Kleider in biblischer Zeit

Meersburg am Bodensee | APD

Antike Darstellungen und textile Rekonstruktionen in Meersburg

Meersburg am Bodensee, 19.03.2013/APD Die Sonderausstellung "Kleider in biblischer Zeit“ wird am Samstag, 23. März, 15 Uhr, in der Bibelgalerie Meersburg eröffnet. Den Eröffnungsvortag hält Dr. Thomas Staubli von der Universität Fribourg/Schweiz. Die Ausstellung ist anschließend bis zum 3. November in der Schatzkammer der Bibelgalerie zu sehen. Sie gehört zum Jubiläumsprogramm "25 Jahre Bibelgalerie Meersburg“.

Noch im Paradies habe Gott selbst die ersten Menschen mit Fellkleidern ausgerüstet, so Staubli. "Er macht sie damit fit für ein Leben außerhalb von Eden.“ Deutlicher hätte der hebräische Schöpfungsbericht die kulturelle Bedeutung von Kleidern nicht zum Ausdruck bringen können. Kleider seien ein Teil der Person, und zwar ihr sichtbarster. "Die Sprache der Textilien wurde im Altertum – nicht anders als heute, zum Beispiel bei der Kopftuchdebatte – ganz genau wahrgenommen und interpretiert.“

Die Ausstellung zeige, welche Kleidertypen es in biblischer Zeit gegeben habe, aus welchen Materialien sie bestanden hätten und welchem Zweck sie dienten. Der Schutz vor Hitze oder Kälte nehme dabei einen erstaunlich kleinen Raum ein, erläuterte Thomas Staubli. Kleider hätten Ehre, Ansehen, Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Reichtum, Freude oder, Verworfenheit, Fremdheit, Armut und Trauer symbolisiert.

Im Zentrum der Ausstellung stehen Rekonstruktionen von Kleidern an sogenannten "Egli-Figuren“. Das sind bewegliche Figuren, welche die Schweizerin Doris Egli speziell für die Gestaltung biblischer Szenen entwickelt hat. Thomas Staubli, Alttestamentler am Departement für Biblische Studien und früherer Leiter des "Bibel+Orient Museums“ in Fribourg, verbildlichte die biblische Kleiderordnung zusammen mit der Schneiderin Edith Hungerbühler vom Egli-Figuren-Arbeitskreis der Schweiz.

"Das Ergebnis der für beide Seiten animierenden, experimentellen Zusammenarbeit möchte eine Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft schlagen“, sagt Staubli. Textilien seien sehr vergänglich und gehörten daher zu den seltensten Funden bei Ausgrabungen im Orient. Sehr hilfreich wären daher Bilder von Kleiderträgern auf Rollsiegeln, Grabmalereien, Stelen, Stempelsiegelamuletten und Reliefs. Damit ließen sich über Jahrhunderte hinweg Entwicklungen und Konstanten beobachten wie das Verschwinden des Zottenkleides, das Aufkommen der Hemdgewänder oder die Ankunft der Hosen aus Persien.

Greifbar seien die Materialien wie Flachs, Leinen, Wolle, Baumwolle und Ziegenhaar. Dokumentiert würden auch die vorindustrielle Herstellung von Wolle und Leinen, sowie das Weiterleben altorientalischer Kleidertypen in der traditionellen Gewandung der Palästinenserinnen und Palästinenser oder in den Schaufäden am Gebetsmantel der Juden.

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