"Wir sind auf Hilfe von außen angewiesen"

Port-au-Prince/Haiti | APD

Präsident der Adventisten in Haiti zur Lage seiner Kirche

Port-au-Prince/Haiti, 30.01.2010/APD "Unser Motto lautet: 'Kämpfe und bete!' Wir kämpfen hier alle um unser Überleben. Deshalb sagen unsere Geistlichen den Gläubigen: 'Lasst euch nicht unterkriegen!'", betonte der Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in Haiti, Pastor Mathias T. Saint-Pierre (Port-au-Prince), in einem Gespräch mit Fritz Neuberg, der von der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland nach Haiti entsandt wurde, um Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.

Laut Saint-Pierre leben in dem Inselstaat 355.000 erwachsen getaufte Adventisten. Nach bisherigen Erkenntnissen hätten 520 Mitglieder durch das schwere Erdbeben und durch Nachbeben ihr Leben verloren. Etwa 650 weitere seien verletzt worden und benötigten ärztliche Hilfe. Unter den Toten befände sich auch der Leiter des adventistischen Verlagshauses, Pastor Germain Joseph. "Er wurde auf dem Weg zu einem Gottesdienst unter den Trümmern eines einstürzenden Hauses begraben."

Ein Drittel der Gebäude der Adventistischen Universität in Port-au-Prince sei zerstört worden. "Wir unterhalten in Haiti insgesamt 150 Schulen. Davon sind zehn völlig zusammengebrochen und drei befinden sich in einem sehr bedenklichen Zustand", berichtete Pastor Saint-Pierre. "Von unseren 450 Kirchen haben wir 55 verloren." Die rund 100 Pastoren der Freikirche leisteten neben der Seelsorge vor allem praktische Arbeit: "Sie verteilen Wasser und Lebensmittel an die Menschen in ihrer Umgebung."

"Auch viele unserer Gemeindemitglieder sind durch das Erdbeben obdachlos geworden", so Saint-Pierre. "Unsere Pastoren empfehlen denen, die Hilfe brauchen, sich an die unbeschädigten Kirchengemeinden zu wenden. Dort helfen die Adventisten ihren Mitgläubigen, soweit es eben geht." Diese Kirchengemeinden seien schnell zu Hilfsstationen und Zufluchten geworden. "Jeder erhält dort Hilfe, ganz gleich ob er Kirchenmitglied ist oder nicht."

Dass ADRA Repräsentanten, so auch aus Deutschland, gesandt habe, sei für die einheimischen Adventisten eine große Ermutigung. Denn es fehle an Nahrung, Wasser und den grundlegenden Dingen. "Alles ist kaputt, auch unsere kirchlichen Strukturen. Von daher können wir uns nicht selber helfen. Wir sind auf Hilfe von außen angewiesen", erläuterte Pastor Saint-Pierre. "Nach unserer Einschätzung werden fünf bis zehn Jahre benötigt, bis die schlimmsten Wunden vernarbt sind."

Im Augenblick sei das dringendste Wasser, Lebensmittel, Medikamente, Zelte und sanitäre Anlagen. "Doch wir brauchen auch Geld, damit wir die Gebäude wieder herrichten können", gab der Geistliche zu bedenken. "Wir brauchen aber ebenfalls finanzielle Mittel, um denen, die alles verloren haben, zu einer neuen Existenz zu verhelfen." Die adventistische Kirchenleitung in Mittelamerika zahle vorerst für die nächsten sechs Monate das Gehalt der Pastoren in Haiti, "denn wir können es nicht mehr aufbringen".

In Haiti unterhalten die Siebenten-Tags-Adventisten eine Landeskirchenleitung und vier regionale Kirchenleitungen für die Adventisten im Nord-, Nordwest-, Süd- und Zentralbereich des Inselstaates.
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