Zwanzig Jahre Theologische Hochschule Friedensau

Friedensau bei Magdeburg | APD

Friedensau bei Magdeburg, 15.09.2010/APD Vor 20 Jahren – am 15. September 1990 – wurde dem Theologischen Seminar in Friedensau bei Magdeburg der Status einer staatlich anerkannten Hochschule verliehen. Was hatte dazu beigetragen, dem 1899 gegründeten Seminar der Siebenten-Tags-Adventisten die staatliche Anerkennung zu erteilen? Bereits seit 1983 bemühte sich die Leitung des Theologischen Seminars unter Beibehaltung der eigenen adventistischen Identität im Rahmen einer Studienreform um eine Angleichung an das Niveau des Theologiestudiums von deutschen Universitäten.

Im Zuge dieser Profilierung wurde unter anderem auch das Studienjahr auf Trimester umgestellt. Das ermöglichte den Studenten, einige Unterrichtsbereiche schneller abzuschließen. Vor allem aber bot sich fortan den Dozenten die Möglichkeit, für jeweils ein Trimester vom Lehrbetrieb freigestellt zu werden, um postgraduale Studien aufzunehmen. Das geschah jeweils in Absprache mit der Universität Halle oder mit der Andrews University in den USA. So gelang in einigen Jahren eine systematische Fortbildung des Lehrkörpers.

Nach längeren Verhandlungen erhielten im letzten Jahrzehnt der DDR auch ausländische Studenten die Möglichkeit, ein Vollstudium in Friedensau zu absolvieren. Es waren in jedem Jahr etwa 15 bis 20, die aus den "sozialistischen Bruderländern" Genehmigungen für ein Theologiestudium erhielten. Das war etwas Außergewöhnliches in der DDR.

Vor allem suchte die Seminarleitung wegen der ausländischen Studenten nach Wegen für eine Akkreditierung der Studienabschlüsse. Zu diesem Zweck setzte sich der Seminardirektor mit der adventistischen Andrews Universität in Berrien Springs, Michigan/USA, in Verbindung. Nach weiteren Ergänzungen im Lehrkonzept und einer gründlichen Evaluierung durch eine Kommission wurde 1984 die Akkreditierung von der Andrews Universität erteilt. Unter den damaligen Gegebenheiten war das in der DDR etwas Einmaliges, das es eigentlich nicht geben durfte.

Ausgelöst durch die politische Wende im Herbst 1989 wurde im Frühjahr 1990 durch die Übergangsregierung unter Lothar de Maizière die staatliche Anerkennung jener kirchlichen Ausbildungsstätten in Aussicht gestellt, die von der DDR zwar toleriert, aber nicht anerkannt waren. Voraussetzung war, dass die Studiengänge die dafür notwendigen und vergleichbaren Bedingungen erfüllten. Das veranlasste die Seminarleitung im Juni 1990, mit einer umfangreichen Dokumentation über das Friedensauer Studium einen Antrag auf staatliche Anerkennung zu stellen. Nach eingehender Überprüfung durch das Ministerium für Bildung und Wissenschaft der DDR-Übergangsregierung und dem Votum der Hochschulrektoren-Konferenz erhielt das Theologische Seminar Friedensau mit Wirkung vom 15. September 1990 die staatliche Anerkennung als Theologische Hochschule in freier Trägerschaft.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Theologische Hochschule durch das Angebot weiterer Studiengänge ständig fortentwickelt. Für Forschungsaufgaben wurden Institute geschaffen. Die Bachelor- und Masterstudiengänge entsprechen den Qualitätsstandards universitärer Ausbildung und sind sämtlich akkreditiert. Zwei Masterstudiengänge werden für international Studierende ausschließlich in englischer Sprache durchgeführt, und in diesem Jahr begann ein neuer Studiengang im Gesundheits- und Pflegebereich in Zusammenarbeit mit dem Berliner Akutkrankenhaus "Waldfriede".

Gegenwärtig studieren in den beiden Fachbereichen Theologie und Christliches Sozialwesen rund 170 Studenten aus mehr als 20 Ländern. Die Hochschule bietet den Bachelor (B.A.) und Master (M.A.) in Theologie, den Master of Theological Studies (M.T.S.), den Bachelor (B.A.) in "Soziale Arbeit" sowie "Gesundheits- und Pflegewissenschaften" und den Master (M.A.) in "Sozial- und Gesundheitsmanagement", "Counseling" (Beratung) sowie "International Social Science" (Internationale Sozialwissenschaften) an.

Dr. Manfred Böttcher

(Hinweis der Redaktion: Dr. h. c. Manfred Böttcher war von 1969 bis 1982 Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in der DDR und von 1982 bis 1991 Rektor der späteren Theologischen Hochschule Friedensau.)
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