Religionsvertreter treffen Putin drei Wochen vor der Präsidentenwahl

Moskau/Russland | APD

Moskau/Russland, 19.02.2012/APD Am 8. Februar haben sich Vertreter traditioneller Religionsgemeinschaften in Russland auf Einladung des orthodoxen Patriarchen Kyrill I. mit Wladimir Putin, Ministerpräsident und Präsidentschaftskandidat, im Kloster St. Daniel zum Austausch über sozial-politische Themen getroffen. Laut "Interfax-Religiia" bestätigte Dmitry Peskov, Putins Pressesprecher, dass das zweistündige Treffen im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl vom 4. März gestanden habe.

In der Residenz des Patriarchen sei nicht über Politik gesprochen worden, so "Interfax-Religiia". Dennoch wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit das politischste Treffen der Religionsführer gewesen, da sie sich dabei für das zukünftige Russland entschieden hätten. In diesem Sinn könne das Treffen als historisch eingestuft werden.

Auch wenn sie nicht jedem Entscheid Putins zustimmen könnten und einiges ohne Zögern kritisiert hätten, erwiderte Patriarch Kyrill I. auf die Eingangsadresse Putins, so sähen sie in ihm den Kandidaten mit den besten Chancen für die Präsidentschaft.

"Ich möchte Ihnen, Wladimir Wladimirowitsch Putin, zuerst für alles danken, was Sie für die Juden getan haben, aber nicht nur für unsere Gläubigen, sondern für die Religion im Allgemeinen", sagte Oberrabbiner Berl Lazar gemäß "portal-credo.ru". "Wir glauben, dass die Zukunft noch besser wird."

"Sie haben uns die Gegenwart gesichert und wir erwarten eine große Zukunft mit Ihnen", sagte der adventistische Pastor Vasily Stolyar an Putin gewandt. "Wir beten für Sie, weil wir glauben, dass jede Autorität von Gott ist. Der Herr segne Sie!" Pastor Stolyar ist zuständig für Öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der Euro-Asien Kirchen¬leitung der Siebenten-Tags-Adventisten. Er ist seit 2011 Mitglied des Komitees des russischen Präsidenten für die Zusammenarbeit mit den Religionen, dem zwölf Staats- und 17 Religionsvertreter angehören.

Pfarrer Igor Kowalewski, Generalsekretär der Konferenz der römisch-katholischen Bischöfe in Russland, habe das Problem einer konfiszierten Kirche in Moskau angesprochen, schrieb Nikolaus von Twickel, Journalist bei "The Moscow Times". Kowalewski habe nicht wie sein adventistischer Vorredner Putin versprochen, für ihn zu beten.

Ministerpräsident Putin habe die Huldigungen der Religionsvertreter in Bescheidenheit und mit einem zufriedenen Lächeln entgegengenommen, heißt es im Bericht von "portal-credo.ru".

Wie der Kommunikationsdienst des Ministeriums für externe Kirchenbeziehungen (DECR) berichtete, hätten die Religionsführer die Rolle der Russisch-Orthodoxen Kirche bei sozialen und erzieherischen Projekten gelobt und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften unter der Federführung des Patriarchats von Moskau betont.

Laut DECR haben am Treffen mit Putin Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche, der Altorthodoxen, der Armenischen Apostolischen Kirche, der römisch-katholischen Kirche, der Pfingstkirchen, der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten sowie Vertreter der Buddhisten, Juden und Muslime teilgenommen.
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