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Ukraine: Adventistischer Pastor während Gottesdienst entführt

Silver Spring, Maryland/USA, 30.09.2014/APD   Der adventistische Pastor Sergei Litovchenko wurde nach Angaben der Kirchenleitung in Kiew am Samstag, 27. September, während des Abendmahlsgottesdienstes in Horlivka in der Ostukraine von bewaffneten Separatisten in Tarnanzügen entführt. Sie hätten die Gottesdienstbesucher aufgefordert, das Gebäude zu verlassen, den Pastor in ein Auto gedrängt und seien mit ihm weggefahren. Die Entführer hätten ihren Überfall mit den Worten begründet: „Dies ist orthodoxes Land. Hier gibt es keinen Platz für verschiedene Sekten.“

Laut Pastor Ivan Ostrovsky, Mediensprecher der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in den ehemaligen GUS-Staaten, werde der Pastor als Gefangener gehalten. Die Familie hätte ihm warme Kleidung und Essen zukommen lassen können. Pastor Vassily Nichik, Kommunikationsverantwortlicher der Westrussischen Kirchenleitung, bat die Adventisten weltweit für den entführten Pastor zu beten. Es seien in Vergangenheit verschiedene adventistische Kirchenmitglieder von Separatisten entführt, aber immer freigelassen worden, so Nichik. Die adventistische Kirche ist sowohl in Russland als auch in der Ukraine offiziell anerkannt.

Pastor Litovchenko ist einer von verschiedenen Geistlichen von Minderheitenkirchen in der Ostukraine, die von Separatisten entführt worden sind, wie Radio Vatikan berichtete.

Adventisten in der Ukraine
In der Ukraine mit 45,5 Millionen Einwohnern, feiern 51.900 erwachsen getaufte Adventisten in 899 Kirchen jeden Samstag, dem biblischen Ruhetag, ihren Gottesdienst. Sie unterhalten eine Höhere Fachschule, eine Klinik, ein Sanatorium, ein Medienzentrum, ein TV-Studio sowie einen Verlag.
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Kriegsdienstverweigerung ist immer noch ein Thema

Bonn, 30.09.2014/APD   Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) will das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung (KDV) wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. „Auch nach Aussetzung der Wehrpflicht vor drei Jahren verweigern nach wie vor Männer und Frauen aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe“, betonte EAK-Bundesvorsitzender Dr. Christoph Münchow bei einem Studientag der EAK im badischen Bühl. Vor dem Hintergrund, dass seit 2011 immer mehr KDV-Beratungsstellen ihre Arbeit einstellen würden, ergebe sich hier eine wichtige Aufgabe für die künftige Tätigkeit der EAK, meinte Münchow: „Die Kriegsdienstverweigerung ist nach wie vor ein Thema.“

Dass Fragen der Kriegsdienstverweigerung wichtiger würden, könne auch die Bundesgeschäftsstelle der EAK in Bonn bestätigen. „Bei uns nimmt die Zahl der Beratungen deutlich zu, zunehmend sind es auch Reservisten, die verweigern“, berichtete Jasmin Schwarz, die zuständige Referentin der EAK. Zudem würde die evangelische Friedensorganisation auch verstärkt von Kirchen oder Organisationen um Rat gefragt.

Doch dieses Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung gerate zunehmend in Gefahr, warnte in Bühl der Bremer Rechtsanwalt Franz Korzus, der sich mit seiner Kanzlei auf das Wehr- und Soldatenrecht spezialisiert habe. So seien seit 2011 die Anerkennungsquoten für Kriegsdienstverweigerer immer weiter zurückgegangen, mittlerweile auf bis zu 50 Prozent. Dabei sei kaum vorstellbar, in welche Not Menschen geraten würden, denen dieses Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung abgesprochen werde. „Das ist ein Alarmzeichen, dass hier ein dringender Handlungsbedarf besteht“, sagt Korzus.

„In unserer Arbeit stellen wir verstärkt fest, dass das Militär zunehmend Einfluss auf die Entscheidungen der zuständigen zivilen Stellen bei der Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer nimmt. Hier spielt die Bundeswehr eine sehr unklare Rolle“, meinte der Anwalt in Bühl. Für ihn sei klar: „Wir müssen uns bewusst machen, dass hier ein wichtiges Grundrecht in Gefahr ist.“ Darum müssten alle Möglichkeiten genutzt werden, um diese Gefahr bewusst zu machen.

Friedhelm Schneider, Vorsitzender des Europäischen Büros für Kriegsdienstverweigerung in Brüssel, machte in Bühl deutlich, dass es wichtig sei, internationale Standards für den Schutz des Grundrechtes auf Kriegsdienstverweigerung festzulegen und diese auch zu befolgen: „Kriegsdienstverweigerung in Kriegsgebieten ist eine Säule für die nichtmilitarisierte Gesellschaft morgen.“

Nach 1945 habe es 22 Jahre gedauert, bis das Thema Kriegsdienstverweigerung auf die Agenda einer internationalen Organisation, damals des Europarates, gekommen sei, bedauerte Schneider. Weitere 34 Jahre habe es nochmals gedauert, bis das Recht auf Kriegsdienstverweigerung außerhalb der Wehrpflicht voll anerkannt worden wäre, auch hier vom Europarat. Und wiederum erst zehn Jahre später habe der Europäische Menschenrechts-Gerichtshof dies anerkannt, bevor es nun langsam auch in der Exekutive einsickere. „Dabei ist die Kriegsdienstverweigerung ein essentieller Bestandteil der Glaubens- und Gewissensfreiheit“, so Schneider.

Aber auch die Kirchen seien gefordert, hieß es beim EAK-Studientag. So solle die EAK das Thema in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stärker einbringen, ebenso in den evangelischen Landeskirchen. „Wir müssen das Thema auch hier wachhalten“, forderte EAK-Bundesvorsitzender Christoph Münchow.

Dass die Kirchen hier einen Auftrag hätten, verdeutlichte Pfarrer Johannes Weissinger (Bad Laasphe). „Die Kirche steht bei diesem Thema in einer langen Tradition, doch sie muss das, was sie immer schon sagte, nicht nur wollen, sondern auch tun.“ Das Gegenteil von Krieg sei nicht der Frieden, sondern die Friedensarbeit. Es sei eine Herausforderung für die EAK, hier auf die Kirche einzuwirken.

Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) ist innerhalb der „Konferenz für Friedensarbeit im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)“ der Dachverband für diejenigen, die in den evangelischen Landeskirchen und Freikirchen für Fragen der Kriegsdienstverweigerung (KDV) und Friedensarbeit zuständig sind. Bundesvorsitzender der EAK ist Oberlandeskirchenrat i.R. Dr. Christoph Münchow. Die EAK ist Teil der Friedensarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland und beschäftigt sich mit Fragen der Friedenstheologie, Friedensethik, Friedens- und Gewissensbildung und Friedenspolitik.
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Hartmut Steeb als Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz erneut bestätigt

Bad Blankenburg, 29.09.2014/APD   Der Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) hat auf seiner Sitzung in Bad Blankenburg den bisherigen Generalsekretär, Hartmut Steeb (60), einstimmig für eine neue Amtsperiode von sechs Jahren berufen. Steeb hat dieses Amt seit 1. April 1988 inne – zuerst in der damaligen Bundesrepublik Deutschland – und seit 1. April 1991 in der gemeinsamen Deutschen Evangelischen Allianz.

Hartmut Steeb ist Diplom-Verwaltungswirt (FH), hat nach seiner städtischen und staatlichen Ausbildung im Evangelischen Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gearbeitet, bevor er in den Dienst der Deutschen Evangelischen Allianz berufen wurde. In Verbindung mit seinem Amt in der DEA arbeitet Steeb in vielen bundesweit tätigen Vorständen der evangelikalen Bewegung mit, unter anderem als Vorstand der „Koalition für Evangelisation“ und als Vorsitzender des Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen.

Die Hauptvorstand genannte Mitgliederversammlung der Deutschen Evangelischen Allianz besteht aus 60 Mitgliedern, die in leitender Verantwortung in Kirchen, christlichen Gemeinden, Werken, Verbänden und örtlichen Allianzen stehen und jeweils für Amtsperioden von sechs Jahren gewählt werden. Sie kommen aus 13 verschiedenen Denominationen. Mehr als die Hälfte der Mitglieder, 31, gehören einer der Evangelischen Landeskirchen an. Der Geschäftsführende Vorstand besteht neben dem Vorsitzenden Dr. Michael Diener, dem 2. Vorsitzenden Ekkehart Vetter, dem Generalsekretär und dem Schatzmeister aus fünf weiteren Mitgliedern.

Die Evangelische Allianz hat sich 1846 als weltweiter Verbund in London konstituiert. Damit ist sie der am längsten bestehende Zusammenschluss evangelisch gesinnter Christen verschiedener Gruppen- und Gemeindezugehörigkeiten. Die Deutsche Evangelische Allianz versteht sich als ein Bund von Christusgläubigen, die verschiedenen christlichen Kirchen, Gemeinden und Gruppen angehören. Sie steht „unverkürzt zu den Heilstatsachen der Bibel und bekennt sich zur ganzen Bibel als Gottes Wort, ohne sich an eine bestimmte Inspirationslehre zu binden“. In Deutschland gibt es rund 200 selbständige diakonische, evangelistische, missionarische und seelsorgerliche Werke, die auf der Basis der Evangelischen Allianz überregional arbeiten, beziehungsweise sich mit ihr verbunden fühlen. Etwa 130 weitere Werke und Einrichtungen gehören zum Netzwerk der DEA.
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Bundesweiter Kongress der Adventjugend

Kassel, 28.09.2014/APD   Etwa 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 35 Jahren werden vom 2. bis 5. Oktober zum deutschlandweiten Kongress der Adventjugend der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten im Kongress Palais in Kassel erwartet. Das Motto des Kongresses „E1NS“ stehe für den Wunsch, „Jesus Christus zur Nummer 1 zu machen“, nicht nur während des Zusammenseins in Kassel, sondern auch als Vorbild im normalen Alltag, erläuterte Jugendabteilungsleiter Pastor Ruben Grieco (Ostfildern bei Stuttgart). Es gelte, aber auch als Adventjugend untereinander „E1NS“ zu sein, und zwar eins über alle Unterschiedlichkeiten hinweg, die eine deutschland- und weltweite Kirche, wie die Siebenten-Tags-Adventisten, mit sich bringe.

„E1NS“ biete Plenumsveranstaltungen und Workshops an, damit Jugendliche ihre Gaben entdecken und ausbilden könnten, informierte Jugendabteilungsleiter Pastor Bert Seefeld (Hannover). Geplant seien in Kooperation mit der Stadt Kassel die Anregung oder Unterstützung von sozialdiakonischen Projekten. Jugendliche sollten für diakonisches Engagement und soziale Gerechtigkeit begeistert werden und praktische Anregungen dafür nach Hause nehmen. „E1NS“ möchte Jugendlichen zudem ermöglichen, Gott kennen zu lernen und ihm zu begegnen. Dafür würden neben den Plenumsveranstaltungen und Workshops außergewöhnliche, „rollende“ Andachten geplant und kreative Gebetsoasen vorbereitet.

Bei den 40 Workshops gehe es laut Pastor Grieco um Themen, wie „Jugend im Seniorenheim“, „Gutes kaufen – Gutes tun“, „Den Glauben begeisternd und (angst)frei weitergeben“, „Der Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Religion“, „Kreative Verkündigungsformen“, „Christsein und Sport“, „Was Frauen wollen … und Männer auch“, „Auf Du und Du mit Deinem Stress“, „SOS Scheidungskinder“, „Selbständigkeit – Chance oder Risiko?“, „Religiöser Missbrauch und seine Folgen“, „Homosexualität verstehen“, „Archäologie & Bibel“ oder „Soziale Gerechtigkeit – Wie würde Jesus shoppen?“.
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Freikirchen setzen sich für bedrohte Christen im Nahen Osten ein

Witten, 26.09.2014/APD   Der „Höchste Rat der Protestantischen Kirchen in Syrien und im Libanon“ hat sich mit einem dringenden Appell an alle Geschwisterkirchen weltweit gewandt. Führende Persönlichkeiten der im Rat vertretenen Kirchen im Nahen Osten haben sich getroffen, um über die bedrängende Situation in ihren Ländern und dem Irak zu sprechen. Neben der humanitären Katastrophe für die Menschen der gesamten Region weisen sie auch auf die Gefahr hin, dass jegliche christliche Präsenz im Nahen Osten ausgelöscht werde: „Wir rufen den Ausnahmezustand aus, um die Präsenz der Christenheit im Nahen Osten zu bewahre und ihren kompletten Untergang zu verhindern.“ Ebenso seien andere religiöse und ethnische Minderheiten auf das Äußerste bedroht.

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in Deutschland unterstreicht die Dringlichkeit dieses Appells. Sie bittet die politischen Verantwortungsträger, sich den Schrei der Verzweifelten zu Herzen zu nehmen. VEF-Präsident Ansgar Hörsting appelliert an die Verantwortlichen, hier schnell zu handeln: „Es muss etwas geschehen. Zuerst brauchen wir größere Kontingente für Flüchtlinge in Deutschland. Allein der Libanon mit seinen vier Millionen Einwohnern hat 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Es muss uns beschämen, wie kleinlich wir demgegenüber in Deutschland sind.“

Darüber hinaus nimmt er die dramatische Situation in den betroffenen Ländern in den Blick: Zugleich muss dem Morden Einhalt geboten werden. Es reicht nicht, die Verletzten zu pflegen. Der Aufruf unserer Geschwisterkirchen trifft uns hart und wir erklären uns solidarisch mit ihnen. Wir wollen nicht, dass er verhallt.“ Die in der VEF vertretenen Kirchen nutzen ihre Kontakte und ihre Hilfswerke in der Region, um sich der humanitären Katastrophe im Rahmen ihrer Möglichkeiten entgegen zu stellen. Zugleich bittet Hörsting die Freikirchen und ihre Werke, ihre Anstrengungen zu vergrößern.

Schon jetzt sollte eine langfristigen Strategie bedacht werden: „Muslimische Verbände, christliche Kirchen und politische Vertreter müssen sich zusammensetzen, um an der Zukunft der Region gemeinsam mitzuwirken. Die Ereignisse könnten dort wie auch in Europa leicht dazu missbraucht werden, Muslimen grundsätzlich feindschaftlich gegenüber zu treten.“

Minderheiten zu schützen und für ihre Rechte zu kämpfen sei eines der großen Anliegen der VEF, betont Hörsting. Das sei auch deshalb der Fall, weil ihre Mitgliedskirchen selbst Erfahrungen als Minderheiten in ihrer jeweiligen Geschichte gemacht hätten.

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen wurde 1926 gegründet. Ihr gehören zehn Mitglieds- und vier Gastkirchen an. Weitere Informationen: www.vef.de
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Langjähriger APD-Journalist geht in wohlverdienten Ruhestand

Ostfildern bei Stuttgart, 25.09.2014/APD   Nach 28-jähriger Tätigkeit als Stellvertretender Chefredakteur der Zentralredaktion Deutschland der Nachrichtenagentur APD (Adventistischer Pressedienst) tritt Dr. phil. Wolfgang Tulaszewski zum 1. Oktober in den wohlverdienten Ruhestand. Der 1927 gebürtige Berliner promovierte 1955 an der Universität München in Germanistik und voluntierte anschließend beim Evangelischen Pressedienst (epd) der bayerischen Landeshauptstadt. Viele Jahre war Tulaszewski Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung, wo er vorwiegend für den kirchlichen Bereich eingesetzt wurde. Beim epd übernahm er kurzfristig die Aufgaben eines Chefreporters. Anfang der 1970er Jahre absolvierte er nachträglich das Staatsexamen für den Höheren Schuldienst. Hier war er in Ingolstadt und München tätig.

Die Aufgaben von Wolfgang Tulaszewski beim APD umfassten lange Jahre die Berichterstattung des Deutschen Evangelischen Kirchentages, des Deutschen Katholikentages sowie der EKD-Synoden, Buchbesprechungen und Abschlusskorrekturen. APD-Chefredakteur Holger Teubert dankte dem Journalisten für seinen langjährigen, wertvollen und stets zuverlässigen Dienst. Sein Nachfolger ist der Diplom-Theologe Jens-Oliver Mohr (39).
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Schuldbekenntnis der FeG-Bundesleitung zum Nationalsozialismus

Witten, 24.09.2014/APD   Statt als Christen politische Verantwortung im neutestamentlichen Sinne als „Salz und Licht der Welt“ zu übernehmen, hätten Freie evangelische Gemeinden (FeG) zu den „bestialischen Morden“ an unzähligen Juden und anderen Menschen geschwiegen, erklärten 17 Mitglieder der FeG-Bundesleitung in einem Schuldbekenntnis zum Versagen im Dritten Reich. Präses Ansgar Hörsting verlas das Bekenntnis auf dem diesjährigen Bundestag der Freien evangelischen Gemeinden am 20. September im Kronberg-Forum in Ewersbach (Dietzhölztal/Mittelhessen).

„Wir hätten gegen dieses Unrecht aufstehen müssen“, betonte Hörsting. Stattdessen habe man sich angepasst, um einen „Freiraum für das gemeindliche Leben zu bewahren“. Zwar habe es auch Mitglieder der Freikirche gegeben, die „widerständig gelebt haben“, doch wären etliche FeG-Vertret¬er und ihre Gemeinden – das sei der eindeutige Befund historischer Zeugnisse – auf der Welle des Nationalsozialismus mitgeschwommen. Hörsting mahnte allerdings vor Überheblichkeit aus heutiger Sicht, denn wahrscheinlich hätten viele sich unter ähnlichen Umständen entsprechend verhalten. Mit diesem Bekenntnis vor über 300 Delegierten des höchsten FeG-Gremiums griff die Bundesleitung frühere Schuldeingeständnisse auf, insbesondere das aus dem Jahr 1995 des damaligen Präses Peter Strauch.

Auch im Ersten Weltkrieg „Parolen der Machthaber nachgesprochen“
Die drei Jahrestage – 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkrieges und 25 Jahre Öffnung der Berliner Mauer – hätten den Anlass zu diesem Bekenntnis gegeben, erklärte Hörsting. Die Berichterstattung zu den Jahrestagen habe ihn tief bewegt, so auch die Artikel zum Verhalten Freier evangelischer Gemeinden und ihrer Leiter zu den beiden Weltkriegen in der FeG-Bundeszeitschrift „Christsein heute“. Zum Ersten Weltkrieg sagte der Präses: „Es ist zu erkennen, dass im Bund und in Gemeinden führende Personen die Parolen der Machthaber und Medien nachsprachen. Da es in der allgemeinen Meinung um eine gerechte Verteidigung Deutschlands ging, mit dem Ziel ausländische Aggressoren abzuwehren, konnte man dazu aufrufen, mit Begeisterung die Waffen zu ergreifen.“ Es könne schnell passieren, dass Christen in das Horn stießen, das politisch opportun erscheine, so Hörsting. „Wir können angesichts der Geschichte nur vertrauen, dass Gott vergibt und mit uns weitermacht.“

Mit positiven Kräften der Spirale der Gewalt entgegenwirken
Die Ereignisse der letzten Wochen, insbesondere der brutale Terror der Kämpfer für den „Islamischen Staat (IS)“, fordere auch die FeG heraus, mit allen positiven Kräften dieser Spirale von Gewalt entgegenzutreten. „Unsere Geschichte verpflichtet uns zu einem ernsthaften Engagement“, sagte Hörsting in seinem „Wort des Präses“. Das gleiche gelte für die gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Es reiche nicht aus, die Verletzten zu heilen und Flüchtlingen Unterkunft zu gewähren. So müsse man den Mördern auch mit Gewalt Einhalt gebieten. Militärgewalt sei dabei jedoch die „Ultima Ratio“, das letzte Mittel, wenn alle Verhandlungen und gewaltlosen Maßnahmen versagten.

Hörsting forderte die FeG-Mitglieder auf, sich nicht in eine fromme Nische zurückzuziehen, sondern ihre Stimme für die Unterdrückten zu erheben. Er gab zu bedenken: „Ob ich wirklich für Religionsfreiheit und Menschrechte bin zeigt sich daran, ob ich die der anderen verteidige, denn für die eigenen einzustehen ist nicht schwer.“

Die erste Freie evangelische Gemeinde entstand 1854 in Wuppertal. 20 Jahre später schlossen sich 22 Gemeinden zum Bund Freier evangelischer Gemeinden zusammen. Heute gehört der Bund zu den wenigen wachsenden Kirchen in Deutschland. Gegenwärtig zählt er 471 Gemeinden mit 40.323 Mitgliedern. Dazu kommen rund 15.500 „Freunde“ und 9.000 Kinder. Zum Bund gehören die Theologische Fachhochschule Ewersbach (Dietzhölztal), die Diakonischen Werke Bethanien (Solingen) und Elim (Hamburg), die Allianz-Mission (Dietzhölztal) und weitere soziale Initiativen. Die Bundeszentrale befindet sich in Witten an der Ruhr. Freie evangelische Gemeinden gibt es in über 20 Ländern. Mit ihren etwa 30 Mitgliedsbünden umfasst der Internationale Bund rund 450.000 Mitglieder.
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682 Schülerinnen und Schüler auf der Marienhöhe

Darmstadt, 23.09.2014/APD   Das Schulzentrum Marienhöhe, Darmstadt, hat im neuen Schuljahr 682 Schülerinnen und Schüler, vier weniger als im Vorjahr. Davon besuchen 454 das Gymnasium, 171 die Real- und 57 die Grundschule. 47 wohnen im hauseigenen Internat. Nur 13 Prozent der Schüler stammen aus einem adventistischen Elternhaus. Von den 66 Lehrkräften sind 36 Siebenten-Tags-Adventisten.

Das 1924 gegründete Schulzentrum der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten besitzt seit 1950 ein staatlich anerkanntes Gymnasium. 1994 kam die Real- und 2010 die Grundschule hinzu.

Laut dem stellvertretenden Leiter des Schulzentrums Marienhöhe, Reiner Junek, hätten die Abiturienten der Bildungsstätte in diesem Jahr einen Notendurchschnitt von 2,29 erreicht. Damit belege die Marienhöhe im Vergleich mit den anderen hessischen Schulen einen der vorderen Plätze. Zudem schafften 65 Prozent der Realschüler am Ende der 10. Klasse die Zulassung zur gymnasialen Oberstufe, was einen Spitzenwert darstelle. Seit Jahren sei die Marienhöhe vom hessischen Kultusministerium als gesundheitsfördernde Schule anerkannt. Die Lehrer würden nachhaltig fortgebildet, sodass nach den besten Methoden unterrichtet werden könne. Die Schulräume wären mit den neuesten technischen Hilfsmitteln ausgestattet. Außerdem ständen den Schülerinnen und Schülern Angebote, wie Suchtpräventionswochen, Coaching-Fahrten oder erlebnisorientierte Freizeiten in den Ferien zur Verfügung. Weitere Informationen im Internet unter www.marienhoehe.de
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20 Jahre Suchtberatungszentrum Chemnitz

Chemnitz, 22.09.2014/APD   Seit 20 Jahren gibt es in Chemnitz das Suchtberatungszentrum des Advent-Wohlfahrtswerkes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Es berät suchtgefährdete und suchtkranke Menschen, die Probleme mit Alkohol, illegalen Drogen, Nikotin, Medikamenten, Glücksspiel oder Medien haben. Acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuten jährlich etwa 600 Personen. Seit Bestehen der Einrichtung hätten rund 9.300 Menschen Hilfe gesucht. Über 53.000 Beratungsgespräche seien geführt worden. Die Gründung des Suchtberatungszentrums Chemnitz vor 20 Jahren ging aus der Anfang der 1990er Jahre von Wolfgang Buschmann ins Leben gerufenen Kontaktstelle für suchtkranke Menschen hervor. Jahrzehntelang war er ehrenamtlich im Suchtgefährdetendienst der Siebenten-Tags-Adventisten in der DDR tätig. Weitere Informationen unter www.suchtberatung-chemnitz.de __________________________________________________________________________

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Kein SED-Mitglied in Gemeindevertretung Friedensau zur DDR-Zeit

Friedensau bei Magdeburg, 21.09.2014/APD   „Im Juni 1945 erlaubte die Sowjetische Militäradministration (SMAD) die Gründung von politischen Parteien“, schreibt der frühere Direktor des adventistischen Theologischen Seminars Friedensau bei Magdeburg, Dr. Manfred Böttcher, in der Ausgabe 3/2014 der Hochschulzeitschrift „Dialog“. So wären neben der KPD auch die CDU, SPD und LDPD zugelassen worden. Unter einem gewissen Druck der Besatzungsmacht hätten sie sich jedoch zur Gründung eines gemeinsamen „Blocks der antifaschistisch-demokratischen Parteien“ (Antifa-Block) entschlossen. Die Parteien sollten gemeinsam regieren, unterschiedliche Auffassungen jedoch in internen Aussprachen klären. Angesichts der überall herrschenden Not, die der Hitlerkrieg hinterlassen hatte, und der Millionen Flüchtlinge, die aus den ehemaligen Ostgebieten aufzunehmen waren, mochte das auch eine gewisse Berechtigung haben, so Böttcher. Formal habe sich auch die sowjetische Besatzungsmacht zu einer demokratischen Gestaltung der Gesellschaft bekannt.

Friedensau, seit 1921 eine eigenständige kommunale Gemeinde, gehörte zum Bereich der sowjetischen Besatzungszone. Nach Kriegsende habe die Leitung der Siebenten-Tags-Adventisten den parteilosen Otto Vogel, seit 1941 Geschäftsführer der adventistischen Institutionen in Friedensau, als Gemeindevorsteher eingesetzt. Wilhelm Kirchberg, der das Bürgermeisteramt seit 1942 innehatte, hätte 1945 wegen Mitgliedschaft in der NSDAP ausscheiden müssen, berichtet Böttcher.

Die neue politische Situation habe für den Ort Friedensau einige Probleme mit sich gebracht. Noch vor der ersten Kommunalwahl in Sachsen-Anhalt wurden im Januar 1946 alle Kommunalgemeinden angewiesen, eine „vorläufige Gemeindevertretung“ zu bilden, einen Antifa-Ausschuss. Dieser sollte aus Mitgliedern der sogenannten antifaschistischen Parteien gebildet werden. Doch wo konnte man in Friedensau, das fast ausschließlich von Adventisten bewohnt war, Mitglieder dieser Parteien finden, damit die Eigenständigkeit der kommunalen Gemeinde erhalten blieb?

Der Leiter des adventistischen Altersheimes Friedensau, Walter Schmidt, trat in die SPD ein. Unter den Personen, die während des Krieges in dem Ort Aufnahme gefunden hatten, fand sich einer, der inzwischen KPD-Mitglied geworden war, und ein anderer, welcher der SPD beitrat. Einer war als Forstarbeiter, der andere als Heizer in Friedensau tätig – den Adventisten gehörten sie nicht an. Weiterhin erklärten sich noch zwei parteilose Friedensauer zur Mitarbeit bereit. Das habe ausgereicht, um die vorläufige Gemeindevertretung zu bilden. Sie hätte gleichzeitig die Aufgaben des Antifa-Ausschusses wahrgenommen. „Damit war die erste Hürde genommen, dass Friedensau eigenständige Kommune bleiben konnte“, stellt Böttcher fest.

Im April 1946 kam es zum Zusammenschluss von KPD und SPD und damit zur Bildung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Im Herbst fand die erste Kommunalwahl in Sachsen-Anhalt statt – zugleich die erste in der gesamten sowjetischen Besatzungszone. Drei Friedensauer Bürger gehörten nun „einverleibt“ zur SED. Ergänzt durch zwei Parteilose, ließen sie sich als Kandidaten aufstellen und wurden von den wahlberechtigten Friedensauern in die Gemeindevertretung gewählt, der Otto Vogel nun als offiziell gewählter Bürgermeister vorstand. Die Leitung der Siebenten-Tags-Adventisten sei froh gewesen, damit auch die zweite Hürde für den Fortbestand der Eigenständigkeit Friedensaus überwunden zu haben.

Mit Beginn der neuen Kommunalperiode, die sich am 23. Februar 1949 konstituierte, habe jedoch kein Mitglied der SED mehr der Friedensauer Gemeindevertretung angehört. Aus den Unterlagen der Gemeindeverwaltung, die im Friedensauer „Historischen Archiv der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa“ vorlägen, sei weiterhin nachweisbar, dass seit Gründung der DDR niemals ein SED-Mitglied der Friedensauer Gemeindevertretung angehörte. „Das blieb so bis zum Ende der DDR“, betont Böttcher.
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Internet-Aktion "365 x Bild und Bibel"

Stuttgart, 18.09.2014/APD   Ein Jahr lang, also 365 mal, jeden Tag ein Gemälde mit biblischem Motiv und einem Bibeltext dazu. Mit dieser Internet-Aktion startet die Deutsche Bibelgesellschaft am Reformationstag 2014 (31. Oktober) ins Themenjahr 2015 „Bild und Bibel“ der Lutherdekade. Auf der Startseite von www.die-bibel.de ist dann täglich in einem Vorschaufenster ein Ausschnitt vom „Bild des Tages“ mit der dazugehörigen Bibelstelle finden. Nach dem Anklicken des Vorschaufensters sieht der Betrachter das ganze Gemälde, erhält weitere Informationen dazu und den Bibeltext. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eine kurze Bildeinführung zu lesen, das Bild noch einmal zu vergrößern und sich den Bibeltext vorlesen zu lassen.

Das Widget der Aktion „365 x Bild und Bibel“ könne von Kirchengemeinden sowie von anderen kirchlichen und kulturellen Einrichtungen in Deutschland kostenlos in die eigene Homepage eingebunden werden. Die Deutsche Bibelgesellschaft hat dazu die Lizenzen für die Darstellung der einzelnen Gemälde im Internet erworben – jeweils für die Dauer eines Tages. Das Widget lässt sich schnell und einfach in die eigene Website einbauen. Die Anleitung ist ab 1. Oktober 2014 bei der Deutschen Bibelgesellschaft unter www.die-bibel.de/bildundbibel zu finden.

Die europäische Kunstgeschichte kennt eine Vielzahl von Gemälden, in denen Bibeltexte ins Bild gesetzt werden. Vor allem die Reformation gab dazu einen starken Impuls. Die Bibel wurde als eine einzigartige und dauerhafte Inspirationsquelle für die bildende Kunst entdeckt. Neben christlich-religiösen Darstellungen widmeten sich die Künstler vermehrt einzelnen Motiven aus dem Alten und Neuen Testament. Dabei ist faszinierend zu sehen, wie die Inhalte der Bibel künstlerisch umgesetzt wurden: Eine biblische Geschichte wird in eine zeitgenössische Landschaft versetzt; eine Geste, eine Person, ein Geschehen wird in überraschender Weise fokussiert; eine Kernaussage der Bibel wird eigenwillig interpretiert.
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Adventistischer Studentenkongress in Lissabon: "Die Schöpfung feiern"

Lissabon/Portugal, 16.09.2014/APD   Vom 10. bis 13. September fand der 6. internationale Studentenkongress der Siebenten-Tags-Adventisten in Lissabon statt. Etwa 140 angehende Akademiker trafen sich unter dem Thema „Die Schöpfung feiern“ zu Fachvorträgen, Diskussionen und Austausch. Ziel sei es gewesen, den Glauben an den Ursprung des Lebens und des Universums durch einen übernatürlichen Schöpfer zu stärken, teilten der Veranstalter mit.

Der Kongress habe zeigen wollen, dass es gute Gründe dafür gebe, die Komplexität und Schönheit des Lebens aus mehr als lediglich einem „Unfall“ zu erklären. Die Veranstaltung sei unter der Prämisse gestanden, dass sich Wissenschaft, Vernunft und Glaube nicht gegenseitig ausschlössen, sondern zusammen gedacht werden könnten. Adventistische Naturwissenschaftler und Akademiker aus den Bereichen Theologie und Gesundheitswissenschaften hielten Vorträge und Seminare; das Themenspektrum reichte von Campusdiensten für Studenten über Design in der Natur bis zur Zusammenarbeit mit Angehörigen anderer Glaubensrichtungen. Veranstalter war die Jugend- und Bildungsabteilungen der Intereuropäischen Division, die Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten in Mittel- und Südeuropa, mit Sitz in Bern.
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Start der Paket-Aktion 2014 "Kinder helfen Kindern!"

Weiterstadt bei Darmstadt, 15.09.2014/APD   Zum 14. Mal startet am 20. September diesen Jahres die „Aktion Kinder helfen Kindern!“ Die Initiative der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA motiviert Kinder in Deutschland, von dem, was sie im Überfluss haben, etwas abzugeben und Geschenkpakete für Kinder im Osten Europas zu packen. Darüber hinaus habe die Aktion auch einen nachhaltigen Hilfsansatz. Verschiedene Projekte in den Einsatzländern verbesserten die Situation der Kinder langfristig. Weitere Infos: www.kinder-helfen-kindern.org
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Hilfspakete für Flüchtlinge in der Ukraine

Wien/Österreich, 14.09.2014/APD   Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA betreut in der Ukraine 1.000 Menschen in Donetsk, Shakhty und Gukovo mit dringenden Hilfsgütern, bis die Familien eine Unterkunft gefunden, einen Job oder offizielle Hilfe durch den Staat bekommen haben, teilte Corinna Wagner, Mitarbeiterin von ADRA Österreich mit. Priorität erhielten Familien mit Kindern unter drei Jahren.

Die Hilfspakete enthielten Grundnahrungsmittel für einen Monat, Wasser für Babynahrung, Hygieneprodukte wie Seife, Waschmittel, Zahnbürste/-paste, Hygienebinden und Babywindeln. Auch die Kosten für wichtige Medikamente könne ADRA dank Spenden übernehmen. ADRA Österreich habe für diese Hilfe 10.000 US-Dollar (7.650 Euro) zugesagt.
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Ukraine: Flüchtlinge finden Zuflucht im ADRA-Familienzentrum

Weiterstadt bei Darmstadt, 12.09.2014/APD   Auch die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA leistet Hilfe für ukrainische Flüchtlinge, die innerhalb der Grenzen ihres Landes Zuflucht suchen, sowie für jene, die im Nachbarland Russland untergekommen sind, berichtet die Mitarbeiterin von ADRA Deutschland, Mirjam Greilich. Das unlängst fertiggestellte Familienzentrum in Kiew nehme Flüchtlinge aus den östlichen Teilen der Ukraine auf. Neben einer Unterkunft erhielten sie Hygieneartikel, Unterwäsche, Socken, Handtücher und Einweggeschirr, da viele mit ihren Kindern Hals über Kopf aus ihren Wohnungen geflohen seien und kaum etwas hätten mitnehmen können. Auch junge Mütter mit ihren Babys oder hoch Schwangere fänden im ADRA-Familienzentrum eine Bleibe.

Um den Flüchtlingen darüber hinaus zu helfen, verteile ADRA Nahrungsmittel, die ihnen die ersten Tage nach der Flucht erleichterten. Gemeinsam mit UN-Organisationen und anderen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) könne ADRA mittlerweile Lebensmittel und andere Hilfsgüter auch in den umkämpften Gebieten wie Lugansk und Donetsk verteilen. Da das Kiewer Zentrum nur eine begrenzte Anzahl Hilfe Suchender aufnehmen könne, helfe das dortige ADRA-Büro beim Transport zahlreicher Flüchtlinge in nahe gelegene Camps, so Mirjam Greilich.

Nach und nach kehrten erste Flüchtlinge in die nicht mehr umkämpften Regionen der Ostukraine zurück. Dort fehle es aber an Elektrizität, Wasser, Gas, Beschäftigung und Einkommen. Zudem bräuchten viele Baumaterial, um ihre Häuser wieder zu reparieren oder aufzubauen.
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EKD-Friedensbeauftrager: Bausoldaten haben Zivilcourage bewiesen

Bonn, 12.09.2014/APD   Zum 50. Jahrestag der Einführung eines Waffenersatzdienstes in der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR hat der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, die Arbeit der ehemaligen Bausoldaten gewürdigt. „Die Bausoldaten in der DDR waren wichtige Wegbereiter und vielerorts auch Initiatoren der ostdeutschen Friedensbewegung“, ist Brahms überzeugt. Er verwies darauf, dass viele dieser Bausoldaten durch ihre Tätigkeit, ihre Gewissensentscheidung und auch ihren Mut, viele Nachteile in Kauf zu nehmen, den ostdeutschen Staat und die ostdeutsche Gesellschaft zur Auseinandersetzung mit Fragen des Friedensdienstes gezwungen hätten.

„In einer militarisierten Gesellschaft wie der damaligen DDR gehörte viel Mut dazu, den Waffendienst in der NVA zu verweigern“, unterstrich der EKD-Friedensbeauftragte. Die Betroffenen hätten trotz vieler Nachteile auch nach Ende des waffenlosen Dienstes in der Armee ihrem Gewissen gehorcht: „Sie haben Zivilcourage bewiesen.“

Aber auch für die Kirchen in der DDR hätten die Bausoldaten eine wichtige Rolle gespielt. „Die Frage der Kriegsdienstverweigerung wurde auch in den Kirchen gestellt und belebte die dortige Diskussion über Frieden und friedensethische Fragen. Und nicht zuletzt waren viele Bausoldaten auch später treibende Kräfte und wichtige Impulsgeber in der kirchlichen Friedensarbeit“, betonte Brahms, der auch der Leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche ist. Umgekehrt habe aber auch der Einsatz der Kirchen für einen waffenlosen Friedensdienst mit dazu geführt, dass in der DDR als einzigem Staat im Warschauer Pakt ein solcher Waffenersatzdienst eingeführt wurde.

Für den Friedensbeauftragten des Rates der EKD sei es daher wichtig, dass die Arbeit und der Dienst der Bausoldaten nicht in Vergessenheit geraten, sondern weiterhin gewürdigt würden. „Es gibt auch heute noch viele Länder, in denen die Kriegsdienstverweigerung bestraft wird. Aber Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen ist ein Menschenrecht und daher verbindlich zu gewährleisten.“
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Weltweiter UNICEF-Bericht macht Gewalt an Kindern sichtbar

Zürich/Schweiz, New York/USA, 10.09.2014/APD   „Kinder und Jugendliche sind weltweit in ihrem näheren Lebensumfeld in erschreckendem Ausmaß körperlichen, sexuellen und seelischen Misshandlungen ausgesetzt“, steht im neuen UNICEF-Bericht „Hidden in Plain Sight“, der auf einer umfassenden Datensammlung aus 190 Ländern basiert. Bis heute seien Haltungen, die Gewalt rechtfertigten, sie stillschweigend hinnähmen oder als nicht schädlich ansehen würden, weit verbreitet.

„Es sind unbequeme Tatsachen – keine Regierung, keine Eltern hören sie gern“, sagte UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake. „Aber wenn wir nicht die verzweifelte Wirklichkeit hinter den Statistiken zur Kenntnis nehmen, werden wir niemals die verbreitete Haltung verändern, dass Gewalt gegen Kinder normal und zulässig ist.“

Der Bericht mache das vielfach verdrängte und übersehene Leid der Kinder und die oftmals lebenslangen Folgen sichtbar. Kinder, die regelmäßig Gewalt ausgesetzt seien, hätten häufig Lernprobleme, entwickelten nur ein geringes Selbstvertrauen und litten öfter unter Depressionen. Kinder setzten oft die erlernten Strategien in Konfliktsituationen später gegen ihre eigenen Partner oder Kinder ein, stellt UNICEF fest.

„Gewalt an Kindern gehört zu jenen Kinderrechtsverletzungen, die ein entscheidender Hemmfaktor für die körperliche, seelische und soziale Entwicklung des Kindes darstellen“, sagte Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz. „Gewalt kommt überall vor – offen oder verdeckt und häufig gesellschaftlich geduldet.“ Der Schutz von Kindern vor Gewalt gehöre daher zu den wichtigen Aufgaben einer Gesellschaft.

Die wichtigsten Ergebnisse des UNICEF Berichts:

Tödliche Übergriffe auf Kinder und Jugendliche
Im Jahr 2012 wurden weltweit rund 95.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren getötet. Die weitaus größte Zahl von ihnen stammt aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Die drei Länder mit der höchsten Mordrate seien demnach El Salvador, Guatemala und Venezuela.

Gewalttätige Erziehungspraktiken
Schläge, Anschreien und andere Formen der Misshandlung wie Einsperren gehörten für viele Kinder auf der Welt zum Alltag. Die Auswertung von Daten aus 58 Staaten zeige, dass 17 Prozent der Kinder immer wieder schwere Prügelstrafen erhielten.

Haltungen zu körperlicher Züchtigung
Drei von zehn Erwachsenen weltweit seien der Meinung, dass körperliche Züchtigungen zur Erziehung dazugehörten, um ein Kind zu disziplinieren und gut aufzuziehen.

Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen und in Beziehungen
Körperliche Auseinandersetzungen unter Heranwachsenden wären weit verbreitet. Weltweit erfahre jeder dritte Schüler regelmäßig Mobbing – oft gepaart mit körperlichen Drangsalierungen.

Sexuelle Gewalt
Schätzungsweise jedes zehnte Mädchen auf der Welt mache in ihrem Leben die Erfahrung, zum Geschlechtsverkehr gedrängt oder gezwungen zu werden. Sexuelle Gewalt gehe in den weitaus meisten Fällen von den Partnern, Ehepartnern oder Freunden aus und sei auch in Industrieländern verbreitet. Eine häufige Form sexueller Gewalt wäre heute die Bloßstellung oder Belästigung im Internet. Daten aus 30 Ländern dokumentierten, dass sieben von zehn Mädchen, die Opfer sexueller Gewalt waren, niemals Hilfe gesucht hätten.

Haltungen zu Gewalt
Die Hälfte aller Mädchen und jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren, rund 126 Millionen, seien der Meinung, dass ein Ehemann oder Partner berechtigt wäre, seine Frau gelegentlich zu schlagen. Im südlichen Afrika, in Nordafrika und im Nahen Osten sei der Anteil noch höher.

Zentrale Strategien gegen Gewalt
UNICEF hebt sechs zentrale Strategien hervor, um Gewalt gegen Kinder zu bekämpfen. Dazu gehörten Unterstützungsprogramme für Eltern, die Stärkung des Selbstbewusstseins von Kindern, Aufklärungskampagnen, Gesetzesreformen und wirksame Kinderschutzsysteme. Eine kontinuierliche Überwachung und Dokumentation des Problems ist Voraussetzung für eine effektive Umsetzung.

„enditnow“
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten begann 2010 weltweit mit der Kampagne „enditnow – Sag NEIN zur Gewalt gegen Frauen“, um das Problem bewusst zu machen und dagegen anzugehen. Die Abteilung Frauen der Kirche stellt dazu Material zum Download zur Verfügung: Deutsch: http://www.sta-frauen.ch/enditnow; (Englisch: http://www.enditnow.org/).

Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland hat 2013 gemeinsam mit der mehrfachen Weltmeisterin im Kickboxen, Dr. Christine Theiss, eine Kampagne gegen häusliche Gewalt gestartet und einen Videoclip produziert:
https://www.youtube.com/watch?v=W3kZgu7cjdk&feature=youtu.be

Der vollständige UNICEF Bericht „Hidden in Plain Sight: A statistical analysis of violence against children“ sowie Zusammenfassungen des Berichts (in Englisch und Französisch) stehen als Download bereit: www.unicef.ch

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Bausoldatenkongress "Friedenszeugnis ohne Gewa(e)hr"

Lutherstadt Wittenberg, 09.09.2014/APD   Fast 400 Teilnehmer beschäftigten sich vom 5. bis 7. September in der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt der Lutherstadt Wittenberg beim Bausoldatenkongress „Friedenszeugnis ohne Gewa(e)hr“ mit Fragen der Friedensarbeit in Vergangenheit und Gegenwart. Die meisten waren ehemalige Bausoldaten, die in den Jahren 1964 bis 1989 den Waffendienst in der DDR verweigerten und einen militärischen Ersatzdienst ableisteten, wobei es sich allerdings nicht um einen Zivildienst gehandelt hatte.

Neben dem Rückblick auf die Jahre 1914, 1939 und 1989 war auch das Jahr 1964 für den Kongress von besonderer Bedeutung. Vor 50 Jahren, am 7. September 1964, hatte die DDR-Führung die „Anordnung zur Aufstellung von Baueinheiten“ erlassen. Der damit mögliche waffenlose Dienst in militärischen Einheiten war einmalig im gesamten Ostblock.

In den beiden Jahren seit Einführung der Wehrpflicht verweigerten etwa 1.500 junge Männer bei ihrer Musterung im Osten den Wehrdienst, was damals unter Strafe stand. Mit Schaffung der Baueinheiten sei es der DDR-Führung gelungen, die Wehrpflicht auch in christlichen Kreisen weitgehend durchzusetzen, gab der frühere Bausoldat Dietmar Eißner (Merseburg) zu bedenken. Für die Betroffenen wäre das allerdings mit Schikanen und Nachteilen in der beruflichen Ausbildung verbunden gewesen. Eißner, selbst Siebenten-Tags-Adventist, berichtete, dass trotz dieser Nachteile die meisten wehrpflichtigen Mitglieder seiner Freikirche sich für diesen waffenlosen Dienst entschieden hätten.

Insgesamt erklärten fast 26.000 Christen und Friedensbewegte in den 25 Jahren bis zum Ende der DDR ihre Ablehnung zur Waffenausbildung. Etwa 14.000 von ihnen leisteten diese besondere Form des waffenlosen Wehrdienstes, erkennbar an einem Spatensymbol auf den Schulterstücken ihrer Uniformjacken.

Baueinheiten standen unter Beobachtung der DDR-Staatssicherheit, da es sich aus deren Sicht um eine „Zusammenballung feindlich-negativer Elemente“ gehandelt habe. „Unter den mehrheitlich christlich geprägten jungen Männern verschiedener Konfessionen entwickelte sich eine besondere Solidarität, die zu widerständigem Handeln gegen staatliche Zwangsmaßnahmen ermutigte“, so Eißner. Für einige hätte sich der Weg des Widerstandes gegen den SED-Staat auch später fortgesetzt, bis hin zur friedlichen Revolution 1989.

Die Kongressteilnehmer in Wittenberg blickten aber nicht nur in die Vergangenheit, sondern beschäftigten sich auch mit den Konflikten der Gegenwart. In einem „Ruf aus Wittenberg: Kriegsdienstverweigerung ist Menschenrecht“ forderten sie, Kriegsdienstverweigerung ohne Gewissensprüfung international anzuerkennen. Die Verantwortlichen in Politik und Kirchen sollten sich dafür einzusetzen. Der Aufruf im Internet unter: https://www.facebook.com/Bausoldatenkongress2014/posts/895084133854627
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Verantwortungsvolle Forschung braucht ethische Position

München, 08.09.2014/APD   Forschung braucht Freiheit und gleichzeitig die Erkenntnis, dass es Grenzen des Forschens gibt. So lautete das Fazit am ökumenischen „Tag der Schöpfung“, dessen bundesweite Feier die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) am 5. September in München beging. Nach einem Gottesdienst in der Universitätskirche St. Ludwig und einer orthodoxen Wasserweihe im Englischen Garten diskutierten Experten zum Verhältnis von Glaube und Wissenschaft in der Katholischen Akademie in Bayern.

Die Schöpfung weise eindeutig auf einen Schöpfer hin, sagte Metropolit Augoustinos (Bonn), Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, in seiner Predigt in der Münchener Ludwigskirche. Diese Erkenntnis erfordere „Demut und Respekt“ sowie eine „liebevolle Einstellung zur eigentlichen Schönheit der Schöpfung“. In der Katholischen Akademie in Bayern diskutierten unter Moderation des baptistischen Theologen und Vorsitzenden des Ökumenischen Studienausschusses (DÖSTA), Uwe Swarat (Elstal bei Potsdam), Landesbischof Bedford-Strohm, der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums und Transplantationsmediziner Eckhard Nagel und der Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag, Armin Grunwald, über Chancen und Risiken der Forschung.

Eine verantwortungsvolle Forschung brauche eine eindeutige ethische Position, sagte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Heinrich Bedford-Strohm. Er machte deutlich, dass mit der Verwendung des Begriffs „Schöpfung“ in säkularen Kontexten bereits eine Ahnung vorhanden sei, dass die Theologie zu den Fragen des Lebens und der Welt etwas zu sagen habe. Er betonte, dass die Natur als Schöpfung eine eigene Würde besitze und nicht einfach den Bedürfnissen des Menschen nutzbar gemacht werden dürfe. Dieses Bewusstsein müsse man den Forschern auch zutrauen, sagte Eckhard Nagel, der auch im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages ist. Die Schöpfung habe letztlich „von Gott gesetzte Komplexitäten“, die der Mensch am Ende nicht verstehen könne. Daher habe er keine Angst, dass Wissenschaftler jemals eine Grenze überschreiten. Nagel forderte vielmehr eine größtmögliche Freiheit der Wissenschaft, da sie letztlich dem Menschen und der Schöpfung diene.

Es komme darauf an, die schöpferischen Qualitäten des Menschen verantwortungsvoll einzusetzen, sagte Armin Grunwald. Erlösung durch Technik könne es nicht geben, weil die Technik meist nicht beabsichtigte Folgen mit sich bringe, zu deren Lösung es weitere Techniken bedürfe. Grunwald machte das am Beispiel der Atomenergie deutlich: „Wir beschäftigen uns jetzt mit den Abfällen dieser Technik und den Folgen, die sie in mehreren hunderttausend Jahren haben werden.“

Seit dem Jahr 2010 feiert die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland jährlich einen ökumenischen „Tag der Schöpfung“. Er geht auf eine Anregung des damaligen Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. zurück, einmal im Jahr „gemeinsam zum Schöpfer zu beten“. Dieser Tag wird bundesweit begangen und regt dazu an, das Lob des Schöpfers gemeinsam anzustimmen und gleichzeitig die eigenen Aufgaben für die Bewahrung der Schöpfung in den Blick zu nehmen. Jeweils am ersten Freitag im September findet die bundesweite Veranstaltung an einem anderen Ort statt. Nach Brühl, Berlin, Nagold und München lädt die ACK im kommenden Jahr am 4. September 2015 nach Borna bei Leipzig ein.

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Freiwillige von ADRA Italien helfen Bootsflüchtlingen auf Sizilien

Rom/Italien, 07.09.2014/APD   Die ADRA-Ortsgruppe der Kleinstadt Lentini/Italien an der südöstlichen Küste Siziliens hat mit den Hafenbehörden der 20 Kilometer entfernten Stadt Augusta und dem Leiter des dortigen Aufnahmezentrums für Bootsflüchtlinge in der ehemaligen Schule „Giuseppe Verdi“ Kontakt aufgenommen. Dabei wurden die Bedürfnisse der Flüchtlinge festgestellt und Dank einer großzügigen Spende eines Kaufmanns und vieler Privatspenden an 140 Jugendliche des Zentrums Kleidung verteilt. Das teilte die Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Italien mit.

Seit mehreren Monaten werde ein Teil der im Mittelmeer aufgegriffenen Flüchtlinge, die mehrheitlich aus Ägypten, Eritrea, Gambia, Mali und Nigeria stammten, in Augusta untergebracht. Dort würden sie von den Einwohnern mit großer Solidarität betreut. Trotz der schwierigen Umstände im Zentrum, einer ehemaligen Schule, seien seit Jahresbeginn mehr als 1.500 Personen betreut worden.

Die Freiwilligen der ADRA-Ortsgruppe Lentini wollten die Jugendlichen im Aufnahmezentrum weiterhin unterstützen und ihnen neben der Bereitstellung von Alltagsgütern, wie Hygieneartikel und Unterwäsche, auch kulturelle, schulische und Freizeitveranstaltungen anbieten. Das Engagement der ADRA-Freiwilligen von Lentini erweitere das Angebot von ADRA Italien für Bootsflüchtlinge, das in Palermo auf Sizilien begonnen habe, so das Hilfswerk.

ADRA Italien unterhält landesweit 40 Ortsgruppen, die je nach lokalen Bedürfnissen und Möglichkeiten Beihilfen für benachteiligte Menschen zur Verfügung stellen, Kleidung, Medikamente und Lebensmittel verteilen, mit lokalen Behörden zusammenarbeiteten, Essen für ältere Menschen ausgeben, Unterhaltung für Patienten in Krankenhäusern bieten, erwachsene Ausländer in Lesen und Schreiben unterrichten, schulische Unterstützung für Kinder, soziale Aktivitäten, Hilfe für Flüchtlinge und Obdachlose anbieten sowie Rettungsmaßnahmen nach Naturkatastrophen durchführen.
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"MissionRespekt. Christliches Zeugnis in einer mulitreligiösen Welt"

Berlin, 05.09.2014/APD   Was bedeutet christliche Mission heute? Wie können Christinnen und Christen in einer pluralistischen, multireligiösen Gesellschaft ihren Glauben bekennen, und welche Grenzen sind dabei zu beachten? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der internationale Kongress „MissionRespekt. Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, der vom 27. bis 28. August in Berlin stattfand. Die rund 250 Teilnehmer kamen unter anderem auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), des Evangelischen Missionswerkes (EMW), des Internationalen Katholischen Missionswerkes (missio) und der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) in die Bundeshauptstadt.

Das Dokument von 2011
Der Kongress befasste sich zunächst mit dem Dokument „Christliches Zeugnis in einer mulireligiösen Welt“, das nach fünfjähriger Arbeit am 28. Juni 2011 gemeinsam vom Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog (PCID), der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) veröffentlicht wurde. In dem Dokument geht es um missionarische Prinzipien. Dazu gehörten die Freiheit, den Glauben zu bezeugen, das Ablehnen von Gewalt in der Mission, gegenseitiger Respekt für alle Menschen ungeachtet ihrer Religion und Ehrlichkeit. So werden „Täuschung und Zwangsmittel“ bei der Mission als Verrat am Evangelium bezeichnet. Zudem spricht das Dokument den Austausch mit Menschen anderer Religionen und Kulturen sowie mit Nicht-Gläubigen an. Ziel sei es, den Einsatz der Kirchen für ein friedliches Miteinander der Religionen deutlich zu machen, ohne die Bedeutung des eigenen Glaubens zu schmälern. Als Orientierungshilfe sollte dabei immer Jesus Christus dienen: seine Verkündigung des Reiches Gottes, sein Dienst am Nächsten und seine Selbsthingabe.

„Den Fremden in seiner Fremdheit aushalten“
Die Delegierten des Berliner Kongresses besprachen zudem, wie die verschiedenen christlichen Traditionen angesichts der aktuellen Krisen in der Welt in größerer Gemeinsamkeit für Werte wie Religionsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und Frieden eintreten könnten. Der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, rief zu einem friedlichen Miteinander der Kulturen und Religionen in Deutschland auf. „Wir erleben gerade wieder schmerzlich, dass der Antisemitismus nicht überwunden ist“, beklagte er. Ziel müsse es sein zu lernen, „den Fremden in seiner Fremdheit auszuhalten, die Wahrheit des eigenen Glaubens selbstbewusst aber nicht aggressiv zu vertreten und über allem die demütige Erkenntnis, dass jede menschliche Wahrheitsvorstellung angesichts Gottes Größe unvollkommen ist.“

Schneider nannte es eine der wichtigsten Herausforderungen für die Kirchen, die eigenen Gemeindemitglieder wieder auskunftsfähig hinsichtlich ihrer Glaubensüberzeugung zu machen. „Fremdenfeindlichkeit ist oft das Resultat einer unsicheren eigenen Identität. Wenn wir also die eigene Identität stärken und sprachfähig machen, dient das dem friedlichen Zusammenleben.“ Unverhandelbar sei für ihn im Gespräch mit anderen Religionen der Verzicht auf Gewalt und die Anerkennung der Menschenrechte, wie der Religionsfreiheit und der Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Religionswechsel in Indien für Hindus schwer
Vertreter verschiedener Länder berichteten über die heimische Situation im Hinblick auf Mission. Dabei sei die Lage in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. In Indien sehe sich die christliche Minderheit zahlreichen Einschränkungen ausgesetzt, beklagte der römisch-katholische Erzbischof der indischen Diözese Vasai, Felix Anthony Machado. Obwohl die Verfassung des Landes die Religionsfreiheit garantiere, gebe es in sieben von 29 Bundesstaaten sogenannte Antibekehrungs-Gesetze. Auch in den übrigen 22 Bundesstaaten seien Behinderungen zu erwarten, wenn Hindus ihren Glauben wechseln wollten. Die Religionsfreiheit sei unter anderem durch die gegenwärtig regierende Hindu-Partei BJP gefährdet. Radikale Hindus würden den Christen vorwerfen, die Mission mit unlauteren Mitteln zu betreiben. Der Generalsekretär der Asiatischen Evangelischen Allianz, Richard Howell, ergänzte, dass ein Glaubenswechsel für die vom hinduistischen Kastensystem ausgeschlossenen Dalits („Unberührbaren“) die einzige Möglichkeit sei, sich aus diesem diskriminierenden System zu befreien.

Keine Alternative zum friedlichen Miteinander der Religionen
In der Abschlusserklärung des Kongresses „MissionRespekt“ in Berlin heißt es: „Wir sind der Überzeugung, dass es keine Alternative zum friedlichen Miteinander der Religionen geben kann.“ Das verlange von Christen ein einladendes Bekenntnis des Glaubens, die respektvolle Zuwendung zu Menschen anderer religiöser Überzeugungen und Solidarität mit denen, welchen das Ausdrücken ihrer religiösen Überzeugungen verwehrt werde. „Menschen mit unterschiedlichen oder keinen religiösen Beheimatungen müssen gemeinsam jenen entschlossen entgegentreten, die Religion missbrauchen, um politische und soziale Konflikte auszutragen und Andersglaubende zu verfolgen.“

Adventisten zum Thema Religionsfreiheit, Evangelisation und Proselytismus
Pastor Bernhard Bleil (Ostfildern bei Stuttgart), Abteilungsleiter für Gemeindeaufbau und Evangelisation des Süddeutschen Verbandes der Siebenten-Tags-Adventisten, meinte zur Abschlusserklärung des Kongresses, dass sich auch die weltweite Freikirche mit diesem Thema seit Jahren beschäftige. Schon in der „Stellungnahme zu Religionsfreiheit, Evangelisation und Proselytismus“ der adventistischen Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) vom Juli 2000 sei zum Ausdruck gebracht worden, dass für Adventisten die Religionsfreiheit ein menschliches Grundrecht sei. Die Freikirche würde zwar die globale Mission und Evangelisation bejahen, doch evangelistische und missionarische Aktivitäten müssten die Menschenwürde respektieren. Verkündiger müssten wahrhaftig und durchschaubar sein, wenn sie es mit anderen religiösen Gruppen zu tun hätten. Es sollte eine Ausdrucksweise benutzt werden, die es vermeide, andere religiöse Gemeinschaften zu kränken. „Falsche oder andere Religionen lächerlich machende Aussagen sollten unterbleiben“, heißt es in der Stellungnahme.

Zudem betone die Erklärung, so Bleil, dass Bekehrung eine Erfahrung des Geistes sei und deshalb auf keinen Fall mit Vorteilen oder dem Erhalt materieller Anreize in Verbindung gebracht werden sollte. „Wenn auch das Recht zur Beteiligung an humanitären Aktivitäten voll anerkannt werden muss, sollten solche Aktionen niemals in irgendeiner Art und Weise mit Evangelisation verbunden sein. Menschen, die sich nicht wehren können, sollten nicht ausgenutzt werden, indem man ihnen finanzielle und materielle Anreize anbietet, um sie zum Religionswechsel zu drängen.“

Bereits 1926 habe die Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten „Richtlinien für die Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen und religiösen Organisationen“ erlassen, informierte Pastor Bleil. Darin werde ebenfalls betont, dass bei der missionarischen Arbeit „jederzeit der Geist christlicher Höflichkeit, Offenheit und Fairness vorherrschen“ sollte. Da Religion „auf Gewissen und Überzeugung gründet“, dürfe „niemand aus egoistischem Interesse oder wegen vorübergehender Vorteile in unsere Freikirche gezogen“ werden. In den Richtlinien werde betont: „Wenn ein Gesinnungswechsel ein Mitglied unserer Freikirche zu dem Empfinden führt, nicht mehr mit dem Glauben und dem Gemeindeleben der Siebenten-Tags-Adventisten im Einklang zu sein, anerkennen wir nicht nur das Recht, sondern auch die Verpflichtung eines solchen Mitgliedes, dass es seine religiöse Zugehörigkeit entsprechend seiner Überzeugung wechselt, ohne ihm Böses nachzusagen. Wir erwarten von anderen religiösen Körperschaften, dass sie im gleichen Geist der religiösen Freiheit reagieren.“

Zwar könne die Freikirche „wegen ihres Verständnisses des ihr verordneten Evangeliumsauftrages“ ihre Mission nicht auf bestimmte geographische Gebiete begrenzen. Doch in den Richtlinien von 1926 werde ausdrücklich hervorgehoben: „Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten erkennt auch das Recht anderer religiöser Überzeugungen an, ohne geographische Beschränkungen tätig zu werden.“

Die Aussagen in der Stellungnahme von 2000 und in den Richtlinien von 1926 seien sehr eindeutig. Es gelte jedoch, sie immer wieder vor Augen zu haben und in die Tat umzusetzen, gab Pastor Bernhard Bleil zu bedenken.
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Erzwungene Rückbekehrung von Adventisten zum Hinduismus?

Silver Spring, Maryland/USA, 04.09.2014/APD   Eine Rückbekehrungszeremonie am 26. August von Mitgliedern der protestantischen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten zum Hinduismus, die im adventistischen Kirchengebäude im indischen Dorf Asroi stattfand, habe die adventistischen Kirchenleiter in Indien veranlasst, die Behörden um Abklärungen zu bitten, teilte Adventist News Network (ANN) mit. Die Kirchenleitung befürchte, dass fundamentalistische Hindus in Asroi bei Aligarh, 170 Kilometer südlich der Hautstadt Neu-Delhi, im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh, die Adventisten möglicherweise zum Glaubenswechsel gezwungen hätten.

„Wir haben einen Antrag an die lokalen und übergeordneten Behörden gestellt und um eine Untersuchung gebeten“, sagte Pastor T. P. Kurian, Kommunikationsdirektor der überregionalen Kirchenleitung der Adventisten in Südasien mit Sitz in Hosur, Tamil Nadu/Indien.

Die Adventgemeinde in Asroi wurde 2001 mit 33 Kirchenmitgliedern gegründet. 2004 sei das Grundstück gekauft worden, auf dem eine adventistische Freiwilligenorganisation aus den USA im Jahr 2005 das Kirchengebäude erstellt habe. 2007 hätten zwei Familien die Kirche verlassen, sodass noch 20 Mitglieder verblieben seien. Vor der Rückbekehrungszeremonie hätten jedoch nur noch fünf bis sieben Kirchenmitglieder die adventistischen Gottesdienste regelmäßig besucht, so ANN.

Eine vierköpfige adventistische Delegation, habe nach der Zeremonie Asroi besucht. In ihrem Bericht hätte sie festgehalten, dass es Hinweise gebe, wonach fundamentalistische Hindugruppen die adventistischen Gläubigen gezwungen hätten, zu ihrem früheren Glauben zurückzukehren, sagte Pastor Mohan Bhatti, Kommunikationsdirektor der regionalen adventistischen Kirchenleitung in Nordindien mit Sitz in Neu-Delhi.

Tendenziöse Medienberichte?
Laut indischen Medienberichten hätten sich Dutzende von aktiven und inaktiven Adventisten bei der Zeremonie wieder zum Hinduismus bekannt. Zudem hätten hinduistische Fundamentalisten den adventistischen Gottesdienstraum in einen Tempel des Hindu-Gottes Shiva verwandelt und das Kreuz durch ein Götterbild ersetzt. Die adventistische Delegation habe bei ihren Untersuchungen aber nichts derartiges im Gottesdienstraum festgestellt, so ANN. „Es wurde dort weder ein Götterbild von Shiva gefunden noch ist die Kirche in einen Tempel umgewandelt worden“, heißt es im Bericht der Delegation. Es scheine, dass während der Zeremonie „ein Poster von Shiva“ für einige Momente an der Wand angebracht worden sei, um dies später mittels Video und Fotografie zu publizieren. Außerdem heiße es im Bericht, dass das Gebäude unter polizeilicher Überwachung stehe, um jegliche Beschädigung zu vermeiden. „Wir haben weiterhin die Freiheit, unsere wöchentlichen Gottesdienste durchzuführen.“

Laut ANN sei unklar, wie viele ehemalige Adventisten sich wieder dem Hinduismus zugewandt haben. Indische Medien hätten mit Bezug auf Hindu-Aktivisten, die an der Zeremonie teilgenommen hätten, von 72 Adventisten gesprochen. Das stehe aber im Widerspruch mit den wesentlich fundierteren Mitgliederzahlen der Kirche, so ANN.

Der Verlust der letzten Kirchenmitglieder überrasche ihn, sagte Pastor S. P. Singh, Mitglied der adventistischen Delegation in Asroi. „Der Ortspastor, Vikas Paswan, hat die Kirche während zehn Jahren betreut“, so Singh. „Er führte regelmäßig am Sabbat [Samstag] den Gottesdienst durch. Er hatte keinerlei Anlass anzunehmen, dass in Zukunft so etwas geschehen würde.“

Hindus bezeichnen die Rückbekehrung als freiwillig
Khem Chandra, der an der Rückbekehrungszeremonie teilgenommen hatte und Mitglied der Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS), einer nationalistischen Hindu-Gruppe ist, sagte gegenüber der „Times of India“, dass das Geschehene offensichtlich sei. Die Adventisten hätten zuvor den Hinduismus verlassen. Jetzt hätten sie ihren Fehler erkannt und wollten wieder zurückkommen. „Wir heißen sie willkommen.“ Der Hindu-Aktivist sagte auch, dass er im Laufe der Jahre acht adventistische Familien kennengelernt und besucht habe. Dabei habe er sie aufgefordert, ihren Glauben zu überdenken.

„Es ist das Recht jedes Einzelnen, sich der Religion seiner Wahl zuzuwenden, aber solche Massenkonversionen beinhalten politischen, sozialen und physischen Zwang sowie die Androhung von Gewalt“, sagte John Dayal, Mitglied des nationalen Integrationsrates gegenüber UCAnews.com, einer unabhängigen katholischen Nachrichten-Website.

Der Hindu-Aktivist Khem Chandra äußerte laut ANN die Hoffnung, dass bald ein erster Hindu-Tempel im Dorf eröffnet werden könne, vielleicht sogar im Gebäude der Adventisten. „Wir werden uns über die Kirche Gedanken machen. Sie gehört den Missionaren, aber der Boden, auf dem sie steht, gehört zu Hindustan“, sagte er. „Wir werden nicht auf unserer Dharti [Erde] Kompromisse eingehen. Gemeinsam mit den Dorfbewohnern werden wir über den Tempel entscheiden“, erläuterte Chandra.

Adventisten für freie Wahl der Religion
„[Religiöse] Freiheit umfasst auch das Recht, die Religion zu wechseln und andere – mit allem Respekt – einzuladen, ebenfalls ihre Religionszugehörigkeit zu ändern“, steht in einer Erklärung der adventistischen Weltkirchenleitung von 1996 zur Religionsfreiheit.

In der adventistischen „Stellungnahme zu Religionsfreiheit, Evangelisation und Proselytismus“ aus dem Jahr 2000 heißt es: „Im Zusammenhang mit der Verbreitung von Religion stellt sich auch die Frage des ‚Proselytismus‘, der auf unterschiedliche Weise verstanden wird und zunehmend eine abwertende Bedeutung in Zusammenhang mit unmoralischen Überzeugungsmethoden, einschließlich Gewalt, erhält. Die Siebenten-Tags-Adventisten verurteilen eindeutig die Verwendung solcher Mittel … Evangelistische und missionarische Aktivität muss die Menschenwürde respektieren.“

Adventisten in Indien
In Indien, der größten Demokratie der Welt, leben 1,237 Milliarden Menschen. Davon sind 1,538 Millionen Mitglieder der Siebenten-Tags-Adventisten, die in 4.280 Kirchen samstags den Gottesdienst feiern. Die Adventisten unterhalten in Indien 106 Grundschulen mit 36.600 Schülern, 160 Sekundarschulen mit 134.000 Schülern, acht Hochschulen und eine Universität, zwölf Krankenhäuser, zwei Waisenhäuser und einen Verlag. Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Indien war 2012 mit 111 Mitarbeitenden in 16 Projekten tätig und konnte 93.000 Bedürftigen helfen.
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Freie evangelische Gemeinden im Zweiten Weltkrieg

Witten, 03.09.2014/APD   Den Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 1. September 1939 in Polen habe die frühere Gemeindezeitschrift „Der Gärtner“ des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) ganz im Sinne der Nazi-Propaganda kommentiert, schreibt der Historiker und Pastor i. R. des BFeG Hartmut Weyel in seinem Artikel „Krieg und Kriegsgeschrei“ in der September-Ausgabe von „Christsein heute“, der jetzigen BfeG-Zeitschrift.

Treue und Gehorsam gegenüber dem Führer
Danach habe Deutschland den Krieg nicht gewollt und Polen sei durch seine unnachgiebige Haltung selbst schuld an der Krise. Der Krieg wäre gerechtfertigt, weil sich England „um jeden Preis die Reste des Versailler Raubes sichern“ wolle und deswegen Polen zu seiner starren Haltung angestiftet habe. In Verkennung der Realitäten hätte „Der Gärtner“ behauptet, so Weyel, der Führer Adolf Hitler strebe keine Weltherrschaft an. Dass „er aber Lebensraum und Sicherheit unseres Volkes an der Ostgrenze“ beanspruche, sei „nicht mehr als billig“. So habe der Schriftleiter der Zeitschrift geglaubt, seine Leser beruhigen zu können: „Wir sind getrost und voll guter Zuversicht über den Ausgang dieses Krieges, der so ungerecht uns aufgezwungen worden ist. Wer beten kann, der gedenkt in treuer Fürbitte des Führers, der inmitten seiner tapferen Soldaten auf dem Kriegsschauplatz weilt. Auf seine Schultern ist von Gott eine ungeheure Verantwortung gelegt, die er im Bewusstsein eines guten Gewissens auf sich genommen hat.“

Nach der Besetzung von Dänemark, Norwegen, Holland und Belgien sowie der Kapitulation Frankreichs im Jahr 1940 sei auch „Der Gärtner“ begeistert gewesen und habe mit dem deutschen Volk gejubelt: „Der Herr hat Großes an uns getan. Ehre sei Gott in der Höhe!“ Nun wachse in den Ländern, welche die deutsche Wehrmacht in deutschen Schutz genommen habe, eine „neue, bessere Ordnung, die auf eine höhere Gerechtigkeit gegründet“ sei. Im Kriegsgeschehen dürfe man „die Fußspuren Gottes in der Geschichte erblicken“. Als die deutschen Truppen im April 1941 den Balkan überrannten und bis nach Griechenland vordrangen, hätte „Der Gärtner“ erneut gejubelt über den „Führer des Großdeutschen Reiches, dem unsere Herzen in besonderer Verehrung und Liebe entgegenschlagen. Wir geloben ihm unwandelbare Treue und unverbrüchlichen Gehorsam.“

Doch am 25. Mai 1941 habe „Der Gärtner“, laut Hartmut Weyel, seinen Lesern mitteilen müssen, dass „die Kriegswirtschaft stärkste Anspannung aller Kräfte erfordert“ und deshalb „Der Gärtner“ und alle übrigen Blätter des Bundes-Verlags bis auf weiteres ihr Erscheinen einstellen müssten. Man bringe aber diese Opfer „in der Zuversicht, dass diese Zusammenfassung aller Kräfte unserm Volk den Sieg verbürgt“. „Der Gärtner“ kam erst im Juli 1947 wieder auf den Markt. An seine Stelle trat vom Sommer 1941 bis März 1945 das „Amtsblatt des Bundes Freier evangelischer Gemeinden e.V.“.

Obwohl im Dezember 1944 das Kriegsende und damit der Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ bevorstanden, hätte der Schriftleiter des Amtsblattes dennoch beteuert, dass „die gläubige Gemeinde in ernster Fürbitte hinter unserem Volk und Führer“ stehe und Gott für alle Kraft danke, „die er unserer Führung und unserer Wehrmacht geschenkt hat, dass unsere kämpfenden Truppen an allen Fronten Wunder der Tapferkeit vollbringen“, berichtet Weyel.

„Buße ist das göttliche Gebot der Stunde“
Ein Jahr nach Kriegsende habe der Hamburger Diakoniedirektor und FeG-Gemeindeleiter Friedrich Heitmüller (1888-1965) eine „Klarstellung“ verfasst, in der er „mitten im Zusammenbruch unseres völkischen und nationalen Lebens“ die Frage stellte, „was Gott jetzt von uns erwartet?“. Seine Antwort lautet: „Buße! Buße ist das göttliche Gebot der Stunde.“ Heitmüllers Bußruf beziehe sich, so Weyel, vor allem auf die von ihm scharf kritisierte Haltung des FeG-Bundes und der Gemeinden in der politischen Situation des NS-Staates.

Zum Verhalten gegenüber Krieg und Kriegsdienst habe sich unter anderem der führende Gemeindeälteste aus Moers-Schwafheim, Heinrich Pannen (1897-1982), geäußert. Der ehemalige Kommandant eines Minensuchbootes betonte auf dem FeG-Brüdertag am 28. Mai 1948 in Lüdenscheid: „Jeder muss von seinem Gewissen her Stellung nehmen und entscheidend handeln. Wir haben zwei gewaltige Kriege erlebt. Mir ist klar, dass dieser letzte ein Werkzeug Satans war, auch die Waffen waren satanisch oder dämonisch. Dass wir nun mitgeholfen haben, ist unsere Schuld und Belastung. Wir müssen da Stellung nehmen, das ablehnen, unter Umständen auch den Waffendienst verweigern! Ich bin selbst Soldat gewesen und weiß, dass unsere Jugend beim Militär verdorben wird. Und wir sollen dazu schweigen? Für mich ist es klar, das kann ich nicht mehr tun!“

Die erste Freie evangelische Gemeinde entstand 1854 in Wuppertal. 20 Jahre später schlossen sich 22 Gemeinden zum Bund Freier evangelischer Gemeinden zusammen. Heute gehört der Bund zu den wenigen wachsenden Kirchen in Deutschland. Gegenwärtig zählt er 471 Gemeinden mit 40.323 Mitgliedern. Dazu kommen rund 15.500 „Freunde“ und 9.000 Kinder. Zum Bund gehören die Theologische Fachhochschule Ewersbach (Dietzhölztal), die Diakonischen Werke Bethanien (Solingen) und Elim (Hamburg), die Allianz-Mission (Dietzhölztal) und weitere soziale Initiativen. Die Bundeszentrale befindet sich in Witten an der Ruhr. Freie evangelische Gemeinden gibt es in über 20 Ländern. Mit ihren etwa 30 Mitgliedsbünden umfasst der Internationale Bund rund 450.000 Mitglieder.

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Die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten lassen

Hannover, 02.09.2014/APD   Anlässlich des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren erinnerte der Vorsitzende der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, Pastor Johannes Naether (Hannover), an die Erklärung der Freikirche aus dem Jahr 2005 zur NS-Zeit. Darin hätten die Adventisten betont, dass sie dafür eintreten wollten, dass nie wieder ein Krieg gegen andere Völker von Deutschland oder Österreich ausgehe und dass niemand aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität oder Geschlecht ausgegrenzt und benachteiligt werde. Außerdem baten sie um Vergebung, „dass wir gegenüber dem jüdischen Volk, allen Verfolgten und vom Krieg Betroffenen und darüber hinaus auch gegenüber Adventisten in anderen Ländern durch unser Versagen schuldig geworden sind“. Diese Bitte sei von den Adventisten in den damals von Deutschen besetzten oder mit Deutschland im Krieg befindlichen Ländern „dankbar“ aufgenommen worden.

Leider gebe es bis heute immer noch Kriege und Konflikte, beklagte Naether; etwa im Irak, in Syrien oder in der Ukraine. Auch hier gelte es, für die in Not geratenen Menschen zu beten, als Friedensstifter zu wirken und humanitäre Hilfe zu leisten, wie es auch durch die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA geschehe.

In einer gemeinsamen Erklärung zum 60. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 hatten die Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland und Österreich Stellung zum Verhalten der Freikirche im Dritten Reich genommen. Darin wird beklagt, dass auch Siebenten-Tags-Adventisten an „diesem furchtbaren Krieg beteiligt waren“. Der Charakter der NS-Diktatur sei nicht rechtzeitig und deutlich genug erkannt worden. In adventistischen Veröffentlichungen hätten sich Aussagen befunden, „die Adolf Hitler huldigten und der rassistischen Ideologie des Antisemitismus in einer Weise Ausdruck gaben, die aus heutiger Sicht unfassbar ist“. Deutsche und Österreicher seien zu „Komplizen des Rassenwahns geworden“; auch „viele Siebenten-Tags-Adventisten“ hätten „an der Not und dem Leid ihrer jüdischen Mitbürger keinen Anteil“ genommen, so dass sie „von uns ausgegrenzt und ausgeschlossen, sich selbst überlassen und so der Gefangenschaft, Vertreibung oder dem Tod ausgeliefert wurden“.

Auch hätten „wir als Siebenten-Tags-Adventisten in jenen notvollen Zeiten trotz unserer Erkenntnis aus der Heiligen Schrift und dem prophetischen Wort nicht mutiger und konsequenter gehandelt und so in der Nachfolge unseres Herrn versagt“. Adventisten seien denjenigen, „die in unseren Reihen mutig Widerstand geleistet haben und sich der Nazidiktatur weder gebeugt, noch mit ihr gemeinsame Sache gemacht haben, nicht mutig entschlossen genug gefolgt“.

Anlässlich des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939, der weltweit rund 60 Millionen Tote gefordert habe, sollte die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten, hob Pastor Naether hervor. Wie es in der Erklärung von 2005 heißt, dürfe der Gehorsam, „den wir der staatlichen Obrigkeit schulden, nicht zur Preisgabe von biblischen Überzeugungen und Werten“ führen. Es gelte, die „Geister zu unterscheiden“ und den Glauben auch dann mutig zu bekennen und konsequent zu leben, „wenn wir unsererseits in die ‚Stunde der Versuchung‘ geraten“.

Der Text der „Erklärung der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland und Österreich zum 60. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945“ ist im Internet zu finden unter: http://www.adventisten.de/ueber-uns/dokumente-und-stellungnahmen/
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Kirchen keine Instrumente des Gegeneinanders der Völker, sondern Brückenbauer

Bonn, 02.09.2014/APD   „Dass wir hier als Deutsche und Polen und vor allem auch als Christen gemeinsam in Gleiwitz, wo vor genau 75 Jahren der Zweite Weltkrieg begann, miteinander Eucharistie feiern, scheint vielen wie ein Wunder im Rückblick auf die schreckliche Epoche des 20. Jahrhunderts“, betonte der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in seiner Predigt zur Eucharistiefeier in der Kathedrale von Gleiwitz/Polen. Er stellte die Frage, wie es möglich gewesen sei, „dass in einem Land, das durchweg christlich geprägt schien, wo die überwältigende Mehrheit der Menschen getauft war, die Zehn Gebote und die Weisungen Jesu kannte, wie solche Verbrechen geschehen und ein mörderischer Krieg entfesselt werden konnte“. Dass dieser Krieg von Deutschland ausging, „erschüttert uns auch als Kirche in Deutschland bis heute“. Deshalb gelte es, niemals die eigentliche Sendung der Kirche zu vergessen, nämlich für das Heil aller Menschen einzutreten.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz würdigte die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und den Beitrag, den die Kirchen dazu geleistet hätten. Die Kirchen dürften niemals mehr Instrumente des Gegeneinanders der Völker sein, sondern Brückenbauer, Versöhner und Friedensstifter. Die aktuellen Erfahrungen von Krieg, Terror, Gewalt im Irak, Syrien und auch in der Ukraine, forderten Christen heraus, ein engagiertes Zeugnis für einen gerechten Frieden und die Achtung der Würde des Menschen zu geben.

In der gemeinsamen Gebetsveranstaltung beim ehemaligen Sender Gleiwitz erinnerten Vertreter der jüdischen Gemeinschaft, der evangelischen Kirche in Polen, der römisch-katholischen Polnischen und Deutschen Bischofskonferenz an die Ereignisse in Gleiwitz, die dem Beginn des Zweiten Weltkriegs unmittelbar vorausgingen. In allen Beiträgen wurde auch der Bogen geschlagen zu den heutigen Konflikten und Kriegen – vor allem in Syrien, im Irak und in der Ukraine. Frieden zu stiften und Aggressoren mutig entgegenzutreten, seien Lehren aus der unheilvollen Geschichte Europas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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Karl Georg Harreß – ein adventistischer Märtyrer

Friedensau bei Magdeburg, 01.09.2014/APD   Vor 72 Jahren wurde Karl Georg Harreß im schlesischen Konzentrationslager Groß-Rosen ermordet. Er sei jedoch einer der weithin vergessenen adventistischen Märtyrer, schreibt der Historiker und Dekan des Fachbereichs Theologie der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg, Dr. Johannes Hartlapp, in der Hochschulzeitschrift „Dialog“ 3/2014.

Karl Harreß, geboren am 20. März 1887 im thüringischen Oberlind (bei Sonneberg), ließ sich nach seiner Militärzeit, die ihn nach Schlesien verschlagen hatte, 1912 in Hirschberg (heute Jelenia Góra/Polen) taufen und wurde Siebenten-Tags-Adventist. 1913/14 erhielt er eine Ausbildung am Missionsseminar Friedensau und arbeitete anschließend als Kolporteur (Buchverkäufer). Nach dem Ersten Weltkrieg, dessen Schrecken er als Sanitäter miterlebte, arbeitete er als Pastor in Lüdenscheid, Hannover, Kassel, Dortmund, Osnabrück und Oldenburg.

Hartlapp beschreibt Karl Harreß als einen Mann, der eher vorsichtig und zurückhaltend gewesen sei. Seiner Frau gegenüber habe er einmal geäußert: „Wir gehen schrecklichen Zeiten entgegen, wie sie Deutschland noch nicht gesehen hat.“ Sein Gewissen hätte es nicht zugelassen, den Hitlergruß anzuwenden. Er habe mit „Guten Tag“ oder „Grüß Gott“ gegrüßt, selbst den Ortsgruppenleiter im Haus. Nach einem Umzug innerhalb von Oldenburg in ein Gebäude der adventistischen Grundstücksverwaltung, in dem Karl Harreß zugleich als Verwalter fungierte, habe er sich nicht nur einmal den Zorn, ja die Feindschaft einzelner Mieter zugezogen. Es scheint, dass diese Mieter ihn auch bei der Gestapo denunziert hätten, so Hartlapp.

Anfang Dezember 1941 kamen drei Gestapobeamte in Harreß‘ Wohnung, um ihn zu sprechen. Alle drei hätten bereits evangelistische Vorträge von ihm besucht. Da er nicht zu Hause war, wurde er zum Verhör einbestellt. Dort eröffnete ihm die Gestapo, dass ein Soldat, mit dem Harreß nach einem seiner Vorträge gesprochen hatte, ihn wegen angeblicher Äußerungen angezeigt habe. Die Beamten der Gestapo ließen sich erklären, was Harreß zum Schicksal der Juden zu sagen habe. Ihnen gefiel nicht, so Hartlapp, dass er im Gespräch nicht nur 5. Mose 28 (Ankündigung von Segen und Fluch über Israel), sondern genauso Sacharja 2,12 f. (Gott spricht: „Wer Israel antastet, der tastet meinen Augapfel an“) nannte. Ein weiteres Thema waren seine theologischen Überzeugungen über das Ende der Welt. Nach mehrstündigem Verhör durfte er nach Hause gehen, wurde jedoch am nächsten Tag verhaftet und in einer Schule in der Nähe untergebracht.

Seine Frau habe acht Tage lang nicht gewusst, wo sich ihr Mann befinde. Als sie ihn nach vier Wochen besuchen durfte, sei er nur noch „ein Schatten seiner selbst“ gewesen. Die schwere Straßenarbeit, die er verrichten musste, habe ihn stark abmagern lassen. Er wäre bereits mehrfach umgefallen, die Füße von den Holzpantinen ganz aufgescheuert. Während dieser Zeit in Oldenburg wurde das endgültige Gerichtsurteil gefällt: Haft im Konzentrationslager.

Nach dem Gerichtsurteil kam Karl Georg Harreß im Februar 1942 ins KZ Sachsenhausen bei Oranienburg (Häftlingsnummer 1899), berichtet Hartlapp. Hier habe er einen Adventisten aus der benachbarten Adventgemeinde Hude getroffen, der allerdings später wieder aus dem KZ entlassen worden sei. Schließlich verlegte man Harreß einen Monat später ins KZ Groß-Rosen bei Breslau, einem ehemaligen Zuchthaus. Von dort sei es ihm gestattet worden, zwei Briefe pro Monat seiner Familie zu schicken. Für seine Frau wären es jedoch „vorgedruckte Feldpostbriefe“ gewesen.

Im Mai 1942 habe Harreß die Briefe an seine Familie von einer andern Person schreiben lassen. Zu dieser Zeit war er laut Hartlapp bereits wegen seiner verletzten rechten Hand ins Krankenrevier eingeliefert worden. Als daraufhin seine Frau sich nach seinem Zustand erkundigte und um eine Besuchserlaubnis bat, erhielt sie zur Antwort: „Nach Rückfrage im Revier hat er eine Entzündung an der rechten Hand und kann deswegen nicht fließend schreiben. Der Gesundheitszustand Ihres Ehemannes hat sich aber gebessert, und er hofft, in einigen Wochen wieder selbst schreiben zu können.“

Die Antwort auf die Bitte um Besuchserlaubnis habe auf sich warten lassen. Stattdessen wurde der Ehefrau am 6. Juli die Todesnachricht mitgeteilt: „Ihr Ehemann Karl Harreß meldete sich am 9.5.42 krank und wurde daraufhin unter Aufnahme im Krankenbau in ärztliche Behandlung genommen. Es wurde ihm die bestmöglichste medikamentöse und pflegerische Behandlung zuteil. Trotz aller angewendeten ärztlichen Bemühungen gelang es nicht, der Krankheit Herr zu werden. Ich spreche Ihnen zu diesem Verlust mein Beileid aus. Ihr Ehemann hat vor seinem Ableben keinerlei letzte Wünsche mehr gehabt.“

Ehefrau Frieda Harreß meinte dazu: „Ich nahm es damals für bare Münze. Später erkannte ich, dass es purer Hohn war.“ Sie erhielt auch alles ungeöffnet zurück, was sie ihrem Mann an Briefen und Paketen geschickt hatte. Er habe nichts davon erhalten.

Es sei der Adventgemeinde Oldenburg und vor allem dem dortigen Pastor Ralph Eigenbrodt zu danken, dass das Erbe von Karl Harreß nicht verloren ging, hebt Dr. Johannes Hartlapp hervor. Anfang Juli 2012 wurde eine „Stolperplatte“ in den Boden des Gehweges vor der Gemeinde eingelassen. Sie ziehe die Blicke der Vorbeigehenden auf sich und diene auf diese Weise den Nachgeborenen als Mahnmal.

Nach den Zeugen Jehovas und römisch-katholischen Priestern stellten Siebenten-Tags-Adventisten die drittgrößte Märtyrergruppe im Kreis der verfolgten Christen während der NS-Zeit dar, berichtet Hartlapp. Die Mehrheit dieser Adventisten habe allerdings den im Ersten Weltkrieg entstandenen Reform-Adventisten angehört. Das Beispiel in Oldenburg sollte andere adventistische Gemeinden ermutigen, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

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