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Geschichte der Katholikentage hinsichtlich des Ersten Weltkriegs aufarbeiten

Bischof Algermissen: „Krieg beginnt in den Herzen der Menschen“

Regensburg, 31.05.2014/APD Der Präsident der römisch-katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“, Bischof Heinz Josef Algermissen, spricht sich für eine Aufarbeitung der Geschichte der Katholikentage mit Blick auf den Ersten Weltkrieg aus.

Die katholischen Verbände und die Katholikentage zu Beginn des 20. Jahrhunderts hätten es nicht geschafft, deutliche Stellung gegen das Blutvergießen zu beziehen, beklagte der Fuldaer Bischof beim 99. Deutschen Katholikentag in Regensburg. Die deutschen Katholiken hätten bis auf Einzelpersonen keinerlei Initiativen zum Erhalt des Friedens auf den Weg gebracht. Stattdessen hätten sie ihre nationale Zuverlässigkeit hervorgehoben und beweisen wollen, dass sie gute Staatsbürger seien. Algermissen führte dies auf den Kulturkampf zurück, bei dem Otto von Bismarck und die vorherrschenden liberalen Parteien den Katholiken seit Mitte der 1870er Jahre nationale Unzuverlässigkeit vorwarfen.

Auch der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf stellte einen Zusammenhang zum Kulturkampf her. Dabei sei den Katholiken vorgehalten worden, sie wären keine richtigen Deutschen, sondern „eher Mitglieder der katholischen Internationale, deren Chef in Rom sitzt“. Die deutschen Katholiken hätten sich für das Bekenntnis zur deutschen Nation entschieden, während Papst Benedikt XV. (1854-1922) sich entschlossen für den Frieden eingesetzt habe, betonte Wolf.

Algermissen äußerte im Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen in Europa die Sorge, dass der Einsatz für den Frieden in den Herzen der Menschen nicht fest genug verankert sein könnte. Die Europäische Union wäre ein Friedensprojekt, das nicht von rechten Gruppierungen unterlaufen werden dürfe, so der Bischof. Krieg beginne immer in den Herzen der Menschen, nicht erst auf dem Schlachtfeld.
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Krefeld, 30.05.2014/APD   Die konsequente Gewaltfreiheit der Mennoniten als „Erbinnen und Erben der Täuferbewegung“ hat die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hervorgehoben. Die Theologin sprach auf dem bundesweiten Gemeindetag der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden am 30. Mai in Krefeld.

Vieles schätze sie an Martin Luther, sagte Käßmann in ihrem Vortrag. Doch während die von ihm geprägte Reformation oft intolerant gegenüber aufständischen Bauern und vermeintlichen Ketzern gewesen sei, hätten sich die sogenannten Täufer strikt gegen jede Form von Gewalt ausgesprochen. Viele von ihnen seien für ihre radikale Glaubenshaltung auch von Reformatoren verfolgt worden.

In ihrem Vortrag ging die Theologin selbstkritisch auf die Schattenseiten der Reformation ein. Dazu habe auch Intoleranz Andersgläubigen gegenüber gehört. „Es sollte Jahrhunderte dauern und die Impulse der Aufklärung brauchen, bis deutlich wurde: Ohne Toleranz gibt es kein Zusammenleben in Frieden“, erklärte Käßmann. Den Erfahrungen der Intoleranz während der Reformation sei eine 500-jährige Lerngeschichte der Toleranz gefolgt. Zu ihr gehöre auch das Schuldeingeständnis, das der Lutherische Weltbund im Jahr 2010 während seiner Vollversammlung in Stuttgart gegenüber den Mennoniten als den früher verfolgten „Täufern“ ausgesprochen habe. Die daraufhin erfolgte Versöhnung beider Kirchen sei beispielhaft, betonte Käßmann.

Als Leitbild für die ökumenischen Kontakte nannte sie „versöhnte Verschiedenheit“: „das Eigene lieben und leben, das Verschiedene respektieren und beides so miteinander versöhnen, dass gemeinsames Leben möglich ist, ohne die Differenzen zu vertuschen.“

Die Mennonitischen Gemeinden haben ihre Ursprünge in der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts. Bis heute gelten sie wegen ihrer Verweigerung des Kriegsdienstes und ihrer aktiven Gewaltfreiheit als historische „Friedenskirche“. In Deutschland gehören den Mennoniten rund 40.000 Menschen an, weltweit sind es etwa 1,3 Millionen. Zur Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden zählen in Deutschland 5.350 Mitglieder in 54 Kirchengemeinden. Die Freikirche ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF).
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Herausforderungen für eine weltweite Freikirche im 21. Jahrhundert

Stuttgart, 30.05.2014/APD   Über Herausforderungen der weltweiten Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten im 21. Jahrhundert sprach der frühere Präsident der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung), Pastor Dr. Jan Paulsen, in der Adventgemeinde Stuttgart-Mitte. Vordringlich sei die Entscheidung, ob Frauen als Pastorinnen ordiniert werden dürften. Seit 40 Jahren beschäftige diese Frage die unterschiedlichsten Gremien der Freikirche. Die Generalkonferenz-Vollversammlung (Weltsynode) 1990 in Indianapolis, Indiana/USA, habe als oberstes Entscheidungsgremium die Frage verneint. Als daraufhin die Adventisten in Nordamerika baten, in ihrem Verantwortungsbereich die Ordination von Pastorinnen zu erlauben, sei das während der Weltsynode 1995 in Utrecht ebenfalls mehrheitlich abgelehnt worden. Nun stehe diese Frage erneut auf der Agenda der Generalkonferenz-Vollversammlung 2015, welche vom 2. bis 11. Juli in San Antonio, Texas/USA, stattfinden soll. Auf Befürchtungen, dass ein Beschluss, Frauen zu ordinieren, die Kirche spalten werde, entgegnete Paulsen: „Das mag sein. Aber Frauen nicht zu ordinieren hat mindestens die gleiche Wahrscheinlichkeit, unsere Kirche zu spalten.“ Es gelte daher einen Weg zu finden, den beide Parteien akzeptieren könnten. Alle Argumente seien ausgetauscht und das Problem könne nicht erneut vertagt werden.

Doch es gebe eine Reihe weiterer Herausforderungen für die Freikirche, so Paulsen. Es gelte als weltweite Kirche trotz kultureller Gegensätze und theologische Herausforderungen die Einheit und Identität zu bewahren. Eine weltweite Glaubensgemeinschaft stehe vor der schwierigen Aufgabe, ihre geistlichen Werte in die Lebenspraxis vieler unterschiedlicher Kulturen zu integrieren. Dabei müsse auch der Versuchung widerstanden werden, sich von Menschen, die ganz andere Wertvorstellungen hätten, in die „eigene heile Welt“ zurückzuziehen. „Entweder die Öffentlichkeit akzeptiert uns als Teil der Gesellschaft und sieht, dass wir uns an der Gestaltung des Lebens in der politischen Gemeinde aktiv beteiligen wollen, oder sie hält uns für eine irrelevante Sekte, die sich von allen anderen abgrenzt“, gab Paulsen zu bedenken. „Unsere Welt mag von Gott nichts mehr wissen wollen, aber es ist eine Welt voller Menschen, die wir unter keinen Umständen sich selbst überlassen dürfen.“ Adventisten müssten daher ihre Werte ausleben, Menschen für die Zukunft vorbereiten, etwa durch Bildung, und als Friedensstifter wirken.

Auch im Umgang mit anderen christlichen Kirchen und anderen Weltreligionen stellte Paulsen die Fragen: „Nehmen wir zu ihnen eine aufgeschlossene Haltung ein und setzen uns offen mit ihnen auseinander? Erklären wir ihnen, wer wir sind, was wir glauben und welche Aufgaben wir haben, oder schotten wir uns ab, ziehen uns zurück und bezeichnen jede Kommunikation mit Andersgläubigen als gefährlich?“ Entweder würden Adventisten sich selbst vorstellen „oder andere werden das für uns tun – und uns sehr wahrscheinlich falsch darstellen oder sogar karikieren“. Es sei zwar angenehmer nur mit Gleichgesinnten zu reden, doch Wahrheit brauche eine genaue Überprüfung nicht zu fürchten. Adventistische Gemeindeglieder, Pastoren, Lehrer und Leiter hätten die Aufgabe, darzustellen, wie die eigene Überzeugung und der Respekt vor Andersgläubigen nebeneinander existieren könnten.

Jan Paulsen wurde im Norden Norwegens geboren. Nach seiner Ausbildung arbeitete er als Pastor, Dozent und Rektor an adventistischen Hochschulen in Afrika. Danach lehrte er am Newbold College in England, dessen Rektor er bald wurde. An der Universität Tübingen erwarb er 1972 den Doktorgrad in Theologie. 1980 wurde er Sekretär (Geschäftsführer) und 1983 Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Nord- und Südosteuropa. 1999 erfolgte die Wahl zum Präsidenten der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz), eine Aufgabe, die er bis 2010 im Alter von 75 Jahren innehatte. 2012 wurde Jan Paulsen „für seine verdienstvolle Tätigkeit zum Wohl der Menschheit“ vom norwegischen König mit einem Orden ausgezeichnet. Er ist mit Kari verheiratet, gemeinsam haben sie eine Tochter und einen Sohn.

Die in Stuttgart geäußerten Gedanken hatte Jan Paulsen bereits 2012 in seinem Buch „Wohin steuern wir?“ dargelegt, das beim Advent-Verlag, Lüneburg, (www.advent-verlag.de) erhältlich ist.
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Katholische Bischöfe regeln Anstellung von Andersgläubigen in Sozialeinrichtungen

Bonn, 29.05.2014/APD   Die kirchlichen Dienste und Einrichtungen stünden jedem Menschen in Not offen, unabhängig von seinem ethnischen, nationalen, religiösen oder sozialen Hintergrund, betonten die römisch-katholischen Bischöfe in Deutschland in ihrer Erklärung „Das katholische Profil caritativer Dienste und Einrichtungen in der pluralen Gesellschaft“. Die Geistlichen reagierten mit ihrem Wort auf die Herausforderung, dass die sozial-caritative Arbeit der Kirche in einer kulturell und religiös immer vielfältiger werdenden Gesellschaft erfolge. Damit seien gestiegene Anforderungen an die interkulturelle Kompetenz caritativer Dienste und Einrichtungen verbunden. In den vergangenen Jahren hätten diese deshalb vermehrt nichtkatholische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt.

Im Vorwort erläuterte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die in den Diözesen und Regionen Deutschlands unterschiedliche Praxis bei der Einstellung nichtkatholischer Mitarbeitender. Während es in den östlichen Bundesländern dabei in der Regel um ungetaufte Mitarbeitende gehe, stehe in den westlichen Bundesländern die Einstellung andersgläubiger Mitarbeitender im Mittelpunkt. Es gebe allerdings Unsicherheit hinsichtlich der Frage, ob es möglich und sinnvoll sein könne, Mitarbeitende einzustellen, die nicht der römisch-katholischen Kirche angehörten.

Ordnungsrahmen soll Unsicherheit beseitigen
Die Bischöfe würden die Unsicherheit nun mit einem überdiözesanen Ordnungsrahmen begegnen, an dem sich katholische Verbände und Einrichtungen orientieren könnten. Dabei werde der Wert der sozial-caritativen Arbeit als „unverzichtbarer Ausdruck“ des Wesens der Kirche betont. Deshalb arbeiteten in kirchlichen Einrichtungen in der Regel Menschen, die für den Glauben der Kirche ein persönliches Zeugnis ablegten. Im Ordnungsrahmen werde zugleich festgestellt, dass auch Mitarbeitende mit Migrationshintergrund ein Gewinn für eine katholische Einrichtung sein könnten, selbst wenn diese keiner christlichen Konfession angehörten. Für die Beschäftigung von Mitarbeitenden, die nicht der Kirche angehörten, sei jedoch in jedem Fall ein klares katholisches Profil der Einrichtung unabdingbar. Andersgläubige Mitarbeitende könnten nur angestellt werden, wenn sie den kirchlichen Charakter einer Einrichtung anerkennen und ihn respektieren würden. Der Ordnungsrahmen könne auf diözesaner Ebene konkretisiert werden, um angemessen auf die Situation der einzelnen Diözesen zu reagieren.

Leitungsfunktionen in der Regel nur für Katholiken
Im Ordnungsrahmen werde festgelegt, dass Leitungsfunktionen und erzieherische Aufgaben in der Regel nur von römisch-katholischen Mitarbeitenden wahrgenommen werden dürften, „die ein persönliches Lebenszeugnis im Sinne der katholischen Glaubens- und Sittenlehre ablegen“. Um eventuelle Fehleinschätzungen und Missverständnisse bei andersgläubigen oder nichtchristlichen Mitarbeitenden von vornherein auszuschließen, sollten die damit verbundenen eingeschränkten beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten beim Aufstieg in Positionen mit Leitungsverantwortung deutlich gemacht werden. Bewerber, die einer anderen Religion angehörten, sollten auch darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass sie bei Anstellung in der kirchlichen Einrichtung bestimmte Einschränkungen in ihrem Recht auf religiöse Betätigung am Arbeitsplatz hinzunehmen hätten. Zudem dürften andersgläubige oder nichtchristliche Mitarbeitende „auf keinen Fall für ihren eigenen Glauben werben“.

Wo Andersgläubige angestellt werden können und wo nicht
Die Beschäftigung von Christen anderer Konfessionen oder nichtchristlichen Mitarbeitenden in einer Einrichtung der Elementarerziehung oder Bildung, etwa in erzieherischer Funktion in Kindertagesstätten, „ist nur im Einzelfall sinnvoll“. In Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe mit Migrationsdiensten könnte dagegen die Beschäftigung von nichtkatholischen Mitarbeitenden als „Brückenfunktion“ zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen hilfreich sein. Die Beschäftigung von Christen anderer Konfessionen und Nichtchristen in ambulanten und stationären Pflegediensten, Krankenhäuser sowie Alten- und Pflegeheimen könne sinnvoll sein, um die Präsenz dieser katholischen Einrichtungen zu gewährleisten. Leitende, nichtkatholische Mitarbeit sollte in diesen Bereichen jedoch nur „im Einvernehmen mit der Bistumsleitung“ geschehen.

Beschäftigung von andersgläubigen und nichtchristlichen Mitarbeitenden in Diensten und Einrichtungen der Schwangerschaftsberatung sowie der Ehe-, Familien- und Lebensberatung sei in der Regel nicht möglich, da diese in erheblichem Maße von Fragen nach dem Sinn des Lebens, von Leid, Schuld, Not und Sterblichkeit nach katholischem Verständnis geprägt seien. Das sei jedoch anders bei Schuldner-, Sucht-, Migrations- oder allgemeine Sozialberatung, die stärker von lebenspraktischen oder sozialrechtlichen Fragen geprägt wären.

Das Wort der Bischöfe „Das katholische Profil caritativer Einrichtungen in der pluralen Gesellschaft“ aus der Reihe „Die deutschen Bischöfe“, Nr. 98, herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, kann unter www.dbk.de in der Rubrik „Veröffentlichungen“ als pdf-Datei heruntergeladen und gedruckt bestellt werden.
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Adventisten unterstützen WHO-Forderung zur Tabaksteuererhöhung

Silver Spring, Maryland/USA, 28.05.2014/APD   Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai unterstützt die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten die diesjährige Forderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Tabaksteuer zu erhöhen. Das entspreche einer der sechs Präventionsforderungen der Kirche bezüglich Tabak, die sie bereits 1996 in der Stellungnahme „Rauchen und Ethik“ erhoben habe, teilte Adventist News Network (ANN) mit. Adventisten seien seit Langem für die Förderung eines gesunden Lebensstils bekannt und hätten sich bereits zehn Jahre vor ihrer Kirchengründung im Jahr 1863 gegen den Tabakkonsum ausgesprochen.

„Eine Steuererhöhung, welche die Tabakpreise um zehn Prozent verteuert, verringert den Tabakkonsum um etwa vier Prozent in Ländern mit hohem Einkommen und um bis zu acht Prozent in Ländern mit niedrigem oder mittleren Einkommen“, teilt die WHO mit. „Tabakkonsum ist die einzige vermeidbare Todesursache weltweit und ist derzeit für zehn Prozent der Todesfälle Erwachsener weltweit verantwortlich“, so die WHO.

Tabaksteuer erhöhen – eine der kostengünstigsten Maßnahmen
Dr. Peter Landless (Silver Spring, Maryland/USA), Direktor der Gesundheitsabteilung der adventistischen Weltkirchenleitung, unterstrich, dass die Erhöhung der Tabaksteuern eine der kostengünstigsten Maßnahmen sei, um den Tabakkonsum vor allem unter denjenigen zu reduzieren, die jung oder arm seien. „Wir respektieren die Handelsfreiheit der Unternehmen im Markt, gleichzeitig sollten wir aber auch die Freiheit der Bürger respektieren, Verordnungen zu erlassen, welche die einzige, leicht vermeidbare Todesursache eindämmt“, hob Landless hervor.

Weil Tabakkonzerne in entwickelten Gesellschaften mit strengen Antiraucherauflagen konfrontiert seien, wichen sie in Länder aus, in denen es wenig Restriktionen gebe, so ANN. Mit ihrem globalen Netzwerk von Kirchen, Schulen und Krankenhäusern würden die Adventisten zusammen mit Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen sowie mit der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA weltweit Tabakpräventionsprogramme anbieten. Die Kirche habe in den 1950er Jahren einen weltweit erfolgreichen Nichtraucherkurs gestartet. In Zusammenarbeit mit der „Internationalen Kommission zur Prävention von Alkohol- und Drogenabhängigkeit“ (ICPA) und der Loma Linda University, Kalifornien/USA, sei der Nichtraucherkurs überarbeitet worden und werde ab Juli angeboten.

Rauchen ist teuer
Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg seien im 20. Jahrhundert über 100 Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums gestorben. Damit habe das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko längst epidemische Ausmaße angenommen.

In Deutschland würden rund 30 Prozent der Bevölkerung im Alter von über 18 Jahren rauchen. Die direkten Kosten des Rauchens aufgrund von tabakbedingten Krankheiten beliefen sich in der Bundesrepublik auf jährlich 8,66 Milliarden Euro. Hinzu kämen an indirekten Kosten durch Produktivitätsausfall aufgrund von Krankheit, Frühberentung und vorzeitigem Tod weitere 24,89 Milliarden Euro. In Deutschland würden jedes Jahr zwischen 110.000 und 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. Weitere Informationen: http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/
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Friedensauer Adventisten bei Europawahl mehrheitlich für SPD

Friedensau bei Magdeburg, 27.05.2014/APD   Entgegen dem Bundestrend wurde in dem großenteils von Siebenten-Tags-Adventisten bewohnten Ort Friedensau bei Magdeburg die SPD mit 34,9 Prozent der abgegebenen Stimmen Sieger der Europawahl 2014. Die CDU folgte mit 33,3 Prozent. Abweichend vom Bundesdurchschnitt erhielten die drei anderen Parteien erheblich weniger Stimmen: Grüne 8,1 Prozent (10,7 %), Die Linke 3,2 Prozent (7,4 %) und FDP 1,1 Prozent (3,4 %). Beliebter schienen mit insgesamt 19,4 Prozent die Kleinparteien zu sein. Davon wählten die Friedensauer: Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) mit 5,4 Prozent, Partei Bibeltreuer Christen PBC (3,8 %), Freie Wähler (2,7 %), Tierschutzpartei (1,6 %), Bayernpartei BP (1,1 %), Partei für Arbeit, Umwelt und Familie AUF (1,1 %), Christliche Mitte CM (1,1 %), Familien-Partei (1,1 %).

Nicht so beliebt schien in Friedensau die Alternative für Deutschland (AfD) mit nur 1,6 Prozent zu sein. Sie erreichte auf Bundesebene 7 Prozent und erhält sieben Sitze im neuen Europaparlament.

Keine einzige Stimme bekamen in dem von Adventisten bewohnten Ort Die PARTEI, NPD, MLPD, PRO NRW, BüSo (Bürgerrechtsbewegung Solidarität), PSG (Partei für Soziale Gerechtigkeit), DKP, Volksabstimmung, PIRATEN und REP (Die Republikaner).

Wahlberechtigt waren in Friedensau 341 Personen. Die Wahlbeteiligung lag bei der Europawahl mit 58,1 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt (48,1 Prozent).

Gleichzeitig fand am 25. Mai auch die Wahl des Stadtrats von Möckern statt. Dabei errang die „Freie Wählergemeinschaft Friedensau 04“ ein Mandat. Künftiger Stadtrat wird Dr. Roland Fischer, Dozent für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau, sein. Er löst Roland Nickel, den Kanzler der Hochschule, ab, der nicht mehr kandidierte.

In Friedensau, Landkreis Jerichower Land, errichteten die Siebenten-Tags-Adventisten 1899 ein Theologisches Seminar, das 1990 als Theologische Hochschule staatlich anerkannt wurde. In den Fachbereichen Theologie und Christliches Sozialwesen sind rund 190 Studenten eingeschrieben, von denen nur ein Teil in Friedensau auch wahlberechtigt ist. 1920 wurde Friedensau eine eigene politische Gemeinde. Nach einer Gebietsreform, die am 1. Januar 2002 in Kraft trat, verlor der Ort die Selbständigkeit und gehört seitdem zur Stadt Möckern. Die bereits 948 urkundlich erwähnte Ansiedelung hat rund 14.000 Einwohner in 50 Ortsteilen. In Friedensau mit rund 450 Bewohnern gibt es neben der Hochschule ein Altenpflegeheim mit 122 Plätzen in Trägerschaft des Advent-Wohlfahrtswerkes, ein Agrartechnik-Freilichtmuseum, den historischen Friedhof sowie einen „Bibelgarten“ mit in der Heiligen Schrift genannten Pflanzen. Das Kinder- und Jugendzentrum Friedensau unterhält einen Pfadfinder-Zeltplatz und den größten Hochseilgarten des Landes Sachsen-Anhalt. Seit 1996 führt der Ort Friedensau ein offiziell genehmigtes Wappen. Es zeigt das Christusmonogramm XP mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega.
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Bibeln für Gefangene in Schweizer Haftanstalten

Mitgliederversammlung der Schweizerischen Bibelgesellschaft

Bettingen/Schweiz, 26.05.2014/APD   Auf Einladung der Pilgermission St. Chrischona konnte die Schweizerische Bibelgesellschaft (SB) die jährliche Mitgliederversammlung am 23. Mai in Bettingen bei Basel, im Konferenzzentrum „auf dem Berg“, abhalten. Die rund 40 Teilnehmenden waren mehrheitlich Delegierte der reformierten Kantonal- oder von Freikirchen.

Bibeln für Gefangene in Schweizer Haftanstalten
Ende 2013 gab es laut dem Bundesamt für Statistik in der Schweiz 110 Einrichtungen des Freiheitsentzuges in denen 7.072 Menschen einsassen, davon waren 74,3 Prozent ausländische Inhaftierte. Die Schweizerische Bibelgesellschaft stellt Gefangenen auf Wunsch eine Bibel oder ein Neues Testament in ihrer Muttersprache kostenlos zur Verfügung. Die Abklärungen dazu werden über die Gremien der Haftanstalten getroffen. Seit Projektbeginn im Jahr 2010 sind 4.727 Bibeln oder Neue Testamente in 37 Sprachen ausgeliefert worden, hauptsächlich in Englisch, Französisch, gefolgt von Rumänisch, Albanisch, Deutsch, Spanisch, aber auch in Arabisch, Japanisch, Swaheli und Urdu.

Der SB-Jahresbericht 2013 enthielt unter anderem Angaben über die steigenden Zugriffszahlen auf die SB-Homepage von 27.100 im 2012 auf 46.300 im letzten Jahr sowie dass die kostenlose App für den Bibelleseplan 6.350 mal in Französisch und nur rund 390 mal auf Deutsch heruntergeladen wurde.

Strategie der Bibelgesellschaft
Die Strategie 2012 – 2016 der Bibelgesellschaft müsse an die knapperen finanziellen Mittel angepasst werden, sodass die jährliche Überweisung an den Weltbund der Bibelgesellschaften zur globalen Verbreitung der Heiligen Schrift nicht im vorgesehenen Maß aufgestockt werden könne, sagte Eva Thomi, SB-Geschäftsführerin. 2014 sollen laut Budget 180.000 Franken (147.000 Euro) überwiesen werden. Die geplante Stelle für Fundraising habe mangels geeigneten Kandidaten nicht besetzt werden können.

Wegen fehlender personeller Ressourcen erklärte die Evangelisch-lutherische Kirche der Schweiz den Austritt aus der Schweizerischen Bibelgesellschaft.

Über die Schweizerische Bibelgesellschaft
Die Schweizerische Bibelgesellschaft wurde am 26. November 1955 in Aarau als Nachfolgerin des Bundes der Schweizerischen Bibelgesellschaften gegründet. Heute zählt sie 45 Kollektivmitglieder; darunter evangelisch-reformierte Kantonalkirchen, die Christkatholische Kirche, evangelische Freikirchen, so auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, kantonale Bibelgesellschaften sowie christliche Gemeinschaften und Werke in der Schweiz, mit denen sie die Verantwortung für die Verbreitung der Bibel teilt.

Die Schweizerische Bibelgesellschaft ist ein Kompetenzzentrum für die Bibel in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Sie unterstützt und fördert die Übersetzung, Herstellung und Verbreitung von Bibeln, Bibelteilen und biblischer Literatur im In-und Ausland. Sie engagiert sich mit über 146 im Weltbund der Bibelgesellschaften (United Bible Society) zusammengeschlossenen nationalen Bibelgesellschaften dafür, die Bibel in verständlichen, modernen und den Bedürfnissen angepassten Formen zu den Menschen zu bringen.
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Adventist Peace Fellowship – Netzwerk für Friedensstifter

Friedensau bei Magdeburg, 25.05.2014/APD   Beim wissenschaftlichen Symposium über den Ersten Weltkrieg an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magedeburg stellte am 14. Mai Jeff Boyd aus Flint, Michigan/USA, die „Adventist Peace Fellowship“ – APF (Adventistische Friedensgemeinschaft) vor. Die private, gemeinnützige Laienorganisation wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 von Siebenten-Tags-Adventisten in den USA gegründet, um den Gedanken von Frieden und sozialer Gerechtigkeit innerhalb der Freikirche zu fördern. Dabei gehe es laut Boyd darum, Adventisten, die sich bereits für Frieden und Gerechtigkeit engagierten, miteinander zu vernetzen. Auch Ortsgemeinden, welche derartige Aktivitäten durchführten, könnten sich bei APF als „adventistische Friedenskirchen“ registrieren lassen, um ihre Programme einem größeren Interessentenkreis bekanntzumachen.

APF führt Tagungen und Seminare mit dem Schwerpunkt „Friedensstifter sein, angesichts von Gewalt und Krieg“ durch. Außerdem geht es um Fragen, wie die Bewahrung der Schöpfung, soziale Gerechtigkeit, Gewissenfreiheit, Menschenrechte, Rassengleichheit und Gleichstellung der Geschlechter. Auf der Homepage von APF (http://www.adventistpeace.org) sind über 60 Kurzbiografien von Kirchenmitgliedern und Freunden zu finden, die sich bei diesen Themen engagierten. 2005 hat APF als erstes Buch „The Peacemaking Remnant: Essay and Historical Documents“ (Die Übrigen als Friedensstifter: Aufsätze und historische Dokumente) herausgegeben. Die Sammlung aus dem Bereich der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten stammt von Dr. Douglas Morgan, Professor für Geschichte an der Washington Adventist University.
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Kriegsdienstverweigerung aus Sicht der Reformadventisten

Friedensau bei Magdeburg, 23.05.2014/APD   Pastor Dr. Idel Suarez Jr. (Cedartown, Georgia/USA), Präsident der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der „Internationalen Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung“ (IMG), dankte, dass bei dem von der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau durchgeführten Symposium über den Ersten Weltkrieg auch Vertreter der IMG zwei Referate halten konnten. Die Reformationsbewegung ging im Ersten Weltkrieg aufgrund heftiger Auseinandersetzungen in Deutschland aus der Freikirche hervor.

Der Erste Weltkrieg spaltet Adventisten
Suarez legte dar, dass das Rundschreiben der adventistischen Freikirchenleitung vom 2. August 1914 mit der Aufforderung an ihre wehrpflichtigen Mitglieder, als Soldaten für Volk und Vaterland zu kämpfen, und das auch am biblischen Ruhetag (Sabbat/Samstag), dem Verhalten der Adventisten im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) widersprochen habe. Diese wären damals Nichtkämpfer gewesen. Auch Jesus hätte sich gegen Waffengewalt gewandt, indem er dem Petrus befahl, sein Schwert wegzustecken, „denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen“ (Matthäus 26,52). So wie Luther wegen seiner Glaubensüberzeugung exkommuniziert worden sei, habe man im Ersten Weltkrieg auch die späteren Mitglieder der Reformationsbewegung wegen ihrer Haltung zum Kriegsdienst und zur Heilighaltung des Sabbats aus ihren Gemeinden ausgeschlossen. Manche von ihnen wären sogar von adventistischen Predigern bei den Behörden angezeigt worden.

Suarez betonte, dass Johann Wieck, der meinte, Jesus käme im Frühjahr 1915 wieder, kein Mitglied der Reformationsbewegung gewesen sei. So wie es in der Reformationszeit Fanatiker gegeben habe, hätten sich auch die Reformadventisten von Fanatikern abgrenzen müssen.

Pastor Dr. Woonsan Kang (Cedartown, Georgia/USA), Zweiter Sekretär der Generalkonferenz der IMG, stellte in seinem Referat die Haltung der Reformationsbewegung zu Pazifismus, Gewaltverzicht und Kriegsdienstverweigerung dar. Er betonte, dass christliche Kriegsdienstverweigerer aufgrund der Bibel Pazifisten seien, die jegliche Teilhabe an einem Krieg und an militärischen Diensten ablehnten. So wie die frühen Christen jeglichen Militärdienst abgelehnt und wegen ihrer pazifistischen Haltung den Märtyrertod erlitten hätten, müsse auch die Reformationsbewegung Gott mehr gehorchen als dem Staat, selbst wenn das mit Leid verbunden sei. Kang forderte die Leiter und Mitglieder der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten auf, ihre Haltung zum Militärdienst im Hinblick auf Gewaltlosigkeit und Pazifismus zu überdenken.

Auch wer waffenlosen Militärdienst leistet, wird ausgeschlossen
In der anschließenden Aussprache stellte der frühere Generalkonferenzpräsident der IMG, Pastor Antonino Di Franca (Italien), klar, dass die Reformationsbewegung jeden militärischen Dienst, auch den waffenlosen, ablehne. Sollte ein wehrpflichtiger Reformadventist der Einberufung zur Armee Folge leisten, und sei es als waffenloser Sanitäter, dann würde er ermahnt. Erfolge keine Verhaltensänderung, werde er von seiner Ortsgemeinde ausgeschlossen. Auf die Frage nach dem Verhältnis zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, meinte Di Franca, dass die IMG die Freikirche heute nicht mehr als „Babylon“ bezeichnen würde, das von den Mitgliedern verlassen werden müsste.

Dank für die Erklärung der adventistischen Freikirche zum Ersten Weltkrieg
Professor Dr. Rolf Pöhler, Leiter des „Instituts für adventistische Geschichte und Theologie“ der Theologischen Hochschule Friedensau, welches das Symposium vom 12. bis 15. Mai durchführte, verlas die „Erklärung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren“. Darin entschuldigt sich die Freikirche bei den „Kindern und Nachkommen“ der damaligen Reformadventisten sowie den beiden heute existierenden Gruppen der Reformationsbewegung für ihr „Versagen“ im Krieg: „Wir haben aus unserer leid- und schmerzvollen Geschichte gelernt, dass Kinder Gottes berufen sind, Menschen des Friedens zu sein und jede Form von Gewaltanwendung gegenüber Unschuldigen abzulehnen.“

Pastor Idel Suarez dankte der deutschen Freikirchenleitung ausdrücklich für die Erklärung. Es kam zu einem symbolischen Händedruck zwischen Suarez, Kang und Di Franca mit den beiden Verfassern der Erklärung, Dr. Johannes Hartlapp, Dekan des Fachbereichs Theologie der Theologischen Hochschule Friedensau, und Pastor Holger Teubert (Ostfildern bei Stuttgart), Leiter des Referats Kriegsdienstverweigerung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland.

Laut Pastor Francesco Domenico Caputo, Direktor der Internationalen Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung (IMG) in Europa, sei die IMG in rund 120 Ländern mit etwa 31.000 erwachsen getauften Mitgliedern vertreten. In Europa wären es 1.500 und in Deutschland 350. Wie Pastor Gustavo Castellanos, Vorsteher der Deutschen Union der IMG, mitteilte, hätten insgesamt 15 Mitglieder der IMG an dem Symposium in Friedensau teilgenommen. 1951 habe sich die Reformationsbewegung weltweit gespalten, sodass es nach Teubert neben der IMG auch die „Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung“ (STAR) gebe. Diese habe weltweit auch etwa 30.000 Mitglieder, in Deutschland seien es 200. Die STAR sei, so Teubert, ebenfalls auf das Symposium aufmerksam gemacht worden, habe aber leider niemand dazu entsandt.
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Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die Adventisten in Deutschland

Friedensau bei Magdeburg, 21.05.2014/APD   Eine große Volkszeitung, der „Bayerische Kurier“, habe am 11. Februar 1914 behauptet, dass die Adventisten „mit ihrer Prophezeiung vom nahen Weltkriege im Anschluss an die türkische Verwicklung“ weite Volkskreise ernstlich beunruhigen würden, berichtete Dr. Johannes Hartlapp, Dekan des Fachbereichs Theologie der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, in seinem Referat beim internationalen wissenschaftlichen Symposium über den Ersten Weltkrieg, das vom 12. bis 15. Mai an der Hochschule stattfand.

Auch in anderen christlichen Kreisen sei gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund der Auslegung der biblischen Bücher Daniel und Offenbarung die Vermutung geäußert worden, dass die letzten Ereignisse der Weltgeschichte in unmittelbarer Beziehung mit dem erwarteten Ende des Osmanischen Reiches stehen würden. Dann, so nahmen sie an, werde es zu einem großen Krieg kommen, in dessen Verlauf das Osmanische Kalifat sein Militärisches Oberkommando von Konstantinopel nach Jerusalem verlegen müsste. In die Enge getrieben, komme es schließlich in Harmagedon zu der in Offenbarung Kapitel 16 beschriebenen Schlacht, die das Ende der Weltzeit und die Wiederkunft Christi einläute. So hätten auch adventistische Pastoren vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland öffentliche Vorträge gehalten, wie „Weltfrieden oder Weltkrieg?“ und „Das Ende der Türkei ist das Ende der Welt“. Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, sei deshalb vor allem das Verständnis der Wiederkunft Jesu und praktische Fragen des Verhaltens beim Militärdienst in den Mittelpunkt der adventistischen Gemeinden gerückt, betonte Hartlapp.

Militärdienst vor 1914 in Deutschland
Der Dekan wies darauf hin, dass Ellen G. White, die Mitbegründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, während ihrer Europareise 1886 in Basel die Verabschiedung von drei jungen Männern des dortigen adventistischen Verlagshauses miterlebt habe, die zu einer dreiwöchigen Reserveübung eingezogen worden seien. Sie schrieb darüber: „Gerade haben uns drei unserer verantwortlichen Mitarbeiter für einige Zeit verlassen, weil sie von der Regierung zu einer dreiwöchigen Wehrübung einberufen worden sind. Für unser Verlagswerk ist das ein harter Schlag, aber die Regierung richtet sich natürlich nicht nach unseren Wünschen. Von den Wehrpflichtigen wird einfach verlangt, dass sie ihren Dienst in der Armee tun oder an militärischen Übungen teilnehmen. Wir wissen es zu schätzen, wenn junge Männer sich auch in Uniform als zuverlässig, treu und ehrenwert erweisen. Sie haben sich diesen Dienst nicht ausgesucht, sondern haben sich nur den Gesetzes ihres Landes gefügt.“

Je größer die Mitgliederzahl der Adventisten in Europa wurde, umso relevanter wäre die Militärfrage laut Hartlapp für die Freikirche geworden. Auffallend sei dabei die Tatsache, dass vor dem Ersten Weltkrieg sich der Konflikt mit den Militärbehörden nicht wegen allgemeiner Dienstverweigerung oder Ablehnung des Waffendienstes entzündet habe, sondern wegen der Heilighaltung des Sabbats (Samstag). Wer an diesem Tag nicht dienstfrei bekam, hätte oft harte Gefängnisstrafen auf sich genommen. Nur wenigen sei es möglich gewesen, dem Wehrdienst durch Auswanderung in die USA zu entgehen. Alle anderen wehrpflichtigen jungen Adventisten wären ihrem Einberufungsbefehl gefolgt. Es sei kein Fall von grundsätzlicher Militärdienstverweigerung (Pazifismus) bekannt. Die einberufenen Adventisten hätten sich bemüht, als Nichtkämpfer, etwa als Sanitäter, Schreiber, Koch, Pferdepfleger oder Offiziersbursche, Dienst zu leisten. Wem das nicht gelang, der habe mit der Waffe gedient. Niemand sei deswegen aus seiner Ortsgemeinde ausgeschlossen worden.

In einem Beschluss vom 26. Juli 1913 habe die adventistische Freikirchenleitung in Deutschland empfohlen, den Militärdienst zu leisten, „[wir] ziehen aber den Samariterdienst vor“. Die Behörden sollten gebeten werden, Adventisten Nichtkämpferdienste bei dienstfreiem Sabbat zu ermöglichen. Eine entsprechende Eingabe vom 28. Januar 1914 an die zuständige Reichstagskommission sei aber wegen des Ausbruchs des Krieges nicht mehr behandelt worden.

Kriegswaffen gebrauchen und am Sabbat Kriegsdienst versehen
Unmittelbar nach der allgemeinen Mobilmachung habe der Sekretär der Adventisten, Pastor Guy Dail (Hamburg), am 2. August 1914 ein Rundschreiben als Orientierungshilfe an alle Adventgemeinden in Deutschland versandt. Darin hieß es unter anderem: „Soweit wir im Heer stehen oder ins Heer eintreten müssen, [sollten wir] unsere militärische Pflicht freudig und von Herzen erfüllen … Aus Josua 6 ersehen wir, dass die Kinder Gottes von den Kriegswaffen Gebrauch gemacht und auch am Sabbat den Kriegsdienst versehen haben.“ Ähnliche Erklärungen seien später auch von anderen Freikirchenleitern in Deutschland abgegeben worden, ergänzte Hartlapp.

Widerstand und Endzeitspekulationen
Besonders die Bereitschaft, auch am Sabbat Militärdienst zu leisten, habe zu vielfältigen Protesten in den Gemeinden geführt. Hinzu seien Spekulationen über das Weltende und die Wiederkunft Jesu gekommen. So habe der am 3. August 1914 eingezogene Adventist J. Wieck aus Bremen zwar mit der Waffe gekämpft, da er aber die Impfung verweigerte, wäre er ins Militärgefängnis gekommen. Dort habe er am 21. Januar 1915 eine „Vision“ gehabt, in der ihm offenbart worden sei, dass Christus im Frühjahr 1915 wiederkäme, nämlich „wenn die Steinfrucht blüht“. Als die Freikirchenleitung sich energisch gegen derartige Spekulationen wandte, habe Wieck im März 1915 in einer Broschüre erklärt, dass die Freikirchenleitung vom „wahren Glauben abgefallen“ sei und sich die „wahrhaften Adventisten“ jetzt außerhalb deren Gemeinden versammeln müssten. Einige adventistische Pastoren wären daraufhin gegen besonders aktive Mitglieder der Protestbewegung vorgegangen, indem sie diese bei den Behörden als „antimilitaristische Propagandisten“ anzeigten und bei Gerichtsprozessen als Zeugen auftraten, so Hartlapp. Unter diesen Umständen sei an eine Versöhnung nicht mehr zu denken gewesen.

Gegenseitig Abgrenzung
Verschärfend wäre hinzugekommen, dass die Protestler im Juli 1915 das anonyme Flugblatt mit dem Titel „Die letzte Gnadenbotschaft an eine gefallene Welt“ in einer Auflage von 100.000 Exemplaren in Deutschland verteilt hätten. Darin wäre behauptet worden, dass in Kürze das Osmanische Reich sein Hauptquartier nach Jerusalem verlege, sodass „die Zeit der Trübsal“ beginne. Auch eine Flut anderer Schriften habe immer wieder in der Öffentlichkeit zur Verwechslung mit der adventistischen Freikirche geführt. Um sich vor diesen Verwechslungen zu schützen, sei die Freikirchenleitung genötigt gewesen, sich auch von den pazifistischen Ideen und von den Wehrdienstverweigerern zu distanzieren und deren Argumente zu verwerfen, „so biblisch diese auch begründet sein mochten“, gab Hartlapp zu bedenken. Andererseits fänden sich etwa seit 1916 auch in den Reihen der Protestbewegung pazifistische Vorstellungen, „die es unter deutschen Adventisten vor dem Krieg wohl kaum gab“.

Die Protestler hätten sich ab August 1915 zu organisieren begonnen und sich schließlich als „Reformationsbewegung“ unter den Siebenten-Tags-Adventisten verstanden, als „die kleine letzte Schar der Treuen“. Ihre Muttergemeinde habe dagegen als die „Untreue“ gegolten, als „Babylon“, das man verlassen müsse. Für Hartlapp liege die Entstehung der Reformationsbewegung vor allem in der Erwartung der Wiederkunft Christi aufgrund der damals aktuellen Deutung biblischer Aussagen in Bezug auf das Osmanische Reich begründet. Die Frage des Militärdienstes sei nur „das auslösende Moment für die Trennung“ gewesen, nicht aber das „entscheidende Motiv“. Die Entstehung der Reformationsbewegung in den Jahren 1915 und 1916 wäre auch kein typisch deutsches Problem. Die Bewegung hätte nach dem Krieg in wenigen Jahren in vielen Ländern unter Adventisten Fuß fassen können, obwohl dort die Freikirchenleitungen eine ganz andere Haltung zum Kriegsdienst eingenommen hätten als in Deutschland.

Erklärungen zum Kriegsdienst zurückgenommen
Pastor Holger Teubert (Ostfildern bei Stuttgart), Leiter des Referats Kriegsdienstverweigerung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, weist als Ergänzung zu den Aussagen von Dr. Johannes Hartlapp darauf hin, dass die umstrittenen Erklärungen zum Kriegsdienst von den deutschen Freikirchenleitern bereits im Juni 1920 während einer Pastorentagung in Friedensau bei Magdeburg als „fehlerhaft“ zurückgezogen worden seien. Außerdem hätten sie am 2. Januar 1923 erneut ihr Bedauern darüber zum Ausdruck, „dass solche Dokumente herausgegeben worden sind“.

Adventistische Kriegsdienstverweigerer in West- und Ostdeutschland
Nach dem Zweiten Weltkrieg habe die Freikirchenleitung ihren wehrpflichtigen Mitgliedern in Westdeutschland in den Erklärungen vom 1. Dezember 1950, 25. April 1968 und Dezember 1983 empfohlen, den Wehr- und Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern und stattdessen den zivilen Ersatzdienst zu leisten. Fast alle hätten sich für den Zivildienst entschieden, so Teubert. In der früheren DDR habe es nur einen waffenlosen Dienst in der Armee als Bausoldat gegeben. Die meisten wehrpflichtigen Adventisten wären Bausoldaten gewesen, obwohl dadurch in der Regel der Ausschluss vom Hochschulstudium verbunden gewesen sei. Unter den bereits getauften adventistischen Jugendlichen habe es nur ganz wenige gegeben, die den Waffendienst in der Nationalen Volksarmee abgeleistet hätten; und sie meist im Sanitätsdienst. Aber selbst noch nicht getaufte Jugendliche hätten trotz offenkundiger Nachteile den Dienst als Bausoldaten vorgezogen.
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Hochwasser in Bosnien und Serbien

Erste Hilfsmaßnahmen von ADRA

Zürich/Schweiz, 20.05.2014/APD   Ab dem 13. Mai hat anhaltender, schwerer Regen auf dem Balkan riesige Überschwemmungen in Bosnien, Serbien und Kroatien verursacht. Mindestens 47 Menschen sind nach Angaben von news.ch ums Leben gekommen und Tausende seien obdachlos. In Bosnien würden laut ReliefWeb, dem Katastropheninformationsdienst der UNO (OCHA), Obdachlose in Notunterkünften oder Militärbaracken untergebracht. Das Wasser des seit 120 Jahren stärksten Regens in der Region sei zwar am abfließen, habe aber vor allem auf dem Land für große Verwüstungen gesorgt, welche den Bauern in Bosnien die Aussaat unmöglich machen könnte, berichtete die Deutsche Welle. „Jetzt hat es schon fast vier Wochen geregnet. Wenn die Saat nicht in den nächsten Wochen vorgenommen wird, werden die Bauern keine Ernte haben“, sagte Fritz Neuberg von der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland.

Erdrutsche, zerstörte Brücken und Straßen, verunreinigtes Wasser und die aus dem Balkankrieg weggeschwemmten Minen trügen laut ADRA Deutschland zum Chaos und der Verzweiflung der Bewohner der Überschwemmungsgebiete bei.

Die ADRA-Organisationen Deutschland, Österreich und Schweiz engagierten sich und bitten um Spenden. Am 19. Mai habe ADRA Kroatien in Bosnien und Serbien erste Hilfspakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln an Bedürftige verteilt. ADRA Deutschland hätte zwei Mitarbeiter in die Krisenregion entsandt, um die dort tätigen ADRA Teams aktiv bei den Nothilfemaßnahmen zu unterstützen, so das Hilfswerk. Zudem werde ein Techniker einen LKW-Transport begleiten, der Gebäudetrockner liefere sowie eine Wasseraufbereitungsanlage, die täglich 25.000 Liter Trinkwasser bereitstellen könne, informierte Frank Brenda, Nothilfekoordinator bei ADRA Deutschland.

ADRA Österreich habe 14.600 Euro für erste Hilfsmaßnahmen zugesagt und ADRA Schweiz entscheide am 21. Mai über die Art des Engagements, wie Projektleiterin Rachel Donald mitteilte.

In der Region sind die ADRA Büros von Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Slowenien sowie Serbien tätig.
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Siebenten-Tags-Adventisten im Ersten Weltkrieg

Wissenschaftliches Symposium der Theologischen Hochschule Friedensau

Friedensau bei Magdeburg, 19.05.2014/APD   Das „Institut für Geschichte und Theologie“ der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg führte mit 50 Teilnehmern aus elf Staaten und 20 Referenten aus zwölf Ländern vom 12. bis 15. Mai das wissenschaftliche Symposium „The Impact of World War I on Seventh-day Adventism“ (Die Wirkung des Ersten Weltkriegs auf den Siebenten-Tags-Adventismus) durch. Dabei ging es um das Verhalten der internationalen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten vor einhundert Jahren im Ersten Weltkrieg.

Keine Pazifisten, sondern „Nichtkämpfer“
In seinem Einführungsreferat zur Thematik stellte Dr. George R. Knight (Rogue River, Oregon/USA), emeritierter Professor und Historiker, fest, dass das Verhalten der Adventisten zum Militär im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) geprägt worden sei. Damals habe es nur 3.500 Mitglieder gegeben, die ausschließlich in den Nordstaaten (Unionsstaaten) lebten. Sie seien keine Pazifisten gewesen, sondern „Nichtkämpfer“ (noncombatant), das heißt, sie hätten auch waffenlose Dienste in der Armee akzeptiert. Pazifisten, die derartiges ablehnten, hätten sich nicht durchsetzen können. Eine Gruppe von ihnen habe 1866 unter Leitung des Predigers B. F. Snook die 1863 gegründete Freikirche verlassen und die Church of God (Seventh Day) gebildet.

Als Ellen G. White, Mitbegründerin der Freikirche, von 1885 bis 1887 in Europa war, sei sie laut Knight im September 1886 mit drei Mitarbeitern des adventistischen Verlagshauses in Basel konfrontiert worden, die zu einer dreiwöchigen Militärübung einberufen wurden, berichtete Knight. Ellen White hätte dieses Verhalten mit den Worten akzeptiert: „Sie haben sich diesen Dienst nicht ausgesucht, sondern haben sich nur den Gesetzes ihres Landes gefügt.“

Da die USA erst 1917 in den Krieg eintraten, habe die adventistische Kirchenleitung in Nordamerika mit der Regierung Nichtkämpferdienste in der Armee für ihre wehrpflichtigen Mitglieder vereinbaren können, so Dr. Douglas Morgan, Professor für Geschichte an der Washington Adventist University.

Adventisten und Wehrdienst in den USA
Der Historiker und Soziologe, Professor em. Dr. Ronald Lawson (Kew Gardens, New York/USA), ergänzte, dass während des Zweiten Weltkriegs etwa 12.000 Adventisten in den US-Streitkräften als unbewaffnete Sanitäter gedient hätten. Die Kirchenleitung sei dabei „sehr stolz“ auf ihr Mitglied Desmond Doss gewesen, das für die Rettung von 75 verwundeten Kameraden auf Okinawa am 12. Oktober 1945 von US-Präsident Harry S. Truman die Ehrenmedaille des Kongresses als höchste Auszeichnung der Vereinigten Staaten erhalten habe. Während des Koreakriegs (1950-1953) seien laut Lawson zwei Adventisten an der Front erschossen worden, weil sie sich geweigert hätten, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Etwa einhundert weitere wären wegen der Verweigerung des Waffendienstes oder des Dienstes am Sabbat (Samstag), dem biblischen Ruhetag, bis zu sieben Jahren im Gefängnis gewesen. Von 1954-1973 hätten etwa 2.200 Adventisten an dem „Project Whitecoat“ teilgenommen, um anstatt Waffendienst zu leisten, als Versuchspersonen Impfstoffe gegen Krankheitserreger möglicher biologischer Kampfmittel zu testen.

Seit 1951 gebe es laut George R. Knight in den US-Streitkräften auch adventistische Geistliche (chaplains). Während des Vietnamkriegs in den 1960er und 1970er Jahren hätten Adventisten erneut als Nichtkämpfer im Sanitätskorps gedient. Doch je länger der Krieg dauerte, hätten immer mehr junge Adventisten jeglichen Militärdienst verweigert, so Knight. Durch den Rückzug der USA aus dem Vietnamkrieg samt der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 1973 habe die Kirchenleitung keinen Beratungsbedarf mehr für junge Adventisten hinsichtlich Kriegsdienstverweigerung gesehen. So sei der Standpunkt der Kirche zum Waffendienst allmählich in Vergessenheit geraten, und immer mehr Adventisten, Männer und Frauen, meldeten sich inzwischen freiwillig ohne Einschränkungen zu den US-Streitkräften, um dadurch später bessere berufliche Perspektiven zu haben. „Durch diesen Wandel verlieren die amerikanischen Adventisten einen sehr wichtigen Aspekt ihres christlichen Erbes“, gab Knight zu bedenken.

Adventisten im Ersten Weltkrieg in Europa
Denis Kaiser, Lehrbeauftragter für Kirchengeschichte am Theologischen Seminar der Andrews University, Berrien Springs, Michigan/USA, berichtete, dass die britische Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten im Ersten Weltkrieg ihren rund 130 wehrpflichtigen Mitgliedern empfahl, Nichtkämpferdienste zu leisten. In Frankreich habe es nur einige Dutzend wehrpflichtige Adventisten gegeben. Manche hätten Waffendienst geleistet, andere beim Militär ohne Waffe gedient.

In Russland seien während des Krieges deutschstämmige aber auch russische Adventisten mit ihren Pastoren nach Sibirien verbannt und Gottesdienste verboten worden, so Dr. Eugene Zaitsev, Rektor des Instituts für Geisteswissenschaften und Wirtschaftslehre in Zaoksky bei Tula/Russland. Etwa 500 Adventisten seien zur russischen Armee einberufen worden. Die meisten wären Nichtkämpfer gewesen. Etwa 70 von ihnen seien wegen ihrer Weigerung, eine Waffe in die Hand zu nehmen, ins Gefängnis oder in Arbeitslager geschickt worden.

Dänemark, Norwegen und Schweden seien während des Ersten Weltkriegs neutral gewesen. Die wenigen wehrpflichtigen Adventisten hätten Nichtkämpferdienste leisten können. Laut dem Historiker Dr. Richard Müller, Daugaard/Dänemark, habe der Süden von Jütland seit 1864 zu Deutschland gehört. Deshalb seien 1914 auch Dänen zum Kriegsdienst einberufen worden, darunter Adventisten, wovon einer 1917 als Soldat gefallen sei. Andere Adventisten wären unter Lebensgefahr ins „freie“ Dänemark geflohen, um der Einberufung zu entgehen.

Die Niederlande seien ebenfalls eines der wenigen Länder in Europa gewesen, das im Ersten Weltkrieg neutral war. Deshalb hätten die dortigen Adventisten nicht in den Krieg ziehen müssen, stellte Dr. Reinder Bruinsma, Zeewolde/Niederlande, fest. 1914 habe es in Italien nur einhundert Adventisten gegeben, informierte Dr. Tiziano Rimoldi von der adventistischen Hochschule „Villa Aurora“ in Florenz/Italien. Nur sehr wenige wehrpflichtige Mitglieder seien daher einberufen worden, unter ihnen Alberto Long. Da er den Waffendienst verweigert habe, wäre er immer wieder misshandelt und schließlich zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. Durch eine Amnestie sei er 1919 aus dem Gefängnis freigekommen.

Adventisten im Ersten Weltkrieg in Südafrika und Australien
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, habe es in Südafrika nur 1.450 Siebenten-Tags-Adventisten gegeben, so Dr. Jeff Crocombe, Professor an der Pacific Adventist University in Broko/Papua-Neuguinea. Die dortige Kirchenleitung habe ihren wehrpflichtigen Mitgliedern empfohlen, den Waffendienst in der Armee zu verweigern. In Südafrika und Australien hätten die Adventisten den Krieg als „Zeichen der Endzeit“ angesehen, sodass es die vordringlichste Aufgabe gewesen wäre, Menschen auf die Wiederkunft Jesu vorzubereiten, stellte Dr. Daniel Reynaud, Professor für Geschichte am Avondale College in Cooranbong/Australien, fest. Obwohl die australischen Streitkräfte nur Freiwillige in den Krieg nach Europa sandten, sei in der Öffentlichkeit starker Druck auf wehrfähige Männer ausgeübt worden, sich zu melden. Junge Adventisten hätten daher Zivildienst beim Roten Kreuz geleistet oder in der Armee als waffenlose Sanitäter gedient. Dabei wäre ihnen der dienstfreie Sabbat (Samstag) garantiert worden.

Die „Schlacht von Harmagedon“
Aufgrund ihrer Auslegung der biblischen Bücher Daniel und Offenbarung hätten die Adventisten einen großen Krieg, bei dem sich die Völker zur „Schlacht von Harmagedon“ (Offenbarung 16,16) im Nahen Osten versammeln würden, erwartet, berichtete der Historiker Jón Hjörleifur Stefánsson, Reykajavík/Island. Danach käme Jesus wieder. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, habe es Spekulationen gegeben, dass die Russen Konstantinopel erobern würden, sodass die Türken ihre Hauptstadt nach Jerusalem verlegen müssten, ergänzte Bert Haloviak, Riverside, Kalifornien/USA. Obwohl dieser Auffassung in adventistischen Zeitschriften widersprochen worden sei, hätten viele Adventisten den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches mit der bevorstehenden Wiederkunft Christi erwartet, so auch Dr. Rolf J. Pöhler, Professor für Systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Friedensau. Heute würden Adventisten in der „Schlacht von Harmagedon“ eher einen Konflikt zwischen den Mächten des Guten und des Bösen sehen, der bei der Wiederkunft Christi seinen Abschluss finde. Damit wären sie zu einer Auslegung zurückgekehrt, die bereits der Mitbegründer der Freikirche, James White (1821-1881) vertreten habe.

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Damit der Teller nicht leer bleibt

Weiterstadt bei Darmstadt, 16.05.2014/APD   Über ein Viertel der 16,4 Millionen Einwohner des westafrikanischen Landes Burkina Fasos ist laut dem Welthunger-Index 2013 unterernährt. Die Ursachen hierfür seien vielschichtig. Neben langen Dürreperioden sorgten auch Nahrungsmittelspekulationen dafür, dass viele Teller leer blieben, teilte Mirjam Greilich, Mitarbeiterin der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland, mit. Ein Hilfsprojekt von ADRA sichere dort 40.000 Menschen in den nächsten Monaten zwei Mahlzeiten am Tag.

Vor allem Flüchtlingsfamilien, die aufgrund des Militärputsches in Mali und den damit verbundenen Konflikten ihre Heimat verlassen hätten und nun in Flüchtlingscamps lebten, kämpften in Burkina Faso mit dem Hunger. Sie erhielten Nahrungsmittelpakete sowie Matten und Decken. Darüber hinaus wolle ADRA die Versorgung mit Nahrungsmitteln langfristig sichern. Daher lege die Hilfsorganisation zusammen mit Flüchtlingsfamilien und Anwohnern umliegender Dörfer drei Gemüsegärten an. Zusätzlich erhielten die Bauern Saatgut, das trotz der schwierigen klimatischen Bedingungen gut gedeihe, sowie Schulungen im Gemüseanbau. Die gemeinsamen Aktivitäten stärkten die Verbindung zwischen den Einheimischen und den neu Zugezogenen und beugten Spannungen vor, so Greilich.

Auch stabile hygienische Bedingungen und die Verfügbarkeit von Trinkwasser seien wesentliche Faktoren, um die Entwicklung in Westafrika voranzutreiben. ADRA baue deshalb Duschen, Toiletten sowie Brunnen und führe Hygieneschulungen durch.
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Freikirchen für gewaltfreie Mittel zur Lösung von Konflikten

Diplomatie als „Königsdisziplin“ deutscher Außenpolitik, um Frieden zu suchen

Frankfurt am Main, 15.05.2014/APD   Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) kritisiert die von deutschen Politikern signalisierte Bereitschaft, dass sich Deutschland bei internationalen Konflikten aufgrund seiner Größe und Verantwortung militärisch stärker einbringen solle.

In Briefen an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen haben die in der VEF zusammengeschlossenen evangelischen Freikirchen ihre „ernsthafte Sorge“ über die Impulse zu stärkerem militärischem Engagement zum Ausdruck gebracht. Stattdessen müsste den Fragen Raum gegeben werden, „worin Deutschland stark ist“ und worin die Verantwortung der Bundesrepublik liege, für die „wir unsere volle Unterstützung einbringen wollen“. Ausdrücklicher Wunsch der VEF sei, „dass Deutschland sich engagiert für das Wohlergehen aller Menschen einsetzt“, so VEF-Präsident Ansgar Hörsting und Vizepräsidentin Rosemarie Wenner. Es gehe nicht um den Handel und Einsatz von Waffen, sondern darum, dass Deutschland „die Stärke ziviler Hilfe im Blick hat“. Eine Politik, die sich dem Globalwohl verschreibe, „können wir aus ganzem Herzen unterstützen“.

Anlass für die geäußerte Kritik und die Unterstützungsangebote der in der VEF zusammengeschlossenen evangelischen Freikirchen waren Äußerungen von Außenminister Steinmeier und Verteidigungsministerin von der Leyen. Beide hätten im Februar bei der 50. Münchner Sicherheitskonferenz mit ihren Redebeiträgen weitreichende Überlegungen angestoßen, wie Deutschland in Fragen internationaler Sicherheitspolitik und militärischen Engagements stärkeres Gewicht bekommen könnte.

Außenminister Steinmeier habe einerseits intensiv dafür geworben, den „Instrumentenkasten der Diplomatie“ gut auszustatten und klug zu nutzen. Andererseits hätte er betonte, dass Deutschland zu groß sei, „um Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren“.

Im Schreiben an Steinmeier werde darauf verwiesen, dass Deutschland große Anerkennung für den selbstkritischen Umgang mit seiner Vergangenheit bekomme. Deutschland habe aus seiner Geschichte gelernt und daher militärisches Eingreifen nicht als Lösung akzeptiert. Es gehe darum, „auf gewaltfreie Mittel zur Konfliktlösung“ zu setzen. Deshalb begrüße die VEF ausdrücklich „alle Bemühungen, im Miteinander der Weltgemeinschaft intensiv und kreativ alle Möglichkeiten zu nutzen, die geeignet sind, Krisen gewaltfrei zu lösen“. Die Diplomatie bleibe die „Königsdisziplin“, den Frieden zu suchen und zu gestalten. Dazu werde dem Außenminister im Schreiben zugesichert: „Mit Nachdruck unterstützen wir Sie in all Ihren Anstrengungen.“

Verteidigungsministerin von der Leyen habe in ihrem Redebeitrag dafür plädiert, dass Deutschland und Europa im Rahmen der NATO stärker als bisher militärische Verantwortung übernehmen könnten. Deutschland stehe in der Pflicht, weil es als „bedeutende Volkswirtschaft und Land von erheblicher Größe“ ein starkes Eigeninteresse zu vertreten habe.

Demgegenüber werbe die VEF dafür, „die weltweiten Fragen der menschlichen Sicherheit stärker in den Blick zu nehmen als die der nationalen Sicherheit“. Die Sorge für das „Globalwohl“ sei die „sinnvollere Friedensstrategie“, als die eigene Volkswirtschaft abzusichern und dafür gegebenenfalls militärische Einsätze zu erwägen. Es gehe darum, „die Sicherheit und die ausreichende Versorgung aller Menschen mit den zum Leben nötigsten Dingen zu ermöglichen“. Der Export militärischer Erzeugnisse sei kein probates Mittel, um die Probleme in Krisengebieten zu befrieden. Zivile Einsätze wären effektivere Maßnahmen zu wirksamer Hilfe. „Dafür bieten wir Freikirchen gerne unsere Unterstützung in solchen Bemühungen an.“

In den Schreiben wird betont, dass die in der VEF zusammengeschlossenen evangelischen Freikirchen in Deutschland zwar eher klein seien, einige dieser Freikirchen weltweit jedoch zu den größten protestantischen Kirchen gehörten. Außerdem wären viele der Freikirchen in weltweiten Zusammenschlüssen organisiert. Dies führe dazu, dass Verantwortung nicht nur als nationale, sondern als weltweite Verantwortung gesehen werde. Außerdem verbände die evangelischen Freikirchen eine eigene Tradition und Kompetenz in konfliktlösenden und friedensfördernden Maßnahmen, besonders bei den sogenannten Friedenskirchen. Deshalb seien sie gerne bereit, ihre Erfahrung und Hilfe einzubringen.
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Unterschiedliche Finanzierung der Kirchen Europas gefährdet Freiheit der Seelsorge

Kopenhagen/Dänemark, 15.05.2014/APD   Die Einwerbung von Finanzen für die kirchliche Arbeit sollte sich nicht mit dem seelsorgerlichen Handeln der Geistlichen vermischen. Das forderte Professor Dr. Arnd Uhle, Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Öffentliches Recht an der Technischen Universität Dresden, bei der diesjährigen Konferenz des Evangelischen Arbeitskreises für Konfessionskunde in Europa (EAKE) in Dänemark. Die Finanzierung der evangelischen Kirchen in Europa war das Thema des Zusammentreffens von 15 Konfessionkundlern aus neun europäischen Staaten vom 8. bis 11. Mai in Kopenhagen.

Einen fachwissenschaftlichen Überblick der verschiedenen Finanzierungsweisen bot Uhle, zugleich Leiter der Forschungsstelle „Recht und Religion“ an der Dresdener Universität. Er erläuterte die Anforderungen an ein System zur Kirchenfinanzierung, das sowohl verfassungsrechtliche Vorgaben, wie die Trennung von Staat und Kirche erfüllt, als auch den Kirchen angemessene Freiräume öffnet, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Das italienische Modell einer Kultursteuer, wie es seit 1990 mit dem „otto per mille“-System in Italien gelte und ähnlich auch in Spanien und Ungarn praktiziert werde, sah er kritisch. Dieses Modell besage, dass der Staat den hierzu berechtigten Religionsgemeinschaften 0,8 Prozent seiner Gesamteinnahmen aus der Lohnsteuer zur Verwendung überlasse. Dieser Beitrag sei für alle gleichermaßen verpflichtend, könne aber durch Ankreuzen bei Abgabe der Einkommenssteuererklärung einer bestimmten Verwendung zugeführt werden. Allerdings könnten die Kirchen weder über die Höhe der Abgabe bestimmen, noch seien sie bei der Verwendung der Mittel frei. Die Kirchen müssten öffentlich nachweisen, für welche Sozialprojekte sie diese Mittel verwendet hätten. Auch führe das Modell zu Werbekampagnen und einer Konkurrenz im Werben um Zustimmung, die den eigentlichen geistlich-religiösen Auftrag der Kirchen in den Hintergrund treten ließen.

Das deutsche Modell der Erhebung von Kirchenbeiträgen durch staatliche Finanzbehörden, wie es auch in Finnland und in einigen Kantonen der Schweiz praktiziert werde, würdigte Uhle als gerecht, dem Auftrag der Kirchen gemäß, und sie habe durch die steuerliche Absetzbarkeit einen Nutzen für die Kirchensteuerzahler.

Die Einschätzung des Juristen Uhle wurde ergänzt von den Teilnehmerberichten, die in diesem Jahr aus Deutschland, Italien, Tschechien, Rumänien, Österreich, Ungarn, Luxemburg, der Slowakei und der Schweiz, kamen. Auch die Gemeinschaft Europäischer Kirchen (GEKE) mit Sitz in Wien war vertreten. Träger des EAKE ist der Evangelische Bund in Deutschland und Österreich. Gastgeber war in diesem Jahr die Reformierte Kirche in Dänemark. Die 52. Jahrestagung werde vom 7. bis 11. Mai 2015 auf Einladung der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Prag stattfinden.
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"Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht"

EKD-Friedensbeauftragter: Dieses Recht auch in der EU verbindlich gewähren

Bonn, 14.05.2014/APD   Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat die Bedeutung der Kriegsdienstverweigerung erneut unterstrichen. „Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen ist ein Menschenrecht und daher verbindlich zu gewährleisten“, betonte Renke Brahms, der Friedensbeauftragte des Rates der EKD zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung am 15. Mai. Die evangelische Kirche unterstütze und berate daher auch weiterhin Soldatinnen und Soldaten, die den Kriegsdienst verweigern, machte Brahms deutlich. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die „wichtige Arbeit“ der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK).

Der EKD-Friedensbeauftragte machte darauf aufmerksam, dass auch nach Aussetzung der Wehrpflicht immer noch Soldaten aus Gewissensgründen in Deutschland den Kriegsdienst verweigern würden. „Dies wird in der Öffentlichkeit leider kaum wahrgenommen“, bedauerte Renke Brahms, der auch der Leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche ist. Im vergangenen Jahr hätten insgesamt 314 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade von diesem Recht Gebrauch gemacht. Das zeige dass dies kein Einzelfall sei.

Brahms hält es darüber hinaus auch für wichtig, dass es Soldatinnen und Soldaten möglich sein müsse, einen Einsatz aus Gewissensgründen zu verweigern. „Wenn Einsätze der Bundeswehr politisch umstritten sind, weil es möglicherweise unterschiedliche völkerrechtliche Beurteilungen gibt, dann muss ein Soldat hier auch Nein sagen können“, unterstrich der EKD-Friedensbeauftragte. Die evangelische Kirche halte eine solche situative Kriegsdienstverweigerung, die auch vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt werde, daher für wesentlich.

Nach Ansicht von Brahms müsse aber auch in der Europäischen Union das Recht auf Kriegsdienstverweigerung verbindlich gewährleistet werden. „Gerade in Griechenland, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, werden Kriegsdienstverweigerer unwürdig behandelt, sitzen im Gefängnis und dürfen ihr Land nicht verlassen. Das muss ein Ende haben.“
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"Enditnow" – Wir brechen ein Tabu

Adventisten wieder beim Deutschen Präventionstag

Karlsruhe, 13.05.2014/APD   Unter den rund 250 Fachorganisationen mit Ausstellungen beim 19. Deutschen Präventionstag am 12. und 13. Mai in Karlsruhe befinden sich auch wieder die Abteilung Frauen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten sowie die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA. Laut Angelika Pfaller (Ostfildern bei Stuttgart), Frauenbeauftragte der Freikirche in Deutschland, würden Adventisten zusammen mit ADRA weltweit gegen jegliche Form von Gewalt eintreten. In Deutschland geschehe das unter anderem durch die Aktion „Enditnow – Sag nein zur Gewalt gegen Frauen und Mädchen“, Hilfe und Beratung für Missbrauchsopfer, Stärkung des Selbstwertes, um nicht in die „Missbrauchsfalle“ zu geraten, Unterstützung der Ausbildung von „Medienscouts“, ein Präventionsprogramm für Schulen und Schüler, durch das Institut für Kulturrelevante Kommunikation und Weiterbildung (IKU) der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, Rückbildungs-Operationen von genitalverstümmelten Frauen am „Desert Flower Center“ des adventistischen Krankenhauses „Waldfriede“ in Berlin-Zehlendorf sowie Eintreten gegen Gewalt bei Fußballveranstaltungen.

Das internationale Projekt „Enditnow“ sei im Oktober 2009 von der Freikirche in Zusammenarbeit mit ADRA ins Leben gerufen worden, informierte Pfaller. Dabei gehe es um eine weltweite Aufklärungskampagne, um auf das Thema „Gewalt gegen Frauen“ aufmerksam zu machen und dagegen einzutreten. Bei der Vorstellung des neuen Plakates „Enditnow – Wir brechen ein Tabu“ beim Präventionstag rief sie dazu auf, „hinzuschauen, das Schweigen zu brechen, Lösungswege für dieses weltweite Problem zu suchen und sich für die Beendigung der Gewalt einzusetzen“. Pfaller wies darauf hin, dass Adventisten sich der Würde und des Wertes eines jeden Menschen bewusst seinen und deshalb jegliche Art von körperlichem, seelischem und sexuellem Missbrauch verurteilten. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten habe in Deutschland eine Arbeitshilfe für die kirchliche Jugendarbeit entwickelt sowie einen Fachbeirat ins Leben gerufen, der sich mit sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche auseinandersetze. Weitere Informationen unter www.enditnow.de und www.sexueller-gewalt-begegnen.de.

Fritz Neuberg (Weiterstadt bei Darmstadt), Mediensprecher von ADRA Deutschland, informierte über die Einrichtung eines Frauenhauses in Smederevo/Serbien. Außerdem habe das Hilfswerk ein „Rescue Center“ in Kenia aufgebaut. Dieses biete jungen Mädchen Zuflucht, die vor Genitalverstümmelung und der Zwangsehe geflohen seien.
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Gewalt gegen Bürgerrechtler auf Kuba

Havanna/Kuba, 12.05.2014/APD   Im April hätten kubanische Behörden mindestens 905 Regimekritiker kurzzeitig festnehmen lassen, so ein Bericht des kubanischen Menschenrechtsverteidigers Elizardo Sánchez. Besorgt stelle die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) auch einen Anstieg der Gewalt während und nach Verhaftungen fest. Der ehemalige politische Gefangene Ángel Moya sei bei seiner Festnahme am 30. April von Polizisten fast stranguliert worden. Die IGFM fordert ein sofortiges Ende der Verfolgung von Andersdenkenden und der willkürlichen Gewalt gegen friedliche Kubaner, die lediglich ihr Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit einforderten.

Ángel Moya gehöre laut IGFM als Mitglied der regimekritischen „Patriotischen Union Kubas“ (UNPACU) an, der größten und aktivsten Bürgerrechtsorganisation Kubas. Seine Frau Berta Soler sei Sprecherin der international bekannten „Damen in Weiß“. Am 30. April wäre Ángel Moya innerhalb von zwölf Stunden zweimal festgenommen, geschlagen und misshandelt worden, weil er Fotos veröffentlicht habe, die belegten, wie kubanische Polizisten gewaltsam gegen die „Damen in Weiß“ und andere Regimekritiker vorgegangen seien.

Nach Angaben von IGFM sei Moya 2003 im Zuge einer groß angelegten Verhaftungswelle gegen Mitglieder der kubanischen Demokratiebewegung festgenommen und zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt worden. 2011 hätten ihn die Behörden aufgrund des großen internationalen Drucks mit einer so genannten „Extrapenalen Lizenz“ vorläufig aus der Haft entlassen. Diese Sonderregelung erlaube es dem kubanischen Staat Ángel Moya jederzeit wieder ohne Angabe von Gründen zu inhaftieren.

„Die UNPACU wird vom Castro-Regime als wichtigste Oppositionsgruppe gefürchtet. Sie ist daher von den Repressionen des kubanischen Regimes besonders betroffen“, so IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin. „Fast jeden Tag werden Mitglieder der Organisation festgenommen, nur um ihre Treffen zu verhindern.“ Deutschland und die EU-Partner müssten der kubanischen Regierung zeigen, dass das Regime von Fidel Castro demokratisch nicht legitimiert, die UNPACU dagegen aber eine bedeutende Stimme der Kubanerinnen und Kubaner sei.

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Gedenktafel für Michael Belina Czechowski

Missions-Pionier und Verkünder der „Adventbotschaft“ in Europa

Cornaux/Schweiz, 11.05.2014/APD   Am 9. Mai wurde laut „CBS KULTUR INFO“ am Gebäude des Hofes „Le Buisson“ in der Gemeinde Cornaux im Schweizer Kanton Neuenburg/Neuchâtel eine einfache Gedenktafel enthüllt, welche an die erste Druckerei von Michael Belina Czechowski (1818-1876) erinnern soll, die er dort im Oktober 1866 eingerichtet hatte.

Vor 148 Jahren, im Oktober 1866, zog ein bis dorthin unbekannter protestantischer Missions-Pionier, der aus Polen stammende Michael Belina Czechowski, nach Cornaux in den Kanton Neuenburg. Dort gründete er die „Mission Evangelique Européenne et Universelle de la Seconde Venue du Sauveur“ und richtete im Haus „Le Buisson“ eine kleine Druckerei ein. Die von ihm herausgegebene Zeitschrift „L’Evangile Eternel“ (Das ewige Evangelium) verbreitete er über die Poststelle St-Blaise nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Italien, Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, Polen und Ungarn.

Michael Belina Czechowski machte eine erstaunliche Wandlung vom Mönch, Priester und Reformkatholiken zum Verkünder der „Adventbotschaft“, der Botschaft von der baldigen Wiederkunft Jesu, durch. 1856 schloss er sich in den USA den damals im Entstehen begriffenen Siebenten-Tags-Adventisten an. Als er 1864 nach Europa ging, geschah das nicht im Auftrag der gerade erst gegründeten adventistischen Kirchenleitung (Generalkonferenz).

Czechowski wollte keine organisierten Kirchengemeinden etablieren, sondern einfach zu den Menschen sprechen, damit sie sich auf Jesu Kommen vorbereiteten. Zur Vorbereitung auf dieses Ereignis gehörten nach seinem Verständnis die Glaubenstaufe (Erwachsenentaufe) durch Untertauchen, der Glaubensgehorsam (als Christ Gott gehorsam sein) und die Sabbatfeier (der biblische Ruhetag am Sabbat/Samstag). Czechowski trug als selbstunterhaltender Missionar wesentlich zur Entwicklung eines universalen Missionsverständnisses der 1863 gegründeten Freikirche der Siebenten-Tags- Adventisten bei.

Er war in den USA, Italien, der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Ungarn und Rumänien tätig. 1876 starb der unermüdliche Wanderprediger im Alter von 57 Jahren in Wien. Seit seinem Tod beschäftigten sich viele Historiker mit dem bewegten Leben und der einflussreichen Tätigkeit des ehemaligen katholischen Priesters.

Die Errichtung der Gedenktafel in Cornaux geht auf einen Beschluss eines internationalen Historikertreffens über das Leben und Wirken dieses Missionars zurück, das 1976 aus Anlass des 100. Todesjahres in Warschau/Polen abgehalten wurde.

Interview
mit dem Theologen Jacques Frei* über den „Ersten Siebenten-Tags-Adventisten“ in Europa. Das Interview mit Jacques Frei führte Christian B. Schäffler** (Basel).

Frage: Wie könnte man in Kurzform das Lebenswerk von Czechowski beschreiben?

Antwort Jacques Frei: Czechowski war ein Idealist, voller Ideen und Unternehmungsgeist. Er war früh politisch tätig für die Autonomie Polens und seit den 1850er Jahren ein unermüdlicher Prediger des Evangeliums des gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden Herrn Jesus Christus. Als Schriftsteller, Verleger, Evangelist und erster Missionar der Adventbotschaft in Europa wirkte er in vielen Ländern, obwohl er dazu von der Generalkonferenz der Adventisten nicht beauftragt wurde. Czechowski trug als selbstunterhaltender Missionar wesentlich zur Entwicklung eines universalen Missionsverständnisses der Siebenten-Tags-Adventisten bei.

War er also ein Visionär und Vorreiter der globalen Mission?

Ja. Zwei Beispiele: 1. Die Freikirche hat es auch einem Polen zu verdanken, dass sie heute eine weltweite Organisation besitzt, denn Czechowki hat die Strategie der Weltevangelisation an die Adventisten weitergegeben. 2. Als erster Evangelist verkündete er die Adventbotschaft in einer Großstadt, in New York, und war damit neben Ellen G. White auch ein Wegbereiter der adventistischen Großstadt-Evangelisation. Seit 2011 besitzt die Missionsarbeit der Adventisten in großen Städte wiederum Priorität. Insgesamt sollen die Menschen in 650 Städten in aller Welt mit dem Evangelium zu erreicht werden. Interessant ist dabei, dass der Start in diesem Jahr wiederum in New York stattfand, wo heute etwa 19 Millionen aus rund 800 Sprachgruppen leben.

Welches waren seine Wirkungsfelder?

Sein Wirken kann man in drei Phasen einteilen: Von 1818 (Geburt) bis 1851 (Abreise nach New York) lebte er in Europa. Ab Herbst 1851 bis April 1864 arbeitete er als Buchbinder, Prediger und Evangelist in den USA und Kanada. Ab Mai 1864 bis zu seinem Tod 1876 übte er seine Tätigkeit in verschiedenen Ländern Europas aus.

Wie kam es zur erstaunlichen Wandlung vom Mönch, Priester und Reformkatholiken zum Verkünder der „Adventbotschaft“?

Czechoswki wurde am 25. September 1818 in Sieciechowice in der Nähe von Krakau geboren. Als Siebzehnjähriger trat er als „Bruder Cyprian“ ins Franziskanerkloster von Stopnica ein und erhielt am 25. Juni 1843 in Warschau die priesterliche Weihe als Franziskanermönch. Er beteiligte sich an einem Putsch zur Befreiung Polens von der russischen Herrschaft. Wiederholt musste er wegen seiner politischen Agitationen fliehen. Gleichzeitig beunruhigten ihn moralische Missstände in polnischen Klöstern, sodass er sich nach Rom begab und im Oktober 1844 eine Audienz bei Papst Gregor XVI. erhielt. Doch seine in lateinisch verfasste Petition für eine durchgreifende Klosterreform stieß auf kein Interesse. Der Bischof von Breslau sandte ihn als Seelsorger nach Reichtal. Dort wurde er im August 1846 nach nur dreizehnmonatiger Tätigkeit von der preußischen Polizei verhaftet, die ihn mit einem Dominikaner gleichen Namens verwechselte. Nach monatelanger Haft gelangte er über Hamburg und London nach Paris, wo er sich einer Freiwilligentruppe zur Befreiung Polens als Feldprediger anschloss. Als der Versuch mit einer Niederlage in Miroslaw in der heutigen Slowakei endete, fand er in Lancy bei Genf Zuflucht, wo er der polnischen Kolonie einige Monate als Kaplan diente.

Schließlich verließ Czechowski die römisch-katholische Kirche, heiratete 1850 in Solothurn Marie Virginie Delevoet, ging nach Belgien und arbeitete als Buchbinder in Brüssel. Auf der Flucht vor den Jesuiten kam er nach London, wo er die Baptisten kennenlernte. Diese verhalfen dem Ehepaar zu einer freien Überfahrt nach New York. In Montreal/Kanada fand er Arbeit als Buchbinder. 1852 boten ihm die Baptisten eine Stelle als Evangelist unter den französisch sprechenden Kanadiern im US-Bundesstaat New York an, wo er erfolgreich wirkte und zum Pastor ordiniert wurde. Im Jahre 1856 lernte er dann die Gruppe der damals noch nicht organisierten Siebenten-Tags-Adventisten kennen, schloss sich ihr an und lehrte überall wo er in seinem weiteren Leben hinkam die Adventbotschaft von der nahen Wiederkunft Christi.

War Czechowski ein Kirchen- oder Gemeindegründer?

Seine Aufgabe sah Czechowski in erster Linie in der Verkündigung des „ewigen Evangeliums“ (Offenbarung 14,6). Er wollte keine organisierten Kirchengemeinden gründen, sondern einfach zu den Menschen sprechen, damit sie sich auf die Wiederkunft Christi vorbereiteten. Zur Vorbereitung auf dieses Ereignis gehörten nach seinem Verständnis die Glaubenstaufe durch Untertauchen, der Glaubensgehorsam und die Sabbatfeier. Natürlich entstanden an manchen Orten durch die Verbreitung seiner Schriften und die zahlreichen evangelisierenden Veranstaltungen kleinere Gruppen mit gemeindeähnlicher Form. Er selbst hat jedoch an keinem Ort auf einen organisatorischen Anschluss seiner neu formierten Gruppen von Gläubigen an die nordamerikanischen Adventisten hingearbeitet.

Wie und wo kam denn überhaupt eine Verbindung zur 1863 organisierten Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zustande?

Es war eigentlich einem Zufall zu verdanken, dass diese Verbindung zustande kam. Im Jahre 1867 entdeckte Albert Vuilleumier (1835-1923), Leiter der Gemeinde Tramelan, im Schweizer Jura, in einem von Czechowski benutzten Nebenraum ihrer kleinen Kapelle eine Ausgabe der adventistischen Zeitschrift „Review and Herald“. Vuilleumier verstand, dass es eine Organisation der Adventisten in den USA gab und schrieb daraufhin an den Herausgeber in Battle Creek, Michigan/USA, dass er in Tramelan eine Gruppe Gleichgläubiger leiten würde. Nach dem Weggang von Czechowski bat Vuilleumier um die Entsendung eines Missionars. Doch es dauerte noch bis zum 16. Oktober 1874 bis John N. Andrews (1829-1883) als erster offizieller Missionar der Siebenten-Tags-Adventisten in Begleitung von Vuilleumier in Neuchâtel eintraf.

Die Gründung zahlreicher späterer Gemeinden der Siebenten-Tags-Adventisten in Osteuropa geht wahrscheinlich auch auf die Missionsarbeit von Czechowski zurück.

Welches waren die Stationen in Europa nach seiner Rückkehr aus den USA im Jahre 1864?

Er hielt sich vor allem in Italien, der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Ungarn und Rumänien auf. 1876 starb er auf der Reise in Wien an Erschöpfung.

Am 6. Juni 1864 kam Czechowski mit seiner sechsköpfigen Familie und einer Schreibkraft, die auch im Haushalt mithalf, in London an. Von dort aus reiste er weiter nach Torre Pelice in die norditalienischen Waldensertäler. Trotz Opposition der örtlichen Geistlichen war seine Evangelisationstätigkeit relativ erfolgreich. Manchmal predigte er mit Genehmigung in der Waldenserkirche oder mietete einen Saal für seine Vorträge. Er predigte aber auch einfach auf der Straße.

Aus den Monatsberichten geht hervor, dass er zum Beispiel im August 1864 36 Predigten und im September 1864 18 Vorträge hielt. Er schickte seine zahlreichen Berichte an seine Geldgeber in die USA, ohne ihnen gegenüber zu erwähnen, dass er die Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten einschließlich des Sabbats verkündete. Andererseits wies er seine Zuhörer nicht auf die Existenz der Adventisten in Amerika hin. Nach einem Jahr entstand durch Czechowskis Verkündigung eine erste Gruppe von Sabbat haltenden Christen. 1865 unternahm er kurze Missionsreisen nach Württemberg, Bayern, Sachsen und Preußen.

Im September 1865 verließ er die Waldensertäler und zog mit seiner Familie und seiner Sekretärin in die Schweiz, wo er sich in Grandson, im Kanton Waadt, niederließ. Die in Italien etablierte Gruppe überließ er der Obhut seines neuen Mitarbeiters François Besson.

Zog der Waldenserort Torre Pellice die Adventisten an?

Der Hauptort der Waldensertäler, Torre Pellice, spielte in der Frühgeschichte der Adventisten eine wichtige Rolle. Die Mitbegründerin Ellen G. White besuchte nach dem Tod von Czechowski die Kleinstadt drei Mal um, wie man so sagen könnte, seinen dort gesäten Samen zu ernten. Aber auch Czechowski’s Geldgeber, die Ersten-Tags-Adventisten (welche den Sonntag feierten) wollten seine Missionssaat ernten. So kam es vor, dass Ellen G. White im Erdgeschoss eines Hauses Vorträge abhielt, und die Ersten-Tags-Adventisten im ersten Stock des gleichen Gebäudes ebenfalls predigten. Die Ersten-Tags-Adventisten entstanden auch aus der Bewegung des Baptisten William Miller (1782-1849) in den USA und verkündeten wichtige Teile der Adventbotschaft.

Auch die Geschichte der Siebenten-Tags-Adventisten Italiens ist durch Namen, wie François Besson, Joseph Jones und Oscar Cocorda, eng mit Torre Pellice verbunden. Ferner wurden dort beispielsweise Catherine Revel − die Grossmutter des adventistischen Theologen Alfred Vaucher − und Jean-David Geymet, der später erster Buchevangelist der Adventisten in der Schweiz wurde, getauft.

Wie sah die Reise von den Waldensertälern in die Schweiz damals aus?

Für die Familie Czechowski war diese Reise gewiss kein „Zuckerlecken“: Der Tunnel durch den Mont Cenis war damals noch im Bau und für die Fahrt mit der Pferdekutsche über den 2.084 Meter hohen Bergpass hatten sie nicht genügend Geld. Sie bewältigten die Überquerung mit Gepäck und den kleinen Kindern (das jüngste war gerade 8 Monate alt) zu Fuß. Dann ging es weiter mit der Bahn bis Yverdon, dort war die Bahnlinie zu Ende. Nach ihrer Ankunft durften sie in einem Bauernhaus eine warme Suppe genießen und konnten dort auf dem Stroh übernachten. Am nächsten Tag gelang es Czechowski in Grandson eine Wohnung zu mieten. Von dort aus ging er von Dorf zu Dorf, mietete einen Saal oder bat um die Erlaubnis, in der Kirche sprechen zu dürfen.

In der Schweiz erlebte Czechowski ein Wechselbad der Gefühle: zwischen Erfolg und bitteren Erfahrungen.

Kaum in Grandson angekommen, hat Czechowski zur besseren Verbreitung der adventistischen Lehren mit der Herausgabe der Zeitschrift „L’Evangile Eternel“ (Das ewige Evangelium) begonnen. Im Oktober 1866 zog er nach Cornaux in der Nähe von Neuchâtel, gründete die „Mission Evangelique Européenne et Universelle de la Seconde Venue du Sauveur“ und richtete dort im Haus „Le Buisson“ eine Druckerei ein. Von dort aus verbreitete er seine Zeitschrift nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Italien, Frankreich, Holland, Deutschland, Polen und Ungarn. Daneben gab er französische und deutsche Broschüren heraus, die teilweise auf amerikanische adventistische Autoren zurückgingen. Außerdem reiste Czechowski durch die Schweiz, hielt Vorträge, taufte und bildete kleine Gruppen von sabbathaltenden Wiederkunfts-Gläubigen. Eine von ihnen entstand in Tramelan (Berner Jura im Kanton Bern) und wurde später die erste offizielle Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa.

1867 geriet Czechowski in größere Geldschwierigkeiten, da er mehr für die Verbreitung des Evangeliums ausgab als er an Unterstützungsgeldern einnahm. Hinzu kam, dass das Wohn- und Verlagshaus im neuenburgischen Cornaux im Frühjahr 1867 niederbrannte. Nach dem Brand ging er nach Hauterive, wo er durch die Aufnahme einer größeren Hypothek ein Haus bezog. Seine Mittel reichten jedoch nicht um die fälligen Zinsen zu entrichten.

Trotz Verarmung weiterhin als unermüdlicher Wanderprediger unterwegs?

Anfang 1868 erfuhr die ihn bis dahin unterstützende amerikanische Missionsgesellschaft, dass er neben der Botschaft vom wiederkommenden Herrn auch den „jüdischen Sabbat“ verkündete. Daraufhin stellte sie ihre Zahlungen an Czechowski ein.

Im gleichen Jahr verließ Czechowski die Schweiz, ohne seine Schulden beglichen zu haben, und begab sich auf ausgedehnte Missionsreisen, die ihn nach Freiburg, Baden-Baden, Karlsruhe und Stuttgart sowie nach Frankreich, Ungarn, Rumänien und die heutige Ukraine führte. Seine in der Schweiz zurückgelassene Frau starb am 22. Juli 1870 und wurde in St. Blaise beerdigt.

Czechowski verbrachte seine letzten Tage in Wien. Am 2. Februar 1876 brach er auf der Straße zusammen, wurde ins Großarmen- und Invalidenhaus, einer Abteilung des heutigen Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien, eingeliefert, wo er am 25. Februar im Alter von 57 Jahren an „Erschöpfung“ starb.

Heiliger oder Rebell?

Michael Belina Czechowski war weder ein Heiliger noch ein Rebell, sondern er war der erste adventistische Missions-Pionier in Europa.

* Jacques Th. Frei ist Pastor im Ruhestand und ausgewiesener Czechowski-Experte. Er hat verschiedene Beiträge und Bücher über das Leben und Wirken dieses Missions-Pioniers in Europa verfasst und an Czechowski-Symposien teilgenommen. Heute lebt er in Lopagno/Schweiz.

** Christian B. Schäffler ist Journalist, Gründer und langjähriger Leiter des Adventistischen Pressedienstes (APD) in Basel/Schweiz. Seit 2010 ist er im Ruhestand und veröffentlicht Beiträge bei CBS KULTUR INFO.

Historischer Hintergrund

In welchem politischen Umfeld Europas bewegte sich der polnische Idealist Czechowski?

Kindheit
Nach der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug 1812 kam es zur Zerstückelung seines Reiches. Durch die Wiener Kongress-Akte von 1815 beanspruchten Russland, Österreich und Deutschland (damals Preußen) jeder sein Stück Polen. Nur der durch die Akte neu geschaffene Krakauer Freistaat mit der Stadt Krakau war „frei“. Als Czechowski, 1818 in der Nähe von Krakau geboren, war sein Geburtsort auf russischem Gebiet. Seine Eltern hatten Napoleon unterstützt und dabei viel verloren. Denn unter Napoleon erwachte in Polen der Freiheitsgedanke und der Nationalismus. Die Enttäuschung über seine Niederlag war groß.

Jugend
Als Siebzehnjähriger trat Czechowski ins Franziskanerkloster von Stopnica ein und erhielt mit 25 Jahren in Warschau die priesterliche Weihe als Franziskanermönch. Er war auch politisch tätig und beteiligte sich an einem Putsch zur Befreiung Polens von der russischen Herrschaft. Wiederholt musste er wegen seiner politischen Agitationen fliehen. Noch im Jahr seiner Priesterweihe reiste er nach Rom mit dem Ziel, den Papst über die Missstände in den polnischen Klöstern zu informieren und Reformvorschläge zu unterbreiten. Zu jener Zeit herrschte in Italien politisches Chaos. Die Epoche der Nationalbewegung zwischen 1815 und 1870 ging als „Risorgimento“ in die italienische Geschichte ein.

Erwachsenenalter
Als Dreißigjähriger hielt sich Czechowski in Paris auf. Wieder war es eine Zeit der Revolution. Auf der Straße wurde er angehalten, es wurde ihm ein Gewehr in die Hand gedrückt und er sollte Wache stehen. Er schloss sich einer Freiwilligentruppe zur Befreiung Polens als Feldprediger an. 1848 was das Jahr der bürgerlich-revolutionären Erhebungen gegen die zu dieser Zeit in Europa herrschenden Mächte. Schließlich kam er nach Genf. In der Schweiz war 1847 der Bürgerkrieg („Sonderbundkrieg“) zu Ende. Als Ergebnis wurde durch die Bundesverfassung 1848 die Schweiz vom Staatenbund zum Bundesstaat geeint. Czechowski wirkte in der katholischen Kirche in Lancy für die polnischen Emigranten. Auch dort traf er auf Spaltung. Eifrige Katholiken unterstützten den Papst gegen eine Einigung Italiens, andere wollten Freiheit für Italien und Savoyen.

Im Jahre 1851, mit 33 Jahren, wanderte Czechoswki nach Nordamerika aus und blieb in den USA bis 1864, wo er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb. Es war eine Zeit der tiefen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Spaltung zwischen den Nord- und Südstaaten. Er erlebte wiederum eine Umbruchzeit, denn von 1861-1865 herrschte Bürgerkrieg (Sezessionskrieg). Als er 1856 die Glaubensgemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten kennenlernte, entschied er sich bald, das „ewige Evangelium“ − mit der Hauptbotschaft der bevorstehenden Wiederkunft Jesu − zu verkünden, und dies soweit möglich „allen Völkern, allen Nationen und in allen Sprachen“. Er wollte Europa auf die Wiederkunft vorbereiten.
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Wiederaufbau auf den Philippinen nimmt Gestalt an

Genf, Lugano und Zürich/Schweiz, 11.05.2014/APD   Die Schweizer Stiftung „Glückskette“ hat von den 42,2 Millionen Franken (34,6 Millionen Euro) an eingegangen Spenden für die Opfer des Taifuns „Haiyan“ auf den Philippinen bereits 9,7 Millionen Franken (8 Millionen Euro) in dreizehn Hilfsprojekte investiert, welche von acht Partnerhilfswerken der „Glückskette“ durchgeführt werden. Bis Ende des Jahres sollen 7.000 Häuser in traditioneller Bauweise und mit örtlich vorhandenen Baumaterialien wieder aufgebaut werden. Sie sollten künftigen Naturkatastrophen besser standhalten, so die „Glückskette“ in einer Medienmitteilung.

Die vor Ort tätigen Partnerhilfswerke hielten sich bei ihren Aktivitäten an die Richtlinien der „Glückskette“, welche den Schwerpunkt auf den Wiederaufbau von Gebäuden für Familien, Schulen und Gesundheitseinrichtungen sowie auf einkommensschaffenden Aktivitäten im Bereich der Land- und Forstwirtschaft legen. Die Stiftung konzentriere ihre Unterstützung auf die Opfer der Inseln Samar und Leyte, die durch heftige Stürme und die vom Taifun ausgelösten Regenmengen große Schäden erlitten hätten. Insbesondere Fischer und Bauern seien von den Folgen der Katastrophe betroffen.

Unterstützung privater Initiativen
Die Hilfswerke hätten Anfang 2014 unter Mitwirkung der Einheimischen mit dem Wiederaufbau der Häuser begonnen. Dabei werde auf die Einhaltung der Normen für erdbeben- und wirbelsturmsicheres Bauen geachtet. Schutzbedürftige Menschen erhielten ein fertiges Haus. Parallel zum Wiederaufbau laufe in besonders stark verwüsteten Gebieten die Nothilfe weiter.

Nothilfeprojekt von ADRA Schweiz abgeschlossen
Dank Einsparungen bei Einkauf und Transport hätten mit dem Nothilfeprojekt der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Schweiz in der philippinischen Provinz Aklan 700 Familien mehr mit Nahrungsmittelpaketen versorgt werden können als geplant. Das von der „Glückskette“ mitfinanzierte Projekt sollte 3.500 Familien während zwei Wochen mit Lebensmitteln versorgen, nun seien es 4.200 Familien gewesen, oder 19.852 Personen. Der Nährwert habe internationalem Standard entsprochen. Die Pakete hätten unter anderem Reis, Sardinen, Nudeln, Öl, Mungobohnen und Erdnussbutter enthalten, wie das Hilfswerk mitteilte.

ADRA Schweiz statte in einem zweiten Projekt in der Provinz Aklan 550 Familien mit Bau- und Hilfsmaterialien sowie Werkzeug aus, damit sie ihre Häuser selbst reparieren könnten. Unterstützung erhielten sie dabei von zehn ausgebildeten Schreinern, welche eigens für das Projekt angestellt worden seien. In einem dritten Projekt plane ADRA einer noch größeren Anzahl betroffener Familien zu helfen, ihre Häuser wieder aufzubauen.

Partnerhilfswerke der „Glückkette“ auf den Philippinen
Von der „Glückskette“ unterstützte Hilfswerke: Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA, Association des Amis de la Fraternité International des Prisons (kein Partnerhilfswerk), Caritas Schweiz, Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS), Medair, Schweizerisches Rotes Kreuz, Solidar Suisse, Terre des hommes – Kinderhilfe sowie betroffene Schweizerinnen und Schweizer über die Auslandschweizer-Organisation.
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Europäische Kirchen beraten über Verbesserung der Lage der Roma

St. Gallen/Schweiz, 10.05.2014/APD   Der Rat der europäischen römisch-katholischen Bischofskonferenzen (CCEE) und die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) trafen sich unter der Ägide des EU-Vorsitzes Griechenland in Athen zur Beratung von Verbesserungsmöglichkeiten der Situation der Roma in Europa. Die Beratung vom 5. bis 7. Mai fand auf Einladung des Ökumenischen Patriarchats in Konstantinopel (Istanbul) statt, wie die CCEE in einer Medienmitteilung schreibt.

Am Treffen hätte der Vize-Außenminister Griechenlands, Kyriakos Gerontopoulos, die Teilnehmer begrüßt und die Bedeutung der „sozialen Integration der Roma, unter Wahrung ihrer kulturellen Traditionen und ihres Lebensstils“ unterstrichen.

Der Vorsitzende des Europäischen Forums der Roma und Fahrenden habe laut CCEE einen Überblick der derzeitigen Anliegen der Roma-Organisationen in Europa gegeben und auf die besorgniserregenden Formen von Zigeunerfeindlichkeit und Hasskampagnen gegen diese Volksgruppen in Europa hingewiesen.

Im Abschlusscommuniqué brachten CCEE und KEK besonders ihre Sorgen über die zigeunerfeindlichen Reden in Europa und den Ausschluss der Roma „seitens der Gesellschaft, insbesondere was Bildung, Arbeit, Unterkunft und Gesundheit betrifft“, zum Ausdruck. Sie erinnern daran, dass „die Roma Bürger der europäischen Staaten sind, mit Rechten und Pflichten. Bewegungsfreiheit, Niederlassungsfreiheit, das Recht sich dort für eine Arbeit zu bewerben, wo ein Angebot besteht“, seien Rechte aller Bürger der Europäischen Union und müssten daher auch für die Minderheit der Roma respektiert werden.

Die Teilnehmer hätten laut CCEE gefordert, dass Integration der Roma in die Gesellschaft nicht mit Assimilierung verwechselt werden dürfe. Gleichzeitig unterstrichen sie die wichtige Rolle der Kirchen für die Verbesserung der Situation der Roma in vielen Teilen Europas: „Die Gemeinden vor Ort bieten einen Raum für interkulturelle Begegnungen der verschiedenen Gemeinschaften und fördern so die Akzeptanz und das Vertrauen.“ Zudem könnten sie eine Kultur der Bildung und des Lernens unter den Randgemeinschaften fördern.

„Als Vertreter christlicher Kirchen bekräftigen wir unsere Überzeugung, dass jedes Menschenwesen zum Bild Gottes geschaffen ist und ungeachtet seiner ethnischen Identität Anteil an der gleichen Menschenwürde hat“, heißt es im Abschlusscommuniqué von CCEE und KEK. Sie wollten ihr Engagement verstärken sowie weitere wirksame Maßnahmen erwägen, um die Situation der Roma in Europa zu verbessern.
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Weiterbildung in Pflegemanagement

Projekt der Pfeifferschen Stiftungen mit Theologischer Hochschule Friedensau

Friedensau bei Magdeburg, 09.05.2014/APD Ein gemeinsames Projekt zur Qualifizierung von pflegerischen Fach- und Führungskräften auf Hochschulniveau haben die Kliniken der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg und die adventistische Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg vereinbart. Dabei sollen pflegerische Fach- und Führungskräfte unter anderem in folgenden Bereichen qualifiziert werden: Projektmanagement, Gesundheitsökonomie, Fallmanagement, pflegefachliches Handeln, Assessmentverfahren, Qualitätsmanagement, Gesundheitswissenschaften und Spiritual Care.

Die Festlegung der Themen und Inhalte erfolge in einem Konsensprozess zwischen der Theologischen Hochschule Friedensau und ihrem Bachelor-Studiengang Pflege- und Gesundheitswissenschaften sowie de Pflegedirektion der Kliniken der Pfeifferschen Stiftungen. Die Inhalte würden wissenschaftlich und fachlich auf dem Niveau eines gesundheits- und pflegewissenschaftlichen Bachelorstudiums bearbeitet und vertieft. Ab Sommer 2014 werde pro Halbjahr ein Lehr-/Lernmodul im Umfang von 150 Stunden angeboten und mit insgesamt sechs Präsenztagen sowie eingeschlossenem Online-learning und einer modulabschließenden Prüfungsleistung an den Standorten Lostau, Magdeburg und Friedensau durchgeführt. Die Dozenten der Module seien erfahren in der Lehre an Hochschulen und gleichzeitig kompetent in den fachlichen Inhalten. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Moduls erhielten die Teilnehmenden ein Zertifikat der Theologischen Hochschule Friedensau. Mit dem Start des Kooperationsvorhabens seien bereits alle Teilnehmerplätze belegt.

Die Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg, 1889 von dem evangelischen Pfarrer Gustav Adolf Pfeiffer gegründet, sind eine der traditionellen diakonischen Komplexeinrichtungen in Mitteldeutschland mit über 1.200 Mitarbeitern. Das Akutkrankenhaus in Magdeburg-Cracau ist akademisches Lehrkrankenhaus der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und verfügt über die größte orthopädische Klinik Sachsen-Anhalts. Weiterhin bieten die Lungenklinik Lostau und das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Magdeburg-Cracau eine ambulante und stationäre Versorgung. Wohnangebote für Menschen mit Behinderungen gehören ebenso zum Leistungsspektrum, wie eine Werkstatt für behinderte Menschen, das Kinderzentrum – Sozialpädiatrisches Zentrum (in gemeinsamer Trägerschaft mit der Caritas), ambulante und stationäre Hospizarbeit, eine Krankenpflegeschule und verschiedene Altenpflegeheime. Ambulanten Dienste wurden unter anderem mit der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in den letzten Jahren im nördlichen Sachsen-Anhalt aufgebaut. Weitere Informationen unter http://www.pfeiffersche-stiftungen.de.

Die staatlich anerkannte Theologische Hochschule Friedensau wurde 1899 gegründet. Sie ist in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und hat die Fachbereiche Theologie und Christliches Sozialwesen mit Bachelor- und Masterstudiengängen. Etwa 190 Studenten sind an der Hochschule eingeschrieben. Unter Leitung von Professorin Dr. Dr. Silvia Hedenigg wird auch der berufsbegleitende Masterstudiengang „Sozial- und Gesundheitsmanagement“ angeboten. Er hat laut Hedenigg das Ziel, „an der Bewältigung von gegenwärtigen und prognostizierbaren sozialen und gesundheitsbezogenen Herausforderungen unserer Gesellschaft aktiv mitzuwirken“. Den dualen Bachelor-Studiengang „Gesundheits- und Pflegewissenschaften“ leitet Professorin Dr. Margarete Reinhard. Er wird in Kooperation mit der Akademie für Gesundheits- und Krankenpflege des adventistischen Krankenhauses „Waldfriede“ in Berlin-Zehlendorf durchgeführt. Weitere Informationen unter http://www.thh-friedensau.de.
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Amtszeit von Bischöfin Wenner als Ratspräsidentin der Methodisten beendet

Frankfurt am Main, 08.05.2014/APD   Bei der Tagung des Internationalen Bischofsrats der United Methodist Church (UMC) in Epworth-by-the-Sea, St. Simons Island, Georgia/USA, hat Rosemarie Wenner (Frankfurt/Main), Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland, die Präsidentschaft an Bischof Warner Brown übergeben. Damit endet ihre zweijährige Amtszeit als Präsidentin des Bischofsrats.

Rückblickend auf die beiden Jahre sagte Wenner, dass sie ihren Dienst als Vorsitzende unter dem Blickwinkel einer Christin außerhalb der USA versah. Als Bischöfin aus Deutschland habe sie versucht, viele drängende Fragen mit einer weiten Perspektive anzugehen, um als Kirche in Vielfalt zusammenzuleben. „Ich bin voller Zuversicht, dass Bischof Brown diese Fragen aufgreift und zusammen mit dem Team der Bischöfe die Kirche darauf ausrichtet, die Gemeinden in ihrer Lebendigkeit zu fördern damit durch die Gemeinden die Welt verändert wird“, betonte sie. Auch ihr Nachfolger Warner Brown hob hervor, dass „wir als Kirche in Vielfalt voneinander viel zu lernen haben, um wirksam Kirche zu sein, Menschen in die Nachfolge Christi zu rufen, die Welt zu verändern, die Bedürfnisse der Menschen zu sehen und darauf zu reagieren. Deshalb müssen wir miteinander reden sowie ehrlich miteinander und voneinander lernen.“ Die offizielle Amtsübergabe mit der traditionellen Übergabe des „Sitzungshammers“ wird im Rahmen einer Feier bei der Tagung des Bischofsrats im November 2014 stattfinden.

Weltweit gehören über 80 Millionen Menschen methodistischen Kirchen an. Der Internationale Bischofsrat der United Methodist Church ist die Zusammenkunft aller aktiven und pensionierten Bischöfe der weltweiten UMC. Er vertritt 11,8 Millionen Kirchenglieder und trifft sich zweimal im Jahr. In der UMC gibt es 46 Bischofssprengel in den USA und 20 außerhalb Nordamerikas. Der Präsident des Internationalen Bischofsrats leitet dessen Sitzungen. Er hat keine zusätzliche Autorität über die anderen Mitglieder des Rates. Die Amtszeit des Präsidenten dauert zwei Jahre. Dem Präsidium des Bischofsrats gehören neben dem Präsidenten auch der designierte Präsident, der Schriftführer, der Exekutivsekretär, der Beauftragte für Ökumene und der Vorsitzende der letzten Amtszeit an. Als Exekutivsekretär dient für eine vierjährige Amtszeit ein pensionierter Bischof. Das Büro des Rates befindet sich in einem UMC-Gebäude gegenüber dem Kapitol und dem Obersten Gerichtshof der USA in Washington DC. In Deutschland umfasst die Evangelisch-methodistische Kirche knapp 54.000 Mitglieder und Kirchenangehörige.
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"Mit Händen reden, Gott erleben“

Internationales Gehörlosentreffen ohne Sprachverwirrung

Altena/Westfalen, 07.05.2014/APD   Zum Internationalen Gehörlosentreffen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten kamen 75 Teilnehmer aus neun Nationen nach Altena/Westfalen ins Bergheim Mühlenrahmede. Über die Osterfeiertage waren Gehörlose, Schwerhörige sowie Dolmetscher und Referenten aus den USA, Spanien, Kenia, Frankreich, Schweiz, England, Finnland, Lettland, Österreich und Deutschland angereist. Gleichzeitig wurde das 95-jährige Jubiläum der adventistischen Gehörlosengemeinschaft in Deutschland gefeiert.

In der Festansprache zum Jubiläum ging es Dr. Rolf Pöhler, Professor für Systematische Theologie an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, um die Frage „Hörst du auch, was du siehst?“. Pastor Gerd Wildemann (Hannover), Beauftragter der Gehörlosengemeinschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, erinnerte an die Anfänge vor 95 Jahren. 1919 erklärte in Bremen eine junge Frau, Margarete Puich, ihren gehörlosen Eltern die Botschaft von Jesus Christus in der Gebärdensprache. Bald darauf kümmerte sie sich auch um andere hörgeschädigte Gottesdienstbesucher. Seit diesen Anfängen fänden gegenwärtig jeden Samstag, dem biblischen Sabbat, in über 20 deutschen Adventgemeinden Gottesdienste mit Übersetzung in der Gebärdensprache statt. In Gesprächskreisen und besonderen Aktionswochen studierten Gehörlose und Hörende gemeinsam die Bibel und würden die Botschaft anderen Menschen weitergeben. Durch die modernen Kommunikationsmittel sei man heute besser miteinander verbunden, so Wildemann. Seit Ostern 1974 gebe es jährlich Bundestreffen zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch.

Pastor Corrado Cozzi (Bern/Schweiz), Kommunikationsdirektor der Intereuropäischen Kirchenleitung der Adventisten, wies darauf hin, dass weltweit über 250 Millionen Menschen hörgeschädigt seien, davon etwa 35,5 Millionen in Europa. Von diesen würden nur zwei Prozent einer christlichen Gemeinschaft angehören. Viel zu lange hätten Christen die Hörgeschädigten vernachlässigt. Deshalb gelte es nach dem Motto des Zusammenseins „Mit Händen reden, Gott erleben“.

Wie das zu Ostern praktisch aussah, schilderte Gerd Wildemann. Die Referenten hätten Deutsch oder Englisch gesprochen. Ihre Worte seien in die deutsche, französische, lettische, spanische und finnische Gebärdensprache übersetzt worden. Zudem hätten zwei Schriftdolmetscher alles in Englisch auf eine Leinwand projiziert und einem taubblinden Teilnehmer das gesprochene Wort per Computer in Blindenschrift übersetzt. Trotz unterschiedlicher Sprachen habe es keine Sprachverwirrung gegeben. Auch umgekehrt hätte die Verständigung funktioniert. Pastor Henry Maina Kamau aus Nairobi, selbst gehörlos, habe über seine Arbeit unter Gehörlosen in Kenia berichtet und Maren Wöhler (Hamburg) seine Gebärden in englische Lautsprache übersetzt, was wiederum von Bastian Bak, Sohn gehörloser Eltern, in die deutsche Gebärdensprache übertragen worden sei.

Ein besonderer Höhepunkt für die Teilnehmer der Tagung wäre das Programm „Meine Bibel“ des spanischen Pantomimen Carlos Martinez aus Barcelona gewesen. Es habe laut Wildemann etwa 170 Besucher im Zentrum der Freien evangelischen Gemeinde in Lüdenscheid beeindruckt. Außerdem hätten ein Ausflug mit Besuch der „Atta Höhle“, eine Schifffahrt auf dem Biggesee und die Stadtbesichtigung von Attendorn stattgefunden.

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"Jesus for President!?" – Christ und Politik

Bundestagsabgeordneter Frank Heinrich bei adventistischem Studententreffen

Friedensau bei Magdeburg, 06.05.2014/APD   Unter dem Motto „Jesus for President!? – wenn Christen sich politisch und sozial engagieren“ fand vom 30. April bis 4. Mai auf dem Campus der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg das Studenten-Bundestreffen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten statt. Es wurde von Ruben Grieco und Bert Seefeld, den Jugendabteilungsleitern der Freikirche in Deutschland, organisiert.

Frank Heinrich (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages, gab den rund 50 Teilnehmenden Einblick in seinen persönlichen und beruflichen Werdegang, in die Arbeitsweise der beiden Ausschüsse „Menschenrechte und humanitäre Hilfe“ sowie „Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“, in denen er mitarbeitet. Der ausgebildete Sozialpädagoge und Theologe erläuterte den Unterschied zwischen Fraktionsdisziplin und Fraktionszwang und wie er als aktiver Christ mit Vorlagen umgehe, die er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren könne oder bei denen er anderer Auffassung sei.

„Die Stärke der Christen liegt im Umgang mit ihrer Schwäche“, sagte Heinrich, ehemaliger Heilsarmeeoffizier. Vergebung sei ein wichtiger Wert, nicht nur privat, sondern auch in der Politik. Man könne dadurch konstruktiv mit Verletzungen umgehen, sei selbst weniger belastet und trage anderen Personen nichts nach. Als Politiker und Christ gehe es darum, die eigenen Werte, wie Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Nachhaltigkeit, Solidarität ins Leben zu übersetzen und für sich eine Werterangordnung zu bilden. Als der Parlamentarier über die inhaltlichen, strukturellen und zeitlichen Herausforderungen eines Abgeordneten sprach, bat er die Anwesenden, für ihn und andere Politiker zu beten. In den Rückmeldungen der Jugendlichen kam Ernüchterung über den „Traumjob“ Politiker zum Ausdruck.

Frank Heinrich machte den Jugendlichen Mut, in ihrer lokalen Umgebung soziale Projekte zu beginnen oder sich in bestehenden zu engagieren. Dabei zeigte er auch mögliche Vorgehensweisen zur Realisierung auf. Der Parlamentarier stellte beispielhaft das Projekt „Gemeinsam gegen Menschenhandel“ vor, dessen 1. Vorsitzender er ist (http://www.gemeinsam-gegen-menschenhandel.de/).

„Es gibt weder DIE christliche Politik noch DIE christliche Partei“, betonte Herbert Bodenmann, zuständig für Außenbeziehungen und Religionsfreiheit der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz. Mit Bezug auf das Tagungsthema „Jesus for President!?“ hob er hervor, dass ein christlicher Staat aus adventistischer Sicht kein erstrebenswertes Ziel sei, da christliche Forderungen und Verhaltensweisen nicht per Gesetz diktiert werden könnten, sondern das Ergebnis einer freiwillligen Entscheidung und individueller Lebensführung sein sollten. Er stellte den Jugendlichen das Vorbild der Menschwerdung Jesu als Lebensmodell vor, der sich unterschieds- und selbstlos mit Armen und Reichen beschäftigt habe. Das Graffiti in einer Bahnhofsunterführung „Mach’s wie Gott, werde Mensch“, drücke dies treffend aus. Christus habe durch seine bedingungslose Liebe zu überzeugen versucht, aber niemanden zu seinem Glück gezwungen. Deshalb könnten es sich auch seine Nachfolger leisten, den Staat nicht zur Durchsetzung ihrer Ziele einzuspannen. Adventisten seien aus Überzeugung entschiedene Vertreter der Trennung von Kirche und Staat.

Adventistische Christen forderten die Religions- und Weltanschauungsfreiheit für alle Menschen, nicht nur für sich selbst, so Bodenmann. Das gebe jedem Individuum die Möglichkeit, sein Leben in Freiheit und Selbstverantwortung zu gestalten. Durch Einblicke in die Geschichte der Freikirche sowie in seine Arbeit zeigte er auf, wie wichtig es für eine Kirche sei, mit Behörden, der Gesellschaft und anderen Kirchen ständig Kontakte zu unterhalten, transparent zu sein und sich nicht zu isolieren, sondern sich konstruktiv in der Gesellschaft zu engagieren.

Tobias Koch, Rechtsanwalt und Dozent für Sozialrecht an der Theologischen Hochschule Friedensau, erläuterte den Studenten und Studentinnen das Vorgehen, wenn an ihrer Universität Prüfungen an einem Samstag festgesetzt würden. Adventisten feiern im Gegensatz zu den meisten christlichen Kirchen den Samstag (Sabbat) als biblischen Ruhetag. Viele adventistische Studenten könnten deshalb aus Gewissengründen an diesem Tag keine Prüfungen schreiben. Koch wies darauf hin, dass nach der Bekanntgabe eines Prüfungstermins an einem Samstag sofort interveniert werden müsste, da die Universität genügend Zeit brauche, um eine terminliche Alternative anzubieten. Er sagte den Studenten fachlichen Beistand und die Unterstützung der Freikirche bei rechtlichen Schritten zu, wenn sie nicht selbst eine Lösung in Gesprächen mit Universitätsvertretern fänden. Der Rechtsanwalt stellte auch ein Merkblatt in Aussicht, das auf dem Internet zugänglich sein solle, um über die Vorgehensweise bei Prüfungsterminen am Samstag zu informieren.

Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, mit 34.901 erwachsen getauften Mitgliedern, betreut über 2.000 Kinder im Kindergottesdienst sowie durch die Adventjugend fast 8.000 Pfadfinder, Teenager und Jugendliche. Sie ist in jedem Bundesland eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und hat sieben regionale Kirchenleitungen (Vereinigungen), die zum Nord- und Süddeutschen Verband als überregionale Zusammenschlüsse gehören. Sie unterhält unter anderem die Berliner Krankenhäuser „Waldfriede“ und „Nikolassee“ , die Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg, das Schulzentrum Marienhöhe, Darmstadt, mit Gymnasium, Real- und Grundschule sowie sieben weitere Grund- beziehungsweise Realschulen, fünf Kindergärten und eine Heilpädagogische Tagesstätte für Vorschulkinder in Neuburg/Donau.
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14.000 Euro für "Desert Flower Center Waldfriede“

Benefizkonzert des Stabsmusikkorps der Bundeswehr mit Werken aus zwei Jahrhunderten

Berlin, 05.05.2014/APD   Mit stehendem Beifall bedankten sich rund 700 Besucher für das Benefizkonzert des Stabsmusikkorps der Bundeswehr am 4. Mai im „Estrel Convention Center“ in Berlin-Neukölln. Dabei spielten die Musiker 14.000 Euro für genitalverstümmelte Frauen ein, die im „Desert Flower Center Waldfriede“ am Krankenhaus „Waldfriede“, einer Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Berlin-Zehlendorf, ganzheitlich behandelt werden.

Unter Leitung von Oberstleutnant Walter Ratzek und Hauptmann Tobias Wunderle präsentierte das symphonische Blasorchester Werke aus zwei Jahrhunderten. Die Ouvertüre „1812“ von Peter Tschaikowski, „Abschied der Slawin“ von Wassili Agapkin und ein Marsch nach Motiven der Oper „Die Hugenotten“ von Giacomo Meyerbeer gehörten genauso dazu, wie das Konzert für Soloposaune und Blasorchester des englischen Komponisten Philip Sparke mit dem Solo-Posaunisten der Berliner Philarmoniker, Olaf Ott. Zudem gab es einen Ausschnitt aus „Porgy & Bess“ von George Gershwin, „The Bandwagon“ von Philip Sparke und Höhepunkte aus den Musicals „Phantom der Oper“, „Starlight Express“, „Elisabeth“ und „Mamma Mia“. Hier begeisterte besonders die temperamentvolle, aus Portugal stammende Sopranistin Leonor Amaral die Zuhörer.

Aufgabe des Stabsmusikkorps der Bundeswehr mit seinen über 110 Musikern ist, im Rahmen des protokollarischen Ehrendienstes gemeinsam mit dem Wachbataillon des Verteidigungsministeriums alle Staatsgäste der Bundesrepublik Deutschland zu begrüßen. Dabei spielt das Orchester jedes Jahr über 70 verschiedene Nationalhymnen. Einen besonderen Stellenwert haben für die Musiker Benefizkonzerte für karitative Zwecke.

Mit „Desert Flower Center Waldfriede“ ein lebenswertes Leben ermöglichen
Der Berliner Senator für Justiz und Verbraucherschutz, Thomas Heilmann (CDU), würdigte die Arbeit des „Desert Flower Center Waldfriede“ als Zeichen der „Solidarität und Menschlichkeit“. Dabei werde Frauen, die Opfer des „weltweiten Verbrechens“ der Genitalverstümmelung geworden seien, ein neues Leben ermöglicht. Er überbrachte auch Grüße der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Schirmherrin des Benefizkonzerts. Auch sie betonte in ihrem schriftlichen Grußwort: „Ich finde es wichtig, dass wir auf die Grausamkeit weiblicher Genitalverstümmelung aufmerksam machen, damit sie eines Tages ein Ende hat. Genauso wichtig finde ich es, dass wir den Opfern helfen, um ihnen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.“

Die Kenianerin Evelyn Brenda, die ehrenamtlich für das „Desert Flower Center Waldfriede“ sowie für die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA arbeitet, machte darauf aufmerksam, dass in ihrem ostafrikanischen Heimatland unter den Massai die Genitalbeschneidung von Mädchen üblich sei. „Ein Mädchen kann dort erst heiraten, wenn es beschnitten ist.“ Diese Vorstellung sei in den Köpfen der Menschen so fest verankert, dass auch in Deutschland die Genitalverstümmelung junger Mädchen praktiziert werde.

Oberärztin Dr. Cornelia Strunz berichtete, dass die wiederherstellende Operation nicht immer das Thema für die Frauen sei, die zu ihr in die Sprechstunde kämen. In vielen Fällen gehe es einfach darum, etwas gegen die Schmerzen zu unternehmen, unter denen die Frauen seit der Beschneidung litten. Jeder Gang zur Toilette, jeder Geschlechtsverkehr könne mit großen Schmerzen verbunden sein. Neben wiederherstellenden Operationen der entfernten Klitoris und Schamlippen konzentriere sich das ärztliche Team auf Narben, Fisteln und Inkontinenz – allesamt Folgen der grausamen Prozedur, an denen die betroffenen Frauen oft ihr Leben lang litten. Operationsbegleitend würden die Patientinnen psychosozial betreut.

Das „Desert Flower Center“ wurde am 11. September 2013 am Krankenhaus „Waldfriede“ in Berlin-Zehlendorf eröffnet. Waris Dirie, Autorin von „Wüstenblume“ und Gründerin der „Desert Flower Foundation“, Wien, weihte das Zentrum mit einer bewegenden Rede ein. Sie war selbst als Kind Opfer der Genitalbeschneidung und kämpft seit 2002 gegen diese Menschenrechtsverletzung.

Ärzte mit Erfahrung – medizinische und psychologische Beratung
Leiter des Zentrums ist Professor Dr. Roland Scherer. Auf die Frage, warum sich gerade „Waldfriede“ für diese Patientinnen einsetze, antwortete er: „Das ergibt sich auch aus der Spezialisierung unseres Hauses auf die Darm- und Beckenbodenchirurgie. Hier gehören wir deutschlandweit zu den Ärzten mit der meisten Erfahrung.“ Seit der Eröffnung seien bereits 13 Frauen operiert worden, etwa 50 hätten sich in der Sprechstunde sowie weitere 70 am Telefon medizinisch und psychologisch beraten lassen. Die Warteliste für weitere Operationen, die einmal monatlich stattfänden, sei inzwischen gut gefüllt. Die Behandlungskosten für nichtversicherte Patientinnen würden aus Spendengeldern des „Fördervereins Krankenhaus Waldfriede“ e.V., der auch das Benefizkonzert veranstaltete, finanziert.

Scherer gab zu bedenken: „Wir können die Verstümmelungen der Frauen nicht vollständig rückgängig machen, aber wir können ihnen Lebensqualität zurückgeben.“ Das Center wolle den Frauen auch bei ihrer Auseinandersetzung mit den Familien helfen, welche die Behandlung nicht unbedingt gutheißen würden und oftmals als Traditionsbruch betrachteten. Auch die Seelsorgerin des Krankenhauses „Waldfriede“, Gabriele Stangl, betonte: „Unsere europäischen Maßstäbe und Wertvorstellungen bringen uns nicht unbedingt weiter, wenn wir verstehen wollen, was Mütter dazu treibt, ihren Mädchen so etwas Furchtbares wie die Beschneidung auf den Weg ins Leben mitzugeben.“ Es gelte, die Frauen darin zu bestärken, dass sie mit ihrem Schritt zur Behandlung etwas sehr Wichtiges für sich und ihre Gesundheit tun würden. „Das Vertrauen zu uns kann sich dann erst beim Kennenlernen entwickeln.“

„Waldfriede“, Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin, verfügt mit 160 Betten über die Bereiche Erste Hilfe, Innere Medizin, Anästhesie/Intensivmedizin/Schmerztherapie, Zentrum für Interdisziplinäre Intensivmedizin, Minimal-invasive Chirurgie, Endokrine- und Viszeralchirurgie, Handchirurgie, obere Extremität und Fußchirurgie, Unfallchirurgie, Zentrum für Darm- und Beckenbodenchirurgie, Interdisziplinäres Beckenbodenzentrum, Gynäkologie und Geburtshilfe, Radiologie/Computertomographie, Physiotherapie sowie Gesundzeitzentrum „PrimaVita“. Weitere Leistungen des Krankenhauses sind Ambulante Psychotherapie, Kurzzeitpflege, Sozialstation, Labormedizin, Medical Check Up sowie die Akademie für Gesundheits- und Krankenpflege. Jährlich werden etwa 14.000 Patienten stationär und 47.000 ambulant behandelt.

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Ziehung der Losungen für 2017 in Herrnhut

Herrnhut, Landkreis Görlitz, 02.05.2014/APD   Am 30. April wurden in Herrnhut (Oberlausitz) die Losungen für den Jahrgang 2017 gezogen. Das geschieht jedes Jahr in der Nähe des 3. Mai, des Tages, an dem 1728 erstmals eine „Losung“ in Herrnhut herausgegeben wurde. Das Losungsziehen beginnt mit einer gemeinsamen Andacht aller Mitarbeitenden um acht Uhr früh im Vogtshof, dem Herrnhuter Direktions- und Verwaltungssitz der Europäisch-Festländischen Brüder-Unität (EFBU), und wird in drei Abschnitten für jeweils vier Monate durchgeführt. An einem Durchgang sind mehrere Personen beteiligt: Eine Person zieht aus der „Losungsschale“ ein Kärtchen mit einer Nummer. Eine weitere liest aus dem „Spruchgutbuch“ den dazu gehörigen alttestamentlichen Text vor und zwei Personen protokollieren.

Damit sich Losungssprüche nicht jährlich wiederholen, wird der aktuell gezogene Jahrgang aus dem Bestand für die nächste Ziehung herausgenommen und erst zwei Jahre später der Sammlung wieder zugefügt. Es stehen somit rund 1.100 Sprüche aus einem Spruchgut von insgesamt 1.824 zur Verfügung. Das gesamte Spruchgut wird etwa alle zehn Jahre durchgesehen und gegebenenfalls behutsam erneuert. Insgesamt dauert der Prozess von der Ziehung der Losungen bis zum Druck etwa zwei Jahre.

Die zweiten Verse aus dem Neuen Testament werden nicht gelost, sondern später durch den Losungsbearbeiter ausgesucht und bis zur endgültigen Festlegung durch einen Losungsprüfausschuss durchgesehen, kommentiert und gegebenenfalls durch den Bearbeiter ersetzt. Wie diese zweiten, neutestamentlichen Texte sucht der Losungsbearbeiter auch passende Liedverse, Meditationen, Gedichte oder Gebete heraus, die ebenfalls durch den Losungsprüfausschuss begutachtet werden. Mit diesen dritten Texten als Antwort gläubiger Menschen auf Gottes Wort sind die Herrnhuter Losungen erst vollständig. Losungsbearbeiter ist zurzeit Pfarrer Erdmann Becker in Herrnhaag/Büdingen (Hessen). Wenn die neutestamentlichen Verse zu den neuen Losungen feststehen – das ist etwa nach einem Jahr der Fall – wird der Bestand an ausländische Übersetzer, Bearbeiter und Herausgeber sowie an die Redaktion der Jugendlosungen gegeben.

Die Losungen werden von der Evangelischen Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine seit 1731 herausgegeben. Für 2014 liegt somit die 284. Ausgabe in ununterbrochener Folge vor. Sie werden zurzeit in 55 Sprachen weltweit in weit über einer Million Exemplaren gedruckt. Sie vereinen damit Christen aus vielen Kulturen und Konfessionen. Die Losungen sind das am weitesten verbreitete Andachtsbuch in Deutschland. Die Auflage der deutschen Ausgaben liegt bei einer Million.
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