Lehrer unter Druck, Medienscouts und Friedenspädagogik in der Schule

Darmstadt | APD

Beim ersten adventistischen Bildungskongress vom 14. bis 16. Mai im Schulzentrum Marienhöhe der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Darmstadt wurden zehn Workshops angeboten. Die mehr als 160 angereisten Lehrkräfte hatten so die Gelegenheit, sich über aktuelle Fragen ihres Berufsalltags auszutauschen.

Dr. Thomas Bürger, Oberstudienrat am Institut für Sozialpädagogik und Didaktik der Sozialwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen, besprach mit Kollegen und Kolleginnen das Problem „Handeln unter Druck“. Lehrerinnen und Lehrer wollen Kinder fördern und unterstützen. Gleichzeitig müssen sie beurteilen und auswählen. Problematisch werde es, wenn Pädagogen unter Handlungsdruck gerieten und entscheiden müssten, welche Prioritäten sie setzen. Im Workshop waren sich die Teilnehmenden dieser Spannung bewusst und überlegten, wie sie auf der Basis christlicher Normen und Werte pädagogische Entscheidungen herbeiführen können.

Bei Hans-Jürgen Göbel, Förderschulkonrektor der Wichernschule in Mühltal bei Darmstadt, ging es um das Thema „Inklusion als Herausforderung für die Lehrer“. In einem inklusiven Bildungssystem lernen Menschen mit und ohne Behinderungen von Anfang an gemeinsam. Dabei wurden verschiedene Aspekte der Inklusion dargestellt und diskutiert.

Wie „Medienscouts Orientierung im digitalen Dschungel“ bieten können, besprach die Diplom-Sozialpädagogin und Jugendreferentin der Adventjugend Mittelrhein, Dagmar Janssen, Darmstadt. Die zu Medienscouts oder –mentoren ausgebildeten Jugendlichen sollen Mitschülern und Freunden helfen, aufgeklärt und selbstbestimmt mit dem digitalen Netzwerk umgehen zu können.

„Zu welchen Werten und Verhaltensweisen ermutigt das Evangelium Lehrerinnen und Lehrer?“, fragte Dr. Christian Noack, Oberstudienrat mit den Fächern Religion und Geschichte sowie Pädagogischer Leiter am Schulzentrum Marienhöhe Darmstadt. Dabei brachte er die Begriffe Freude, Freiheit und Frieden ins Spiel.

„Friedenspädagogik in der Schule“ lautete das Thema von Dr. Horst Friedrich Rolly, Professor für Vergleichende Erziehungswissenschaften und Dekan für Sozialwesen an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg. Der Bogen spannte sich von der Gewaltbereitschaft in der Schule und Verhaltensregeln für Lehrerschaft und Schüler, über gewaltfreie Methoden der Konfliktbearbeitung, bis hin zur Mitwirkung von Jugendoffizieren der Bundeswehr im Unterricht.

„Wenn wir leben, was wir lehren, können wir andere lehren.“ Mit dieser Weisheit befassten sich Antje Schmidt, Fachleiterin Deutsch, und Frank Remke, Fachleiter Mathematik und Naturwissenschaften, an der adventistischen Immanuelschule in Oranienburg. Was Schüler von christlichen Lehrern an einer christlichen Schule erwarten, wurde anhand einer Umfrage unter Schülern dargestellt und diskutiert.

Auf die „Ungleichheit im Klassenzimmer“ wies Dr. Thomas Spiegler, Dozent für Soziologie und Sozialforschung an der Theologischen Hochschule Friedensau, hin. Der Einfluss der sozialen Herkunft auf den Bildungserfolg sei durch die PISA-Studien bekannt. Dennoch gebe es eine große Gruppe von Schülern, die trotz benachteiligter Ausgangsposition einen sehr erfolgreichen Bildungsweg vorzuweisen haben. Basierend auf den Daten einer umfangreichen Friedensauer Studie zu Bildungsaufsteigern wurde im Workshop der Frage nachgegangen, wie solche Wege zu Stande kommen und welche Rolle dabei Lehrerinnen und Lehrer spielen.

„Wie lernen Kinder Vertrauen, Empathie und Solidarität?“ Mit dieser Frage befasste sich der Workshop von Dr. Thomas Steininger. Der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut mit eigener Praxis, Schulpsychologe am Schulzentrum Marienhöhe sowie Professor für Kinder- und Jugendlichenseelsorge und Psychotherapie an der Theologischen Hochschule Friedensau, bot die Gelegenheit, Konzepte der Achtsamkeit mit Kindern kennenzulernen und auszuprobieren.

Um „Wertevermittlung und Lehrerpersönlichkeit an öffentlichen Schulen“ ging es Kathrin Weigert, Lehrerin für Deutsch und Englisch und Schulaufsicht am Klenze-Gymnasium in München. Dabei ging es um die Fragen: Welche christlichen Werte sind in der Gegenwart relevant für die Persönlichkeitsbildung der Heranwachsenden und für die Entwicklung unserer Gesellschaft im Ganzen? Wie können Lehrkräfte ganzheitlich orientierte christliche Werte vermitteln, ohne dabei subjektive Überzeugungen einseitig in den Vordergrund zu stellen? Welche Aspekte der Lehrerpersönlichkeit würden dabei die Werteentwicklung der Schüler besonders unterstützen?

Mit einem „Oder“ stellte Stefan Wilhelm, Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik am Schulzentrum Marienhöhe, die Behauptung infrage: „Lehrerpersönlichkeit in Mathematik und Naturwissenschaften. Bei uns zählen nur Fakten!“ Im naturwissenschaftlichen Unterricht würden einige Themen zwar existenzielle Fragen ins Spiel bringen, doch von der Lehrkraft werde erwartet, dass sie statt einer persönlichen Überzeugung den objektiven Blick behalte. Die Teilnehmer des Workshops tauschten sich darüber aus, ob und wie sich individueller Glaube und Werte mit wissenschaftlichem Anspruch vereinbaren ließen.

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