Europa durch Christentum geprägt – Gleichsetzung aber unbegründet

Villach/Österreich | APD

Villach/Österreich, 13.12.2010/APD "Für evangelisches Verständnis geht es nicht um die Wiederherstellung eines christlichen Abendlandes“, betonte der evangelisch-lutherische Bischof Professor Dr. Michael Bünker in Villach in einem Referat über den Beitrag der christlichen Kirchen zum zusammenwachsenden Europa. Verheißung habe Europa nur, wenn es zu einem Aufbruch führe, "bei dem nicht irgendeine vergangene Realität, und sei sie noch so respektabel, die leitende Vision darstellt“, stellte Bünker fest.

Europa könne man einerseits definieren durch seine von Religionskriegen, zwei Weltkriegen, dem Holocaust und den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts geprägte Geschichte. Andererseits sei das zukünftige Europa zu unterscheiden, das sich als Wertegemeinschaft einer Mehrzahl von Einflüssen verstehe. "So wenig es einen Grund gibt, die Prägung Europas durch das Christentum zu übersehen, so unbegründet ist es auch, Europa mit dem Christentum gleichzusetzen“, hob der evangelische Bischof hervor.

Laut Agentur epdÖ sieht Bünker im Blick auf das zukünftige Europa für die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) eine Verpflichtung zum interkulturellen Dialog. Dieser setze die Menschenwürde des Einzelnen voraus und solle im staatlichen Rahmen der Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit stattfinden. Daraus folge auch die besondere Sorge der Kirchen für Minderheiten und sozial an den Rand Gedrängte.

"Der Nationalstaat ist den heutigen Herausforderungen – Stichwort Globalisierung, Klimawandel, Migration – nicht mehr gewachsen“, erklärte der Theologe in seinem Vortrag. Es diene allen, "wenn sich Staaten zu Staatengemeinschaften, zu Unionen zusammenschließen“. Bünker kündigte an: "Auf diesem Weg werden die Kirchen ihre christlichen Werte einbringen.“ Durch den Austausch mit anderen, die ebenfalls ihre Werte einbringen, werde Europa gestärkt hervorgehen.

Zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft haben sich 105 protestantische Kirchen in Europa und in Südamerika zusammengeschlossen. Lutherische, reformierte, unierte, methodistische und vorreformatorische Kirchen gewähren einander durch ihre Zustimmung zur Leuenberger Konkordie von 1973 Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.

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