Adventistische Stimmen zum angekündigten Rücktritt des Papstes

Basel/Schweiz | APD

Basel/Schweiz, 14.02.2013/APD Es sei wie ein Paukenschlag gewesen, so das Konfessionskundliche Institut Bensheim in einer Medienmitteilung, als Papst Benedikt XVI. am 11. Februar vor den zu einem Konsistorium versammelten Kardinälen gesagt habe, dass er ihnen "eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen" habe: "Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben". Um seine Kirche zu führen, seien "sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen".

Laut dem Konfessionskundlichen Institut liege die letzte Ankündigung dieser Art schon einige Zeit zurück; am 13. Dezember 1294 habe Papst Coelestin V. ebenfalls vor den zu einem Konsistorium versammelten Kardinälen sein Amt niedergelegt.

Nach dem römisch-katholischen Kirchenrecht darf ein Konklave zur Wahl eines Nachfolgers frühestens am 15. Tag nach dem Tod oder Rücktritt des Papstes beginnen, spätestens jedoch am 20. Tag. Somit ist zwischen dem 15. bis 20. März 2013 mit einem Konklave zur Wahl zu rechnen.

Zum angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt XVI. haben sich verschiedene adventistische Theologen in Stellungnahmen geäußert:

"Die intellektuelle und moralische Größe von Benedikt XVI. fordert unseren Respekt. Er hat es gewagt, entgegen einer Jahrhunderte alten Tradition, eine weise Entscheidung zu fällen", sagte Richard Lehman, Dozent für Neues Testament an der "Faculté adventiste de théologie" am "Campus Adventiste du Salève", Frankreich.

"Der deutsche Theologe Joseph Alois Ratzinger, Papst Benedikt XVI. war ein herausragender Theologe." Als Adventisten "können wir zwar nicht alle von ihm vertretenen Auffassungen teilen, aber sein theologisches Werk berührt viele Bereiche ohne jedoch ein uniformes Denken aufzudrängen. Als Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie ist es ihm gelungen, Glaube und Vernunft in Einklang zu bringen. Seiner Rolle entsprechend hat er es als Verteidiger katholischer Werte geschafft, die Botschaft seiner Kirche, der diverse Skandale anhaften, zu verdeutlichen. Er wird als ein äußert tiefsinniger Denker in Erinnerung bleiben", so Roland Meyer, Dekan der "Faculté adventiste de théologie" am "Campus Adventiste du Salève", Frankreich.

"Was immer man von einigen Positionen halten mag, die dieser Papst vertrat, diese Rücktrittsentscheidung wird weithin als ein außerordentlich mutiger Schritt gesehen. Hoffentlich kann er seiner Kirche und dem Christentum als Ganzem weiterhin mit seinem Schreiben dienen. Christen auf der ganzen Welt - Adventisten eingeschlossen - erwarten gemeinsam mit den katholischen Gläubigen, dass der Heilige Geist das Konklave bei der Wahl eines Nachfolgers leiten wird", schrieb Reinder Brunisma, Interimspräsident der adventistischen Kirchenleitung von Belgien und Luxemburg.

"In historisch wohl einmaliger Weise wird mit dieser Entscheidung nicht nur die geistliche Führung der größten Christlichen Kirche vakant, sondern auch die Leitung des kleinsten anerkannten Staates der Welt: dem Vatikanstaat, dessen Oberhaupt ebenfalls der Papst ist. Die Verquickung von kirchlichen und staatlichen Interessen gilt es aufmerksam zu verfolgen. Die weltweite Popularitätswelle, die durch das geduldig erlittene Leiden von Johannes Paul II ausgelöst wurde, nutzte Benedikt XVI. geschickt, um den Einfluss und die Machtposition der Kirche zu stärken. Trotz etlicher Widerstände, Skandale und öffentlicher Kontroversen, begann er konsequent theologisch konservative Bischöfe in Schlüsselstellungen zu installieren. Angesichts dieser Tatsache ist eine theologische Richtungsänderung in der Römisch-Katholischen Kirche mit der Wahl seines Nachfolgers wohl kaum zu erwarten. Mit Papst Benedikt XVI. verliert die Römisch-Katholische Kirche einen theologisch versierten Denker, der trotz schwieriger Herausforderungen mit Sachverstand und Fleiss daran arbeitete die traditionellen Werte des Glaubens und den Einfluss der Römisch-Katholischen Kirche weltweit zu stärken", so Frank M. Hasel, Dekan der Theologischen Fakultät am Seminar Schloss Bogenhofen/Österreich und Dozent für Systematische Theologie.

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