Amtseinführung des neuen Politikbeauftragten der Evangelischen Allianz

Berlin | APD

Die Deutsche Evangelische Allianz (DEA), ein Bund von Christen aus evangelischen Landeskirchen, Freikirchen und christlichen Gemeinschaften, hat am 19. Oktober in einem Gottesdienst in der St. Matthäuskirche in Berlin-Tiergarten Uwe Heimowski (52) in sein neues Amt als Beauftragter der DEA beim Deutschen Bundestag und am Sitz der Bundesregierung eingeführt. Sein Vorgänger Wolfgang Baake wurde in den Ruhestand verabschiedet.

Wolfgang Baake künftig im „ruhigeren aktiven Dienst“
Hartmut Steeb, Generalsekretär der DEA, würdigte den langjährigen Dienst des Theologen und Journalisten Wolfgang Baake (65). Seit der Akkreditierung der Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag im Jahr 1999 habe Baake das Amt des Beauftragten am Sitz der Bundesregierung bis 2013 ehrenamtlich neben seinem Hauptamt als Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes kep ausgeübt. Aber schon seit 1982 habe er als Vertreter der DEA und der evangelikalen Bewegung gewirkt. Mit sehr großem Engagement und leidenschaftlich hätte er dafür gearbeitet, dass „die schon 1846 bei der Gründung der Evangelischen Allianz sehr bewusste gesellschaftspolitische Dimension dieser Bewegung in unsere Zeit hinein aktualisiert und mit Leben erfüllt wurde“, so Steeb. Er verabschiedete den immer noch ehrenamtlich tätigen Baake nicht in den Ruhestand, sondern in den „ruhigeren aktiven Dienst“.

Der Neue: Uwe Heimowski
Der Vorsitzende der DEA, Dr. Michael Diener, betonte bei der Amtseinführung von Uwe Heimowski, dass es für Christen auch gelte gesellschaftliche Verantwortung „unter Achtung der Überzeugung anderer“ zu übernehmen. Heimowski arbeitete im Anschluss an seine Ausbildung als staatlich anerkannter Erzieher für die Heilsarmee in Hamburg, übernahm danach die pädagogische Leitung eines Jugendheimes mit zwei Förderschulen und baute in Rückersdorf in Thüringen die erste christliche Suchthilfeeinrichtung für minderjährige Jugendliche auf. Er war darüber hinaus als Dozent für Sozial- und Wirtschaftsethik an der Berufsakademie Gera tätig.

Der Diplomtheologe hat in Hamburg, Basel, Leipzig und Halle Theologie studiert und ist seit 14 Jahren zu 50 Prozent als Gemeindereferent in der Funktion eines Pastors der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gera tätig. Seit 2009 arbeitet er darüber hinaus als Referent für Menschenrechte und Öffentlichkeitsarbeit des Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich (CDU) aus Chemnitz.

Als langjähriges Mitglied im Jugendarbeitskreis und des Konferenzausschusses der Bad Blankenburger Allianzkonferenz ist Uwe Heimowski die Arbeit der Deutschen Evangelischen Allianz vertraut. Zu seinen Ehrenämtern gehört auch die Mitgliedschaft im Vorstand des Christlichen Medienverbundes kep und das Stadtratsmandat in Gera. Heimowski ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau Christine fünf Kinder. Sein Dienst bei der DEA begann bereits am 1.10.2016.

Sich mit den Problemen dieser Welt befassen
In seiner Antrittsrede nahm Uwe Heimowski Bezug auf das Bibelwort in Jeremia, Kapitel 29: „Suchet der Stadt Bestes“. Der alttestamentliche Prophet empfahl den nach Babylon verschleppten Juden sich dort nicht nur durch den Bau von Häusern und der Gründung von Familien einzurichten, sondern sich auch um das Wohlergehen der Stadt zu bemühen. Denn, so Jeremia, wenn es der Stadt gut geht, werde es auch den Weggeführten gut gehen.

Heimowski: „Das, was wir selbst tun können, sollten wir nicht Gott in die Schuhe schieben. Wo wir mit unserem Wirken an Grenzen stoßen, können wir zu Gott für jene beten, denen wir nicht helfen können.“ Oft gebe es keine schnellen Lösungen. Dann gelte es, auch auf andere zu hören, was sie dazu sagen. Nützlich wäre zur Orientierung zudem ein Kompass. Für Christen sei das die Bibel, sodass sie auch die Frage stellten: „Was hätte Jesus in solch einem Fall getan?“ Doch Orientierung allein nutze wenig, wenn nicht entsprechend gehandelt werde. Es gelte sich nicht aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen, sondern sich mit den Problemen dieser Welt zu befassen. Der neue Politikbeauftragte schätze es sehr, in einem Land zu leben in dem Frieden und Freiheit herrsche. Er sei dankbar für den demokratischen Rechtsstaat in Deutschland. Er wolle in seiner Arbeit eine „große Breite“ suchen, sowohl thematisch wie auch im Kontakt mit den Kirchen und allen im Bundestag vertretenen Parteien.

Sein Vorgänger Wolfgang Baake bedauerte in seinem Grußwort, dass es in vielen Ländern keine Freiheit wie in Deutschland gebe. Er bat Heimowski deshalb sich besonders für die verfolgten Christen in aller Welt einzusetzen.

Nicht als Solist arbeiten
Der Theologische Referent beim Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Oberkirchenrat Joachim Ochel, erklärte, der Beitrag der Kirchen sei auch in der Politik gefragt. Dazu müssten sie „dicht am politischen Geschehen dran sein“ und einen „guten Kontakt zum Gegenüber“ pflegen. Er ermunterte Heimowski, dies „nicht als Solist“ zu tun, sondern die Interessen der Evangelischen Allianz einzubringen, zugleich aber auch das wahrzunehmen, was andere sagen.

In einem persönlich gehaltenen Grußwort erinnerte Peter Jörgensen, Beauftragter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen am Sitz der Bundesregierung, an den Einsatz bedeutender Christen und christlicher Organisationen für Menschenrechte (Martin Luther King), gegen Sklaverei (William Wilberforce) und gegen die seelischen und sozialen Nöte von Menschen (die Heilsarmee). Christen müssten mitwirken am „Gemeinwohl und am Globalwohl“.

Christentum ist mehr als Ostereier und Christstollen
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Volker Kauder, ermutigte dazu, im Dialog mit den Parlamentariern die richtige „Mischung aus Fordern und Fördern zu finden“. Er versicherte: „Die Stimme der Christen wird auch im Bundestag gehört.“ Als ein Beispiel nannte er das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe, das auch ein Anliegen der Evangelischen Allianz sei. Selbst wenn manch ein Christ von bestimmten Entscheidungen enttäuscht sei, sollte er bedenken, dass es in der Politik Menschen gebe, die an Gott glauben und um den richtigen Weg ringen würden.

Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, forderte dazu auf, den „hochaktuellen Auftrag“ dessen, „was das Christentum im Kern ausmacht“, zu leben. Das seien nicht „Ostereier und Christstollen“, sondern das „dreifache Liebesgebot Jesu“: zu Gott, zu sich selbst und zu anderen Menschen. Christen sollten sich nicht nur für verfolgte Christen, sondern auch für andere Minderheiten einsetzen. Er rief die Christen auf, gemeinsam mit den Politikern herauszufinden, was das Beste für unser Land sei.

Neben der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche sowie der DEA hat auch die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) einen Beauftragten am Sitz der Bundesregierung. Zur VEF gehören in Deutschland 14 Freikirchen mit zusammen fast 300.000 Mitgliedern. Peter Jörgensen ist seit 2007 dieser Beauftragte. Er arbeitet zugleich als Pastor in einer sozialdiakonisch und missionarisch orientierten Baptistenkirche in Berlin-Wedding.

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