Menschenrechtsorganisation erhebt schwere Vorwürfe gegen UNHCR

Bonn | APD

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) erhebt laut Medienmitteilung schwere Vorwürfe gegen das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und gegen die thailändischen Behörden in Bangkok. Nach Erkenntnissen der IGFM verzögere das UNHCR in Thailand bereits die Erstinterviews mit christlichen Flüchtlingen aus Pakistan, dränge sie damit in die Illegalität und verweigere ihnen Hilfe. Zudem würden die thailändischen Behörden seit Anfang März gezielt Asylsuchende verhaften.

Die bittere Erkenntnis tausender pakistanischer Christen, die ihre Heimat verlassen mussten, um ihr Leben zu retten, bestehe darin, dass sie der Hölle in Pakistan entflohen und in der Hölle Thailands gelandet seien, so IGFM. Eine legale Einreise nach Thailand sei für Pakistaner zumindest bislang relativ einfach gewesen. Diese Fluchtmöglichkeit vor islamischen Extremisten in Pakistan hätten bis Januar 2015 nach UN-Angaben 8.000 Christen und Ahmadiyya genutzt. Doch weder das UNHCR noch die thailändische Regierung kümmerten sich angemessen um die Flüchtlinge, so die Menschenrechtsorganisation.

Untätigkeit des UNHCR drängt Flüchtlinge in Illegalität
Die Befragungen von pakistanischen Flüchtlingen durch die IGFM in Bangkok hätten ergeben, dass neu ankommende christliche Flüchtlinge zwischen drei und vier Jahren auf ihr Interview durch das UNHCR in Thailand warten müssten. Ende 2014 angekommene Flüchtlinge sollen demnach ihr erstes Interview durch die UN-Behörde erst Anfang bis Mitte 2018 erhalten. Das UNHCR dränge die Flüchtlinge damit in die Illegalität, da diese meist mit einem nur wenige Monate gültigen Visum eingereist seien und die thailändischen Behörden keinen Aufenthaltsstatus für Asylsuchende oder eine Verlängerung des Visums ermöglichten.

Menschenunwürdige Bedingungen
Laut IGFM sind den Flüchtlingen bezahlte Arbeitsverhältnisse untersagt und die mitgebrachten Ersparnisse wären oft rasch aufgebraucht. Die Schutzsuchenden müssten sich ohne finanzielle Unterstützung durch die thailändische Regierung oder das UNHCR durchschlagen und seien von den Armenspeisungen durch örtliche Kirchen abhängig. Flüchtlingskinder dürften in Thailand auch nicht zur Schule gehen.

Die Befragungen durch IGFM hätten ergeben, dass selbst schwer an Krebs oder Diabetes erkrankte Flüchtlinge keine finanzielle Unterstützung für medizinische Hilfe durch das UNHCR erhalten würden, weil ihre Einweisung ins Krankenhaus angeblich nicht „zwingend“ notwendig sei. Vorgezogene Interviews zur Abklärung des Flüchtlingsstatus würden selbst in Fällen schwerer Erkrankung verweigert. Damit bleibe diesen Flüchtlingen jahrelang jeglicher Zugang zu medizinischer Hilfe verwehrt.

IGFM: UNHCR kann Untätigkeit nicht erklären
Professor Dr. Rainer Rothfuß, geschäftsführender IGFM-Vorsitzender, kritisiert laut dem IGFM-Bericht die Behandlung der christlichen Flüchtlinge aus Pakistan als „völlig inakzeptabel“ und sieht in erster Linie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen in der Pflicht: „Die offensichtliche Missachtung der grundlegendsten Bedürfnisse der pakistanischen Flüchtlinge, die in ihrem Land Opfer schwerster Verfolgung sind, darf nicht hingenommen werden.“ Rothfuß werde das UNHCR zur Ursache der Untätigkeit der Niederlassung in Bangkok näher befragen.

Verhaftungswelle soll Flüchtlinge aus Thailand vertreiben
Die IGFM kritisiere zudem eine laufende Verhaftungswelle von Flüchtlingen durch die thailändische Polizei. Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation sind durch Polizei und Militär pakistanische Familien, trotz schwangeren Frauen oder Kindern im Stillalter, auseinandergerissen worden. In einem Fall hätte ein zweieinhalbjähriges Mädchen wegen fehlender Ausweispapiere alleine eingesperrt werden sollen, obwohl die Eltern über gültige Visa verfügten. Aufgrund der Weigerung der Eltern, ihre Tochter alleine einsperren zu lassen, sei der Vater zwei Tage mit dem Kleinkind ins Gefängnis gegangen.

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