„Wir leben jenseits des Gartens Eden“

Borna bei Leipzig | APD

Wo früher der Braunkohlentagebau Erde, Luft und Klima ruinierte, blüht heute die Landschaft. Noch vor wenigen Jahren blickte man in der Gegend um Borna bei Leipzig in schmutzige Krater, heute hat sich das ehemalige Abbaugelände in ein Naherholungsgebiet mit zahlreichen Seen verwandelt. Viele Tier- und Pflanzenarten fanden dort wieder eine Heimat. Kann der Mensch, wenn er nur will, paradiesische Zustände schaffen? Mit dieser Frage befasst sich der diesjährige „Tag der Schöpfung“. Zur zentralen Feier am 4. September luden die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland und die ACK Sachsen zum Gottesdienst in die evangelische Stadtkirche St. Marien nach Borna ein.

Deutschland ist kein Paradies
Für viele Flüchtlinge sei Deutschland ein Paradies. Doch hier angekommen, hörten sie auch die Rufe: „Ihr habt hier nichts zu suchen!“, gab die evangelisch-methodistische Bischöfin und stellvertretende Vorsitzende der ACK Deutschland, Rosemarie Wenner (Frankfurt/Main), in ihrer Predigt zu bedenken. Borna habe die ACK gewählt, weil sich dort besonders zeige, wie eine geschundene Natur wieder verändert werden könne. Nach vielen Jahren des Braunkohletagebaus wurde die Landschaft um Borna durch Renaturierungsprojekte in das Naherholungsgebiet „Leipziger Neuseenland“ verwandelt.

Allerdings habe die Renaturierung auch die Grenzen des menschlich Machbaren aufgezeigt und neue Probleme geschaffen, da viele ihre Arbeitsplätze im Braunkohletagebau verloren. „Wir sind nicht angekommen im Paradies“, stellte Bischöfin Wenner fest. „Wir leben jenseits des Gartens Eden.“ Die Schöpfung leide, sagte Wenner in Anlehnung an eine Passage aus dem Römerbrief des Apostels Paulus. „Das Wunderwerk der Schöpfung ist nicht nur vom natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen gekennzeichnet, es ist auch durch den Größenwahn und Eigennutz der Menschen bedroht“, so die Bischöfin. Neues Leben breche sich dort Bahn, wo Menschen die Natur achten sowie große und kleine Schritte unternehmen, sie zu bewahren. „Wir Menschen schaffen aber keine paradiesischen Zustände. Wir sind ja nicht die Herren der Schöpfung, auch wenn Gott uns schöpferische Fähigkeiten gegeben hat.“ Das eigentliche Paradies werde Gott noch schaffen, wenn Jesus wiederkommt. „Christen rechnen mit der Erneuerung und handeln in der Hoffnung, dass Gott auch aus unserem unvollkommenen Leben etwas Ganzes macht.“

Den Schöpfer loben, die Schöpfung bewahren
Seit dem Jahr 2010 feiert die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland jährlich am ersten Freitag im September einen „Ökumenischen Tag der Schöpfung“. Er geht auf eine Anregung des damaligen Ökumenischen Patriarchen und Ehrenvorstehers der orthodoxen Christenheit, Dimitrios I. (1914-1991), zurück, einmal im Jahr „gemeinsam zum Schöpfer zu beten“. Dieser Tag wird bundesweit begangen und regt dazu an, das Lob des Schöpfers als Christen gemeinsam anzustimmen und gleichzeitig die eigenen Aufgaben für die Bewahrung der Schöpfung in den Blick zu nehmen. In den Gemeinden kann der Schöpfungstag auch an einem anderen Tag innerhalb des Zeitraums vom 1. September bis 4. Oktober gefeiert werden.

Die ACK in Deutschland hat das Grundlagenheft „Gottes Schöpfung feiern – Ökumenischer Tag der Schöpfung“ überarbeitet und neu herausgegeben. Darin wird Geschichte und Anliegen des Schöpfungstages erläutert. Das Heft enthält zudem Materialien für die eigene Vorbereitung und Durchführung von Gottesdiensten sowie Ideen für die Gestaltung der Schöpfungszeit.

Weitere Informationen: www.schoepfungstag.info

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