Katholische Kirche veröffentlicht Textsammlung zur Reformation

Bonn | APD

Die Ökumenekommission der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz hat die Arbeitshilfe „Reformation in ökumenischer Perspektive“ veröffentlicht. Sie enthält ökumenisch relevante Texte zu Martin Luther und zur Reformation.

Reformation als Neubesinnung auf das Evangelium
„Der 500. Jahrestag des Beginns der Reformation, der 2017 begangen wird, bietet in besonderer Weise Anlass, sich mit den Voraussetzungen, dem Verlauf und den Folgen der Reformation zu beschäftigen“, schreibt der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg), im Vorwort der über 200-seitigen Arbeitshilfe. Vielfach wäre die Reformation in der römisch-katholischen Kirche negativ und abwertend beurteilt worden. Mit den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sei jedoch ein Wandel in der Bewertung ermöglicht worden, der sich in eigenen Stellungnahmen und in der gemeinsamen Erarbeitung ökumenischer Dialogdokumente niedergeschlagen habe, so Feige.

Nach wie vor sei die Erinnerung an die Reformation nicht frei von Schmerz, verbinde sich doch mit ihren Folgen die Trennung der abendländischen Christenheit. Andererseits sähen katholische Theologen heute in der Reformation aber auch „einen wichtigen Beitrag zu einer Neubesinnung auf das Evangelium“, gab der Vorsitzende der Ökumenekommission zu bedenken. Es sei der römisch-katholischen Theologie inzwischen gelungen, die Geschehnisse des 16. Jahrhunderts nüchtern aufzuarbeiten. In einem langen ökumenischen Dialog hätten jene theologischen Lehrunterschiede neu bewertet werden können, die ihre Wurzeln in der Reformationszeit haben. Dies dokumentiere die vorliegende Arbeitshilfe.

Die Gründe, sich gegenseitig zu verurteilen, entfallen
Im ersten Teil der Arbeitshilfe sind Dialogdokumente zusammengestellt, die gemeinsame Aussagen zur Reformation, ihren Hauptpersonen und ihren Auswirkungen enthalten. Etwa die Stellungnahmen der Gemeinsamen Römisch-katholischen/Evangelisch-lutherischen Kommission „Alle unter einem Christus“ (1980) und „Martin Luther – Zeuge Jesu Christi“ (1983) sowie der „Schlussbericht der Gemeinsamen Ökumenischen Kommission zur Überprüfung der Verwerfungen des 16. Jahrhunderts“ (1985). Die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die 1999 zwischen dem Lutherischen Weltbund und der römisch-katholischen Kirche festgestellt wurde, ermögliche laut Bischof Feige „das gemeinsame Urteil, dass die Gründe, sich gegenseitig zu verurteilen, vor allem in der Frage der Rechtfertigung entfallen sind“.

Im zweiten Teil werden Beiträge aus dem Raum der römisch-katholischen Kirche dokumentiert. Ausgehend vom „Ökumenismusdekret“ des Zweiten Vatikanischen Konzils (1964) verdeutlichen sie die katholische Position zur Reformation und ihren Auswirkungen.

Beitrag für ein gemeinsames Christusfest
Die Textsammlung verstehe sich, so Gerhard Feige, „als Beitrag der römisch-katholischen Kirche zum 500-jährigen Gedenken der Reformation und will den Boden für ein gemeinsames Christusfest aus diesem Anlass bereiten“.

Die Broschüre „Reformation in ökumenischer Perspektive“ (Arbeitshilfen Nr. 284) ist als pdf-Datei zum Herunterladen unter www.dbk.de in der Rubrik „Veröffentlichungen“ zu finden.

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