Ausschreitungen gegen Christen in Pakistan

Silver Spring, Maryland/USA | APD

Silver Spring, Maryland/USA, 14.03.2013/APD Nach Gerüchten, ein junger Christ sollte blasphemische Aussagen über den islamischen Propheten Mohammed, gemacht haben, sei die Situation laut Adventist News Network (ANN) am 9. März in einem mehrheitlich von Christen bewohnten Gebiet der sieben Millionen Stadt Lahore, im Nordosten von Pakistan, eskaliert. Tausende muslimische Demonstranten hätten danach das Eigentum von Christen in Brand gesteckt.

Laut einem adventistischen Kirchenvertreter in Pakistan habe es dabei zwar Verletzte, aber keine Toten gegeben, denn die meisten Christen seien auf Grund der Gewaltandrohungen und der Warnungen der Polizei vorher geflohen.

Kirchengesangbücher, Bibeln, die Tontechnik und anderes Kircheneigentum sowie Häuser von 40 Adventisten, darunter auch das gemietete Haus des adventistischen Pastors Afzal Bhatti seien durch Brandanschläge zerstört worden oder hätten "enormen Schaden" erlitten, sagten adventistische Kirchenleiter. Laut Angaben von Associated Press seien bei den Ausschreitungen mindestens 170 Häuser und Geschäfte in Brand gesteckt worden.

"Bei der überstürzten Flucht mit seiner Familie vor dem herannahenden Mob hat Pastor Bhatti sein Handy und die Identitätskarte zurückgelassen", ein Demonstrant habe ihm die Brille von der Nase geschlagen, so ein adventistischer Kirchenvertreter. Am folgenden Tag sei der Pastor mit seiner Frau Parveen zurückgekehrt, um die von den Unruhen betroffenen Kirchenmitglieder zu trösten und mit ihnen zu beten.

Am 11. März habe die Regierung der bevölkerungsreichsten Provinz Punjab jeder betroffenen Familie versprochen, ihre Verluste mit 1.500 Euro zu ersetzen. Daraufhin habe auch die pakistanische Regierung einen zusätzlichen Schadensersatz pro betroffene Familie von 3.800 Euro zugesagt, so ANN. Die adventistische Kirche sowie die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Pakistan nehme eine Lagebeurteilung vor und unterstütze die betroffenen Christen.

"Wir haben immer vehement gegen die Blasphemiegesetze in Pakistan opponiert, die Ursache für so viel Ungerechtigkeit im Land sind, da sie vor allem religiöse Minderheiten und muslimische Dissidenten betreffen", sagte John Graz, Generalsekretär der Internationalen Vereinigung für Religionsfreiheit (IRLA). "Alle Verfechter der Religionsfreiheit sollten sich mit den betroffenen Familien solidarisieren und die Regierung auffordern, dieses Gesetz abzuändern", so Graz.

Bei der Präsentation einer Arbeitshilfe zu bedrängten und verfolgten Christen in Pakistan sagte Prälat Dr. Klaus Krämer, Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio, dass von den 177 Millionen Einwohnern Pakistans 97,5 Prozent Muslime seien und nur zwei Prozent Christen. Dazu kämen als weitere nicht-muslimische Minoritäten Baha'i (79.000), Sikhs (20.000) und Parsen/Zoroastrier (20.000). Die Christen seien je zur Hälfte römisch-katholisch und protestantisch. Bei den Protestanten sei die wichtigste Religionsgemeinschaft die Church of Pakistan. Dazu kämen die Freikirchen, wie Baptisten, Siebenten-Tags-Adventisten und die Heilsarmee.

Die Verfassung der Islamischen Republik Pakistan garantiere, so Krämer, jedermann im Rahmen einer islamischen Ordnung das Recht, seine Religion zu bekennen, zu praktizieren und zu propagieren. Jede Religionsgemeinschaft habe das Recht, religiöse Einrichtungen zu unterhalten. "Tabu war schon immer und ist auch heute einzig die Missionierung von Muslimen." Jedoch sei das Blasphemiegesetz heute das größte Problem für die Christen in Pakistan. Bei entsprechender Anwendung könne man das Gesetz problemlos missbrauchen, um persönliche Rache zu üben oder "offene Rechnungen" zu begleichen. Schon der von einer minderjährigen Schülerin falsch geschriebene Name des Propheten reiche für ein Verfahren aus, das mit der Todesstrafe enden könne. Die Lage verschärfe sich aufgrund des allgemeinen Klimas im Land, das von islamischen Fundamentalisten bestimmt werde.

In Pakistan leben mit 177 Millionen Einwohnern 13.740 Adventisten, die in 122 Kirchen Gottesdienste feiern. Sie unterhalten eine Zahnklinik, ein Krankenhaus, zwei Fachhochschulen und 13 Grundschulen sowie ein Medienzentrum.

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