sich nicht nur das noch nicht Erreichte vor Augen zu führen, sondern ganz besonders auch die schon erlangten Gemeinsamkeiten.

In der 64-jährigen Geschichte der EKD nahmen bisher zehn Männer den Ratsvorsitz wahr. Es waren Landesbischof Theophil Wurm (1945 bis 1949), Bischof Otto Dibelius (1949 bis 1961), Bischof Kurt Scharf (1961 bis 1967), Landesbischof Hermann Dietzfelbinger (1967 bis 1973), Landesbischof Helmut Claß (1973-1979), Landesbischof Eduard Lohse (1979 bis 1985), Bischof Martin Kruse (1985 bis 1991), Landesbischof Klaus Engelhardt (1991 bis 1997), Präses Manfred Kock (1997 bis 2003) und Bischof Wolfgang Huber (2003 bis 2009).
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Landesbischöfin Margot Käßmann ist neue EKD-Ratsvorsitzende

Ulm/Deutschland, 28.10.2009/APD   Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat erstmals in ihrer Geschichte eine Frau als Vorsitzende des Rates der EKD gewählt.

Synode und Kirchenkonferenz der EKD wählten am 28. Oktober in Ulm die Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Kirche Hannovers, Margot Käßmann, mit deutlicher Mehrheit zur Nachfolgerin von Wolfgang Huber. Margot Käßmann erzielte 132 von 142 abgegebenen Stimmen. Zu ihrem Stellvertreter wurde der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, gewählt.
 
Zuvor hatten Synode und Kirchenkonferenz festgestellt, dass die Wahl eines 15. Mitgliedes des Rates der EKD auf der 3. Tagung der 11. Synode der EKD stattfinden soll. Sie findet vom 7. bis 11. November 2010 in Hannover statt.

Margot Käßmann, geboren 1958 in Marburg (Lahn), studierte Theologie in Tübingen, Edinburgh, Göttingen und Marburg. 1985 wurde sie zur Pfarrerin ordiniert und promovierte 1989 mit einer Dissertation über „Armut und Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kirche“. In den Jahren von 1994 bis 1999 war sie Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT). Im Jahre 1999 erfolgte ihre Wahl zur Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, sie ist die erste Frau in diesem Amt. 2002 erhielt sie die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Erziehungswissenschaften von der Universität Hannover. 2008 wurde sie mit dem großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Dem derzeit 14köpfigen Rat der EKD und dem Zentralausschuss Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) gehört sie als Mitglied an und ist unter anderem Präsidentin der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen e. V. Sie ist seit 2007 geschieden und hat vier Töchter.

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Lutherischer Weltbund wählt chilenischen Theologen zum Generalsekretär

Genf/Schweiz, 27.10.2009/APD   Der chilenische Theologe und Pfarrer Martin Junge wurde am 26. Oktober zum achten Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB) gewählt. Seine Amtszeit beträgt sieben Jahre. Mit Junge übernimmt zum ersten Mal ein lateinamerikanischer Vertreter dieses Amt.

Ursprünglich war die Wahl für den Posten des Generalsekretärs am 22. Oktober vorgesehen, doch hatte der LWB-Rat am 23. Oktober nach Entgegennahme der Vorschläge den Sondierungsausschuss gebeten, „sich nach Kräften zu bemühen, einen weiteren Kandidaten vorzuschlagen“. Die heutige Wahl erfolgte durch den 49-köpfigen LWB-Rat in geschlossener Sitzung. Die Ratstagung des Lutherischen Weltbundes in Genf dauert noch bis zum 27. Oktober 2009.

Der 48-jährige Chilene wird Nachfolger von Pfr. Dr. Ishmael Noko, der im Juni 1994 zum ersten afrikanischen LWB-Generalsekretär gewählt worden war.

Martin Junge ist seit September 2000 Gebietsreferent für Lateinamerika und die Karibik in der Weltbund-Abteilung für Mission und Entwicklung. Seit 2008 absolviert Junge am Verbandsmanagement Institut (VMI) der Universität Freiburg (Schweiz) einen Diplom-Studiengang „Verbands-/NPO-Management“.

Von 1996 bis 2000 stand Junge der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (ELC) als Präsident vor. Nach seiner Ordination zum Pfarrer der IELC im Jahr 1989 arbeitete er von 1989 bis 1994 sowie von 1994 bis 2000 in Gemeinden in Santiago de Chile. Von 1980 bis 1986 studierte Junge Evangelische Theologie in Göttingen (Deutschland).

Der Lutherische Weltbund (LWB), mit Sitz in Genf, ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit. Er zählt heute 140 Mitgliedskirchen, denen rund 68,5 Millionen lutherische Christen in 79 Ländern.

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Katholisch-orthodoxe Dialogrunde auf Zypern vertagt

Papstfrage erwies sich als zu schwierig
Paphos/Zypern, 27.10.2009/APD   Die vom 16. bis 23. Oktober in Paphos auf Zypern abgehaltene 11. Vollversammlung der Internationalen Theologischen Kommission für den Dialog zwischen römisch-katholischer und orthodoxer Kirche ist vertagt worden. Sie soll nach Angaben von Radio Vatikan im September 2010 in Wien fortgesetzt werden. Am einwöchigen Glaubensgespräch zwischen der abendländischen Westkirche und den byzantinischen Ostchristen nahmen 30 orthodoxe und 30 römisch-katholische Theologen teil. Moderiert wurde das Treffen von Kurienkardinal Walter Kasper, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, und Metropolit Ioannis Zizioulas von Pergamon, dem Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel.

Erstmals seit 2007 nahm die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) wieder an den Komissionssitzungen teil. Sie hatte seinerzeit die Kommission wegen eines innerorthodoxen Streits verlassen.

Bei der Begegnung wollte man in der strittigen Kernfrage der besonderen Rolle des Bischofs von Rom weiterkommen. Dieses Thema von päpstlichem Primat und Unfehlbarkeit habe sich jedoch als zu schwierig erwiesen, um es in der einen Sitzungswoche einvernehmlich behandeln zu können. Dank dem Verhandlungsgeschick von Kardinal Kasper und Metropolit Ioannis von Pergamon sei man mit Hilfe eines Sitzungsaufschubs auf 2010 einem möglichen, zu eiligen Kompromiss in dieser heiklen Frage zuvor gekommen, verlautete aus Beobachterkreisen.

Das gleiche Thema war bereits Gegenstand des letzten Treffens im Herbst 2007 in Ravenna. Damals kam es zu einem Eklat, als die Delegation des Moskauer Patriarchats die Gespräche wegen eines innerorthodoxen Streits verliess. Inzwischen hätten die Patriarchate Moskau und Konstantinopel ihre Uneinigkeiten ausgeräumt, erklärte der Eleuterio Fortino, Untersekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Am 13. Oktober 2007 hatten die Vertreter von Orthodoxie und römisch-katholischer Kirche ein Papier verabschiedet, in dem beide Seiten übereinstimmen, dass Rom in der Ordnung der ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends „die erste Stellung einnahm und dass der Bischof von Rom deshalb der Erste unter den Patriarchen war“. Er rangierte an erster Stelle der fünf grossen Sitze von Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem.

Allerdings bleibt in dem Dokument weiter offen, wie dieser Primat auf kirchlicher Universal-Ebene ausgeübt werden sollte. Man sei „uneinig in der Interpretation der historischen Belege aus dieser Zeit über die Vorrechte des Bischofs von Rom als Erster“.

Trotzdem wurde das Dokument als beachtliches Ergebnis der Annäherung zwischen West- und Ostkirche gewertet, allerdings mit dem nicht unwesentlichen Schönheitsfehler, dass es von der russisch-orthodoxen Kirche nicht unterzeichnet wurde.

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Vereinigung getrennter Freikirchen nach dem Fall der Mauer

Herbsttagung des Vereins für Freikirchenforschung

Schmiedeberg bei Dresden, 2610.2009/APD   „Die ‚Wende‘ beziehungsweise ‚friedliche Revolution‘ von 1989 in der damaligen DDR fiel nicht aus dem Himmel, sondern davor gab es eine Geschichte.“ Das betonte der 2. Vorsitzende des Vereins für Freikirchenforschung (VFF), Dr. Johannes Hartlapp, Dozent an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, bei seiner Einführung in die Herbsttagung des Vereins. Sie fand zum Thema „20 Jahre ‚Vereinigung‘ der deutschen Freikirchen in Ost und West – Versuch einer Bilanz“ im Martin-Luther-King-Haus, dem Tagungs- und Freizeitheim des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, in Schmiedeberg bei Dresden statt.

Man müsse bis ins Jahr 1933 zurückgehen, denn ohne die Machtergreifung Hitlers seien die Teilung Deutschlands und das Jahr 1989 nicht denkbar, so Hartlapp. Viele Christen wären damals rechtskonservativ gewesen und hätten sich vom Nationalsozialismus eine Bewahrung vor dem Bolschewismus versprochen. Doch dann sei völlig unerwartet ein Teil Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg unter kommunistische Herrschaft geraten. „Es kam eine Entwicklung in Gang, die nicht voraussehbar war. Die Schwesterkirchen in Ost und West entwickelten sich eigenständig. Ihr Denken und ihre Empfindungen waren unterschiedlich. Deshalb war ein Zusammengehen nach 1989 nicht einfach.“

Über den Prozess des Zusammenschlusses der Altlutheraner mit der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) informierte Rektor Pfarrer Stefan Süß, Leiter des Naemi-Wilke Stifts Guben, der größten sozialen Einrichtung der SELK in Deutschland mit Krankenhaus, Sozialstation, Kindergarten, Jugendhilfeeinrichtung und Diakonissenmutterhaus. Während in der Bundesrepublik durch den Zusammenschluss dreier lutherischer Minderheitskirchen 1972 die SELK entstanden sei, „wurde in der damaligen DDR die enge Zusammenarbeit zwischen der Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche und der Evangelisch-lutherischen Freikirche in Sachsen von letzterer 1984 einseitig aufgekündigt“. 1989 hätten 42.000 Mitglieder und 130 Pfarrer der SELK in Westdeutschland 6.000 Altlutheranern mit 20 Pfarrern in der DDR gegenübergestanden. Dennoch sei 1990 einvernehmlich ein Zusammenschluss beider Kirchen vorgesehen gewesen. Dass es schließlich 1991 lediglich zu einem Anschluss der Altlutheraner an die SELK kam, habe an den Körperschaftsrechten der SELK gelegen, die für eine völlig neue Kirche hätten erneut beantragt werden müssen. Solch ein Verfahren wäre jedoch sehr kompliziert gewesen.

Pastor Gerd Sobbe, Leipzig, berichtete über die Gründung neuer Gemeinden des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) in Ostdeutschland nach der Wende. Ähnliche Erfahrungen mit Gemeindegründungen und daraus entstehenden Tochtergemeinden mache auch der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), teilte Ekkehardt Rückert, Dresden, mit.

Die Zusammenführung der Theologischen Seminare des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Buckow und Hamburg war das Thema von Pastor Dr. Stefan Stiegler, Hamburg. Nach Gründung der DDR hätte der Bund auch weiterhin Studenten aus Ostdeutschland zur Pastorenausbildung nach Hamburg senden können, wo bereits seit 1880 das Theologische Seminar der deutschen Baptisten bestanden habe. Erst als die Entsendung immer schwieriger geworden sei, habe die Bundesleitung Ost Mitte 1959 beschlossen, eine eigene Ausbildungsstätte in der DDR zu gründen. Am 14. Oktober 1959 begann daher der Seminarbetrieb im vormaligen Diakonissen-Erholungsheim des BEFG in Buckow (Märkische Schweiz). Die Auflösung des Theologischen Seminars Buckow verlief laut Stiegler nach der politischen Wende unproblematisch. Mit dem Beginn des Wintersemesters im Oktober 1991 „setzten zwölf Studierende aus Buckow ihre Studien in Hamburg fort, und drei Dozenten aus der ehemaligen DDR vervollständigten das Kollegium in Hamburg, das nun aus acht hauptamtlichen Lehrern bestand“. Der Prozess der Zusammenführung der beiden Ausbildungsstätten sei durch die Erarbeitung eines neuen, gemeinsamen Bildungskonzeptes des BEFG gefördert worden, das die Ausbildung der Hauptamtlichen stärker als bisher mit der Fort- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen verzahnen sollte. Das habe dann 1997 zum Umzug des gemeinsamen Seminars nach Wustermark-Elstal und zur Gründung des „Bildungszentrums Elstal“ bei Berlin geführt.

Wesentlich komplizierter sei dagegen die Zusammenlegung der beiden Theologischen Seminare der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten verlaufen, berichtete Dr. Bernhard Oestreich, Dekan des Fachbereiches Theologie der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg. Die 1899 in Friedensau und 1924 in Darmstadt gegründeten Seminare hätten längst vor der Teilung Deutschlands bestanden, in denen Generationen von Pastoren ausgebildet worden seien. Nach dem Fall der Mauer sei allerdings klar gewesen, dass die Adventisten in Deutschland nur noch eine Ausbildungsstätte für ihre Geistlichen benötigten. Im Vergleich zum Seminar „Marienhöhe“, Darmstadt, hätte Friedensau die schlechtere Infrastruktur gehabt. Die „Marienhöhe“ habe sich jahrelang vergeblich beim Hessischen Kultusministerium um die staatliche Anerkennung als Fachhochschule bemüht. Ein diesbezüglicher Antrag Friedensaus hatte dagegen bei der letzten DDR-Regierung Erfolg. Nach Beratung im DDR-Ministerrat unterschrieb am 10. September 1990 der Minister für Bildung und Wissenschaft die Urkunde, die Friedensau den Status einer staatlich anerkannten Theologischen Hochschule mit Wirkung vom 15. September 1990 verlieh. Dennoch habe es eine Reihe von Einwänden gegen den Standort Friedensau gegeben, sodass schließlich am 17. April 1991 die europäische Freikirchenleitung der Adventisten in Bern entschieden habe, die künftige Pastorenausbildung in Deutschland nur noch in Friedensau fortzuführen. „Die Marienhöher Dozenten wechselten an die neue Hochschule, und das ebenfalls in Darmstadt auf dem Seminargelände befindliche adventistische Gymnasium wurde durch eine Realschule ergänzt, sodass dort heute rund 700 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden.“

Bischof i. R. Dr. Walter Klaiber, Tübingen, wies darauf hin, dass bei der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) die Zusammenführung der 1952 in der DDR in Bad Klosterlausnitz gegründeten Ausbildungsstätte mit dem Theologischen Seminar Reutlingen ohne Probleme verlief. Das DDR-Seminar sei nur gegründet worden, weil die dortigen Studenten nicht mehr nach Reutlingen kommen konnten. „Mit der Einheit Deutschlands entfiel dieser Grund.“

„Die Herrnhuter Brüdergemeine gehört in Deutschland zur Europäisch-Festländischen Provinz“, erläuterte Pfarrer i. R. Christian Müller, Niesky, sodass es auch zu DDR-Zeiten eine gemeinsame Kirchenleitung mit Distriktdirektionen in Herrnhut/Sachsen und Bad Boll gegeben habe. Beschlüsse seien daher erst in Kraft getreten, wenn beide Distriktsynoden ihnen zugestimmt hätten. Die Außenmission sei in Bad Boll und die Losungen weiterhin in Herrnhut angesiedelt gewesen. Nach der Wende wären beide Direktionen beibehalten worden, denn das für die Brüdergemeine historisch bedeutsame Herrnhut befinde sich geografisch am südöstlichen Rand Deutschlands. Außerdem gebe es eine weitere Direktion in Zeist/Niederlande.

Pastor i. R. Gerhard Röger, Dresden, informierte über die ehemalige Pressestelle beim ostdeutschen Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Da die EmK keinen eigenen Verlag in der DDR habe gründen dürfen, sei die Pressestelle als Unterverleger beim Unions-Verlag, Berlin, aufgetreten. Mit kostenlosen Lizenzen westlicher Verlage habe die Möglichkeit bestanden, Spruchkarten, Bildbände und Poster in großer Auflage herauszugeben. Durch die Wende hätten auch die Freikirchen Sendezeit für Gottesdienste und Andachten im Rundfunk und Fernsehen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) erhalten. Sie seien beim MDR auch mit einem eigenen Senderbeauftragten vertreten.

Die Herbsttagung des Vereins für Freikirchenforschung (VFF) schloss mit Berichten der Pastoren Günther Schneider, Salzgitter, und Ulrich Graboswski, Altenburg, über den Dienstwechsel von Geistlichen Freikirchlicher Pfingstgemeinden und Freier evangelischer Gemeinden aus Ost- nach Westdeutschland und umgekehrt. Die in Schmiedeberg gehaltenen Referate werden im VFF-Jahrbuch dokumentiert.
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Künftige Bundesregierung verspricht Einsatz für Religionsfreiheit

Berlin, 25.10.2009/APD   Das künftige deutsche Regierungsbündnis aus Union (CDU, CSU) Liberalen (FDP) hat vereinbart, sich für Religionsfreiheit und gegen Christenverfolgung einzusetzen. Das geht aus dem Koalitionsvertrag zwischen Union und FDP hervor, der am 25. Oktober von Spitzengremien und Fraktionen der beteiligten Parteien gebilligt wurde.

Dort heisst es im Abschnitt, in dem die Bedeutung des Menschenrechtsschutzes für die Außenpolitik hervorgehoben wird: „Ebenso kontinuierlich wird sich die Bundesregierung weltweit für Religionsfreiheit einsetzen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Lage christlicher Minderheiten legen.“

Das im sogenannten Koalitionsvertrag festgelegte Regierungsprogramm für die kommenden vier Jahre soll vom FDP-Parteitag am Sonntag (25.10.) und von den Parteitagen von CDU und CSU am Montag (26.10.) bestätigt werden. Die Wiederwahl der Kanzlerin sowie die Ministervereidigung ist für den 28. Oktober geplant.

Die auf die Bedeutung des Menschenrechtsschutzes hinweisende Stelle im Koalitionsvertrag hat folgenden Wortlaut: „Die Glaubwürdigkeit Deutschlands steht in direktem Zusammenhang mit dem konsequenten Eintreten für die Menschenrechte in der Außen- und Entwicklungspolitik. Ihre Einhaltung ist das Fundament für die demokratische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung jedes Landes. Körperliche und geistige Unversehrtheit, Gedanken- und Meinungsfreiheit und die Freiheit von Diskriminierung sind unveräußerliche Prinzipien unserer Menschenrechtspolitik. Wir wenden uns auch in unseren auswärtigen Beziehungen gegen jegliche Benachteiligung aufgrund von Religion, ethnischer Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Der Rechtsstaatsdialog und Maßnahmen zur Stärkung der Zivilgesellschaft sind wichtige Instrumente unserer Menschenrechtspolitik, deren Wirkung kontinuierlich überprüft werden muss. Ebenso kontinuierlich wird sich die Bundesregierung weltweit für Religionsfreiheit einsetzen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Lage christlicher Minderheiten legen.

In unserem Regierungshandeln treten wir für die weltweite Abschaffung von Todesstrafe, Folter und unmenschlicher Behandlung ein. Insbesondere Menschenhandel, Kinderarbeit, der Einsatz von Kindersoldaten, Zwangsprostitution, Zwangsheirat und Praktiken wie Genitalverstümmelung müssen geächtet und international verboten werden. Wir sehen in der Globalisierung eine Chance, den Menschenrechten weltweit zur Durchsetzung zu verhelfen und befürworten Zertifizierungsmaßnahmen und Initiativen verantwortungsvoller Unternehmensführung. In Partnerschaftsabkommen werden wir den Schutz der Menschenrechte berücksichtigen und ihre Umsetzung verfolgen.

Wichtige Pfeiler internationaler Menschenrechtspolitik sind die internationalen Menschenrechtsschutzsysteme. Der Europarat mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) sowie der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) sind unentbehrliche Instrumente im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen. Insbesondere der EGMR bedarf stärkerer Unterstützung, da viele anhängige Klagen wegen mangelnder finanzieller Ressourcen nur sehr spät oder gar nicht bearbeitet werden können.

Wir setzen uns für eine Evaluierung des Rom-Statuts zum IStGH ein, mit dem Ziel, Strafbarkeitslücken zu schließen. Wir bekennen uns zu den völkerrechtlichen Verpflichtungen Deutschlands und treten für eine bessere Durchsetzung des Völkerstrafgesetzbuchs ein. Wir unterstützen die Bestrebungen, in Nürnberg ein Institut zur Durchsetzung der Nürnberger Prinzipien zum Völkerstrafrecht einzurichten. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen darf nicht zum Spielfeld nationaler Machtinteressen werden, sondern soll sich als internationales Sprachrohr gegen Menschenrechtsverletzungen etablieren. Wir werden die Menschrechtsdimension der OSZE fortentwickeln und die Stellung des OSZE-Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) stärken.“ (Koalitionsvertrag V, 6).
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Ökumenisches Patriarchat will kein Spielball der Politik sein

Metropolit Staikos zu den Problemen der kirchlichen Existenz in der Türkei

Istanbul/Türkei, 21.10.2009/APD   Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel lässt sich nicht zum Spielball der Politik machen. Das betonte der Wiener orthodoxe Metropolit und Mitglied des Heiligen Synods, Michael Staikos, vor Journalisten aus Deutschland, Österreich, Polen und der Schweiz in Istanbul.

Erst unlängst habe der türkische Europaminister Egemen Bagis beim „Forum Alpbach“ in Tirol erklärt, dass eine Besserstellung der türkischen Minderheit im griechischen Westthrakien für die Wiedereröffnung des orthodoxen Priesterseminars und der Theologischen Hochschule auf der Prinzeninsel Chalki sehr hilfreich wäre. Solche Geschäfte seien aber inakzeptabel, so Metropolit Staikos bei der Begegnung mit den Medienvertretern im Phanar: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“.

Der türkische Staat hatte die theologische Hochschule des Patriarchats 1971 im Zuge eines Verbots privater Hochschulen geschlossen. Seither wurde eine Wiedereröffnung stets abgelehnt, obwohl private Universitäten inzwischen wieder erlaubt und weit verbreitet seien. In letzter Zeit mehrten sich Gerüchte, dass eine Öffnung vor der Tür stehen könnte. So berichteten türkische Zeitungen immer wieder von entsprechenden Absichten der Behörden, auch die EU-Kommission drängt stets darauf. Papst Benedikt XVI., US-Präsident Barack Obama wie auch der neue russischorthodoxe Patriarch Kyrill I. hatten bei ihren Türkei-Besuchen das Problem Chalki ebenfalls angesprochen. Er habe aber den Eindruck, so Staikos, dass diese Initiativen von außen eher kontraproduktiv seien. Die Türkei betrachte dies als eine Einmischung in innere Angelegenheiten. Patriarch Bartholomaios I. sei jedenfalls „bis heute von staatlicher Seite noch nicht auf das Problem Chalki angesprochen“ worden.

Das bestätigte auch der Pressesprecher des Patriarchats, Erzpriester Dositheos Anagnostopoulos: „Es gibt leider keinen Dialog mit Ankara“. Allein seit 1991 habe es von Seiten des Patriarchats 19 Eingaben an die Behörden in Sachen Chalki gegeben, zwei habe Patriarch Bartholomaios I. persönlich der Regierung in Ankara überreicht. Doch bislang gebe es keine Reaktion darauf, berichtete Anagnostopoulos.

Der Vorwurf, dass sich das Ökumenische Patriarchat in Chalki von keiner staatlichen Behörde kontrollieren lassen wolle, sei ebenfalls nicht haltbar, so Staikos und Anagnostopoulos. Der Pressesprecher des Patriarchats verwies auf eine Regelung aus dem Jahr 1951, die heute aber offensichtlich auf Seiten der Behörden niemand mehr kenne. Staikos: „Chalki stand zwar unter der geistlichen Leitung des Ökumenischen Patriarchats, wurde aber immer auch vom zuständigen Ministerium kontrolliert“. Dagegen habe man nichts einzuwenden, Patriarch Bartholomaios I. habe mehrfach entsprechende Vorschläge unterbreitet.

Metropolit Staikos ist noch bis Februar 2010 ständiges Mitglied des Heiligen Synods. Der Heilige Synod ist das oberste Leitungsgremium der Kirche von Konstantinopel, ihm ist auch die Wahl der Bischöfe übertragen. Vor sieben Jahren führte Patriarch Bartholomaios I. die Regelung ein, dass die Hälfte der zwölf ständigen Mitglieder des Synods aus den außerhalb der Türkei liegenden Diözesen kommen müsse. Dagegen seien zwar bei der türkischen Staatsanwaltschaft Beschwerden eingebracht worden, bislang hätten die Behörden aber nicht eingegriffen. Hinter vorgehaltener Hand werde dem Patriarchen vermittelt, dass man die neue Regelung bis auf weiteres toleriere, aber, so Staikos: „Es gibt kein Gesetz, wonach dies verboten ist.“ Letztlich gebe es überhaupt keine gesetzlichen Regelungen im Zusammenhang mit dem Patriarchat, weil dessen Existenz sich in einem juristischen Schwebezustand abspiele.

Das offizielle Ankara betrachte bis heute das Ökumenische Patriarchat als nur für die in der Türkei lebenden Orthodoxen zuständig und berufe sich dabei auf den Friedensvertrag von Lausanne (1923). Den „ökumenischen“ (weltumspannenden) Charakter des Patriarchats wolle die Türkei nicht anerkennen. Das sei beispielsweise erst vor wenigen Monaten wieder in einem entsprechenden Bericht des Außenministeriums über religiöse Minderheiten in der Türkei deutlich geworden, der dem türkischen Parlament vorgelegt wurde.

Rechtspersönlichkeit notwendig

Das Ökumenische Patriarchat, wie auch die anderen religiösen Minderheiten im Land, müssten endlich den Status einer Rechtspersönlichkeit erlangen, forderte Staikos. Offiziell existiere die Kirche nur über fromme Vereine und Stiftungen („vakf“) und könne so auch nicht direkt Besitz erwerben oder verwalten. Nicht einmal der Phanar, der Sitz des Patriarchen „gehöre“ dem Patriarchat. Offiziell gehöre der Phanar vielmehr zur Georgskathedrale, die als Stiftung eingetragen sei.

Die Rechte der kirchlichen Stiftungen würden immer mehr beschnitten, kritisierte Staikos. Es komme zu Enteignungen. Derzeit würden allerdings viele Prozesse angestrengt, es gebe auch immer wieder Entscheidungen auf europäischer Ebene zugunsten der kirchlichen Stiftungen; zuletzt erst Anfang Oktober.

Metropolit Staikos verwies unter anderem auf das große orthodoxe Waisenhaus auf der Prinzeninsel Büyükada, für welches das Ökumenische Patriarchat bis zum Europäischen Menschengerichtshof prozessiert habe. Um das Waisenhaus hatte es einen jahrzehntelangen Rechtsstreit gegeben. Ursprünglich als Hotel geplant, war der Bau 1902 in das Eigentum der Kirche übergegangen. Wie üblich, wurde das Waisenhaus als Stiftung organisiert. In den sechziger Jahren kam es dann zu einem Brand und  in Folge zur Schließung des Hauses. Daraufhin stellten sich die türkischen Behörden auf den Standpunkt, dass damit die Stiftung erloschen sei und übertrugen die Immobilie an die staatliche Zentralverwaltung der Stiftungen. Dagegen prozessierte das Ökumenische Patriarchat durch alle Instanzen und habe schließlich 2008 vom Europäischen Menschengerichtshof Recht bekommen.

Metropolit Staikos kritisierte auch die Tatsache, dass nur ein türkischer Staatsbürger zum Ökumenischen Patriarchen gewählt werden dürfe: „Alle Bischöfe des Ökumenischen Patriarchats sollen wählbar sein und der neue Patriarch soll dann die türkische Staatsbürgerschaft bekommen“. Dafür gebe es auch ein Beispiel in der Geschichte. Als der Metropolit von Nord- und Südamerika, Athenagoras, 1948 zum Ökumenischen Patriarchen gewählt wurde, bekam er bei seiner Ankunft in der Türkei die Staatsbürgerschaftsurkunde überreicht.

Von einem Priestermangel können Staikos und Anagnostopoulos aber nicht sprechen, vielmehr von einem Gläubigenmangel. Für die seelsorgliche Betreuung der griechisch-orthodoxen Restminorität in Istanbul stehen 40 meist ältere Geistliche zur Verfügung. In rund 80 Kirchen wird oft abwechselnd Gottesdienst gefeiert. Auch die griechische Schule in Istanbul ist nach wie vor geöffnet, wird aber nur von wenigen Schülern besucht. Staikos: „Sogar in Wien haben wir mehr Schüler als hier“.

Einer jüngst veröffentlichten Umfrage, wonach eine Mehrheit der Türken religiösen Minderheiten ablehnend gegenübersteht, wollten Staikos und der Pressesprecher des Patriarchats keinen Glauben schenken. Die Menschen seien sehr tolerant und hätten Respekt vor anderen Religionen. Staikos: „Seit 30 Jahren bin ich immer wieder als Priester und Bischof in Istanbul. Und immer wurde ich sehr respektvoll behandelt. Nie gab es Probleme“.

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Adventisten feiern erstmals "Tag der Schöpfung"

Hannover/Ostfildern bei Stuttgart, 20.10.2009/APD   Die Siebenten-Tags-Adventisten feiern am 24. Oktober in ihrem wöchentlichen Gottesdienst erstmals den „Tag der Schöpfung“. Während der diesjährigen Frühjahrstagung in Silver Spring, Maryland/USA, hatte der Exekutivausschuss der adventistischen Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) die weltweite Einführung eines „jährlichen Sabbats zur Feier der Schöpfung und des Schöpfers“ für ihre Gemeinden beschlossen. Die Adventisten haben ihren wöchentlichen Gottesdienst nicht am Sonntag, sondern am Samstag, dem biblischen Sabbat. Laut dem Vorsitzenden der Freikirche in Deutschland, Pastor Günther Machel (Ostfildern bei Stuttgart), erinnere eines der Zehn Gebote der Bibel daran, dass Gott den Sabbat als Ruhetag zum Gedenken an die Schöpfung eingesetzt habe.

In einer gemeinsamen Erklärung des Nord- und Süddeutschen Verbandes der Freikirche zum „Tag der Schöpfung“ heißt es: „Wir glauben an einen Schöpfergott, der diese Welt und das Leben auf ihr geschaffen hat und es erhält.“ Die Schöpfung sei ein Geschenk Gottes, „das uns zu verantwortungsbewusstem Umgang mit ihr verpflichtet“. Da der Mensch als Teil der Schöpfung mit Würde ausgestattet sei, wende sich die Leitung der deutschen Adventisten „gegen Folter, Todesstrafe, Vertreibung und alle entwürdigenden Praktiken, die Menschen ihres Lebens oder Lebensraumes berauben. Wir akzeptieren keinen Rassismus, weder in der Gesellschaft noch in unserer Freikirche.“

Die Schaffung des Menschen als Mann und Frau verbiete „jede geschlechterspezifische Diskriminierung“ sowie die „Auflösung von Ehe und Familie“, heißt es in der Erklärung weiter. Alles wirtschaftliche Handeln dürfe nicht der Gewinnmaximierung Weniger dienen, sondern müsse das ökonomische Wohl aller Menschen im Auge haben. Die in der Schöpfung grundlegend eingeflochtene Zeit der Ruhe, des Herausgenommenseins aus allen Zwängen und Ansprüchen der Lebensbewältigung sei eine heilige, unantastbare Zeit. Sie dürfe dem wirtschaftlichen Erfolgsstreben nicht geopfert werden.

Die Erklärung schließt mit der Feststellung: „Wir schätzen die Wissenschaften als eine wesentliche Erkenntnisquelle in unserer Zeit und respektieren Auffassungen, die über die Entstehung der Welt anders urteilen, als wir es in unserem Glauben bekennen. Wir sind aber auch in gleicher Weise gegen jede Ideologisierung wissenschaftlicher Erkenntnis oder Theorie, wenn diese zur Diskriminierung Andersdenkender missbraucht wird.“

Weltweit gibt es in 201 Ländern rund 16 Millionen erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten. In Deutschland zählt die Freikirche 35.600 Mitglieder in 586 Gemeinden.
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"Glauben und Kirchenverfassung" sucht Konsens über das Wesen der Kirche

Kolymbari/Athen/Griechenland, 19.10.2009/APD   Die Plenartagung der Kommission für „Glauben und Kirchenverfassung“ (Faith and Order) des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) ist am 14. Oktober in der Orthodoxen Akademie von Kreta (Kolymbari) zu Ende gegangen. Die Vollversammlung war vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. eröffnet worden. Im Mittelpunkt der Tagung stand das seit 1998 diskutierte Dokument „Wesen und Auftrag der Kirche – Ein Schritt auf dem Weg zu einer gemeinsamen Auffassung“. Das Kommissionspapier soll bündeln, was in den verschiedenen christlichen Traditionen verstanden wird, wenn von „Kirche“ die Rede ist. Ziel ist die Verabschiedung einer weiteren „Konvergenzerklärung“, wie sie die ÖRK-Kommission 1982 mit dem so genannten „Lima-Dokument“ über Taufe, Eucharistie und Amt (BEM) vorgelegt hatte.

Die rund 120 Teilnehmenden diskutierten über die thematischen Zusammenhänge zwischen den drei derzeitigen Studienprozessen „Wesen und Auftrag der Kirche“, „Quellen der Autorität“ und „Ethische Urteilsbildung in den Kirchen“. Sie plädierten für mehr „Ekklesiologie von unten“, welche die Erfahrungen des Kircheseins in einem bestimmten Kontext einschließt, anstatt die Kirche nur theoretisch von oben her zu beschreiben.

Den Studien und Texten von „Glauben und Kirchenverfassung“ kommt keine eigene Autorität zu. Sie gewinnen in der ökumenischen Diskussion in dem Maße an Bedeutung, wie sie sich für die Kirchen in ihrer Auseinandersetzung mit theologischen und praktischen Fragen, die sie weiterhin trennen, als hilfreich erweisen.

Die Plenumsansprachen und Berichte der Kommissionsmitglieder über die Gruppenarbeiten unterstrichen die zentrale ökumenische Bedeutung vom Wesen und Auftrag der Kirche.

Der orthodoxe Theologe Archimandrit Cyril Hovorun (Russisch-Orthodoxe Kirche) betonte vor dem Plenum, dass das Denken der Kirchenväter und das biblische Denken eng miteinander verknüpft seien. Er empfahl der Kommission, eine Studie auf den Weg zu bringen, die sich genau mit dieser Verbindung zwischen Bibeltext und früher Kirche beschäftigen soll. Zudem regte der Experte für Patristik an, ob nicht künftig „jedes wesentliche ökumenische Dokument in Verbindung mit relevanten patristischen Studien vorgelegt“ werden könnte. Das erhöhe die Bedeutung ökumenischer Äußerungen für Orthodoxe und traditionelle Katholiken, so Hovorun.

In seiner Rede sagte der britische Theologe Paul Collins (Kirche von England): Die vorgelegte Studie sei in der Art und Weise, wie sie ein einheitliches Lehrgebäude errichten wolle, gar kein Einheitsdokument. Vielmehr seien ganz unterschiedliche Ansätze darin vereinigt, um über die Grundlagen der Kirche nachzudenken. Da werde einmal von der Erfahrung her argumentiert, einmal von der Praxis und einmal vom Kontext. Der Anglikaner regte an, diese Herangehensweise zu einer ökumenischen Methode ausbauen: „Es ließe sich eine Methode entwickeln, in der verschiedene Ansätze zu Erkenntnis und Lehre nicht nur anerkannt, sondern als sich gegenseitig erhellend angesehen werden.“

Als Kernpunkt für die Zukunft der theologischen Ökumene hob der methodistische Theologe Hermen Priyaraj Shastri den „Konsens in der Lehre über die Kirche“ hervor. Zunächst müssten jedoch bis Ende Januar 2010 alle Stellungnahmen der Kirchen zu dem Dokument „Wesen und Auftrag der Kirche“ abgewartet werden, betonte der aus Malaysia stammende Pastor. Die Kommission könne sehr nahe daran sein, den Kirchen dann einen Konsens vorzuschlagen.

Einheitsstreben: „Aufwendig, langsam und schmerzlich“

„Das Streben nach christlicher Einheit ist aufwendig, langsam und schmerzlich“, betonte Metropolit Gennadios von Sassima (Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel). „Und doch gibt Gott uns in seiner Gnade Grund zur Hoffnung.“ Der Metropolit, der Vize-Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses ist, betonte: Das „Charisma“, die „besondere Gabe“ der Kommission für „Glauben und Kirchenverfassung“ bestehe darin, dass sie in der Lage sei, sich mit schwierigen Fragen und einer großen Vielfalt theologischer Sichtweisen auseinanderzusetzen. Dies sei dank der Bereitschaft zur Zusammenarbeit im Geist der „Freundschaft und gegenseitigen Unterstützung“ erreicht worden. „Es gibt viele neue Gesichter, die ältere Generation macht allmählich den Jüngeren Platz“, stellte Metropolit Gennadios fest. Das Durchschnittsalter der 120 Mitglieder liegt bei 48 und rund 50 Mitglieder kommen aus der südlichen Hemisphäre.

Von Anfang an hätten die Orthodoxen bei „Glauben und Kirchenverfassung“ intensiv mitgearbeitet, so der Metropolit. Unter den orthodoxen Beiträgen zum ökumenischen theologischen Dialog nannte er den Begriff der „Konziliarität“, bei dem es um die zwischenkirchlichen Beziehungen in Gemeinschaft und Einheit im Glauben gehe, sowie die Theologie des Heiligen Geistes und die Betonung des trinitarischen Wesens Gottes.

Metropolit Gennadios räumt ein, dass es eine gewisse „Stagnation“ oder „Krise“ in der modernen ökumenischen Bewegung gebe, was zu einem „Gefühl der Frustration“ führe. Man müsse sich aber auch vor Augen halten, welche Fortschritte erzielt worden seien. Der 1982 von der Kommission verabschiedete Text zu Taufe, Eucharistie und Amt (BEM) „war eine Revolution für die Kirchen,“ erklärt er. „Es ist der am meisten übersetzte ökumenische Text.“ In der orthodoxen Welt sei der BEM-Text zusammen mit anderen Ergebnissen der Arbeit von „Glauben und Kirchenverfassung“ als Grundlage in bilateralen Gesprächen mit anderen christlichen Konfessionen, wie Katholiken und Lutheranern, verwendet worden.

Für Metropolit Gennadios ist das zentrale Thema in der aktuellen theologischen Diskussion „zweifelsohne die Lehre von der Kirche“. Es gehe um das Verständnis dessen, was es bedeutet, „die Eine Kirche zu sein, und das Wesen dieser Einen Kirche“. Nach Ansicht des Metropoliten bestehe das Ziel für die Orthodoxen nicht darin, „dass die Kirchen einander in naiver Weise näher kommen, sondern in der Einheit in Christus“.

Die Kommission für „Glauben und Kirchenverfassung“, die eine breitere Mitgliederbasis hat als der ÖRK, schließt auch Kommissionsmitglieder ein, die der römisch-katholischen Kirche sowie den pfingstkirchlichen und evangelikalen Traditionen angehören. An der Plenarversammlung auf Kreta nahm auch der adventistische Theologe, Professor J.H. Denis Fortin, Dekan des Fachbereiches Theologie der Andrews Universität in Berrien Springs, Michigan (USA), teil.
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Dialog zwischen Vatikan und "Pius-Bruderschaft" beginnt am 26. Oktober

Rom/Italien, 18.10.2009/APD   Die theologischen Sachgespräche zwischen dem Vatikan und der „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ werden nach Vatikanangaben am 26. Oktober am Sitz der Kongregation für die Glaubenslehre in Rom beginnen. Die Unterredung über offene Lehrfragen bleibe streng vertraulich, so Vatikansprecher P. Federico Lombardi. Im Anschluss an das Gespräch solle jedoch ein Kommuniqué veröffentlicht werden.

Von Seiten des Heiligen Stuhls nehmen der Sekretär der Kommission „Ecclesia Dei“, Msgr. Guido Pozzo, und Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer, Sekretär der Glaubenskongregation, sowie drei Theologen teil. Bei den drei vom Vatikan nominierten Theologen handelt es sich um den Schweizer Dominikaner und Sekretär der Internationalen Theologen-Kommission P. Charles Morerod, den Generalvikar des Opus Dei, Msgr. Fernando Ocariz Brana, sowie den deutschen Jesuiten und Gregoriana-Professor P. Karl Josef Becker. Alle drei sind Berater der Glaubenskongregation.

Das Generalhaus der „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ gab im Gegenzug in einer Pressemitteilung die Namen jener Vertreter bekannt, die den Dialog mit dem Vatikan führen werden. Demnach habe der Generalobere Bischof Bernard Fellay vier Vertreter für die theologischen Gespräche mit der Glaubenskongregation ernannt. Es handelt sich um Bischof Alfonso de Galarreta, Direktor des Seminars Nuestra Señora Corredentora in La Reja (Argentinien); Pater Benoît de Jorna, Direktor des internationalen Seminars St. Pius X. in Ecône (Schweiz); Pater Jean-Michel Gleize, Professor im Seminar in Ecône, und Pater Patrick de La Rocque, Prior des Priorates Saint-Louis in Nantes (Frankreich). Die Sitzungen erforderten die „notwendige Diskretion“, heißt es in der Mitteilung weiter, um über die „anstehenden doktrinalen Fragen ungestört diskutieren zu können“.
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Neue katholisch-orthodoxe Dialogrunde auf Zypern im Zeichen der Primatfrage

Rom/Istanbul, 16.10.2009/APD   Die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) kehrt in die katholisch-orthodoxe theologische Dialogkommission zurück, die sie im Oktober 2007 wegen eines innerorthodoxen Streits verlassen hatte.

Am 16. Oktober begann in Paphos auf Zypern die 11. Vollversammlung der Internationalen Theologischen Kommission für den Dialog zwischen römisch-katholischer und orthodoxer Kirche. An den einwöchigen Beratungen nehmen 30 orthodoxe und 30 römisch-katholische Theologen teil. Moderiert wird das Treffen von Kurienkardinal Walter Kasper, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, und von Metropolit Ioannis Zizioulas von Pergamon, dem Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel.

Bei der Begegnung wolle man die Rolle des Bischofs von Rom im ersten Jahrtausend weiter erörtern, verlautete aus Rom. Das gleiche Thema war bereits Gegenstand des letzten Treffens im Herbst 2007 in Ravenna. Die Säkularisierung ebenso wie das Vordringen des Islam zwinge die Kirchen zum „Prozess der Wiederannäherung und Versöhnung,“ erklärte Kardinal Kasper. Diesen Herausforderungen müsse man gemeinsam im ökumenischen Geist begegnen.

In Ravenna kam es 2007 zu einem Eklat, als die Delegation des Moskauer Patriarchats die Gespräche wegen eines innerorthodoxen Streits verließ. Inzwischen hätten die Patriarchate Moskau und Konstantinopel ihre Uneinigkeiten ausgeräumt, erklärte der Eleuterio Fortino, Untersekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel gab der Hoffnung Ausdruck, dass mit einer im Dezember 2010 in Griechenland stattfindenden panorthodoxen Konferenz innerorthodoxe Konflikte der vergangenen Jahre bereinigt werden könnten.

Der Pressesprecher des Ökumenischen Patriarchats, Erzpriester Dositheos Anagnostopoulos, erwartet auch von der am 16. Oktober auf Zypern begonnenen katholisch-orthodoxen theologischen Dialogkommission substanzielle Fortschritte über das gemeinsame Verständnis des Petrusamtes.

Am 13. Oktober 2007 hatten die Vertreter von Orthodoxie und römisch-katholischer Kirche ein Papier verabschiedet, in dem beide Seiten übereinstimmen, dass Rom in der Ordnung der ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends „die erste Stellung einnahm und dass der Bischof von Rom deshalb der Erste unter den Patriarchen war“. Er rangierte an erster Stelle der fünf großen Sitze von Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem.

Allerdings bleibe weiter offen, heißt es in dem Dokument, wie dieser Primat auf kirchlicher Universal-Ebene ausgeübt werden sollte. Man sei „uneinig in der Interpretation der historischen Belege aus dieser Zeit über die Vorrechte des Bischofs von Rom als Erster“.

Trotzdem wurde das Dokument als beachtliches Ergebnis der Annäherung zwischen West- und Ostkirche gewertet, allerdings mit dem nicht unwesentlichen Schönheitsfehler, dass es von der russisch-orthodoxen Kirche nicht unterzeichnet wurde. Deren Vertreter, der damalige Wiener Bischof und heutige Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Hilarion (Alfejew), und Erzpriester Igor Wyschanow vom kirchlichen Außenamt, hatten die Sitzung in Ravenna bereits am zweiten Tag verlassen.

Damit reagierten sie auf die Teilnahme der „Estnischen Apostolischen Kirche“ an den Beratungen. Diese Kirche wird vom Moskauer Patriarchat nicht anerkannt. Sie sei 1996 vom Ökumenischen Patriarchat auf dem kanonischen Territorium des Moskauer Patriarchats gegen dessen Willen errichtet worden, sagte Hilarion. Die Teilnahme von Vertretern der „Estnischen Apostolischen Kirche“ an der Erarbeitung von gesamtorthodoxen Positionen würde implizit eine Anerkennung dieser Kirche durch Moskau bedeuten.
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Christliche Kirchen fehlen im Projekt "Istanbul – Kulturhauptstadt Europas 2010"

Istanbul/Türkei, 15.10.2009/APD    Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel ist mit der Einbindung in das Projekt „Kulturhauptstadt 2010“ unzufrieden. Unter dem Motto „Wo die Kulturen sich treffen“ will sich die 17-Millionen-Stadt Istanbul im nächsten Jahr als Zentrum der europäischen Kunst und Kultur präsentieren.

In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur APD in Istanbul bestätigte der Pressesprecher des Patriarchats, Erzpriester Dositheos Anagnostopoulos, dass das Patriarchat aufgrund des fehlenden Rechtsstatus bisher von den Organisatoren nicht kontaktiert worden sei. Zwar seien vor längerer Zeit einige kirchliche Kulturvereine oder Stiftungen zur Mitarbeit eingeladen worden, doch lägen knapp drei Monate vor Eröffnung des Projekts noch keine konkreten Ergebnisse der eingesetzten Gremien vor.

Wenn man nur einige kirchliche Gebäude renoviere und Museen einrichte, sei das letztlich zu wenig, so Anagnostopoulos. Kultur erschöpfe sich nicht in schönen Gebäuden, sondern bedeute Begegnung zwischen Menschen und deshalb brauche es auch kirchliche Institutionen als Orte der Begegnung. Doch davon sei bisher nichts festzustellen.

Der Pressesprecher des Patriarchats warnte die Kulturhauptstadt-Verantwortlichen vor einer Zwickmühle. Schließlich gebe es in Istanbul zahlreiche kirchliche Gebäude, doch es fehlten die dazugehörigen Menschen. Anagnostopoulos: „Das kann man nicht kaschieren, das gehört aufgearbeitet“. Doch solch ein Denken sei in Istanbul noch nicht etabliert.

Der Patriarchats-Sprecher erinnerte daran, dass Istanbul vor 50 Jahren bei einer Einwohnerzahl von rund 1,1 Millionen Menschen einen fast 25-prozentigen Minderheitenanteil hatte. Allein 110.000 Griechen lebten damals in der Region. Heute seien es nur noch wenige Tausend in einer Stadt mit 17 Millionen Menschen.

Bezeichnend sei auch, so Anagnostopoulos, dass weder die theologische Fakultät und das Priesterseminar auf der Insel Chalki noch das orthodoxe Waisenhaus auf der Prinzeninsel Büyükada in Projekte rund um die Kulturhauptstadt eingebunden wurden. Dazu müsste man die dahinterstehenden Probleme erst lösen, wofür es aber scheinbar kein Interesse gebe.

Obwohl die veranstaltende Agentur ECoC in ihren Veröffentlichungen über die „Kulturhauptstadt 2010“ darauf hinweist, dass Istanbul Jahrtausende lang Hauptstadt des Römischen, Byzantinischen und Osmanischen Reiches war und damit im Fokus des Christentums, des Judentums und des Islams stand, gibt es im Veranstaltungskalender der „Kulturhauptstadt 2010“ bisher keine städtischen Projekte, welche Tradition und Alltag von Menschen unterschiedlicher Religionen berücksichtigen.

Die für das Projekt „Kulturhauptstadt 2010“ zuständige ECoC-Fachreferentin für internationale Beziehungen, Neylan Bowden, nannte der Nachrichtenagentur APD gegenüber vor allem kulturelle Projekte. So entstünden derzeit in Istanbul eine Reihe neuer Kulturzentren. Ferner würden wichtige archäologische Stätten wie jene im Garten der Hagia Sophia restauriert. Ein neues Stadtmuseum sei im Entstehen, das archäologische Funde zeige. Die bestehenden Museen, wie das Archäologische Museum und das Topkapi-Museum, sollen neuen Museumsanforderungen entsprechen. Zudem werde mit dem „Hagia Irene Museum“ ein neues Museum für Reliquien und Ikonen eröffnet. Musikprojekte aller Stile und Richtungen, Literaturveranstaltungen und Filmfestivals gehörten ebenso zum Programm wie gänzlich neue visuelle Kunstprojekte, die sich beispielsweise mit dem Thema „Leben und Arbeiten in Istanbul“ befassten.

Neylan Bowden wies auch auf ein unterschriftsreifes, grenzüberschreitendes Projekt mit Italien hin. Dabei gehe es um die Digitalisierung analoger kirchlicher Daten und Informationen mit dem Ziel der Langzeitarchivierung.

Als Projekt-Schwerpunkte der „Kulturhauptstadt 2010“ bezeichnete Bowden die Schaffung und Umsetzung umfassender Revitalisierung in Nachbarschaften und städtischen Zentren, Kultur und Kunst sowie Fremdenverkehr und Tourismusförderung.

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Präsident der Adventisten: Vergabe des Friedensnobelpreises an Barack Obama "überraschend und mutig"

Washington D.C./USA, 14.10.2009/APD   Der Präsident der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Jan Paulsen, bezeichnete die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises an den US-Präsidenten als „Signal“ für Barack Obama den eingeschlagenen Kurs beizubehalten. Die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees nannte Paulsen „überraschend und mutig“.

 Das Nobelpreiskomitee würdigte mit der Preisverleihung die Anstrengungen von Barack Obama zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Zusammenarbeit zwischen den Völkern. Am 20. Januar 2009 wurde Obama in Washington als 44. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Bereits in seiner ersten Rede schwor er seine Landsleute auf einen Neuanfang in Amerika ein und forderte „eine neue Ära“ von Verantwortung und Frieden.

 Der aus Norwegen stammende adventistische Weltkirchenpräsident Paulsen interpretierte die Preisvergabe auch als Anerkennung im Kampf gegen Atomwaffen. Er lobte das norwegische Nobelpreiskomitee, weil es ein besonderes Augenmerk auf Obamas Vision und seinen Einsatz für eine Welt ohne Atomwaffen gelegt habe. Paulsen wörtlich: „Dafür lobe ich das Komitee und gratuliere dem US-Präsidenten“.

 Paulsen äußerte sich zur Friedensnobelpreis-Entscheidung als Präsident einer über 25 Millionen Menschen umfassenden weltweiten protestantischen Glaubensgemeinschaft, die sich als „Brückenbauer für den Frieden“ betrachte.

 Der Friedensnobelpreis wurde erstmals 1901 an zwei Personen vergeben. Es waren Henry Dunant, Gründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, und Frédéric Passy, Gründer der französischen Friedensgesellschaft „Société d’arbitrage entre les Nations“. In den 108 Jahren wurde der Preis erst 90mal verliehen.

 Das norwegische Komitee zur Vergabe des Friedensnobelpreises besteht aus fünf Personen, die vom norwegischen Parlament ausgewählt und ernannt werden. Der Nobelpreis ist mit umgerechnet knapp einer Millionen Euro dotiert.

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Menschenrechtsgerichtshof urteilt zu Gunsten christlicher Stiftungen in der Türkei

Straßburg/Frankreich, 13.10.2009/APD   Der Europäische Gerichtshof für
Menschenrechte (EGMR) hat zwei Klagen christlicher Organisationen gegen die Religionsgesetze der Türkei stattgegeben. Die Straßburger Richter urteilten am 6. Oktober, die Türkei habe zu Unrecht die Eintragung von Grund- und Immobilienbesitz religiöser Stiftungen in die Grundbücher verweigert.

Die Türkei müsse den klagenden Stiftungen 173.000 Euro Entschädigung zahlen, wenn sie die Grundbucheinschreibung für bestimmte Grundstücke weiter verweigere, so die Richter. Bei weiteren Immobilien, etwa dem Friedhof einer orthodoxen Gemeinde auf einer Insel, einer Kapelle oder einem ehemaligen Kloster seien statt einer Entschädigung allein die reale Rückgabe und Eintragung der tatsächlichen Besitzverhältnisse zulässig.

Nach Einschätzung des europäischen Menschenrechtsgerichtshofs verstießen die türkischen Behörden gegen das Recht auf Schutz des Eigentums. Zudem hätten die christlichen geistlichen Stiftungen („vakf“) nicht von Gesetzesänderungen profitiert, mit denen die Türkei zuletzt nichtmuslimischen Religionsgemeinschaften größere Freiheiten zugestanden hatte.

In einem weiteren Fall gab der Menschenrechtsgerichtshof einer protestantischen Organisation Recht, deren Eintragung als religiöse Stiftung verweigert worden war. Mit ihrer Weigerung hätten die türkischen Behörden gegen das Recht auf Vereinigungsfreiheit verstoßen, so die Richter. Eine solche Weigerung sei „in einer demokratischen Gesellschaft unnötig“. Die Gründer der Stiftung erhielten je 2.000 Euro Schadenersatz zugesprochen.

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Türkische Umfrage: Ein Drittel lehnt Nachbarschaft mit Christen ab

Ankara/Türkei, 12.10.2009/APD   Jeder dritte Türke will keinen Christen zum Nachbarn haben. Das geht aus einer Studie des türkischen Meinungsforschungsinstituts hervor, die am 30. September in den türkischen Medien veröffentlicht wurde.

Die Studie wurde im Auftrag der jüdischen Stiftung „Beyoglu Rabbi’s Office“ in Istanbul und mit Unterstützung der EU-Botschaft in Ankara erstellt. Das demoskopische Institut „Frekans“ befragte dafür im Mai und Juni dieses Jahres landesweit 1.108 Menschen.

Der Studie zufolge lehnt eine deutliche Mehrheit der Türken (55 Prozent) eine Beschäftigung von Angehörigen der nicht-muslimischen Minderheiten bei der Justiz oder Polizei ab. Selbst im Gesundheitswesen wollen 44 Prozent der Befragten keine christlichen oder jüdischen Ärzte und Krankenschwestern sehen.

Eine atheistische Familie als Nachbarn lehnen der Studie zufolge 57 Prozent der Türken ab. 42 Prozent erklärten, sie wollten keine jüdischen Nachbarn haben, und einheimische Christen als Nachbarn lehnen 35 Prozent der Bevölkerung ab.

54 Prozent der Befragten betrachten die Aleviten und 38% Prozent die Kurden als Bestandteil der türkischen Republik, während die Prozentsätze bei nicht-muslimischen Minderheiten erheblich niedriger liegen. Nur 16 Prozent betrachten die griechische Minderheit und 15 Prozent die Armenier und Juden als Türken. 

Ausländer sind im Vergleich dazu noch relativ gut gelitten, gegen eine ausländische Familie als Nachbarn hätten nur 18 Prozent etwas einzuwenden. Muslime einer anderen Glaubensrichtung würden 13 Prozent der Befragten nicht wollen.

Den offiziellen Anteil der Nicht-Muslime an der türkischen Bevölkerung konnten nur sieben Prozent der Befragten korrekt mit weniger als ein Prozent angeben. Alle anderen überschätzten den nicht-muslimischen Anteil der Bevölkerung entweder auf bis über 30 Prozent oder konnten gar keine Antwort geben. Tatsächlich waren vor 1914 mehr als 30 Prozent der Bevölkerung auf dem heutigen Territorium der Türkei Christen. In der spätosmanischen Zeit war auch der Anteil der Christen unter den Staatsbeamten bis in die höchsten Ränge groß.

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Türkische Regierung geschockt über Ausmaß des Christenhasses

Ankara/Türkei, 08.10.2009/APD   Die türkische Regierung ist geschockt über das Ausmaß der Ablehnung gegenüber religiösen Minderheiten. Religiöse Vielfalt müsse als Reichtum des Landes begriffen werden, zitierte die türkische Presse den stellvertretenden Regierungschef Bülent Arinc. Die in einer jüngsten Umfrage ans Licht gekommenen Ansichten seien“erschreckend“. Arinc rief die Türken zu mehr Toleranz auf.

Der aktuellen Befragung zufolge wollen 35 Prozent der Türken keine Christen als Nachbarn haben; bei Juden lag die Ablehnungsrate bei 42 Prozent und bei Atheisten bei 57 Prozent. Eine deutliche Mehrheit der befragten türkischen Wähler lehnte zudem eine Beschäftigung von Angehörigen der nicht-muslimischen Minderheiten bei den Sicherheits- und Justizbehörden ab. Selbst im Gesundheitswesen wollen 44 Prozent der türkischen Bevölkerung keine christlichen oder jüdischen Ärzte oder Krankenschwestern sehen.

Die Studie wurde im Auftrag der jüdischen Stiftung „Beyoglu Rabbi’s Office“ in Istanbul und mit Unterstützung der EU-Botschaft in Ankara erstellt. Das demoskopische Institut „Frekans“ befragte dafür im Mai und Juni dieses Jahres landesweit 1.108 Menschen.

Europarats-Menschenrechtskommissar fordert: „Ankara muss Dialog mit religiösen Minderheiten führen“

Der Menschenrechtskommisar des Europarates, Thomas Hammarberg, hat die Türkei zu einem echten Dialog mit allen religiösen Minderheiten aufgerufen. Die Regierung müsse in der Bevölkerung eine Kampagne für die Werte einer multikulturellen Gesellschaft starten, forderte Hammarberg in einem am 1. Oktober in Strassburg veröffentlichten Bericht.

Der Kommissar begrüßte jüngste Maßnahmen zur Verbesserung der Rechtslage nichtmuslimischer Religionsgemeinschaften. Allerdings fehle es noch an weiteren Gesetzesregelungen und der praktischen Umsetzung. Das Land müsse zudem die Rechtsprechung des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs beachten.

Scharf kritisierte der Menschenrechtskommissar die Türkei wegen ihrer Asylpolitik. Gegenwärtig entsprächen die Regelungen des türkischen Asylsystems nicht den Normen des Europarates. Besorgt äußerte sich der Menschenrechtskommissar über Berichte, wonach die Zwangsabschiebungen in den Irak und den Iran 2008 stark zugenommen hätten. Kollektive Ausweisungen dürfe es nicht geben. Besonders unbegleitete Minderjährige müssten besser behandelt werden.

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Vollversammlung der ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung tagt auf Kreta

Fragen der Ekklesiologie, Kirchenautorität und Rassismus auf der Tagesordnung

Genf/Schweiz, 07.10.2009/APD   Die nächste Vollversammlung (Plenartagung) der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, einem der zentralen Arbeitsbereiche des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), findet vom 7. bis 13. Oktober in Kolympari auf der griechischen Insel Kreta statt. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. wird die Tagung eröffnen, die unter dem Hauptthema steht: „Berufen, die eine Kirche zu sein“.

Die 120 Mitglieder des Plenums der Kommission, die als weltweit repräsentativstes theologisches Forum der Christenheit gilt, werden sich mit der Frage der christlichen Einheit beschäftigen und ganz neue Perspektiven in ihre Reflexion einbeziehen. Auf der Tagung in Kreta stehen Fragen der Ekklesiologie, der Kirchenautorität und der Ethik und Moral (u.a. Rassismus, Proselytismus, Homosexualität und Stammzellenforschung) im Mittelpunkt. Zu den Kommissionsmitgliedern zählen Geistliche, Laien, Gelehrte sowie kirchliche Verantwortliche, die von ihren Kirchen ernannt werden.

Zu den Rednern der Tagung zählen u.a. Metropolit Prof. Gennadios von Sassima (Ökumenisches Patriarchat); Dr. Maake Masango, (Presbyterianische Kirche im südlichen Afrika, Südafrika); Dr. Marianela de la Paz Cot (Bischöfliche Kirche in Kuba); Dr. Minna Hietamäki (Evang.-Lutherische Kirche von Finnland); Schwester Ha Fong Maria Ko (Römisch-katholische Kirche, China/Italien); Dr. Paul Collins (Kirche von England); Dr. Hermen Shastri (Methodistische Kirche in Malaysia) und Dr. Viorel Ionita (Rumänische Orthodoxe Kirche).

Dreissig Mitglieder der Kommission bilden die Ständige Kommission, die unmittelbar vor Beginn der Plenartagung zusammentritt. Als Direktor der ÖRK-Programmeinheit für Glauben und Kirchenverfassung und Leiter des Sekretariats amtiert seit Januar 2008 der anglikanische Kanonikus Dr. John Gibaut aus Kanada.

Glauben und Kirchenverfassung ist eine der historischen Gründungsbewegungen des ÖRK. Die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung hat den Auftrag, Studien zu Fragen des Glaubens, der Kirchenverfassung und des Gottesdienstes im Zusammenhang mit der Einheit der Kirche durchzuführen und sich mit gesellschaftlichen, kulturellen, politischen, ethnischen und anderen Faktoren zu befassen, die sich auf die Einheit auswirken.

Gibaut äusserte sich in einem ÖRK-Interview zu den einzelnen Arbeitsschwerpunkten der Kommission und den aktuellen Studien. So liege im Bereich der Ekklesiologie den Kirchen das Studiendokument „Wesen und Auftrag der Kirche“ seit 2005 vor. „Die Mitglieder des Plenums der Kommission werden um ihren Rat und ihre Meinung zur weiteren Ausrichtung dieser ekklesiologischen Stellungnahme gebeten. Wenn auch viele Menschen noch nichts von dieser Studie gehört haben, so glaube ich doch, dass dieser Text, sobald er in seiner endgültigen Fassung vorliegt, die ökumenische Landschaft genauso stark verändern wird wie „Taufe, Eucharistie und Amt“ (BEM) es 1982, also vor einer Generation, getan hat,“ erklärte der Programmdirektor.

Nach Angaben von Kanonikus Dr. John Gibaut befasst sich die Kommission mit zwei weiteren Studienprojekten. „Es gibt zwei weitere Projekte, die die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung gerade erst in Angriff genommen hat: Eines trägt den Titel ‚Quellen der Autorität‘ und setzt sich mit der Frage auseinander, auf welche Autoritäten die Kirchen sich stützen, wenn sie z. B. eine theologische oder ökumenische Entscheidung treffen oder eine ethisch-moralische Frage [behandeln]. Nicht alle Kirchen berufen sich auf dieselben Quellen der Autorität, und dieses Projekt wird versuchen, erste Antworten auf die daraus erwachsenden Fragen zu finden. Es steht in Zusammenhang mit der zweiten Studie, die den Titel „Ethisch-moralische Urteilsbildung in den Kirchen‘ trägt,“ stellte der ÖRK-Direktor fest. Dabei nannte er fünf Fallbeispiele ethisch-moralischer Urteilsbildung, die in der Studie enthalten sind: Globalisierung, Rassismus, Homosexualität, Stammzellenforschung und Proselytismus.

„Wir hoffen, dass wir den Kirchen ausgehend von diesen fünf sehr unterschiedlichen Beispielen ethisch-moralischer Entscheidungsfindung eine ´Checkliste´, also einen methodischen Ansatz, für die Entscheidungsfindung in diesen Fragen unterbreiten können,“ meinte Gibaut.

Zu den Mitgliedern der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung zählen Geistliche, Laien, Gelehrte sowie kirchliche Verantwortliche, die von ihren Kirchen ernannt werden. Neben den Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen gehören auch Vertreter der römisch-katholischen Kirche, der pfingstlichen und evangelikalen Traditionen sowie der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten dem Gremium an.

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"Evangeliums-Rundfunk" wird 50

Wetzlar, 05.10.2009/APD    Mit einem Dankgottesdienst und einer Jubiläumsgala begeht der  „Evangeliums-Rundrundfunk“ (ERF) im Oktober sein 50-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten stehen unter dem Motto „50 Jahre ERF – Hören. Sehen. Glauben.“ Am 19. Oktober 1959 hatten sieben Frauen und Männer den „Evangeliums-Rundfunk“ im Hotel Eulerhaus im hessischen Wetzlar gegründet. Im Februar 1961 ging die erste Radiosendung über Kurzwelle europaweit in den Äther. Heute produziert „ERF Medien“ ein 24-stündiges Fernsehprogramm, drei Radioprogramme und betreibt 15 Internetangebote.

Am Sonntag, 25. Oktober, lädt der ERF um 11 Uhr zu einem Dankgottesdienst in die Rittal Arena in Wetzlar ein. Die Festpredigt hält Professor Dr. Hans-Joachim Eckstein von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Am Nachmittag um 14.30 Uhr beginnt die Jubiläumsgala, bei der unter anderem Musiker, wie Dieter Falk, Anja Lehmann, Manfred Siebald, Cae und Eddi Gauntt, ein Adonia-Teenager-Chor und eine Bigband, auftreten. Zu der Gala benötigen Besucher kostenlose Eintrittskarten (www.erf.de/jubilaeum). Bereits am Freitag, 23. Oktober, präsentiert ab 19.30 Uhr „CrossChannel.de“, das junge Webradio des ERF, ein Konzert mit der Gruppe „Hillsong London“ (Worship/Pop) und der Band „October Light“ (Rock/Ska) aus Kroatien, ebenfalls in der Rittal Arena. Die kostenpflichtigen Eintrittskarten können unter www.hillsong.erf.de im Internet gebucht werden.

Als ältester privater christlicher Rundfunkanbieter in Deutschland gilt die 1948 in Berlin gegründete „Stimme der Hoffnung“ der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie hat heute ihr Medienzentrum in Alsbach-Hähnlein bei Darmstadt.

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Neuapostolische Gemeinde Gastmitglied in der ACK Halle

Halle/Saale, 01.10.2009/APD   Die neuapostolische Ortsgemeinde in Halle/Saale wurde als Gastmitglied in die örtliche Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) aufgenommen. Gastmitglieder haben bei den jährlich vier bis sechs Sitzungen der lokalen ACK, die im Januar 2008 gegründet wurde, Rede- aber kein Stimmrecht.
Mitglieder der ACK Halle sind die Alt-katholische Kirche, Evangelisch-methodistische Kirche, Evangelische-Kirchliche Gemeinschaft, Evangeliumsgemeinde, Freie evangelische Gemeinde, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Landeskirchliche Gemeinschaft, römisch-katholische Kirche, Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche und Freie evangelisch-mennonitische Gemeinde Soli Deo.

Am 22. August 2009 beteiligte sich die neuapostolische Gemeinde zum zweiten Mal an der Halleschen „Nacht der Kirchen“. Zum Thema „Ora et labora – Bete und arbeite“ bot sie Referate zum Vaterunser und kurz vor Mitternacht einen Orgelvortrag mit Improvisation zu Gebetschorälen an. In Deutschland ist die Neuapostolische Kirche, außer in Halle, Gastmitglied in den örtlichen ACKs in Aschaffenburg, Hameln, Marburg und Memmingen vertreten sowie in der Schweiz auf Kantonsebene in Bern und in der Stadt Frutigen bei Bern.

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