Friedensauer Adventisten wählen in Sachsen-Anhalt gegen den Trend

Friedensau bei Magdeburg | APD

Wenn es am 13. März bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt nach der hauptsächlich von Siebenten-Tags-Adventisten bewohnten Ortschaft Friedensau bei Magdeburg gegangen wäre, hätte die Alternative für Deutschland (AfD) ihren Einzug in den Landtag klar verfehlt.

Während in Sachsen-Anhalt 24,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Zweitstimme für die AfD abgaben, waren es in Friedensau lediglich 1,1 Prozent, sodass die Partei dort deutlich unter der Fünf-Prozent-Marke blieb. Wahlsieger wurde in dem hauptsächlich von Adventisten bewohnten Ort die CDU mit 41,6 Prozent, die auf Landesebene aber nur 29,8 Prozent erreichte. Auch die SPD lag in Friedensau mit 29,8 Prozent eindeutig über dem Landesdurchschnitt (10,6 Prozent). Anders dagegen Die Linke. Mit 3,9 Prozent wäre sie in Friedensau nicht in den Landtag gekommen. Die Wähler in Sachsen-Anhalt gaben ihr stattdessen 16,3 Prozent. Besser als im Land (5,2 Prozent) schnitten in dem adventistischen Ort Bündnis 90/Die Grünen ab (10,7 Prozent). Mit 5,1 Prozent hätte auch die FDP in den Landtag einziehen können, die jedoch in Sachsen-Anhalt knapp an der 5-Prozent-Hürde scheiterte (4,9 Prozent).

Andere Parteien wurden in Friedensau nur vereinzelt gewählt. Die Freien Wähler erhielten 2,8 Prozent, die Allianz für Fortschritt und Aufbruch (ALFA) 1,7 Prozent, die Freien Bürger Mitteldeutschlands (FBM) und die Tierschutzpartei je 1,1 Prozent sowie die Tierschutzallianz und Die Rechte jeweils 0,6 Prozent der abgegebenen Stimmen. Keine einzige Stimme bekamen die NPD, Die Partei und die Magdeburger Gartenpartei (MG). Die Wahlbeteiligung der rund 300 wahlberechtigten Friedensauer Bürger lag mit 64,07 Prozent über dem Landesdurchschnitt (61,1 Prozent).

Die Ortschaft Friedensau wurde 1899 von Siebenten-Tags-Adventisten zur Errichtung einer theologischen Ausbildungsstätte gegründet und erlangte 1922 die politische Eigenständigkeit. Sie umfasst heute unter anderem die Theologische Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit rund 200 Studierenden, ein Altenpflegeheim des Advent-Wohlfahrtswerkes (AWW) für 122 pflegebedürftige Menschen, 17 betreute Wohnungen, eine Seniorenwohnanlage mit 15 barrierefreie Wohnungen und einen Zeltplatz für bis zu 1.000 Jugendliche.

Im Zuge der Verwaltungsreform schlossen sich im Jahr 2002 die fast 500 Einwohner Friedensaus der Stadt Möckern (Landkreis Jerichower Land) an. Viele Studenten und Dozenten sowie Angestellte von Hochschule und Altenheim wohnen nicht in dem Ort oder haben hier lediglich einen Zweitwohnsitz, sodass sie dort nicht wahlberechtigt sind. Da 86 Studierende aus anderen Ländern kommen, haben auch sie kein Wahlrecht.

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