Gewalt gegen Frauen: "Das Schweigen muss durchbrochen werden“

Lüneburg | APD

Lüneburg, 13.04.2010/APD Christen seien leicht geneigt, Gewalt und sexuellen Missbrauch als "Zeichen der Zeit“ einzuordnen und die Aufarbeitung dieser Themen anderen zu überlassen, schreiben die Präsidenten des nord- und süddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten Tags-Adventisten, die Pastoren Klaus van Treeck (Hannover) und Günther Machel (Ostfildern bei Stuttgart), in einem Leitartikel der April-Ausgabe der adventistischen Gemeindezeitschrift "adventisten heute“. "Manchmal müssen wir allerdings Tatsachen ins Auge sehen, die wir am liebsten nicht wahrhaben wollen.“

Die Freikirchenleiter erinnerten an die Ergebnisse einer Studie der Familienabteilung der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Adventisten Anfang der 1990er Jahre. Damals "haben uns die Fakten über Gewalt in adventistischen Familien sehr betroffen gemacht: In unseren Familien kommen die unterschiedlichen Formen von Gewalt nahezu genauso häufig vor wie in der Gesellschaft“. Eine Untersuchung in Deutschland hätte 1993/1994 die internationalen Ergebnisse bestätigt. Selbst erfahrene Seelsorger wären von den Ergebnissen überrascht gewesen. "Wir mussten uns ganz behutsam an dieses Tabuthema heranarbeiten.“ Allgemeine Umfragen ließen vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen einer stark konservativen Glaubensausprägung und der Häufigkeit von familiärer Gewalt gebe. Je stärker die konservative Glaubenshaltung, desto höher scheine die Gewaltbereitschaft in der Familie zu sein.

"Es ist an der Zeit, dass wir uns auch als Freikirche in Deutschland diesem Thema stellen“, betonten Machel und van Treeck. "Wir wollen Frauen und Mädchen in unserem Umfeld und auch in unseren Gemeinden ermutigen, sich für geschehene Demütigungen nicht zu schämen und sich wirksame Unterstützung zu sichern.“ Das müsse sensibel, fachkundig und ganz individuell geschehen. Laut Bundesfamilienministerium habe in Deutschland etwa jede vierte Frau mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Das Schweigen darüber müsse durchbrochen und den Betroffenen durch Angebote von Hilfsmöglichkeiten Hoffnung und Zukunft vermittelt werden.

Deswegen habe sich die Generalkonferenz entschieden, das Projekt "Enditnow – Sag Nein zu Gewalt gegen Frauen“ weltweit durchzuführen, teilten die Freikirchenleiter mit. Durch Sammeln von Unterschriften für eine diesbezügliche Petition an die Vereinten Nationen solle das Bewusstsein für dieses Problem erhöht werden. "Wir hoffen, dass dadurch neue Gesetze und Richtlinien erlassen werden, die Frauen und Mädchen besser schützen.“

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