Somalische Extremistengruppe stoppt Arbeit von drei Hilfswerken

Silver Spring, Maryland/USA | APD

Silver Spring, Maryland/USA, 12.08.2010/APD Die militante Al-Shabab Miliz, der Kontakte zu Al-Kaida nachgesagt werden, hat am 9. August mitgeteilt, dass sie den drei christlichen humanitären Organisationen Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA, Diakonia und World Vision die Arbeit in den von ihr kontrollierten Gebieten Somalias untersagt.

Al Shabab hatte die Verantwortung für die beiden Bombenanschläge in Uganda während der Fußball-Weltmeisterschaft übernommen, bei denen 76 Fernsehzuschauer in einem Restaurant getötet wurden. Die Miliz kontrolliert einen großen Teil des Südens von Somalia und der Hauptstadt Mogadischu.

Laut Joel Echevarria von ADRA Somalia, seien die vier ADRA-Büros in Beletweyne, Bulo Burti and Baidoa, im Süden von Somalia, durch die Somalische Extremistengruppe Al Shabab ohne Gewaltanwendung besetzt worden.

Die drei christlichen Hilfswerke müssten Somalia umgehend verlassen, weil sie angeblich aktiv das Christentum propagierten, berichten die Zentralen der Hilfsorganisationen. "Sie sind Missionare unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe“, so die Begründung der Al-Shabab Miliz. "Diese Organisationen haben ihre verdorbenen Ideologien verbreitet, um die reine Lehre der Muslime in Somalia schlecht zu machen.“ Gleichzeitig wurden andere Hilfswerke davor gewarnt, die Arbeit der verbotenen Organisationen, zu übernehmen beziehungsweise fortzusetzen, andernfalls hätten sie mit "angemessenen Maßnahmen“ zu rechnen.

ADRA wies die Vorwürfe, missionarisch tätig zu sein, entschieden zurück. Aufgrund ihrer globalen humanitären Hilfe in mehr als 120 Ländern sowie dem harmonischen und respektvollen Kooperieren mit vielen unterschiedlichen Kulturen, Traditionen und Religionen habe ADRA ein hohes Ansehen erworben.

Als weltumspannendes Hilfswerk ist ADRA Unterzeichner der "Verhaltensregeln für die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und Nichtregierungsorganisationen bei der Durchführung von Katastrophenhilfsprogrammen“. Darin heißt es, dass "Hilfe nicht dazu eingesetzt wird, um bestimmte politische oder religiöse Standpunkte zu fördern“ und "Hilfe unabhängig von Rasse, Religion oder Nationalität“ geleistet werde. Die Unterzeichner verpflichteten sich auch, "Kultur und Sitten zu respektieren“.

Der Sprecher der derzeitigen somalischen Regierung, Abdi Haji Gobdon, sagte gegenüber des UN-Nachrichtendienstes IRIN: "Diese Hilfswerke sind gekommen, um Tausenden Bedürftigen zu helfen. Das ist Beweis genug, wenn noch einer nötig gewesen wäre, um die Missachtung des Wohlergehens und der Gesundheit des somalischen Volkes durch Al Shabab zu belegen. Das Wohl der Leute kümmert sie schlichtweg nicht.“

Nach ADRA-Angaben sind von der Einstellung der Hilfsmaßnahmen im südlichen und zentralen Teil von Somalia mehr als 180.000 Menschen betroffen. Das Hilfswerk habe in der Region Bakool, Bay und Hiraan vor allem Brunnen gebaut und wiederhergestellt, Existenzgrundlagen gefördert und den Zugang zu Bildung ermöglicht. Allein im Jahr 2008 hätten 650.000 Somalis von der humanitären Arbeit ADRAs profitiert. Das Hilfswerk bleibe auch weiterhin der somalischen Bevölkerung verpflichtet und werde weiterarbeiten, sofern die Umstände dies zuließen.

In Somalia existiert kein Staatsgebilde mehr. Seit 19 Jahren kämpfen Warlords mit Privatarmeen, verfeindete Clans und militante Milizen um die Kontrolle des Landes, das wie kein anderes afrikanisches Land auf humanitäre Hilfe angewiesen ist. Doch Helfen wird für die Hilfswerke in Somalia immer gefährlicher.

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