Irakischer Bischof kritisiert Zentralregierung in Bagdad

München | APD

"Bagdad hilft nur vertriebenen Muslimen, aber nicht Christen"

München, 07.10.2014/APD Der chaldäisch-katholische Erzbischof der nordirakischen Stadt Erbil, Bashar Warda, wirft der irakischen Regierung vor, den Christen auf der Flucht vor den Milizen des "Islamischen Staats" nicht geholfen zu haben. "Die Regierung in Bagdad hat absolut nichts getan, um den 120.000 Christen zu helfen, die vor den Terroristen geflohen sind", sagte Warda der Geschäftsführerin des römisch-katholischen Hilfswerks "Kirche in Not", Karin Maria Fenbert, die sich mit einer internationalen Delegation des Hilfswerks über mögliche Flüchtlingsprojekte in Erbil, dem Regierungssitz der kurdischen Autonomieregierung, informiert hatte.

Warda berichtete, die vertriebenen Christen seien heute noch mehr um ihre Zukunft besorgt als bei ihrer Ankunft in Erbil vor zwei Monaten. Die meisten hätten in seiner Diözese und der Region rund um die Stadt Dohuk Zuflucht gefunden, nachdem sie im August aus ihren Häusern in Mossul und den Dörfern der Ninive-Ebene vertrieben worden waren. Als die Milizen des „Islamischen Staats“ vorrückten, hätten sie all ihren Besitz zurücklassen müssen. "Unsere muslimischen Führer haben es versäumt, die Gewalt, die im Namen des Islam verübt worden ist, uneingeschränkt zu verurteilen", kritisierte der Erzbischof. "Das hat dazu geführt, dass alle Christen aus ihrer uralten biblischen Heimat vertrieben wurden." Nachdem es wiederholt dazu gekommen sei, dass langjährige muslimische Nachbarn die Häuser von Christen sofort nach deren Flucht geplündert hätten, fühlten sich die Christen nun von ihren Landsleuten "verraten".

Es sei daher immer wahrscheinlicher, dass die vertriebenen Christen den Irak für immer verlassen wollten. "Die traurige Wahrheit ist, dass die Christen keinerlei Unterstützung von der irakischen Zentralregierung erhalten haben", betonte Warda. Bagdad helfe nur vertriebenen Muslimen, aber nicht Christen. Die Zentralregierung erfülle somit nicht ihre Verpflichtungen gegenüber dem Volk.
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