Alkohol immer noch Droge Nummer 1

Bern/Berlin/Wien | APD

Bern/Berlin/Wien, 01.08.2010/APD Wenn umgangssprachlich von Sucht die Rede ist, denkt man üblicherweise an harte, illegale Drogen. Fachverbände in Deutschland, der Schweiz und Österreich weisen aber darauf hin, dass Alkohol nach wie vor die Droge Nummer Eins ist. Kein anderes Rauschmittel sei so akzeptiert und werde so häufig konsumiert.

In Deutschland seien 1,3 Millionen Menschen alkoholabhängig und bei zusätzlichen zwei Millionen liege Alkoholmissbrauch vor. Ferner passierten in Deutschland rund 275.000 schwere Straftaten und 20.000 Verkehrsunfälle im Jahr unter Alkoholeinfluss.

Vier Prozent der Schweizer Bevölkerung haben ein Alkohol-Abhängigkeitsproblem. Das sind 300.000 Menschen. Doppelt so viele sind alkoholgefährdet. Laut "Sucht Info Schweiz" wachsen ungefähr 100.000 Kinder mit einem alkoholabhängigen Elternteil auf.

Rund Prozent der österreichischen Bevölkerung sind chronische Alkoholiker, weitere 10,5 Prozent gelten als alkoholgefährdet, aber nicht "alkoholabhängig".

In Deutschland, der Schweiz und Österreich ist der Alkoholkonsum ein zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Nach neueren Schätzungen liegen die jährlich konsumierten Mengen an Reinalkohol pro Einwohner häufig auf einem gefährlich hohen Niveau. Der Pro-Kopf-Konsum der deutschen Bevölkerung ab dem 15. Lebensjahr beträgt im Durchschnitt zwölf Liter Reinalkohol pro Jahr, in der Schweiz 8,2 Liter und in Österreich 10,9 Liter. Aus gesundheitlicher Sicht dürfe der Pro-Kopf-Konsum von reinem Alkohol jedoch nicht mehr als drei Liter jährlich betragen, so die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

Erfreulicherweise ist in der Schweiz der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch reinen Alkohols seit 1990 um 2,2 Liter zurückgegangen. Nach Ansicht der Schweizer Alkoholverwaltung trinke zwar die Gesamtbevölkerung im Schnitt weniger alkoholische Getränke, der Konsum in einzelnen Risikogruppen steige aber.

Auch die Europäische Kommission für Gesundheit und Verbraucherschutz mahnt, dass Alkoholmissbrauch EU-weit ein zentrales Problem für die öffentliche Gesundheit darstelle, das erhebliche soziale Konsequenzen nach sich ziehe. Europa verzeichne weltweit den höchsten Anteil an Alkoholikern, den höchsten Alkoholkonsum pro Person und ein hohes Maß an alkoholbedingten Schäden und Problemen. Übermäßiger oder riskanter Alkoholkonsum sei die Ursache für 7,4 Prozent der gesundheitlichen Probleme und vorzeitigen Todesfälle in der EU. Zu den Folgen des Alkoholmissbrauchs gehörten unter anderem zahlreiche Unfälle mit Todesfolge auf den europäischen Straßen, weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen wie Gewalt, Rowdytum, Verbrechen, familiäre Probleme und sozialer Ausschluss sowie Produktivitätsrückgang am Arbeitsplatz.

"Für viele gehört Alkohol zum Feiern oder zum Entspannen einfach dazu. Dabei werden die gesundheitlichen Risiken, die ein regelmäßiger und zu hoher Alkoholkonsum mit sich bringt, noch immer massiv unterschätzt", warnt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Wissenschaftliche Studien zeigten, dass für einen erwachsenen Mann 24 Gramm Reinalkohol – etwa zwei kleine Bier – und für eine Frau zwölf Gramm Reinalkohol pro Tag an maximal fünf Tagen in der Woche gesundheitlich unbedenklich seien. "Alles, was darüber liegt, ist bereits riskanter Alkoholkonsum und führt auf Dauer unausweichlich zu gesundheitlichen Schäden.“ Bei Jugendlichen lägen diese Grenzwerte noch deutlich niedriger, denn ihr Körper sei noch nicht vollständig entwickelt.

In Deutschland setzt sich die BZgA als Fachbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) für die Prävention von Alkoholmissbrauch ein. Um einschätzen zu können, wo das persönliche Limit beim Alkoholkonsum liegt, hat die BZg einen Selbsttest entwickelt, der im Internet abrufbar ist: http://www.kenndein-limit.de/.

In der Schweiz bietet "Sucht Info Schweiz", die frühere Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme, Prävention und Hilfestellungen bei Abhängigkeit an. Neben dem Beratungsangebot über Telefon 021 321 29 76 und über die Internetrubrik "Sie fragen – wir antworten", stellt sie auch kostenloses Informations- und Beratungsmaterial zur Verfügung: www.sucht-info.ch.

Am 18. November 2010 findet in der Schweiz ein weiterer "Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme“ statt. Unter dem Motto „Gewaltig gefährdet“ wollen die veranstaltenden Fachverbände darauf aufmerksam machen, dass Alkoholkonsum und Gewalt eng miteinander verbunden sind.

Neben den nationalen Fachverbänden sind auch christliche Einrichtungen in verschiedenen Bereichen der Suchtkrankenhilfe (Prävention, Beratung, Behandlung und Integration) tätig:

Blaues Kreuz in Deutschland e.V. (Wuppertal); www.blaueskreuz.de
Blaues Kreuz der deutschen Schweiz (Bern); www.blaueskreuz.ch
Croix-Bleue romande, (Chavannes-Renens); www.croix-bleue.ch
Blaues Kreuz Österreich, (Wels); www.blaueskreuz.at
Advent-Wohlfahrtswerk Deutschland (AWW); www.aww.info

Es gibt auch christliche Kirchen, die einen gesunden Lebensstil praktizieren und auf den Konsum von schädlichen Drogen, einschließlich Alkohol und Tabak, verzichten. So leben beispielsweise die Mitglieder der Heilsarmee und der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten überwiegend abstinent.
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